Heldenmythen

Aus Theoria Romana
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Die Helden der Frühzeit bildeten ein weit verzweigtes Netz aus mythischen Gestalten und Vorgängen. Manche Heroen, vor allem Hercules, waren für die gesamte griechische, bzw. römische Antike von Bedeutung. Mythische Geschichten vereinigten Helden (meist aus Griechenland, da die Römer die entsprechenden Mythen übernahmen, bzw. erweiterten), wie zum Beispiel der Krieg gegen Troja. Andere Helden und Mythen spielten nur in einzelnen Landschaften und Städten eine lokale Rolle.

Der Kriegszug nach Troja war der wichtigste Knotenpunkt im Zeitalter der Heroen. Nachdem der trojanische Prinz Paris die spartanische Königsgemahlin Helena geraubt hatte, sammelte deren Ehemann, Agamemnon ein Heer unter der Führung von Helden aus ganz Griechenland, darunter Achilleus und Odysseus. Er belagerte Troja 10 Jahre lang und nahm es schließlich durch eine List (trojanisches Pferd) ein. Die Rückkehr der siegreichen Griechen war Thema vieler weiterer schicksalshafter Geschichten (sog. "Nostoi", Heimkehrgeschichten), vor allem die Ermordung des Agamemnon durch die eigene Frau, mit den daran anschließenden Rachetaten der Kinder, sowie die Irrfahrten des Odysseus und des Aeneas. Viele Episoden der Mythen um Troja hatten eine vorbildliche, oder warnende Bedeutung, die sich durch alle Epochen der Antike veränderten und abwechselten.

Unter den einzelnen Helden ragte vor allem Hercules heraus. Aus den vielen Taten, die man von ihm erzählte, fasste man 12 zu einem Zyklus zusammen. In ihnen durchquert er in größter Anstrengung den ganzen Raum der Welt in der Sicht der frühen Griechen. Er besiegte Monster, wie z.B. den Löwen von Nemea, oder die vielköpfige Schlange Hydra. Er bezwang die Amazonenkönigin und den dreilebigen Riesen Geryon, wo er dann im Garten der Hesperiden die Äpfel der Unsterblichkeit bekam. Sogar in die Unterwelt drang er ein, um den Höllenhund Kerberos zu besiegen. Sein Lohn war die Aufnahme unter die Götter. Hercules verkörperte zunächst die Ideale und Hoffnungen der Menschen in archaischer Zeit (700-490/80 v. Chr.), indem er durch eigene Kraft die Ordnung der Welt sichert, sich in der Fremde bewährt und sogar den Tod überwand. Spätere Epochen haben ihm neue Seiten gegeben, denn mit der Veränderung gesellschaftlicher Formen veränderten sich gleichermaßen die Leitbilder dieser Gesellschaft. Er wurde zu einem Ideal ethischer Lebensführung, bis Alexander der Große ihn einerseits als mythischen Anherren, andererseits vor allem als Leitbild des Eroberers verehrte. In diesem Sinn wurde Hercules zum Herrscherideal hellenistischer Könige und römischer Kaiser. Gleichzeitig machte die Oberschicht hellenistischer Städte und des republikanischen Roms den "Zecher" Hercules zum Prototypen eines "vitalen, üppigen Lebensgenusses". Schließlich erscheint er auf kaiserzeitlichen Sarkophagen als Garant dafür, dass das Leben des Verstorbenen tugendhaft war.


Quelle: Tonio Hölscher, Klassische Archäologie, Grundwissen