Cappadocia
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Lage und Geografie
Die Provinz Cappadocia lag im heutigen Zentralanatolien in der Türkei. Im Westen grenzte sie entlang des Tatta lacus (heute Tuz Gölü) und dem Unterlauf des Halys (heute Kizilirmak) an Galatia, im Norden an den pontus Euxinus (heute Schwarzes Meer), im Osten entlang der Linie der Städte Satala (heute Sadagh) und Melitene (heute Malatya) am Oberlauf des Euphrat an das Gebiet der Armenier und Parther und im Süden entlang des Taurusgebirges an Cilicia.
Das Hochland liegt bei durchschnittlich 1000m Höhe und ist für den Bergbau geeignet. Das Provinzgebiet insgesamt ist wenig bewaldet.
Vorrömische Geschichte
Ursprünglich war das Gebiet Kernland der Hethiter und stand danach erst unter persischem und dann seleukidischem Einfluss. Zum Ende des 3. Jh. n. Chr. erlangte es Eigenständigkeit als Königreich, dessen König Rom freundlich gesinnt waren.
Im Jahr 111 v. Chr. ließ Mithridates VI. den kappadokischen König Ariarathes VI. ermorden, was Rom erstmals zum ernsthaften eingreifen zwang. Im Jahr 77 v. Chr. fiel das Gebiet dann zeitweilig an Armenien, wurde aber bereits 71 v. Chr. nach einer militärischen Intervention unter Lucius Licinius Lucullus wieder zu einem römischen Klientelkönigreich. Der letzte, 36 v. Chr. durch Marcus Antonius eingesetzte Klientelkönig regierte bis 17 n. Chr., bevor ihn Kaiser Tiberius aus Altersgründen absetzte. Zumindest schien sich in Rom die Meinung durchgesetzt zu haben, dass der König in diesem wichtigen Grenzabschnitt kein verlässlicher Partner mehr war.
Römische Geschichte
Zunächst war die Provinz einem ritterlichen procurator unterstellt, der in Caesarea (heute Kayseri) residierte. Rechtlich war die Provinz dem Kaiser persönlich zugefallen, so dass sie als dessen Privaytbesitz einen ähnlichen Status inne hatte wie Aegyptus. Die Führung durch einen ritterlichen procurator wurde jedoch insbesondere dem schwierigen Grenzverlauf zu Armenien hin nicht gerecht. Unter Kaiser Vespasian wurde schließlich das Gebiet Armenia minor erobert und der Provinz Cappadocia zugeschlagen, die zudem auch die Kontrolle über das Gebiet Pontus in ihrem Nordwesten und dem westlichen angrenzenden Galatia erhielt. Die neue Großprovinz erhielt zwei Legionen mit Standorten in Satala und Melitene als Besatzung und einen Statthalter von consularischem Rang.
Kaiser Trajan trennte Galatia wieder als eigenständige Provinz ab, behielt den sonstigen Zuschnitt der Provinz aber bei und fügte ihr als weitere wichtige Militäreinheit noch die classis Pontica mit Hauptsitz in Trapezus (heute Trabzon) hinzu.
Die weitere friedliche Geschichte der Provinz wurde erst gegen Mitte des 3. Jh. n. Chr. wieder gestört, als Sassaniden und Goten sie sowohl von Osten als auch von Westen bedrohten. Armenia minor wurde in der Reichsreform des Diokletian zu einer eigenen Provinz mit Hauptstadt Nicopolis; beide in der dioecesis Pontica. Erst Kaiser Valens teilte auch das Kernland in Cappadocia I und Cappadocia mit den Hauptstädten Caesarea und Tyana. Bis ins 11 Jh. blieben diese Teil des oströmischen Reiches.
Strategische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung
Als Grenzprovinz zum Reich der Parther hatte Cappadocia eine wichtige strategische Rolle, die sich sowohl im Bemühen um verlässliche Klientelkönige als auch in der späteren recht massiven Truppenpräsenz in der Provinz ausdrückte. Aber auch wirtschaftliche römische Interessen an der reichen Provinz können unterstellt werden, denn Kaiser Tiberius nutzte den Erwerb der Provinz, um aus ihren Einnahmen eine Senkung der unbeliebten 1%igen Steuer auf Sklavenverkäufe zu finanzieren.
Auch über ihre Grenzen hinaus galt die Provinz ferner als Musterbeispiel für erfolgreichen Getreideanbau, bei dem das Getreide in unterirdischen Speichern gelagert und zu besonders schmackhaften Brotsorten verarbeitet wurde. Auch Tiere aller Art, insbesondere Schafe, Esel und Maultiere wurden auf großen Weiden des waldarmen Gebietes gehalten. Pferde aus Cappadocia wurden sowohl wegen ihrer militärischen Tauglichkeit geschätzt als auch als Rennpferde für Wagenrenen. Als weitere reiche Ertragsquelle kam der Abbau von Edelsteinen wie Onyx, Bergkristall, lapis specularis (ein elfenbeinähnliches Gestein), lapis catoptritis (ein spiegelndes weißes Gestein), Steinsalz und sinopis (Rötel) hinzu. Die Silberminen im Süden der Provinz sorgten für einen erheblichen Teil der im Osten des Reiches für die Bezahlung der Truppen benötigten Münzen, die in Caesarea geprägt wurden.
Kulturell hatte Cappadocia auch in seiner Zeit unter hellenistischem Einfluss keine starke Prägung erfahren und wurde auch in römischer Zeit nur mäßig urbanisiert. Weite Teile der Bevölkerung lebten auch weiterhin nach alten kappadokischen sozialen Gliederungen auf dem Land und standen als mittellose Bevölkerung in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihren adeligen Herren. Die Bevölkerung galt daher einseits als körperlich robust, andererseits aber auch als geistig eher beschränkt und rückständig. In historischen Quellen ist beides überliefert, indem es einerseits hieß, wenn eine Schlange einen Cappadox biss, starb die Schlange und andererseits der Autor Lukianos spottete, dass es einfacher sei eine geflügelte Schildkröte zu finden als einen respektablen kappadokischen Redner.
Der christliche Glaube breitete sich in der Provinz recht schnell aus und vermischte sich mit einheimischen heidnischen Vorstellungen. Schon in der zweiten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. konnte Cappadocia als weitgehend christlich gelten. Auch die Großeltern des Goten Ulfilas, der sein Volk zum Christentum führte, stammten aus Cappadocia und wurden bei einem der gotischen Raubzüge von dort an die untere Donau verschleppt.
Literatur: Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999