Steuer
Wie heute gab es im römischen Reich sowohl direkte als auch indirekte Steuern, deren Eintreibung in der Republik privaten Steuerpächtern (publicani), seit der Kaiserzeit jedoch prinzipiell einem procurator oblag. Dabei konnte ein solcher Finanzprokurator durchaus für mehrere Provinzen gleichzeitig zuständig sein, wie zum Beispiel der procurator Augusti provinciarum Belgicae et utriusque Germaniae, der für die Steuererhebung in Gallia Belgica, Germania inferior und Germania superior zuständig war und in Augusta Treverorum (heute Trier) residierte.
Allerdings bestand bereits seit 167 v. Chr. bis zur Zeit Diocletians nur für Provinziale eine direkte Steuerpflicht. Allerdings waren auch in Provinzen solche Städte ausgenommen, die das italische Bürgerrecht besaßen. Als Begründung für diese ungleiche Heranziehung zu Staatsausgaben wurde das dominium populi Romani in solo provinciali vorgebracht.
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Direkte Steuern
Als direkte Steuern wurden zum einen ein tributum soli als Grundsteuer auf den Bodenertrag sowie ein tributum capitis als Kopfsteuer erhoben. Grundlagen für diese Steuern war ein Provinzialzensus, bei dem die Bevölkerung zahlenmäßig erfasst und ihr Vermögen pro Person geschätzt wurde. Ein solcher Zensus fand nur in unregelmäßigen Abständen statt, meist alle 20 bis 30 Jahre. Für Germania inferior ist der erste Zensus für das Jahr 27 v.Chr. überliefert. Weitere erfolgten unter Drusus 12 v.Chr., Germanicus 14 n.Chr., Nero 61, Domitian 83 und Trajan 110. Die Organisation des Zensus lag bis in die Zeit der Adoptivkaiser in den Händen des Militärs. Erst unter Hadrian ist für Germania inferior ein eigener procurator ad census accipiendos überliefert. Namentlich bekannt ist Quintus Domitius Marsianus, der unter Kaiser Marc Aurel einen Zensus in Gallia Belgica und Germania inferior durchführte. Die Erhebungen mussten nicht unbedingt eine ganze Provinz umfassen, es konnten auch nur eine Anzahl von Regionen und Stammesgemeinden geschätzt werden. Provinzübergreifende Zensus gab es offenbar nicht.
Zum Provinzialzensus kam noch der Stadtzensus, der alle fünf Jahre erstellt wurde. Er wurde in allen Städten des Reiches durchgeführt und bildete auch die Basis für den Provinzialzensus. Die Magistrate der Städte hafteten persönlich für die den Städten auferlegten Abgaben. Die duumviri quinquennales waren dafür verantwortlich und diese beiden Ämter waren hochangesehen.
Indirekte Steuern
Indirekte Steuern wurden allgemein auf Umsätze oder auf bestimmte Geschäfte erhoben:
- Centesima rerum venalium: 1%ige Umsatzsteuer
- Vicesima quinta venalium mancipiorum: 4%ige Sklavenverkaufsabgabe
- Vicesima Libertatis: 5%ige Freilassungssteuer
- Vicesima herediatium: 5%igen Erbschaftssteuer
Auch für die Eintreibung dieser Steuern waren Prokuratoren zuständig, so dass aus Lugdunum (heute Lyon) beispielsweise ein procurator XX herediatium per Gallias Lugdunensem et Belgicam et utramque Germaniam bekannt ist, der für die Erbschaftssteuer in vier Provinzen zuständig war.
Zölle
Zusätzlich zu den Steuern innerhalb der Provinzen bildete die römische Herrschaft auch provinzübergreifende Zollbezirke, etwa den gallischen Zollbezirk (bestehend aus den gallischen, germanischen und Alpenprovinzen), den hispanischen (für die gesamte spanische Halbinsel, ) den illyrischen (bestehend aus Raetia, Noricum, Pannonia, Illyricum, Dacia, Moesia und Thracia), aber auch solche, die sich nur auf eine einzelne Provinz erstreckten (etwa den von Asia). Hier waren jeweils 2,5% des Warenwertes an Zollstationen zu entrichten, die die Ware prüften, teilweise mit Bleiplomben versahen (um versteuerte Ware zu kennzeichnen) und nicht oder falsch angegebene Güter einzogen. Diese Stationen übernahmen häufig conductores als private Zollpächter, allerdings überdauerten bei der überregionalen Organisation auch bis ins 2. Jahrhundert publicani-Gesellschaften.
Zusätzlich existierte allerdings auch ein Außenhandelszoll an der Ostgrenze, der immerhin 25 % betrug, ehe er unter Alexander Severus halbiert wurde.
Sonstige Einnahmen
Neben offiziellen Steuern konnte der princeps auch noch auf zahlreiche, eher unregelmäßige Einnahmen hoffen: So fielen ihm immer wieder Erbschaften von Privatpersonen, aber auch Geschenke von Städten aus dem gesamten Reich zu (häufig in Form sog. coronae aureae (Goldkronen)). Eine weitere Einnahmequelle waren schließlich Strafgelder und konfiszierter Besitz, die von verurteilten Hochverrätern eingezogen wurden (was möglicherweise ein Grund für die regelmäßigen Verfolgungswellen im Kaiserreich war). Schließlich konnten die Kaiser auch regelmäßig auf Beute aus Feldzügen und den Erträgen staatlicher Bergwerke hoffen.
Literatur:
imperiumromanum.com
Th. Fischer (Hrsg.), Die römischen Provinzen, Stuttgart 2001
Hartmut Galsterer, Art. Steuern, in: DNP.
Hartmut Galsterer: Art. Quadragesima, in: DNP.
Björn Onken: Art. Zoll (Rom), in: DNP.