Retiarius

Aus Theoria Romana
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Allgemeines

"Wer im Traum mit einem Retiarius kämpft, wird eine mittellose, liebestolle Frau bekommen, die sich herumtreibt und ohne weiteres jedem Beliebigen an den Hals wirft"

Der Gladiatorentyp des Retiarius (von Rete für Netz; auch: Iaculator ("Werfer") oder Aequoreus ("Wassermann")) ist für das erste nachchristliche Jahrhundert belegt. Allerdings ist anzunehmen, dass er bereits im Zuge der augusteischen Reform des Gladiatorensystems auftauchte.

Zunächst kämpfte der Retiarius wohl gegen den Murmillo oder - seltener - gegen den Essedarius, bis mit dem Secutor ein Gladiatorentyp geschaffen worden war, der speziell auf den Kampf gegen den Netzkämpfer zugeschnitten war. Die Begegnung Retiarius - Secutor vertrieb bald die Begegnung Murmillo - Thraex als beliebteste Kreuzung.

Er ist der einzige Gladiatorentyp, der keinen Helm trägt, so dass sien Gesicht deutlich zu sehen ist. Dieser Umstand war Hauptziel des Spotts, beispielsweise durch Sueton oder Iuvenal, dass hier nur besonders hübsche Jünglinge gesucht würden, um die weiblichen amatores zu begeistern, der Kämpfer an sich aber minderwertig wäre und nichts mit der hohen Kunst und Rafinesse der Gladiatoren gemein habe und daher minderwertig sei. Das dies allerdings keine allgemeine Ansicht ist, kann aufgrund der vielen bildhaften Darstellungen und der hohen Beliebtheit des Kampfes Retiarius - Secutor angenommen werden.
Eine besondere Spielart der Begegnung mit dem Secutor war über die Errichtung eines Pons


Ausrüstung

Stantes missi.jpg
Entlassung stantes missi
von Retiarius (links) und Secutor (rechts)

Die Ausrüstung (armatura) des Retiarius ist die leichteste aller Gladiatorengattungen und bietet den wenigsten Schutz. Ihr Gewicht beträgt nur etwa 6 - 8 kg. Zudem ist sie in ihrer Gestaltung einzigartig und macht den Retiarius leicht erkennbar.

Waffen

Namensgebende Waffe dieses Gladiatorentyps ist das Netz (rete oder iaculum (Wurfgeschoss)), das aus robustem Seil bestand. Seine Enden waren mit Gewichten beschwert, so dass es sich beim Werfen mit der richtigen Drehung öffnete und den Gegner so einfangen konnte und durch sein eigenes Gewicht auch als Angriffs- und Verteidigungswaffe durch Schlagen eingesetzt werden konnte. Über eine Kordel ist das Netz mit einem schmalen, ledernen Brustgurt mit dem Retiarius verbunden, so dass er es bei einem Fehlwurf schnell zurück holen konnte.
Hauptwaffe des Retiarius ist ein Dreizack (tridens oder fuscina). Am effektivsten war diese Waffe, wenn sie mit beiden Händen geführt wurde, also vor allem dann, wenn das Netz verloren ging. Die Zacken des Dreizacks können dabei hinderlich für den Netzwurf sein. Ein Problem, dem der Retiarius wohl dadurch entgegnet ist, dass er den Dreizack in den Boden gestoßen hat, ehe er das Netz warf.
Darüber hinaus trägt er einen Dolch (pugio), mit dem er den Todesstoß ausführt (da der Dreizack dafür wenig geeignet ist) oder aber die Kordel des Netzes schnell durchschnitt, wenn der Gegner das Netz zu Greifen bekam und die Gefahr bestand, dass der Retiarius so zu Boden gezogen werden konnte.

Rüstung

Der Retiarius trägt weder Helm, noch Schild, noch Beinschienen.
Auffälligstes Rüstungsstück ist der Schulterschirm, der an der linken Schulter festgebunden war und so den Kopf vor Schlägen schützte. Dieses Rüststück wird als galerus bezeichnet, wobei dies vermutlich nicht die zeitgenössische Bezeichnung war (galerum bezeichnet eigentlich eine Mütze oder eine Perücke und lediglich eine Textstelle bei Iuvenal lässt auf diese Bezeichnung schließen). Er ist aus massiver Bronze und meist reich, häufig mit nautischen motiven verziert und dergestalt an der Schulter befestigt, dass er weder Bewegung noch Sicht beschränkt.

Der linke (nicht wie üblich der rechte) Arm ist durch eine manica, einem Verband aus Stoff oder Leder zur Abwehr von Schlägen, geschützt.

Ansonsten trägt der Retiarius wie alle Gladiatorenarten ein Subligaculum und einen breiten Gürtel (balteus). Vermutlich trug der Retiarius ebenfalls Sandalen.




Quellen:
Marcus Junkelmann, Das Spiel mit dem Tod: so kämpften Roms Gladiatoren, 2000
Fabrizio Paolucci, Gladiatoren. Leben für Thriumph und Tod, 2007
Stephen Wisdom und Nic Fields, Gladiatoren, 2009