Lohn
Auch in der Antike wurden Löhne als Gegenleistung für bestimmte Dienste bezahlt. Dabei konnte die Entlohnung nicht nur in Form von Geld, sondern auch durch Naturalien oder Sachzuwendungen geschehen. Arbeitskraft war in antiker Zeit grundsätzlich sehr billig und das Lohnniveau in vielen Beschäftigungsbereichen niedrig, vor allem wenn es sich um einfache Tätigkeiten handelte. Ursächlich dafür dürfte ein über lange Zeiträume stabiles und großes Potential an Arbeitsfähigen und -suchenden gewesen sein. Außerdem trug wohl die Sklaverei maßgebend dazu bei, dass Lohnniveau auf einem niedrigen Stand zu halten. Sklaven mussten gar nicht entlohnt werden und standen in großer Zahl zur Verfügung. Zeitweise stellten sie wohl weit mehr als ¼ der Gesamtbevölkerung innerhalb des Römischen Reiches.
Allerdings ist die Einschätzung des Lohnniveaus, vor allem in Bezug auf die Lebenshaltungskosten, aufgrund der dürftigen Quellenlage sehr schwierig. Noch die besten Informationen über die Entwicklung der Löhne sind aus der römischen Provinz Aegyptus überliefert, wo sich zahlreiche Papyri mit entsprechenden Angaben erhalten haben. Daraus ergibt sich für den Zeitrum vom 1. bis 3. Jh. n. Chr. das Bild einer sehr stabilen Lohnentwicklung mit nur geringen Schwankungen.
Das Existenzminimum dürfte im 1. Jh. n. Chr. bei etwa 400 bis 500 Sesterzen im Jahr gelegen haben. Die Löhne für z. B. niedrigere städtische Amtsdiener lagen aber zum Teil darunter, was bedeutet, dass diese noch andere Einnahmequellen haben mussten um ihren Unterhalt zu sichern. Man kann daraus schließen, dass es in Teilen der Bevölkerung nicht nur üblich, sondern auch notwendig war, mehreren Beschäftigungen nachzugehen.
Der Sold in der römischen Armee war demgegenüber deutlich höher und stieg im Gegensatz zu den sonstigen Löhnen innerhalb der ersten drei Jahrhunderte n. Chr. auch kontinuierlich. Bekam ein einfacher Soldat (lat. milites legionis) während Augustus' Regierungszeit (31 v. Chr. - 14 n. Chr.) bereits 900 Sesterzen im Jahr, waren es unter Domitian (81-96 n. Chr.) 1.200, unter Septimius Severus (193-211 n. Chr.) 1.800 bis 2.400 und unter Caracalla (211-217 n. Chr.) sogar 2.700 bis 3.600.
(weitere Informationen zu diesem Themenaspekt unter: Sold)
Kaiser Diokletian (284-305 n. Chr.) erließ im Jahr 301 n. Chr. ein Edikt, das die Höchstpreise für Waren und Arbeitsleistungen festlegte. Dieses Höchstpreisedikt – es ist inschriftlich überliefert – erlaubt nicht nur einen Blick auf die Preise und Lebenshaltungskosten an der Wende vom 3. zum 4. Jh. n. Chr., sondern lässt auch Rückschlüsse auf das in dieser Zeit herrschende Lohnniveau zu.
Auszug aus dem Höchstpreisedikt Diokletians, Angaben in spätantiken Denaren:
Beruf | Lohn |
Landarbeiter mit Verpflegung | 25 |
Mauerer mit Verpflegung | 50 |
Mosaikarbeiter mit Verpflegung | 60 |
Tischler mit Verpflegung | 50 |
Freskenmaler mit Verpflegung | 150 |
Bäcker mit Verpflegung | 50 |
Hirt mit Verpflegung | 20 |
Maultiertreiber mit Verpflegung | 25 |
Friseur pro Kunde | 2 |
Kloakenreiniger mit Verpflegung | 25 |
Schneider pro seidenem Gewand | 50 |
Schneider pro halbseidenem Gewand | 30 |
Färber/Reiniger pro Frauentunika | 16 |
Grundschullehrer pro Schüler monatlich | 50 |
Hochschullehrer pro Student monatlich | 250 |
Bademeister pro Badegast | 2 |
Schuster für ein Paar Schnürschuhe | 100 |
Schuster für ein Paar Sandalen mit doppelter Sohle | 80 |
Schuster für ein Paar Sandalen mit einfacher Sohle | 50 |
Literatur:
Karl-Wilhelm Weber, Alltag im Alten Rom - Das Leben in der Stadt
Stefan Rebenich, Die 101 wichtigsten Fragen – Antike, 2006