Runen

Aus Theoria Romana
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Runen (Althochdeutsch: "Runa", Deutsch: "Geheimnis") waren von der Gottheit Odin gegebene Schriftzeichen der Germanen (und auch anderer nordischer oder skandinavischer Völker) und sind ein wesentlicher Benstandteil derer Religion und Kultur. Diese Runen bargen im einzelnen oder geschlossen in einer Ruhenreihe (abhängig von der jeweiligen Reihenfolge) höhere Mächte und generell verschiedene Bedeutungen, die teilweise auch alltäglich sein konnten. Auch wenn sogenannte Runen-ABCs nachweisbar sind, dienten diese Zeichen nicht zur Alltagskommunikation. Die Bedeutung vieler Runen ist verloren gegangen bzw. noch nicht entschlüsselt, dennoch lassen sich bis in die heutige Zeit etymologisch einige Wörter der deutschen Sprache auf die Runenworte zurückführen.


Darstellung

Eine Rune besteht aus drei Teilen bzw. drei grafischen Elementen, nämlich dem Zweig, Haken und Stab. Man nannte die Rune oft Stab, welcher meist auf Buchenholz geritzt wurde. Das deutsche Wort "Buchstabe" veranschaulicht diesen Sachverhalt.

Geschichte

Odin (Wodan), der Hauptgott der Germanen, entschied nicht nur über den Ausgang von Schlachten, wodurch er auch als gefürchtetster Gott galt, oder speiste als Totengott mit den gefallenen Kriegern nach ihrem Tod in Walhalla, sondern war auch der Gott der Dichtkunst. Ebenso zählten zu seinem Handwerk die Magie und Zauberkunst sowie die Weltweisheit und Heilkunde, weshalb er auch als allwissend beschrieben wird. Eines der Geschenke, die Odin den Menschen machte, waren die sogenannten Runen. Jene bekamen die Menschen von ihm, nachdem die Gottheit neun tage und neu Nächte im Weltenbaum (Yggdrasil) gehangen hatte.

In der Edda (Sammlung altnordischer Götter- und Heldenlieder, überliefert aus dem 13. Jahrhundert) heißt es innerhalb Odins Runenbericht: "Runen wirst finden, verständliche Stäbe, starre, gewaltige Zauberzeichen, Odin malte sie, Götter erschufen sie, es ritzte sie der Herr der Herren."

Etymologie, Bedeutung und Macht

Etymologisch geht die "Rune" auf das althochdeutsche Wort "Runa" zurück, welches "Geheimnis" bedeutet. Die Runen hängen mit dem göttlichen Entstehungsmythos zusammen, welcher auf die Runenmeister überging. Diese konnten mit Hilfe der Runen die höheren Mächte beschwören, weshalb ihre Kunst, also die Runenkunst, als heilig galt.

Das Geheimnis, welches hinter bzw. in den Runen steckte, waren eben die höheren Mächte. In jeder einzelnen Rune lag zwar eine magische Kraft, allerdings wurden die gesammelten Runenkräfte erst dann wirksam, wenn die Runen in eine bestimmte Reihenfolge gebracht wurden, welche man Runereihe nannte. Es gab somit verschiedene Runenreihen, die durch ihre bestimmte Reihenfolge der Runen eine bestimmte Macht entfaltete.

Das "Futhark" ist als eine Art Runen-ABC zu verstehen. Ein erstes in sich geschlossenes Runenalphabet ist im heutigen Dänemark zur Zeitwende nachweisbar. Dieses Runen-ABC beinhaltete 24 verschiedene Zeichen. Jede dieser Runen hatte zusätzlich eine eigene Bedeutung.

Ein Beispiel: Die "F-Rune" steht für "Vieh" bzw. "Besitz" und galt als Glückszeichen.

Neben den in den Runen verborgenen Mächten haben die Zeichen auch andere, gewöhnlichere Bedeutungen. Beispielsweise entdeckte man die Inschrift "Skamella" (übersetzt "Schemel") auf einem kleinen Stuhl.

Runen heute

In der heutigen Zeit lässt sich im Allgemeinen nur wenig über die germanische Religion nachweisen, da vieles über die Kultur und Lebensweisen der nordischen Völker lediglich mündlich tradiert bzw. überliefert worden ist. Somit weiß man nur heute nur wenig über die Runen. Viele Worte haben ihre Bedeutung verloren, sodass folglich eine Übersetzung in der heutigen Zeit kaum mehr möglich ist. Allerdings haben einige Zeichen ihren Sinn über 1500 Jahre hinweg nicht verloren. In der deutschen Sprache lassen sich daher noch einige Worte auf die Runenworte zurückführen. Das Wort "Hari" besteht in abgewandelter Form im deutschen Wort "Heer" bis heute fort. Andere Beispiele sind das germanische Wort "Gastir", welches im Deutschen mit "Gast" verwandt ist, und das germanische Wort "Wulf", welches nahezu identisch als "Wolf" in der deutschen Sprache überliefert ist.

Insgesamt hat man bis heute über 6500 Runendenkmäler entdeckt, deren historische Schriftzeichen noch nicht vollständig von der Wissenschaft entschlüsselt worden sind. Somit stehen die Forscher immer noch vor einigen Rätseln, was die verschiedenen Runeninschriften auf diesen Runendenkmälern angeht. Trotz ihrer geheimnisvollen Mächte und Bedeutungen, verbirgt sich hinter den Zeichen aber oft auch nur der Name eines unbekannten Runenritzers.



Literatur: Judith Voelker, Die Religion der Germanen. In: Uwe Lersken, Helfried Spitra (Hrsg.), DIE GERMANEN, 2007, S. 106-135.