Wind

Aus Theoria Romana
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Über die Entstehung der Winde, also jener Luft, die sich in Folge des Ausgleichs von Luftdruckunterschieden, vorwiegend in horizontaler Richtung und durch die Erdrotation beeinflusst, bewegt, haben sich bereits die Menschen der Antike ihre Gedanken gemacht.
Die Griechen personifizierten die Winde als mythische Gottheiten. Sie waren die Söhne des Astraios und der Eos. Laut Homer war Aiolos der Herr der Windgötter. Er wurde in Pferde- oder Menschengestalt und mit Flügeln versehen dargestellt. Dazu kamen die Götter der vier Hauptwinde: Boreas (Nordwind), Zephyros (Westwind), Notos (Südwind) und Euros (Ostwind).
Obwohl die Römer diese Namen teilweise bei der Bezeichnung ihrer Wind- bzw. Himmelsrichtungen übernahmen, sahen sie im Wind bereits ein Naturphänomen und nicht nur eine den Göttern zuzuschreibende Erscheinung. Vitruv erklärte ihn so: „Der Wind ist eine strömende Luftquelle mit unbestimmt überflutender Bewegung; er entsteht, wenn die Hitze auf die Feuchtigkeit trifft und der Andrang der Erwärmung einen gewaltig wehenden Hauch herauspresst.“ [1]
Zum Beweis führte er ein Experiment mit so genannten aeoliphylen – Luftgefäßen – an, welche mit Wasser gefüllt ans Feuer zu stellen wären. Durch die Erwärmung verdampfte das Wasser und trat durch die relativ enge Öffnung des Gefäßes aus. So entstand ein, wie er es nannte, „heftiges Gebläse“. Damit sah er die Richtigkeit dieser These als erwiesen an, obwohl sie, wie wir heute wissen, die Gründe für die Entstehung von Wind nur sehr unvollständig erfasst.
Für ihn, den Architekten, war der Wind aber vor allem ein städteplanerisch zu berücksichtigendes Problem. Es galt, die Hauptwindrichtungen eines Ortes zu erkennen und die Straßen so anzulegen, dass sie möglichst nicht gleichsinnig mit bestimmten Windrichtungen verliefen. Der Grund lag darin, dass man bestimmte Winde für ungesund oder sogar krank machend ansah.

[1] Vitruv, Franz Reber (Übers. & Hrsg.): De architectura libri decem, Berlin 1865/1908, Wiesbaden 2004 (Neuaufl.), S. 38ff