Pilum murale: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Pila Muralia sind an beiden Enden zugespitzte, mit einer Verjüngung in der Mitte versehene Eichenholzpfosten von einer Länge zwischen 150 und 190 cm und einem durchschnittlichen Gewicht von ca. 2,5 kg.
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[[Kategorie: Exercitus Romanus]]
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Die ''pila muralia'' sind an beiden Enden zugespitzte, mit einer Verjüngung in der Mitte versehene Eichenholzpfosten von einer Länge zwischen 150 und 190 cm und einem durchschnittlichen Gewicht von ca. 2,5 kg.
  
Der Hauptverwendungszweck bestand im Einsatz als Schanzpfosten. Die beiderseitige Zuspitzung ermöglichte es dem Legionär, es mit einem Ende in den Boden zu rammen, während das andere als Hindernis aus dem Boden ragte. Sie wurden nicht mit dem Hammer in den Boden geschlagen, was eine der beiden Spitzen unbrauchbar gemacht hätte. Stattdessen wurden sie mit beiden Händen senkrecht von oben ca. 20-30 cm tief in den Wall gestoßen und anschließend mit dem Fuß, der an die Einkerbung in der Mitte gesetzt wurde, weitere 20-30 cm tief hineingedrückt, was dadurch ermöglicht wurde, das dieser aus frisch aufgeschütteter Erde bestand und daher keine all zu hohe Festigkeit aufwies. Dadurch wurde eine ca. 110-120 cm hohe Feldbefestigung erzeugt.
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Der Hauptverwendungszweck bestand im Einsatz als Schanzpfosten bei der Errichtung eines [[castra|Marschlagers]]. Die beiderseitige Zuspitzung ermöglichte es dem Legionär, es mit einem Ende in den Boden zu rammen, während das andere als Hindernis aus dem Boden ragte. Sie wurden nicht mit dem Hammer in den Boden geschlagen, was eine der beiden Spitzen unbrauchbar gemacht hätte. Stattdessen wurden sie mit beiden Händen senkrecht von oben ca. 20-30 cm tief in den Wall gestoßen und anschließend mit dem Fuß, der an die Einkerbung in der Mitte gesetzt wurde, weitere 20-30 cm tief hineingedrückt, was dadurch ermöglicht wurde, das dieser aus frisch aufgeschütteter Erde bestand und daher keine all zu hohe Festigkeit aufwies. Dadurch wurde eine ca. 110-120 cm hohe Feldbefestigung erzeugt.
  
Obwohl das Pilum Murale nur ca. 40-60cm im Boden steckte, war es für den Angreifer dennoch keine leichte Aufgabe, dieses Hindernis in einem Gefecht zu überwinden. Es bedarf eines enormen Kraftaufwands - zumal die Angreifer von einem Graben aus und einen Wall hinauf agieren - um es aus dem Boden zu reißen und der Handelnde musste sich dafür seiner Waffen entledigen. Dasselbe gilt auch, wenn die Angreifer versucht hatten, die aus den Pila Muralia gebildete Feldbefestigung niederzudrücken oder zu überspringen.
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Obwohl das ''pilum murale'' nur ca. 40-60cm im Boden steckte, war es für den Angreifer dennoch keine leichte Aufgabe, dieses Hindernis in einem Gefecht zu überwinden. Es bedarf eines enormen Kraftaufwands - zumal die Angreifer von einem Graben aus und einen Wall hinauf agieren - um es aus dem Boden zu reißen und der Handelnde musste sich dafür seiner Waffen entledigen. Dasselbe gilt auch, wenn die Angreifer versucht hatten, die aus den ''pila muralia'' gebildete Feldbefestigung niederzudrücken oder zu überspringen.
  
Als Wurfgeschosse wurden die Pila Muralia nur sekundär eingesetzt, wobei die effizienteste Art und Weise des Wurfs die von einer erhöhten Position schräg nach unter gewesen war. Auch geht man von einer Verwendung für improvisierte Annäherungshindernisse aus, die einem neuzeitlichen spanischen Reiter ähnlich ausgesehen haben dürften. Dabei wurden jeweils drei Pila Muralia schräg gegeneinander geneigt in den Boden gerammt und die ineinander gefügten Einkerbungen in der Mitte mit Stricken zusammengefügt.
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Als Wurfgeschosse wurden die ''pila muralia'' nur sekundär eingesetzt, wobei die effizienteste Art und Weise des Wurfs die von einer erhöhten Position schräg nach unter gewesen war. Auch geht man von einer Verwendung für improvisierte Annäherungshindernisse aus, die einem neuzeitlichen spanischen Reiter ähnlich ausgesehen haben dürften. Dabei wurden jeweils drei ''pila muralia'' schräg gegeneinander geneigt in den Boden gerammt und die ineinander gefügten Einkerbungen in der Mitte mit Stricken zusammengefügt.
  
Mitgeführt wurden die Pila Muralia auf den Maultieren eines jeden Contuberniums. Auf jeden Legionär kamen zwei Pila Muralia, so dass ein Maultier 16 Stück zu schleppen hatte. Das Mitführen dieser Werkzeuge ermöglichte es einer Legion, auch in einem Gelände ohne ausreichende Holzvorkommen jederzeit eine effiziente Feldbefestigung zu errichten.
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Mitgeführt wurden die ''pila muralia'' auf den Maultieren eines jeden ''[[contubernium]]s''. Auf jeden Soldaten kamen im Schnitt zwei ''pila muralia'', so dass ein Maultier etwa 16 Stück zu schleppen hatte. Bei einem durchschnittlichen Marschlager einer [[Legion]] kann man daraus mit einem Abstand von etwa 12 cm zwischen den Schanzpfosten auf dem Lagerwall rechnen. Das Mitführen dieser Werkzeuge ermöglichte es einer Militäreinheit, auch in einem Gelände ohne ausreichende Holzvorkommen jederzeit eine effiziente Feldbefestigung zu errichten.
  
Quelle: M. Junkelmann, ''Die Legionen des Augustus'', 9., erweiterte Aufl. 2003
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'''Literatur:''' M. Junkelmann, ''Die Legionen des Augustus'', 9., erweiterte Auflage 2003,
Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein  
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Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein
 
 
[[Kategorie: Exercitus Romanus]]
 

Aktuelle Version vom 23. Februar 2007, 17:30 Uhr

Pila muralia.jpg
Der Einsatz von Pila Muralia in der
Umwallung eines Marschlagers

Die pila muralia sind an beiden Enden zugespitzte, mit einer Verjüngung in der Mitte versehene Eichenholzpfosten von einer Länge zwischen 150 und 190 cm und einem durchschnittlichen Gewicht von ca. 2,5 kg.

Der Hauptverwendungszweck bestand im Einsatz als Schanzpfosten bei der Errichtung eines Marschlagers. Die beiderseitige Zuspitzung ermöglichte es dem Legionär, es mit einem Ende in den Boden zu rammen, während das andere als Hindernis aus dem Boden ragte. Sie wurden nicht mit dem Hammer in den Boden geschlagen, was eine der beiden Spitzen unbrauchbar gemacht hätte. Stattdessen wurden sie mit beiden Händen senkrecht von oben ca. 20-30 cm tief in den Wall gestoßen und anschließend mit dem Fuß, der an die Einkerbung in der Mitte gesetzt wurde, weitere 20-30 cm tief hineingedrückt, was dadurch ermöglicht wurde, das dieser aus frisch aufgeschütteter Erde bestand und daher keine all zu hohe Festigkeit aufwies. Dadurch wurde eine ca. 110-120 cm hohe Feldbefestigung erzeugt.

Obwohl das pilum murale nur ca. 40-60cm im Boden steckte, war es für den Angreifer dennoch keine leichte Aufgabe, dieses Hindernis in einem Gefecht zu überwinden. Es bedarf eines enormen Kraftaufwands - zumal die Angreifer von einem Graben aus und einen Wall hinauf agieren - um es aus dem Boden zu reißen und der Handelnde musste sich dafür seiner Waffen entledigen. Dasselbe gilt auch, wenn die Angreifer versucht hatten, die aus den pila muralia gebildete Feldbefestigung niederzudrücken oder zu überspringen.

Als Wurfgeschosse wurden die pila muralia nur sekundär eingesetzt, wobei die effizienteste Art und Weise des Wurfs die von einer erhöhten Position schräg nach unter gewesen war. Auch geht man von einer Verwendung für improvisierte Annäherungshindernisse aus, die einem neuzeitlichen spanischen Reiter ähnlich ausgesehen haben dürften. Dabei wurden jeweils drei pila muralia schräg gegeneinander geneigt in den Boden gerammt und die ineinander gefügten Einkerbungen in der Mitte mit Stricken zusammengefügt.

Mitgeführt wurden die pila muralia auf den Maultieren eines jeden contuberniums. Auf jeden Soldaten kamen im Schnitt zwei pila muralia, so dass ein Maultier etwa 16 Stück zu schleppen hatte. Bei einem durchschnittlichen Marschlager einer Legion kann man daraus mit einem Abstand von etwa 12 cm zwischen den Schanzpfosten auf dem Lagerwall rechnen. Das Mitführen dieser Werkzeuge ermöglichte es einer Militäreinheit, auch in einem Gelände ohne ausreichende Holzvorkommen jederzeit eine effiziente Feldbefestigung zu errichten.

Literatur: M. Junkelmann, Die Legionen des Augustus, 9., erweiterte Auflage 2003, Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein