Trepanation
Links oben ein Trepanbohrer mit zusammengeklapptem Zugbogen.
Die gezähnte Metallseite des Bohrers wird auf den Schädelknöchen
aufgesetzt und durch manuellen Druck auf die hölzerne Seite fixiert.
Die Sehne des Zugbogens wird in der Kerbe im Holzteil einmal um
den Bohrer gewickelt und dieser dann durch Vor- und Zurückziehen
des Bogens in Drehung versetzt.
Die Trepanation ist das Anbohren eines vom Knochen umschlossenen Raumes mit einem Trepan (Bohrer). Trepanationen am Kopf wurden schon lange in vorchristlicher Zeit durchgeführt, so sind Funde von der Zeit des Protoneolithikum bekannt, die solche Öffnungen im Schädel offenbaren. Mit dieser Operation ist ein Senkung des Schädelinnendruckes und Eingriffe in das Schädelinnere möglich. Es gibt zwei Arten der Operationen, je nachdem womit der geöffnete Schädel wieder geschlossen wird. Zum einen wird entweder der Knochen wieder eingesetzt oder ein anderer Ersatzstück genommen, wie Metall. Wie oft bei Operationen in Vorzeit, von der Antike bis hin zur Moderne, war das ein Eingriff mit großem Risiko. Während antiker Operationen war die Letalität sehr hoch, somit galten die meisten Eingriffe als letztes Mittel, um den Patienten vor dem Tod zu retten. Hippokrates beschreibt in „De captis vulneribus“ eine solche Trepanation:
Zur Trepanation: wenn sich die Notwendigkeit ergibt, einen Patienten zu trepanieren, muss man über folgendes Bescheid wissen: Wenn du die Behandlung von Anfang an übernommen hast und trepanierst, darfst du den Knochen nicht sofort bis auf die Hirnhaut heraussägen. Denn es ist nicht zuträglich für die Hirnhaut, wenn sie vom Knochen entblößt und lange Zeit Schädigungen ausgesetzt ist; sonst wird sie schließlich schwammig. Es besteht die weitere Gefahr, dass du mit dem Trepan die Hirnhaut während der Operation verletzest, falls du sofort den Knochen bis auf die Hirnhaut aussägst und abhebst. Sondern man muss beim Trepanieren, sobald nur noch wenig durchgesägt werden müsste und der Knochen sich schon bewegen lässt, mit Sägen einhalten und den Knochen von selbst sich loslösen lassen. Denn in dem angesägten Knochen, soweit er von der Trepanation noch nicht erfasst ist, könnte wohl kaum ein Schaden entstehen; denn der übrig bleibende Teil ist schon dünn. Im Übrigen aber muss man behandeln, wie es für die Wunde am besten ist.
Während der Operation muss man den Trepan wegen der Erwärmung des Knochens oft herausnehmen und ihn in kaltes Wasser tauchen. Denn wenn sich der Trepan bei der Rotation erhitzt, verbrennt er den Knochen, indem er ihn erhitzt und austrocknet, und das führt dazu, dass in der Umgebung ein größerer Teil des Knochens abstirbt, als hätte absterben dürfen. Und wenn du sogleich bis auf die Hirnhaut durchsägen und dann den Knochen abheben willst, musst Du den Trepan gleichfalls häufig herausnehmen und in kaltem Wasser abkühlen.
Falls du die Behandlung aber nicht von Anfang an übernimmst, sondern den Patienten von einem andern Arzte übernimmst- spät für die Behandlung!- muss man mit einem gezähnten Trepan den Knochen sofort bis auf die Hirnhaut aussägen, den Trepan häufig herausnehmen und ringsum entlang dem Weg des Trepans untersuchen, mit und ohne Sonde. Denn der Knochen wird viel schneller durchgesägt, wenn du einen Knochen mit Eiter darunter oder darin anbohrst, und oft kommt es vor, dass der Knochen nur noch dünn ist, zumal wenn die Verletzung an einer Stelle des Schädels ist, wo dieser eher dünn ist als dick. Du musst auf der Hut sein vor jeder Unachtsamkeit beim Ansetzen des Trepans und immer dort den Trepan ansetzen, wo der Knochen am dicksten zu sein scheint, indem du häufig nachprüfst, und indem man den Knochen hin und her bewegt, muss man versuchen, ihn abzuheben, und nachdem man ihn entfernt hat, muss man im weitern so behandeln, wie es für die Verletzung am besten ist, indem man die Entwicklung im Auge behält.
Und wenn du, den Fall von Anfang an behandelnd, sogleich heraussägen und den Knochen von der Hirnhaut abheben willst, musst du in gleicher Weise häufig mit der Sonde den Gang des rotierenden Trepans nachprüfen und den Trepan immer an der dicksten Stelle des Knochens ansetzen und den Knochen hin und herbewegen, um ihn abzuheben. Wenn Du eine Perforativtrepan verwendest, musst Du nicht bis auf die Hirnhaut vordringen, falls du einen Patienten trepanierst, dessen Behandlung du von Anfang an übernommen hast, sondern du musst eine dünne Lamelle des Knochens belassen, wie es in der Anleitung zum Trepanieren geschrieben steht.
Literatur:
Walter Müri, Der Arzt im Altertum, Gernsbach 1962
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Trepanation
Quelle:
Hippokrates, Griechisches Quellenstück