Cohortes praetoriae
Prätorianergarde, auch Prätorianerkohorte, lateinisch praetoriae cohortes, die Schutztruppe des römischen Kaisers, von Augustus eingerichtet.
Vorläufer der Prätorianergarde finden sich bereits in republikanischer Zeit, insbesondere in der Zeit der Bürgerkriege in Form von Schutztruppen der sich bekriegenden Feldherren; auch Augustus verfügte während des Bürgerkrieges über eine solche Truppe.
Als Kaiser etablierte Augustus dann die Prätorianergarde als dauerhafte Einrichtung und festen Bestandteil des römischen Heeres. Die Prätorianergarde war eine Elitetruppe, umfasste ursprünglich neun Kohorten à 500 Mann und bestand größtenteils aus Infanterie, zum kleineren Teil aus Kavallerie. Den Oberbefehl führte zunächst Augustus selbst; im Jahr 2 v. Chr. unterstellte er die Garde jedoch zwei gleichrangigen Prätorianerpräfekten (praefecti praetorio), die dem Ritterstand angehörten.
Hauptaufgabe der Prätorianergarde war der Schutz des Kaisers, sie stellte die Wachen im Kaiserpalast, wurde aber auch bei Feldzügen eingesetzt. Stationiert war die Garde zunächst an verschiedenen Plätzen in und um Rom, bis sie unter Kaiser Tiberius 23 n. Chr. auf Betreiben des Prätorianerpräfekten Lucius Aelius Seianus in einer Kaserne auf dem Viminal in Rom zusammengezogen wurde. Der Dienst in der Prätorianergarde war mit einigen Privilegien verbunden: Die Dienstzeit war kürzer als in der normalen Legion, der Sold höher, zudem eröffnete der Dienst in der Prätorianergarde die Aussicht auf hohe Posten in Heer und Verwaltung. Größe und Zusammensetzung der Garde änderten sich im Lauf der Zeit mehrmals: Caligula und Vitellius z. B. vergrößerten die Garde, Vespasian reduzierte sie wieder auf ihren ursprünglichen Umfang; Septimius Severus löste die Garde auf und organisierte sie von Grund auf neu, vergrößerte u. a. die einzelnen Kohorten auf je 1 000 Mann und rekrutierte vor allem Soldaten aus den Provinzen (vor allem Illyricum) und nicht, wie bisher üblich, aus der weiteren Umgebung Roms.
Seit Tiberius, der sich angesichts meuternder Legionen in einigen Provinzen auf die Prätorianer stützte und zeitweise die Regierung weitgehend dem Prätorianerpräfekten Seianus überließ, wurde die Garde zunehmend auch zu einem Machtfaktor im politischen Leben und übte ihren Einfluss immer skrupelloser aus. Sie setzte Kaiser ab – auf welche Art auch immer – oder verhalf ihr genehmen Kandidaten auf den Thron, insbesondere, wenn diese großzügige Geschenke an die Prätorianer verteilten. Caligula etwa brachten die Prätorianer auf den Thron – und ermordeten ihn vier Jahre später; in die Wirren des Vierkaiserjahres 68/69 n. Chr. waren sie ebenfalls tief verstrickt; und im Jahr 193 z. B. brachten sie Didius Julianus auf den Thron, weil der ihnen ein höheres Donativ versprochen hatte als sein Rivale um die Kaiserherrschaft. Die Folge war die völlige Neustrukturierung der Garde durch den neuen Kaiser Septimius Severus. Kaiser Konstantin I. der Große löste die Prätorianergarde im Jahr 312 nach seinem Sieg über Maxentius, der von der Garde zum Augustus erhoben worden war, schließlich auf.
Quelle: Microsoft Encarta 2004