Marschgepäck: Unterschied zwischen den Versionen

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==Tragweise des Marschgepäcks==
 
==Tragweise des Marschgepäcks==
{{bildbox|marschgepaeck3.jpg|Das Marschgepäck aus der großen Abbildung in<br>gepacktem Zustand auf der Tragestange.}}
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{{bildbox|marschgepaeck2.jpg|Tragweise von Ausrüstung und Marschgepäck durch einen [[Legion|Legionär]]<br>der römischen [[Kaiserzeit]].}}
 
Wie bereits oben beschrieben, wurden Teile des Gepäcks in einen Leinensack und eine Ledertasche verpackt. Diese sowie alle verbleibenden Stücke wurden an einer hölzernen Tragestange (lat. ''furca'') in Form eines Kreuzes befestigt.
 
Wie bereits oben beschrieben, wurden Teile des Gepäcks in einen Leinensack und eine Ledertasche verpackt. Diese sowie alle verbleibenden Stücke wurden an einer hölzernen Tragestange (lat. ''furca'') in Form eines Kreuzes befestigt.
  
 
Zum Marsch schnallten sich die Soldaten den Schild mit einem Tragegurt auf den Rücken und legten das Querholz der Tragestange auf der Oberkante auf, so dass das Gepäck hinter dem Schild hinab hing. Die Last des Gepäcks wird so über die Tragegurte des Schildes gleichmäßig auf die Schultern verteilt. Bei geübter Tragweise ruht die Gepäckstange ausbalanciert auf der Schildkante und der Soldat braucht an ihrem unteren Ende kaum stützend eingreifen.
 
Zum Marsch schnallten sich die Soldaten den Schild mit einem Tragegurt auf den Rücken und legten das Querholz der Tragestange auf der Oberkante auf, so dass das Gepäck hinter dem Schild hinab hing. Die Last des Gepäcks wird so über die Tragegurte des Schildes gleichmäßig auf die Schultern verteilt. Bei geübter Tragweise ruht die Gepäckstange ausbalanciert auf der Schildkante und der Soldat braucht an ihrem unteren Ende kaum stützend eingreifen.
  
{{bildbox|marschgepaeck2.jpg|Tragweise von Ausrüstung und Marschgepäck durch einen [[Legion|Legionär]]<br>der römischen [[Kaiserzeit]].}}
 
 
Der Helm konnte aufgrund des Schildes auf dem Rücken nicht aufgesetzt werden, sondern wurde mit einem Riemen um den Hals getragen. Das Pilum kann parallel auf die Tragestange gelegt werden oder mit der anderen Hand als Wanderstock geführt werden.
 
Der Helm konnte aufgrund des Schildes auf dem Rücken nicht aufgesetzt werden, sondern wurde mit einem Riemen um den Hals getragen. Das Pilum kann parallel auf die Tragestange gelegt werden oder mit der anderen Hand als Wanderstock geführt werden.
  

Version vom 3. Juli 2006, 22:30 Uhr

In seinem Marschgepäck (lat. sarcina oder impedimentum) führte der römische Soldat bei Truppenverlegungen und Feldzügen seine gesamte Ausrüstung, seinen persönlichen Besitz und Provinat für mehrere Tage mit sich. Seit der Heerereform des Consuls Marius im Jahr 100 v.Chr. standen Trosswagen als alternative Transportmöglichkeit für Gepäck im Normalfall nicht mehr zur Verfügung. Dadurch, dass jeder Soldat sein Gepäck selber tragen musste, wurde eine hohe Flexibilität der Truppe und Beweglichkeit im Gelände erreicht.

Über die Bestandteile des Marschgepäcks geben sowohl schriftliche Quellen als auch archäologische Funde Auskunft. Eine wichtige Quelle sind zudem die detailierten Abbildungen auf der Traianssäule, auf der nicht nur zahlreiche Details zu den Bestandteilen des Gepäcks, sondern auch zu dessen Trageweise zu erkennen sind. Die im Folgenden gemachten Gewichtsangaben ergeben sich aus experimentellen Erfahrungen.

Bestandteile des Marschgepäcks

Marschgepaeck1.jpg
Beispielhafte Zusammenstellung des Marschgepäcks eines römischen Soldaten.
Im Detail konnte die Zusammenstellung von Mann zu Mann variieren.

Provinat

Nahrungsmittel und Trinkwasser waren die wichtigsten Bestandteile des Marschgepäcks. Im Normalfall wurden jedem Soldaten Getreiderationen für drei Tage von je einem Pfund pro Tag zugeteilt. Bei absehbar schlechter Versorgungslage konnte sich die Menge auf bis zu 14 Tagesrationen erhöhen. Bei guter Versorgungslage oder auf eigene Kosten des Soldaten kamen weitere Nahrungsmittel (frisches oder getrocknetes Obst, Feldgemüse, Nüsse, Fleisch oder Speck) hinzu. Alternativ zur Körnerform konnte Getreide auch als trockenes Brot mitgeführt werden. Zum Transport der Nahrungsmittel dienten meistens Leinenbeutel und das Tragenetz (lat. reticulum), in denen die Güter auch bei feuchtem Wetter gut durchlüftet und damit wenig anfällig für Fäulnis waren.

Für die Aufbewahrung von Getränken dienten Feldflaschen oder Trinkschläuche, die mit Wasser oder Posca gefüllt wurden. Mehr als der Bedarf für einen oder maximal zwei Marschtage konnte in ihnen nicht mitgeführt werden.

Das Mindestgewicht von Nahrung und Getränken summierte sich auf 4 kg. Bei großen Nahrungsrationen konnte es sich mehr als verdoppeln.

Kleidung, Fell, Helmzier, Reparaturzeug

Ein großer Leinensack diente der Aufnahme von Kleidungsstücken, die der Soldat nicht am Körper trug. Dazu gehörten mindestens eine Ersatztunika und je nach Wetterlage Mantel und Gamaschen. Für etwas Schlafkomfort in der Nacht dienten Decken oder Tierfelle, mit denen der als Schlafunterlage genutzte Schild ausgepolstert werden konnten. Große Textilien, die nicht in den Sack passten, konnten gerollt auf die Tragestange des Gepäcks gebunden werden.

Außerdem mussten die unbenutzten Bestandteile der Paradeausrüstung, also insbesondere die Helmzier (lat. crista) transportiert werden sowie Kleinteile (Lederriemen, Nieten, Schuhnägel, etc.) zur Reparatur der Ausrüstung. Diese Teile fanden in der Ledertasche ihren Platz.

Das Gewicht dieser Bestandteile des Marschgepäcks belief sich auf etwa 5 kg.

Koch- und Essgeschirr, Kleinwerkzeug

Zur Zubereitung der Nahrungsmittel und zur Nahrungsaufnahme nahmen die Soldaten Töpfe, Eimer und Pfannen mit. Nicht jeder Soldat wird alle diese Gegestände getragen haben, sondern ein Contubernium wird alle benötigten Utensilien gleichmäßig auf seine Mitglieder verteilt haben. Ebenso wird man mit anderen notwendigen Kleinwerkzeugen wie z.B. Hämmern oder Scheren verfahren sein.

Wichtigstes Essgeschirr des Soldaten war die Kasserolle (lat. patera), die sowohl zum Essen als auch Trinken diente und ein Fassungsvermögen und einem halben bis einen Liter hatte. Als weitere Trinkgefäß neben der oben erwähnten Feldflasche konnten Becher oder kleine Trinktöpfe (lat. trulla) hinzu kommen. Zum Besteck gehörten mindestens ein Messer und ein Löffel, dessen spitzes Stielende als Gabel verwendet wurde.

Soldaten mit Sonderaufgaben (Immunes) mussten das für ihre Arbeit benötigte Werkzeug ebenfalls zum Teil persönlich tragen. Dazu zählten beispielsweise das Arztbesteck eines Mediziners oder Mess- und Rechengeräte eines Technikers.

Große Geschirrteile konnten lose an die Tragestange gebunden werden, während kleinere Teile in der Ledertasche verstaut wurden. Je nach Art, Material und Menge der mitgeführten Gegenstände kam ein Gewicht von 3 bis 4 kg zusammen.

private Kleinteile

Zum variablen persönlichen Gepäck eines Soldaten gehörten Hygieneartikel wie Kamm oder Rasiermesser, Alltagsgegenstände wie Öllampen, Schreibzeug oder Feuerzeug, kultische Gegenstände wie Amulette oder Götterfiguren sowie natürlich der Geldbeutel des Soldaten und bei Feldzügen auch Beutestücke. Sie wurden in der Ledertasche transportiert und machten 2 bis 3 kg Gewicht aus.

Tragweise des Marschgepäcks

Marschgepaeck2.jpg
Tragweise von Ausrüstung und Marschgepäck durch einen Legionär
der römischen Kaiserzeit.

Wie bereits oben beschrieben, wurden Teile des Gepäcks in einen Leinensack und eine Ledertasche verpackt. Diese sowie alle verbleibenden Stücke wurden an einer hölzernen Tragestange (lat. furca) in Form eines Kreuzes befestigt.

Zum Marsch schnallten sich die Soldaten den Schild mit einem Tragegurt auf den Rücken und legten das Querholz der Tragestange auf der Oberkante auf, so dass das Gepäck hinter dem Schild hinab hing. Die Last des Gepäcks wird so über die Tragegurte des Schildes gleichmäßig auf die Schultern verteilt. Bei geübter Tragweise ruht die Gepäckstange ausbalanciert auf der Schildkante und der Soldat braucht an ihrem unteren Ende kaum stützend eingreifen.

Der Helm konnte aufgrund des Schildes auf dem Rücken nicht aufgesetzt werden, sondern wurde mit einem Riemen um den Hals getragen. Das Pilum kann parallel auf die Tragestange gelegt werden oder mit der anderen Hand als Wanderstock geführt werden.

Gewichtsbelastung des Soldaten

Zu den oben genannten Gewichten des Gepäcks kommen zur Ermittlung der Gesamtbelastung des Soldaten das Gewicht der am Körper getragenen Kleidung und Bewaffnung sowie des aufgeschnallten Schildes hinzu.

17 - 22 kg am Körper getragene Kleidung, Rüstung, Bewaffnung (ohne Schild)
10 kg Schild incl. Lederhülle
5 kg weitere Kleidung, Fell, Helmzier, Reparaturzeug
4 kg Provinat (Mindestmenge)
3 - 4 kg Koch- und Essgeschirr, Kleinwerkzeug
2 - 3 kg private Kleinteile
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41 - 48 kg SUMME