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+ | Hauptstadt der neuen kaiserlichen Provinz wurde ''Ancyra'' als Sitz eines ''[[legatus augusti pro praetore]]'' im Rang eines ehemaligen Praetors. Die territoriale Zusammensetzung der Provinz wechselte im 1. und 2. Jh. n. Chr. mehrfach, so dass neben dem galatischen Kernland zeitweilig auch die benachbarten Landschaften ''Pisidia'', ''Isauria'', ''Lycaonia'', ''Phrygia'', ''Paphlagonia'', ''Pontus Galaticus'' oder auch ''Armenia minor'' zum Provinzgebiet gehört haben könnten bzw. ''Galatia'' der Großprovinz ''[[Cappadocia]]'' angegliedert war. | ||
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+ | Zum Zeitpunkt der Reichsreform unter [[Diocletian]] war das Gebiet jedenfalls groß genug, um in die zwei Provinzen ''Galatia I'' mit ''Ancyra'' als Hauptstadt und ''Galatia II'' mit ''Pessinus'' als Hauptstadt geteilt zu werden. | ||
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+ | === Strategische und wirtschaftliche Bedeutung === | ||
+ | Strategisch und wirtschaftlich spielte die Provinz zu keinem Zeitpunkt eine entscheidende Rolle. Als Exportprodukte waren nur Halbedelsteine relevant, während die Provinz ansonsten zumindest genug Waren für den Eigenbedarf produzierte. | ||
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+ | '''Literatur:''' Tilmann Bechert, ''Die Provinzen des römischen Reiches'', Mainz, 1999 |
Aktuelle Version vom 15. Februar 2010, 14:33 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Lage und Geografie
Die Provinz Galatia war in Zentralanatolien gelegen und umspannte weiträumig die drei Städte Ancyra (heute Ankara), Pessinus (heute Ballihisar) und Tavium (heute Delice). Das Gebiet ist sehr gebirgig mit fruchtbaren Tälern entlang der Flüsse Sangarios (heute Sakarya) und Halys (heute Kizilirmak). Das Klima ist durch heiße Sommer und schneereiche Winter geprägt.
Vorrömische Geschichte
Namensgebend für die Region waren die drei gallischen Stämme der Tolistoboger, Tektosagen und Trokmer, die zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt ihre Siedlungsgebiete verließen und nach Osten zogen. Historisch fassbar werden sie, als Nikomedes I. sie im Kampf um die bithynische Thronfolge als Söldner anheuert. Danach ziehen die Stämme marodierend durch das Bergland, bevor sie von den umliegenden Reichen langsam dazu gedrängt werden können, sich bis zum Beginn des 2. Jh. v. Chr. in Zentralanatolien anzusiedeln. Ihre gallische Sprache und Bräuche behalten sie bei.
In den kriegerischen Auseinandersetzungen zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. in Kleinasien geraten sie in Kontakt mit Rom und müssen mehrere Niederlagen hinnehmen. Trotzdem werden sie 166 v. Chr. vom Senat für autonom erklärt. In den folgenden Generationen wurde die Führungsschicht der Stämme in Auseinandersetzung mit dem Königreich Pontos im Norden deutlich geschwächt, so dass der tolistoboger König Deiotaros bis 40 v. Chr. alle drei Stämme zu einem Königreich vereinigen konnte. Nach seinem Enkel Kastor (40 - 36 v. Chr.) wurde Amyntas (36 - 25 v. Chr.) zum letzten galatischen König, der sein Reich nach seinem Tod testamentarisch dem römischen Imperium vererbte.
Römische Geschichte
Hauptstadt der neuen kaiserlichen Provinz wurde Ancyra als Sitz eines legatus augusti pro praetore im Rang eines ehemaligen Praetors. Die territoriale Zusammensetzung der Provinz wechselte im 1. und 2. Jh. n. Chr. mehrfach, so dass neben dem galatischen Kernland zeitweilig auch die benachbarten Landschaften Pisidia, Isauria, Lycaonia, Phrygia, Paphlagonia, Pontus Galaticus oder auch Armenia minor zum Provinzgebiet gehört haben könnten bzw. Galatia der Großprovinz Cappadocia angegliedert war.
Zum Zeitpunkt der Reichsreform unter Diocletian war das Gebiet jedenfalls groß genug, um in die zwei Provinzen Galatia I mit Ancyra als Hauptstadt und Galatia II mit Pessinus als Hauptstadt geteilt zu werden.
Strategische und wirtschaftliche Bedeutung
Strategisch und wirtschaftlich spielte die Provinz zu keinem Zeitpunkt eine entscheidende Rolle. Als Exportprodukte waren nur Halbedelsteine relevant, während die Provinz ansonsten zumindest genug Waren für den Eigenbedarf produzierte.
Literatur: Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999