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Bei Abschlüssen eines Vertrages wurde ein Ferkel geopfert, das zuvor mit dem silex erschlagen wurde. Dabei sprach man eine Verfluchungsformel, wonach im Falle des Vertragsbruches das Volk gleich dem Opfertier geschlagen und jener, der den Vertrag abgeschlossen hatte, gleich einem Stein weggeworfen werden sollte. Der silex genannte heilige Stein wurde im sacrarium (heiliger Ort des Schutzes; vgl. dt. Sakristei) des [[Iuppiter]]tempels aufbewahrt. Für den Einsatz bei den Eiden wurde er extra hervorgeholt. Ihm wurde somit eine Wirkung zugeschrieben, die dem Wegwerfen zuwiderlaufen soll. | Bei Abschlüssen eines Vertrages wurde ein Ferkel geopfert, das zuvor mit dem silex erschlagen wurde. Dabei sprach man eine Verfluchungsformel, wonach im Falle des Vertragsbruches das Volk gleich dem Opfertier geschlagen und jener, der den Vertrag abgeschlossen hatte, gleich einem Stein weggeworfen werden sollte. Der silex genannte heilige Stein wurde im sacrarium (heiliger Ort des Schutzes; vgl. dt. Sakristei) des [[Iuppiter]]tempels aufbewahrt. Für den Einsatz bei den Eiden wurde er extra hervorgeholt. Ihm wurde somit eine Wirkung zugeschrieben, die dem Wegwerfen zuwiderlaufen soll. | ||
− | Der Schwur der Römer ging auf [[Iuppiter]] bzw. dessen Zweitname Diespiter. Die Zeremonie konnte laut antiker Autoren auch bei Anwesenheit von Fetialen nur eines Vertragspartners durchgeführt werden. Jedoch ist es keineswegs sicher, ob es bei den Nachbarstämmen der Römer ebenfalls Fetialen gegeben hat. In späterer Zeit tauchen sie lediglich als beratend bei der Abfassung völkerrechtlicher Verträge auf. Diplomatische Missionen wurden in der Frühzeit Roms oft von ihren begleitet. Bei nicht ratifizierten Verträgen lieferten die Fetialen die an dieser Misere schuldigen römischen Bürger dem Volk aus. | + | Der Schwur der Römer ging auf [[Iuppiter]] bzw. dessen Zweitname [[Diespiter]]. Die Zeremonie konnte laut antiker Autoren auch bei Anwesenheit von Fetialen nur eines Vertragspartners durchgeführt werden. Jedoch ist es keineswegs sicher, ob es bei den Nachbarstämmen der Römer ebenfalls Fetialen gegeben hat. In späterer Zeit tauchen sie lediglich als beratend bei der Abfassung völkerrechtlicher Verträge auf. Diplomatische Missionen wurden in der Frühzeit Roms oft von ihren begleitet. Bei nicht ratifizierten Verträgen lieferten die Fetialen die an dieser Misere schuldigen römischen Bürger dem Volk aus. |
Eine wichtige Handlung war die Kriegserklärung, die durch die Fetialen im Namen des römischen Volkes erhoben wurde. Dabei gingen die Priester als Kriegsherolde an die Grenze Roms, auf das Stadttor, auf den Markt und erklärten gegenüber dem ersten Einwohner der anderen Stadt den sie antrafen den Krieg. Wurden Forderungen zurückgewiesen, Genugtuung verweigert oder Schuldige nicht ausgeliefert so erfolgte 30 - nach anderer Lesart 33 - Tage später die echte Kriegserklärung. Dabei wurde von den Fetialen eine Lanze in das feindliche Gebiet geschleudert. | Eine wichtige Handlung war die Kriegserklärung, die durch die Fetialen im Namen des römischen Volkes erhoben wurde. Dabei gingen die Priester als Kriegsherolde an die Grenze Roms, auf das Stadttor, auf den Markt und erklärten gegenüber dem ersten Einwohner der anderen Stadt den sie antrafen den Krieg. Wurden Forderungen zurückgewiesen, Genugtuung verweigert oder Schuldige nicht ausgeliefert so erfolgte 30 - nach anderer Lesart 33 - Tage später die echte Kriegserklärung. Dabei wurde von den Fetialen eine Lanze in das feindliche Gebiet geschleudert. |
Version vom 13. Mai 2007, 15:57 Uhr
Die Fetialen stellten ein Priesterkollegium im Umfang von 20 Personen dar, denen hauptsächlich Aufgaben im Bereich des internationalen Rechts zufielen. Ihre Bestimmung war es, im Auftrag des römischen Staates Verträge und Bündnisse zu schliessen, sowie den Krieg zu erklären oder den Frieden zu besiegeln. Darüber hinaus erstellten die Mitglieder Gutachten über den völkerrechtlichen Verkehr Roms mit seinen Nachbarn.
Die Mitglieder der Fetialen wurden durch Kooptation (Hinzuwahl neuer Mitglieder durch die alten Mitglieder) bestimmt. Im Gegensatz zu den Arvalbrüdern und den Saliern war das Kollegium auch den Plebejern zugänglich. Die Gründung wird dem ersten König Numa Pompilius zugeschrieben.
Ausser bei der Gutachtenerstellung traten die Fetialen immer paarweise auf. Nach einer feierlichen Beauftragung durch den König - in späterer Zeit durch den amtierenden Magistrat - pflückte der verbenarius (Zweigpflücker) auf der Arx (Burg am Capitol) die sagmina (heilige Zweige und Kräuter an denen noch Erde haften musste). Dieses Büschel hatte magische Wirkung und durch Berührung machte der Pflücker einen anderen Fetialen zum pater patratus. Dieser wurde damit zum Wortführer der beiden.
Bei Abschlüssen eines Vertrages wurde ein Ferkel geopfert, das zuvor mit dem silex erschlagen wurde. Dabei sprach man eine Verfluchungsformel, wonach im Falle des Vertragsbruches das Volk gleich dem Opfertier geschlagen und jener, der den Vertrag abgeschlossen hatte, gleich einem Stein weggeworfen werden sollte. Der silex genannte heilige Stein wurde im sacrarium (heiliger Ort des Schutzes; vgl. dt. Sakristei) des Iuppitertempels aufbewahrt. Für den Einsatz bei den Eiden wurde er extra hervorgeholt. Ihm wurde somit eine Wirkung zugeschrieben, die dem Wegwerfen zuwiderlaufen soll.
Der Schwur der Römer ging auf Iuppiter bzw. dessen Zweitname Diespiter. Die Zeremonie konnte laut antiker Autoren auch bei Anwesenheit von Fetialen nur eines Vertragspartners durchgeführt werden. Jedoch ist es keineswegs sicher, ob es bei den Nachbarstämmen der Römer ebenfalls Fetialen gegeben hat. In späterer Zeit tauchen sie lediglich als beratend bei der Abfassung völkerrechtlicher Verträge auf. Diplomatische Missionen wurden in der Frühzeit Roms oft von ihren begleitet. Bei nicht ratifizierten Verträgen lieferten die Fetialen die an dieser Misere schuldigen römischen Bürger dem Volk aus.
Eine wichtige Handlung war die Kriegserklärung, die durch die Fetialen im Namen des römischen Volkes erhoben wurde. Dabei gingen die Priester als Kriegsherolde an die Grenze Roms, auf das Stadttor, auf den Markt und erklärten gegenüber dem ersten Einwohner der anderen Stadt den sie antrafen den Krieg. Wurden Forderungen zurückgewiesen, Genugtuung verweigert oder Schuldige nicht ausgeliefert so erfolgte 30 - nach anderer Lesart 33 - Tage später die echte Kriegserklärung. Dabei wurde von den Fetialen eine Lanze in das feindliche Gebiet geschleudert.
Als sich Rom über die Grösse eines Stadtstaates hinaus ausdehnte konnte man diese Zeremonie natürlich nicht mehr so einfach durchführen. Deshalb unternahm man einen rechtlichen Kunstgriff und erklärte beim Tempel der Kriegsgöttin Bellona ein kleines Geländestück zum Feindesland. Die Lanze wurde dann in dieses abgegrenzte „Feindesland“ geschleudert.
Der Brauch kam gegen Ende der Republik ab, wurde jedoch von Augustus aufgegriffen, der damit publikumswirksam den Krieg gegen Kleopatra und Marcus Antonius erklärte. Seit diesem Zeitpunkt waren die Kaiser stets Mitglied im Kollegium der Fetialen. Bei grösseren Operationen bediente man sich gerne dieses Rituals. Marc Aurel etwa eröffnete so juristisch den Markomannenkrieg. Die anderen Funktionen des Kultvereins verschwanden jedoch allmählich.