Patrizier

Aus Theoria Romana
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Die Bezeichnung Patrizier leitet sich von patres (Väter) ab und bezeichnete möglicherweise ursprünglich die Oberhäupter der römischen Großfamilien (gentes). Eine andere, häufigere Interpretation leitet patricius von dem patrocinium (Patronat) ab, das die ersten Senatoren über den gesamten Staat und dessen Bürger ausübten.

Königszeit

Nach Livius sollen die Patrizier die angesehensten der Ur-Römer gewesen sein, die Romulus zu seinen Beratern machte und in den Senat berief.

Heute gehen die Historiker jedoch davon aus, dass die Patrizier überhaupt die einzigen Bürger des frühen Roms waren, die volle Bürgerrechte genossen, während die plebs als eine Art Leibeigene von ihnen abhängig waren. Der Senat hingegen stellte eine Auswahl der Patrizier dar. Sie waren in drei Stämme organisiert, die auf verschiedenen Hügeln siedelten und sich erst später vereinigten: Die Ramnes, Tities, und Luceres. Jeder dieser Stämme bestand aus zehn Curiae, die wiederum aus 10 Decuriae bestanden.

Die latinischen Ramnes waren wohl der von Romulus geführte Stamm, der auf dem Palatin siedelten und sich später mit den Tities, einem sabinischen Stamm vom Quirinal und Viminal und wiederum später die etruskischen Luceres ihrer Union hinzufügten. Entsprechend der Vereinigungen wuchs auch der Senat um je 100 Mitglieder, aber auch die Zahl der vestalischen Jungfrauen nahm je um 2 zu.

Die Könige der Frühzeit erweiterten die Zahl der gentes immer wieder und erhöhten damit auch die Zahl der Patrizier, obwohl bereits zu Beginn die gentes der Ramnes als gentes maiores, die der Luceres hingegen als gentes minores bezeichnet wurden.

Republik und frühe Kaiserzeit

Obwohl auch die Plebejer im Laufe der Zeit das Bürgerrecht erhielten, waren einige wichtige Rechte und Privilegien weiterhin den Patriziern vorbehalten. So betrachteten sie sich weiterhin allein als populus (Staatsvolk) im Gegensatz zu den plebes.

Dieser Umstand führte die gesamte Republik über zu großen Streitigkeiten zwischen beiden Ständen - die Ständekämpfe. Hier gelang es dem Plebs, sich nach und nach immer mehr politische Rechte zu ergattern, bis den Patriziern einzig einige, eher unbedeutende Priesterämter blieben. Aus den Patriziern war eine tatsächliche Aristokratie entstanden, die durch Geburt gewonnen wurde und unabhängig von Reichtum und Tätigkeit weiterbestand. Man konnte man diesen Status schließlich einzig durch eine Adoption in eine plebeische Familie verlieren, was jedoch nur höchst selten vorkam. Andererseits konnte ein Plebejer durch die Comitia Curiata in den Status eines Patriziers erhoben werden. Da dies jedoch höchst selten vorkam und immer wieder patrizische Familien ausstarben, existierten am Ende der Republik nur ca. 50 patrizische Familien, die durch Caesar, Augustus und weitere Kaiser aufgestockt werden mussten, damit überhaupt all die patrizischen Priesterämter besetzt werden konnten. Dieser Vorgang wurde als "in familiam patriciam adligere" bezeichnet.

Es entstand eine neue, bedeutendere Oberschicht, die Nobilitas. Obwohl diese tatsächlich mehr und mehr Bedeutung gewann und diesem auch viele Patrizier angehörten, blieb auch später noch ein hohes Standesbewusstsein der Patrizier bestehen. Allerdings findet man sie in allen Bevölkerungsschichten: Unter den Rittern ebenso wie unter den Senatoren und allen übrigen Bevölkerungsgruppen.

Mit der Zeit wurde die Erhebung in den Patrizierstand für die Kaiser gängige Praxis, um verdiente Männer auszuzeichnen, sodass der Status eines Patriziers zu einem bloßen Ehrentitel wurde.

Späte Kaiserzeit

Konstantin machte den Rang eines Patricius schließlich zu einer persönlichen Auszeichnung, die sich nicht vererbte und an verdiente Männer aus seinem persönlichen Umfeld wurden. Andere Kaiser führten dieses Vorgehen fort.

Erkennungszeichen

Patrizier trugen, soweit sie nicht die Abzeichen ihres Ordo trugen, keinerlei besondere Erkennungszeichen außer dem mulleus, einem speziellen Schuh (der an anderer Stelle als Magistratenschuh bezeichnet wird). Dieser hüllte den gesamten Fuß, sowie einen Teil der Unterschenkel ein, war jedoch nicht so hoch wie der eines Senators. Die Schnürung aus vier Bändern (lora patricia) wurde am oberen Ende mit einer lunula, einem sichelmondförmigen Anhänger, verziert.


Literatur: Leonhard Schmitz: Art. Patricius, in: Smith: A Dictionary of Greek and Roman Antiquities, London, 1875