Chilperichs I.

Aus Theoria Romana
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Chilperich I., (* um 537 ,† zwischen 27. September und 9. Oktober 584, ermordet) war merowingischer König in Neustrien (Soissons) von 561 bis zum seinem Tod, seine Residenz war Chelles bei Paris. Er war der jüngste Sohn des Frankenkönigs Chlothar I. aus seiner Ehe mit Ingund (nach anderen Quellen war Arnegunde seine Mutter, siehe dazu die Anmerkung bei Chlothar I.).

Nach dem Tod des Alleinherrschers Chlothar I. (561) bemächtigte sich Chilperich zuerst des Bereichs um Paris sowie des Thronschatzes, woraufhin seine Brüder eingriffen, um nach Merowingersitte das Reich unter sich aufzuteilen. Chilperich erhielt dabei das Teilreich von Soissons. Nach dem Tod von Charibert I. (567) von Paris bekam Chilperich dessen Küstengebiete zugesprochen. Er versuchte sogleich, seine räumlich getrennten Gebiete zu verbinden und besetzte Tours und Poitiers.

Im Bündnis mit Guntram I. von Orleans gegen Sigibert I. von Reims, der durch Kämpfe gegen die Awaren gebunden war, kämpfte er in diesem Bruderkrieg zunächst erfolgreich, wurde aber dann immer weiter zurückgedrängt.

Die Gegnerschaft zu Sigibert hatte auch einen familiären Hintergrund: dieser heiratete ca. 566 Brunichild, Tochter des Westgotenkönigs Athanagild; Chilperich wiederum hatte deren Schwester Gailswintha etwa ein Jahr später geheiratet, ließ sie aber bereits kurz danach umbringen um seine Geliebte Fredegunde zu heiraten.

575 wurde Sigibert ermordet (wohl auf Chilperichs Befehl hin), Chilperich erfocht nun einen Erfolg nach dem anderen und hatte bald das ganze Charibert-Erbe seines Gegners erobert.

Nun wechselten die Fronten: Verbündet mit Austrasien, nach der dortigen Revolte gegen Sigiberts Witwe Brunichild (581), ging es nun gegen Gunthram. Auch hier war Chilperich erfolgreich, eroberte den Rest des Charibert-Erbes und residierte nun im eigentlich neutralisierten Paris. Da er bis dahin ohne überlebenden Sohn geblieben war, setzte er im Rahmen dieses neuen Bündnisses seinen Neffen Childebert II. als Erben ein.

583 gab es einen erneuten Umschwung in Austrasien dem er durch ein Bündnis mit dem Westgotischen König Leovigild, besiegelt durch ein Verlöbnis seiner Tochter Rigundis mit Rekkared, Leovigilds Sohn, entgegentrat. Im Herbst 584 wurde Chilperich auf der Jagd ermordet, angeblich auf Betreiben seiner Frau Fredegunde und des Adels. Sein Sohn Chlothar II. war zu diesem Zeitpunkt erst wenige Monate alt, so brach Chilperichs Reich sogleich zusammen.

Chilperich wurde in der Kirche St. Vincent in Paris beerdigt, ebenso wie 13 Jahre später Fredegunde

Der Chronist der Merowinger-Dynastie, Gregor von Tours bezeichnete Chilperich als "Nero und Herodes unserer Zeit", obwohl er durchaus auch dessen künstlerische Interessen und seine Gestzgebung würdigte. Insbesondere auch das frevelhafte Verhalten seine Geliebten und späteren Frau Fredegunde führte in der Einschätzung der Zeitgenossen zu den andauernden Bruderkriegen.

Die teils bizarre Familientragödie rund um die Schwestern Gailswintha und Brunichild sowie Fredegunde ging in die Nibelungensage ein.


Quelle: Lexikon