Moesia superior

Aus Theoria Romana
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Lage und Geografie

Moesia superior war eine römische Provinz im östlichen Teil des heutigen Serbien. Entlang der Donau reichte ihre Nordgrenze von der Mündung des Savus (heute Save) im Westen bis zum Almus (heute Lom) im Osten. Nach Süden erstreckte sich das Provinzgebiet etwas weiter als bis zum heutigen Skopje. Der Uferstreifen entlang der Donau ist fruchtbar, das Hinterland dagegen hügelig bis bergig.

Vorrömische Geschichte

Über die vorrömische Geschichte der Provinz ist wenig bekannt. Ihr Name geht auf den illyrischen Stamm der Moesi zurück, der vermutlich im Kerngebiet der späteren Provinz siedelte. Später ging der Name des Stammes als Sammelbezeichnung auf weitere benachbarte Stämme über.

Römische Geschichte

Im Jahr 15 n. Chr. wurde das Gebiet römisch besetzt, nachdem zuvor die beiden westlichen Nachbarprovinzen Dalmatia und Pannonia erobert worden waren. Bis 44 gehörte das Gebiet allerdings zusammen mit Macedonia und Achaia zu einer kaiserlichen Großprovinz, bekam dann jedoch einen eigenen konsularischen Statthalter mit Sitz in Viminacium (heute Kostolac) und trug zunächst nur den Namen Moesia. Ferner wurde die Provinz um den gesamten Uferstreifen südlich der Donau bis zum Schwarzen Meer erweitert, der bisher als ripa Thraciae Teil des freien Thrakiens war. Moesia kam damit die Aufgabe zu, fast 1000 km Reichsgrenze entlang der Donau zu schützen, wozu insgesamt drei Legionslager in Viminacium, Oescus (heute Gigen) und Novae (heute Staklen) errichtet wurden sowie die classis Moesica eingerichtet wurde, die die untere Donau und die Schwarzmeerküste bis hinauf zur Krim kontrollierte.

Mit den aufziehenden Dakerkriegen wurde die Provinz ab 85 n. Chr. zu einem wichtigen Aufmarschgebiet und daher aus strategischen Gründen 86 n. Chr. geteilt. Die ehemalige ripa Thraciae wurde zur eigenständigen kaiserlichen Provinz Moesia inferior; der verbleibende Teil trug fortan den Namen Moesia superior und war ebenfalls kaiserliche Provinz. Ergänzend zu Viminacium wurde eine weitere Legion in Singidunum (heute Belgard) stationiert.

Insbesondere im Hinterland abseits der Donau blieb die Romanisierung auf wenige städtische Zentren wie Naissus (heute Nis) und Scupi (heute Skopje) beschränkt und wichtige Straßen (z.B. von Naissus zur Donau entlang des Flusses Timacus) mussten gegen Raubüberfälle einheimischer Banden mit Kleinkastellen gesichert werden.

Im 3. Jh. verstärkte sich zudem der Druck von Norden auf die Donaugrenze, insbesondere durch Einfälle der Goten und Karpen. Claudius II. konnte eingefallene Goten um 269 n. Chr. bei Naissus zwar vernichtend schlagen, damit die Aufgabe der Provinz Dacia nördlich der Donau einige Jahre später nicht verhindern. Zur organiserten Umsiedlung der romanisierten dakischen Bevölkerung wurden Teil der Provinz Moesia superior abgespalten und in die Provinzen Dacia ripensis und Dacia Mediterranea umgewandelt. Unter Diocletian wurde die Provinz weiter in Moesia I im Norden und Dardania im Süden geteilt. Beide Teile bildeten zusammen mit dem benachbarten Thrakien auch später noch das Kernstück des Oströmischen und Byzantinischen Reiches.

Strategische und wirtschaftliche Bedeutung

Die wichtigste strategische Bedeutung der Provinz lag in der Nutzung der Donau für die Schiffahrt beziehungsweise der Nutzung der Landverbindungen zur Donau hin. Insbesondere liegt auf dem Gebiet der Provinz das heute sog. "Eiserne Tor", der schifffhartstechnisch anspruchsvollste Abschnitt der gesamten Donau. Bereits unter Tiberius wurde er auf dem linken Flußufer aufwändig mit einem hölzernen Treidelpfad ausgerüstet, der in den Fels verankert wurde. Unter Traian wurde dieser zu einem 3m breit in den Fels geschlagenen Gang erweitert und eine weitere Stelle durch einen 3 km langen Seitenkanal umgangen.

Neben der Donautalstraße waren insbesondere auch die Querverbindungen von Bedeutung. Die wichtigste unter ihnen war die Straße von Ad Pontes (heute Kostol) über Drobeta (heute Turnu Severin) nach Sarmizegetusa (heute Varhely) in der Provinz Dacia. Nur diese Straße überquerte mit Hilfe einer 105 n. Chr. geschaffenen Brücke die Donau.

Nur auf wenigen Flächen nahe der Donau konnte ertragreiche Landwirtschaft betrieben werden. Im Hinterland spielte Viehzucht eine weitaus größere Rolle; hinzu kam im südlichen Teil der Provinz der Bergbau. Auf dem Gebiet der späteren Dardania wurden vor allem Gold, Silber und Blei abgebaut.

Literatur: Tilmann Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches, Mainz, 1999