Indigitamenta

Aus Theoria Romana
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Die Indigitamenta sind eine besondere Gattung von Pontifical-Büchern, in welchen eine große Anzahl an Gottheiten verzeichnet waren, die nur ganz bestimmte und auf wenige Bereiche beschränkte Funktionen hatten.

Inhalt

Die Inditiamenta beinhalten eine Sammlung von Götternamen samt der alten Gebetsformeln des öffentlichen, von den Pontifices überwachten, Gottesdienstes, in denen die Reihen und Namen der Götter nach eigentümlichen liturgischen Prinzipien zusammengestellt waren. Sie enthielten gleichsam Anweisungen, welcher Indiges im einzelnen Falle anzurufen war. Die charakteristische Eigentümlichkeit der Indigimentagottheiten bestand in der eng begrenzten Wirksamkeit in fest bestimmten Fällen, demgemäß sie als dii certi bezeichnet werden, d.h. als Götter, deren Natur und Bedeutung sich mit Sicherheit ermitteln ließ. Indigetes bezeichneten also einen in einer bestimmten menschlichen Handlung, Tätigkeit, einer einer bestimmten Sache, Örtlichkeit und zwar nur in dieser einen und in keiner anderen Handlung wirkenden Gott. Diese Indigitamenta enthielten wohl auch alle Anrufungsformeln an alle Gottheiten der alten Religionsordnung. Sie war wahrscheinlich nach Sachthemen geordnet: a) Zeugung, Schwangerschaft, Geburt, b) übriges Leben, c) Landbau.

Bedeutung

Die Pontifices waren die Schöpfer der eigenartigen Götterwelt und der bis ins Kleinste gehenden Kasuistik der Indigitamenta, indem sie lehrten, dass jeder Moment des menschlichen Lebens, jede Tätigkeit etc. unter dem Schutze einer nur diesem einen Moment eigenen Gottheit, d.h. eines Indiges stehe, und indem sie diese Gottheiten mit Namen, die ihre Funtionen möglichst genau ausdrückten, bezeichneten. Nicht lebendiger Volksglaube an die Mächte des Himmels und der Erde, sondern eine von Priestern erfundene und vorgenommene Vergöttlichung abstrakter Begriffe liegt in den Indigetes und Indigitamenta vor. Der Ursprung dieser Lehre der Pontifices liegt wohl in der tiefen Religiosität, welche sich des göttlichen Schutzes in jedem Augenblick des Lebens versichern will. Der auf das Abstrakte gerichtete Sinn der Römer veranlasste es, dass diese Religiosität in einer unbegrenzten Anzahl von Begriffsgöttern und in einem damit verknüpften endlosen System gottesdienstlicher Observanz aufging.

Jeder von den Pontifices geschaffene Indiges ist von Natur ein in jeder Beziehung selbstständiger Gott, auch wenn seine Funktionen und sein Name mit der Bedeutung und dem Beinamen einer 'größeren' Gottheit übereinkommt. Indigetes wie Cinxia oder Lucina sind Erfindungen der Priester, die Iuno Cinxia oder Iuno Lucina gehört dagegen dem Glauben des Volkes an.

Der Form nach muss man sich die zu den einzelnen Gottheiten gehörenden Gebete wohl nach Art der alten Liturgien oder Hymnen zu denken haben. Ohne Zweifel waren die Texte ursprünglich geheim und nur für die geweihten Kreise der Priester bestimmt und der Öffentlichkeit sorgfältig entzogen gewesen.

Entwicklung

Die Indigitamenta wurden auf den König Numa zurückgeführt, wie alle Schriften, die zu den ältesten Urkunden im Archiv der Pontifices gehörten. Dass ein so künstliches Erzeugnis der Priesterweisheit aber wirklich bis in die Königszeit zurückreicht ist unwahrcheinlich. Es lassen sich allerdings aus einigen chronologisch genau bestimmten Ereignissen, mit denen der Kult gewisser Indigetes im Zusammenhang steht, Anhaltspunkte gewinnen für eine ungefähre Bestimmung der Zeit, in welche das auf das Schaffen von Indigites gerichtete Wirken der Pontifices und die Entwicklung der Indigitamenta zu setzen ist.

Als im Jahre 363/391 v. Chr. eine nächtliche Stimme das Anrücken der Gallier verkündet hatte, aber unbeachtet geblieben war, wurde im Jahr 364/390 nach der Niederlage der Römer durch die Gallier zur Sühnung des begangenen Frevels an der Stelle, wo die stimme gehört worden war, dem Aius Locutius ein Altar oder ein kleines Heiligtum gebaut. Diese Gottheit war unzweifelhaft ein Indiges. Der Vorgang zeigt, dass die Pontifices schon im Jahre 363/391 ihre schöpferische Tätigkeit übten. Im Jahre 211 v. Chr. kehrte Hannibal nach römischen Erzählungen, als er auf Rom loszog, durch Visionen erschreckt kurz vor der Stadt plötzlich um. An der Stelle, wo dies geschehen war, wurde ein fanum eines Gottes, der den Doppelnamen Rediculus Tutanus oder Tutanus Rediculus geführt zu haben scheint, erbaut. Auch hier handelt es sich um einen Indiges, wobei jedoch unterschieden bleiben muss, ob dieser Gott damals erst geschaffen oder einem schon vorhandenen die Verscheuchung Hannibals zugeschrieben wurde. Letzte Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen. Während Gottheiten des Kupfer- und Silbergeldes, Aescolanus und Argentinus, existierten, hat es wohl einen Aurinus, Gott des Goldgeldes, nicht gegeben. Danach muss angenommen werden, dass die Pontifices das Goldgeld, welches in Rom zuerst im Jahr 217 v. Chr. geprägt wurde, keinen Indiges festsetzten, während sie für das nicht gar so lange vorher im Jahr 269 oder 268 v. Chr. zuerst geprägte Silbergeld einen solchen aufgestellt hatten. Demnach scheint es, dass zur Zeit des zweiten Punischen Krieges der Indigetenkult im Kollegium der Pontifices selbst in Verfall geriet, insofern das Schaffen neuer Indiges aufhörte und vielleicht nur bei ganz außergewöhnlichen, wichtigen Gelegenheiten noch stattfand.

Es ist möglich, dass ein Priestertum, welches sich immer mehr verweltlichte, wie dies bei den Pontifices der Fall war, den komplizierten und mühsamen Indigetenkult und die äußerst umständlichen Indigitamenta gar bald ganz in Vergessenheit haben geraten lassen. Daher konnte verhältnismäßig früh der Begriff der Indigetes aus dem Bewusstsetin des Volkes verschwinden, umso mehr als die Indigetes, wie sie Schöpfungen der Pontifices waren, so offenbar niemals recht in den Volksglauben gedrungen und stets mehr Götter der Priester geblieben sind. Das Volk war jedenfalls immer darauf angewiesen, sich bei den Pontifices betreffs der Verehrung der Indigetes Rat zu holen.

Liste

Die praktische Durchführung der Anschauung, dass jeder Lebensmoment und jede Tätigkeit ihren Indiges habe, musste naturgemäß zur Feststellung einer nahezu unendlichen Anzahl von Indigetes führen und die Indigitamenta zu gewaltigem Umfange anschwellen lassen. Im Folgenden werden alle Indiges zusammengetragen, die aus Fragmenten und Überlieferungen bekannt sind.

Götter der Ehe und Zeugung

Name Alternativnamen Bedeutung Bemerkungen
Cinxia Ehe-Göttin, die den jungfräulichen Gürtel der Braut vor Vollziehung der Ehe schürzt und löst. Auch ein Beiname der Iuno
Iuga Göttin, die bei der Eheschließung angerufen wird. Ursprünglich ein Beiname der Iuno. Männliches Gegenstück ist Iugatius. Iuga und Iugatius sind gemeinsam die Götter der ehelichen Verbindung überhaupt.
Iugatius Gott, die bei der Eheschließung angerufen wird. Weibliches Gegenstück ist Iuga. Iuga und Iugatius sind gemeinsam die Götter der ehelichen Verbindung überhaupt.
Pertunda Göttin, welche vom frisch vermählten jungen Manne verehrt wurde und die ihm den Sieg über die Braut verschaffen sollte.
Prema mater Prema ist die 'niederhaltende' Göttin. Sie sorgt dafür beim ersten ehelichen Beischlaf der Frau die Ruhe zu bewahren.
Subigus pater War der 'unterwerfende' Ehegott, welcher die frisch vermählten Jungfrauen ihren Gatten geneigt machte.
Virginiensis Göttin, welche die Braut anruft, kurz bevor sie ihre Jungfräulichkeit preisgibt. Durch das Erbeten ihres Beistands wird die Jungfräulichkeit symbolisch beendet.


Götter der Schwangerschaft

Name Alternativnamen Bedeutung Bemerkungen
Alemona Alimona, Alimonia
Göttin, welche das Kind im Mutterleib ernährt.
Fluvionia Fluviona, Fluonia Sie hält den Blutfluß der Frau während der Schwangerschaft zurück.

Hat wesentlichen Einfluss auf Erzeugung und Ernährung des Kindes.

Ursprünglich ein Beiname der Iuno.
Mena Dea Mena Göttin der Menstruation.
Sentinus Gott der dem Kinde im Mutterleib sinnliche Empfindungen verleiht.
Vitumnus Ist der Gott, der dem Kinde im Mutterleib das Leben verleiht. Augustinus nennt ihn den "Schöpfer des Lebens"


Götter der Geburt

Name Alternativnamen Bedeutung Bemerkungen
Antevorta Porrima, Prorsa, Prosa Antevorta ist präsent, wenn das Neugeborene mit dem Kopf zuerst aus dem Mutterleib kommt. Ihr Gegenstück ist Postverta, welche anwesend ist, wenn das Kind mit den Füßen zuerst kommt. Antevorta wird auch als Zukunfts- bzw. Schicksalsgöttin gesehen. Bei Ovid ist Antevorta mit ihrer Postverta eine Begleiterin oder gar Schwester der Carmenta. Ursprünglich waren sie wohl zwei Seiten der Carmenta, die über das Wissen über die Zukunft und die über das Wissen der Vergangenheit, ganz ähnlich wie die Zweiköpfigkeit des Ianus. Sie besaß einen Altar in Rom, an dem schwangere Frauen die Göttin um Schutz vor den Gefahren der Geburt baten.
Candelifera Ist bekannt als die Göttin, die die Kerze trägt. Bei den Römern war es üblich, dass eine Kerze bei der Geburt angezündet wurde. Candelifera half durch ihr Licht der schwangeren Frau durch die Geburt und vertrieb durch ihr Leicht Geister der Dunkelheit.
Lucina Führt den Säugling bei der Geburt ins Licht. Auch Beiname der Iuno. In der griechischen Mythologie entspricht sie Eileithyia. Besaß wohl auf dem Esquilin einen heiligen Hain, mit einem 375 v. Chr. geweihten Tempel und einem Lotosbaum von sehr hohem Alter.
Numeria Geburtsgöttin, welche die Geburt mit der richtigen Zahl der Tage eintreten lässt. Nach anderen Deutungen ist sie die Göttin, die das Zählen lehrt. Möglich ist, dass sie beide Funktionen ausfüllte.
Nundina Dea Nundina Ist die Göttin, die am dies lustricus, dem Tage an dem die Kinder ihren Namen erhielten (Mädchen am 8., Jungen am 9. Tag nach der Geburt), vorstand.
Parca Partula Göttin, die bei der Geburt hilft. Eine der drei Parzen (Parcae) mit Nona und Decima.
Postverta Postvorta, Postvortia Postverta war die Göttin der rückwärtsgewandten Lage des Kindes bei der Geburt. Ihr Gegenstück ist Antevorta, welche anwesend ist, wenn das Kind mit dem Kopf zuerst kommt. Postverta wird auch als Göttin der Vergangenheit gesehen. Bei Ovid ist Antevorta mit ihrer Postverta eine Begleiterin oder gar Schwester der Carmenta. Ursprünglich waren sie wohl zwei Seiten der Carmenta, die über das Wissen über die Zukunft und die über das Wissen der Vergangenheit, ganz ähnlich wie die Zweiköpfigkeit des Ianus. Sie besaß einen Altar in Rom, an dem schwangere Frauen die Göttin um Schutz vor den Gefahren der Geburt baten.
Vagitanus Öffnete den Mund des Kindes nach der Geburt, damit es Schreien konnte.


Götter Kindheit und der Kindesentwicklung

Name Alternativnamen Bedeutung Bemerkungen
Abeona und Adeona Wachen über die Gehversuche, die kleine Kinder zu und von ihrer Mutter machten Namen sind abgeleitet von den lateinischen Verben abire und adire (kommen und gehen).
Agenoria Agerona Sie ist diejenige, die den Kindern die Fähigkeit zur Entwicklung verleiht, wozu laufen, singen, lernen und denken zählen.
Catius pater War zuständig für vorsicht und Rücksichtnahme auf Kinder, in der Zeit bevor in ihnen das Bewusstsein erwachte.
Cuba Gottheit, die dem Kinde beim Übergang von der Wiege zum Bett hilft.
Cunina Göttin, welche das Kind in der Wiege beschützt. Man opferte ihr mit Milch und nie mit Wein.
Fabulinus Gott, der dem Kinde zum Sprechen verhilft. Verantwortlich für die ersten zusammenhängenden Laute. Ihm wurde immer dann geopfert, wenn das Kind seine ersten Worte sprach.
Farinus Zuständig für die ersten Sprechlaute des Kindes Eng verbunden mit Fabulinus und Locutius. Farinus bezieht sich auf die ersten Sprechlaute des Kindes, Fabulinus ist schon für den Ausdruck des zusammenhängenden Schwätzens zuständig, während Locotius der Gott des deutlichen und voll entwickelten Sprechens und der Fähigkeit Sätze zu bilden ist.
Locutius Locotius der Gott des deutlichen und voll entwickelten Sprechens. Eng verbunden mit Fabulinus und Farinus. Farinus bezieht sich auf die ersten Sprechlaute des Kindes, Fabulinus ist schon für den Ausdruck des zusammenhängenden Schwätzens zuständig, während Locotius der Gott des deutlichen und voll entwickelten Sprechens und der Fähigkeit Sätze zu bilden ist. Nicht zu verwechseln mit Aius Locotius.
Ossipago Ossipagina Die Göttin, welche den Kindern die Knochen kräftigt.
Paventina Paventia Göttin des kindlichen Affekts des Bangens, Schreckens und Fürchtens. Teilweise auch als jene, die die Ängste der Kinder abwehrt.
Pilumnus und Picumnus Brüder, die dafür sorgten, dass das Wachstum des Kindes richtig voranschritt und es gesund blieb. Pilumnus wurde ebenso als Erfinder des Stössels zum Zerkleinern von Getreide verehrt. Pilumnus sollte damit, womit er das Getreide zermalmte, auch die Übel der Kindheit abwehren. In früherer Zeit stellten die Römer nach der Geburt des Kindes ein zusätzliches Bett auf, um sich der Hilfe des Pilumnus zu versichern.
Potina Potica, Potua Göttin, welche den Kindern das Trinken lehrte.
Rumina Göttin des Säugens der Kinder und sorgt für die volle Brust der Mutter. Schützt die nährenden Mütter, jedoch nicht nur von Menschen, sondern auch von Tieren. Ein Sacellum der Rumina stand dicht am Lupercal am untersten Abhange des Cermalus an der nordwestseite des Palatins ganz in der Nähre des Ficus Ruminalis, wo Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt worden sind. Man opferte ihr mit Milch und nie mit Wein.
Sentia Göttin, welche dem Kinde gute Empfindungen und Gedanken eingab und den Ausdruck derselbigen ermöglichte. Möglicherweise auch nicht nur auf Kinder bezogen. Möglicherweise war dies auch ein Beiname der Fauna.
Statanus und Statilinus Götter, die den Kindern das Stehen lehrten. Wurden beim ersten alleinigen Stehen der Kinder ein Opfer dargebracht.
Volumna Göttin des (guten) Willens unter den Göttern des Kindesalters. Männlicher Part ist Volumnus


Götter der Landwirtschaft (Dii Agrestes)

Name Alternativnamen Bedeutung Bemerkungen
Altor Gott der Ernährung und der Kraft der Erde. War auch Beiname des Pluto.
Conditor Gott des Einspeicherns des eingefahrenen Getreides. Er wurde durch den Flamen bei der Darbringung des sacrum cereale angerufen.
Convector Gott des Zusammenfahrens oder Einfahrens des abgemähten Getreides Er wurde durch den Flamen bei der Darbringung des sacrum cereale angerufen.
Hostilina Göttin des Getreides, die das Gleichwerden der Ähren bewirkte. Sie wurde stets angerufen, damit die Ähren in gleicher Höhe wachsen.
Inporcitor Gott des Pflügens, welcher die Balken oder Bänke zwischen den Furchen aufwirft.
Insitor Gott des Einstreuens der Saat in die Furchen.
Lactans Lacturnus, Lacturcia Behüter der jungen, noch milchigen Ähren.
Matura Behüterin des reifen Korns.
Messia Göttin des Göttin des Mähens, bzw, Schneiden des Korns. Es gibt eine Erwähnung, wonach sich ein Bild der Göttin im Circus befunden haben soll. Möglicherweise weibliche Form des Messor.
Messor Gott des Mähens Es gibt eine Erwähnung, wonach sich ein Bild der Göttin im Circus befunden haben soll. Möglicherweise männliche Form der Messia.
Noduterensis Dem Dreschen des Getreides vorstehende Gottheit.
Nodutus Nodutis Hilft dem aufstrebendem Halm von einem Knoten zum anderen empor.
Obarator Gott des Überflügens des Feldes nach der Einsaat.
Occator Gott des Eggens des Ackers nach dem auf die Einsaat folgenden Pflügen
Patella Göttin der hervortretenden und im Lichte des Himmels reifenden Ähre.
Patellana Patelana Lockt die Aehre aus der umgebenden Hülse hervor.
Promitor Gott der Ausgabe des Getreides. Steht dem Herausnehemen des Getreides aus dem speicher, um es zur neuen Saat auszufahren, vor.
Reparator Redarator Gott des zweiten Umbrechens des Ackerbodens.
Runcina Besorgte das Geschäft, welches runcari segetes genannt wurde, d.h. die Saat durch Ausrupfen des Unkrauts und der unbrauchbaren Ähren reinigen. Taucht manchmal auch als Göttin des Getreidemähens auf.
Rusina Göttin des Feldes. Möglicherweise weibliche Form von Rusor.
Rusor Gottheit der regelmäßigen Wiederkehr aller Erzeugnisse. Zusammen mit Altor von den Pontifices bei einem Opfer an Tellus und Tellumo angerufen. Möglicherweise männliche Form von Rusina
Sarritor Saritor Gott des Hackens der Saat zum Herausschaffen des Unkrauts. Taucht manchmal auch als Göttin des Getreidemähens auf.
Sator Gott des Säens
Segesta Die Göttin der schon aus der Erde hervorsprießenden Saat (seges).
Seia Fructesea, Fructiseia Speziell die Göttin der Aussaat, die das noch in der Erde schlummernde Korn behütet und befruchtet.
Subruncinator Gott der des Jähtens bei der Ernte mit der bloßen Hand.
Terensis Besorgte das Ausdreschen des Getreides auf der Tenne.
Tutilina Tutelina Besorgte das Einfahren und Einheimsen des geschnittenen Korns. War die BEschützerin des eingeheimsten Getreides Es existiert eine Überlieferung, wonach sie ein Bild im Cirus hatte.
Vervactor Gott des ersten Umbrechens des Ackerbodens.
Volutina Bildet die deckenden Hülsen der Ähren


Sonstige

Name Alternativnamen Bedeutung Bemerkungen
Adolenda Personifikationen des beobachteten Verfahrens bei dem Hinwegräumen eines Baumes, den man erst von seinem Platze herunternahm (deferre), dann zerhackte (commolere) oder bloß der Äste beraubte bzw. verschnitten (coinquere) und endlich verbrannte (adolere). Meist ist es ein sacraler Akt, dass ein Baum von einem heiligen Platz entfernt werden soll. Meist ist der Grund der Hinwegräumung eines Baumes ein Blitzeinschlag. Siehe auch Commolenda, Coinquenda, Deferenda
Aescolanus Gott der Bronze- und Kupfermünze Als dessen Sohn wird Argentinus, der Gott des Silbergeldes genannt.
Afferenda Göttin, welche dem Zubringen der Mitgift und anderer Hochzeitsgeschenke vorsteht.
Agonius Agonios war ein Beiname des Hermes. Agonius war wohl ebenso der frühere Name des Quirinals.
Aius Locutius Aius Loquens Ist der Sager oder der Sprecher. Wird im Zusammenhang mit dem Einfall der Gallier in Italien um 387 v. Chr. genannt. Eine Stimme, die im Hain der Vesta befahl die Befestungsanlagen Roms zu verstärken oder nach einer anderen Erzählung den Marcus Caedicus auf der Via Nova warnte, Die Warnung wurde jedoch nicht gehört und Rom geplündert. Der Senat beschloss, der Erscheinung zur Sühneleistung einen Sakralbau erstellen zu lassen.
Arculus Schutzgott Gott der Truhen und Kasten (arcae).
Argentinus Gott des Silbergeldes. Sohn des Aescolanus, dem Gott des Kupfergeldes.
Ascensus Gott der allmählichen Erhebungen des Terrains und der Bergabhänge.
Aventinus Möglicherweise Gott des aventinischen Hügels. Aventinus wird in Vergils Aeneas als Sohn des Hercules und der Rhea erwähnt.
Bubona Göttin der Rinder bzw. der Viehzucht Soll angeblich durch eigene Spiele, ludi Bubetii, verehrt worden sein.
Caeculus Gott, der den Menschen das Augenlicht raubt. Wird an einigen Stellen als Todesgottheit genannt, weshalb seine Funktion sich womöglich nicht auf das Erlöschen des Augenlichts während des Lebens bezieht, sondern auf das während des Sterbens. Mit Caeculus, dem Gründer von Praeneste hat dieser Gott nur den Namen gemein.
Cardea Göttin der Türangeln, Schwellen und Türgriffe. Bei Ovid findet sich eine Erzählung von der Liebe des Ianus zu Cardea. Cardea, die ursprünglich Carne hieß, war eine schöne Nymphe im Hain des Helernus am Tiber. Wenn ein Verehrer sie um ein Stelldichein bat, sagte sie, dass sie sich schäme so unter offenem Himmel, er möge ihr doch vorausgehen in ein Gebüsch oder zu einer Höhle. Sobald ihr Verehrer das tat und sie somit aus dem Auge ließ, entwischte sie in die Büsche. Den doppelgesichtigen Janus konnte sie aber so nicht betrügen und Cardea musste ihr Versprechen einlösen. Zum Dank gab ihr Janus die Macht über die Türscharniere und Türgriffe. Mit dem Zauber des Weißdorns konnte sie fortan Kinder gegen blutsaugende Strigen und Hexen schützen. Ihre Macht ist es, zu öffnen, was geschlossen ist; zu schließen, was geöffnet ist.
Clivicola Personifikation der viele Steige (clivi) und Gruben in Rom, wo man um von einem Ort ins andere zu gelangen fot bergauf und bergab laufen musste. Eng verbunden mit Ascensus.
Coinquenda Personifikationen des Verschneidens (coinquere) von Bäumen. Meist in Verbindung mit einem ein sacraler Akt, dass ein Baum von einem heiligen Platz entfernt werden soll. Meist ist der Grund der Hinwegräumung eines Baumes ein Blitzeinschlag. Siehe auch Commolenda, Adolenda, Deferenda
Collatina Göttin der Hügel.
Coluber Bedeutung unbekannt.
Commolenda Conmolanda Göttin des Zermalmens der Bäume. Meist in Verbindung mit einem ein sacraler Akt, dass ein Baum von einem heiligen Platz entfernt werden soll. Meist ist der Grund der Hinwegräumung eines Baumes ein Blitzeinschlag. Siehe auch Coinquenda, Adolenda, Deferenda.
Decima Göttin, welche angerufen wurde, wenn die Geburt im zehnten Monate der Schwangerschaft erfolgte Ist mit Parca und Nona eine der drei Parzen.
Deferunda Göttin der Herabbringung eines Baumes, womit man seine Entfernung von seinem Platze meinte. Meist in Verbindung mit einem ein sacraler Akt, dass ein Baum von einem heiligen Platz entfernt werden soll. Meist ist der Grund der Hinwegräumung eines Baumes ein Blitzeinschlag. Siehe auch Coinquenda, Adolenda, Conmolanda.
Deverra Göttin des Fegens mit dem Besen. Göttin, welche die Wöchnerinnen vor dem bösen Silvanus schützen sollte. Eine der drei Schutzgottheiten (Intercidona, Pilumnus u. Deverra) des Hauses einer Wöchnerin, die als Schutz gegen den Silvanus betrachtet wurden. Um diesen Schutz sinnbildlich auszudrücken, gingen drei Männer des Nachts um die Wohnung der Wöchnerin: der eine hieb mit einem Beile in die Schwelle, der andere stieß darauf mit einer Mörserkeule, der dritte fegte sie mit dem Besen, damit durch diese Sinnbilder der Kultur (denn die Bäume fällt man nicht ohne Beil, das Mehl bereitet man nicht ohne Mörserkeule, die Früchte häuft man nicht ohne Besen) Silvan abgeschreckt werde, des Nachts in das Haus zu dringen und die Frau zu quälen.
Domiduca Interduca (Manchmal auch männlich Domiducus) Geleitet das Kind auf dem ersten Wege aus dem Hause

Geleitet Braut nach dem Hause des Bräutigams.

Auch Beiname der Iuno
Domitius Gott, der die Neuvermählte im Hause des Mannes zurückhält und sie an das neubetretene Haus nach der Hochzeit fesseln sollte.
Edusa Educa, Edula, Edulia Göttin unter deren Schutze die Kinder das Essen lernen.
Fessona Fessonia Göttin der Ermüdeten Wurde vor allem von Müden und Kranken angerufen.
Forculus Gott der Türen
Honorinus Gott der Ehrenstellen. Möglicherweise auch Gottheit, welcher man Kindern weihte, damit sie diesen Ruhm verleihe. Man rief diese Gottheit wohl an, wenn man um Ehre und Ruhm im Kriege oder Frieden bat.
Iana Göttin der Bögen, möglicherweise das weibliche Gegenstück des Ianus.
Intercidona Schutzgöttin des Hauses einer Wöchnerin gegen den Silvanus Eine der drei Schutzgottheiten (Intercidona, Pilumnus u. Deverra) des Hauses einer Wöchnerin, die als Schutz gegen den Silvanus betrachtet wurden. Um diesen Schutz sinnbildlich auszudrücken, gingen drei Männer des Nachts um die Wohnung der Wöchnerin: der eine hieb mit einem Beile in die Schwelle, der andere stieß darauf mit einer Mörserkeule, der dritte fegte sie mit dem Besen, damit durch diese Sinnbilder der Kultur (denn die Bäume fällt man nicht ohne Beil, das Mehl bereitet man nicht ohne Mörserkeule, die Früchte häuft man nicht ohne Besen) Silvan abgeschreckt werde, des Nachts in das Haus zu dringen und die Frau zu quälen
Lateranus Gott der Ziegelsteinöfen, Kamine und Herde.
Levana Schutzgöttin der Neugeborenen, welche die Kinder von der Erde wieder aufhebt. Nach einer bekannten Sitte wurde das neugeborene Kind vor dem Vater auf die Erde gelegt, worauf dieser es aufhob und damit seine Pflege und Erziehung übernahm, aber auch alle Rechte der väterlichen Gewalt vorbehielt.
Libentina Libitina, Lubentina, Luba Göttin der Lust und des sinnlichen Verlangens. Taucht auch gelegentlich als Beiname der Venus auf.
Lima Göttin der Schwellen
Limi (pl.) Limones (pl.) Götter der Schwellen und Abhänge, wozu Cardea, Limentinus und Limentina gehören. Wahrscheinlich auch eng verbunden mit Cardea und Clivicola.
Lucrii Dii Lucrii Gottheiten des Gewinns, wozu Mercurius, Argentinus, Aesculanus und Pecunia gehören
Manturna Göttin, welche bewirkt, dass die Frau bei ihrem Manne bleibt. Auch Beiname der Iuno.
Mellona Mellonia Göttin der Bienenzucht und des Honigs.
Mola Göttin der Mühlen In der Plural Form Molae werden sie als Begleiterinnen oder Töchter des Mars bezeichnet, welche die Zurüstungen zum Kriege treffen.
Montinus Gott der Berge.
Morta Mores Todesgöttin, die den Faden des Lebens durchschnitt und sich damit für den Tod eines Menschen entschied. Findet sich auch als Teil der Parzen mit Nona und Decima anstelle der Parca, was auf ihre frühere Bedeutung als Geburtsgöttin schließen lässt.
Murcia Die Göttin der Trägheit Gegenpart ist Stimula, Göttin des heißen heftigen Triebes.
Mutunus Tutunus Tutinus, Mutinus Titinus Indiges der Begattung und männlichen Befruchtung Wahrscheinlich gab es ein Heiligtum des Mutunus Tutunus auf der Velia, einer Anhöhe nordöstlich des Palatins, welches allein von römischen Frauen aufgesucht wurde. Dieses Heiligtum wurde durch Gnaeus Domitius Calvinus zu Zeiten des Augustus beseitigt.
Nemestrinus Gott der Wälder (nemora).
Nenia Naenia Göttin der Todesklage, wie sie während des Leichenzuges entweder von den Verwandten oder von dazu gemieteten Klageweibern (praeficae) gesungen wurde. Hatte eine eigene Kapelle auf dem Viminalischen Tor, wahrscheinlich in der Nähe des Lucus Libitinae.
Nona Geburtsgöttin, welche angerufen wurde, wenn die Geburt im neunten Monat stattfand. Eine der drei Parzen (Parcae) mit Parca und Decima.
Odoria Bedeutung unbekannt.
Orbona Orbana Göttin, welche die Kinder tötet, damit ihre Eltern kinderlos (orbus) werden.
Panda Empanda Göttin des Eröffnens, wobei vollständige Bedeutung nicht überliefert ist. Möglicherweise eine Lokalgottheit, als Genius der Porta Pandana auf dem Capitolium. Eventuell auch eine Land- oder Feld-Göttin, sie scheint mit Pomona und Ceres verwandt. Möglicherweise auch ein Beiname der Iuno.
Pandica Bedeutung unbekannt.
Pecunia Göttin der göttliche Macht des Geldes. Teil der Dii Lucrii, der Gottheiten des Gewinns.
Pellonia Göttin, die die Feinde vertreibt.
Peragenor Bedeutung unbekannt.
Peta Göttinn, welche dafür da wr, dass einer dasjenige erhielt, worum er bat.
Praestana Praestitia Göttin der Vielvermögenheit oder der Macht. Soll die Göttin gewesen sein, welche Romulus Geschicklichkeit verlieh, damit er eine Lanze weiter als alle anderen werfen konnte.
Puta Göttin, welche dem Beschneiden der Bäume vorsteht.
Quies Göttin des Ausruhens am Wege und der stillen Sammlung von der Mühe des Lebens und dem Geräusche der Stadt
Rediculus Tutanus Tutanus Rediculus Göttin, die die Feinde vertreibt. Als Hannibal sich 211 v. Chr. Rom näherte, kehrte er plötzlich, durch nächtliche Visionen erschreckt, wieder um. Dies wurde dem Gotte zugerechnet, weshalb ihm vor der Porta Capena beim zweiten Meilenstein der Via Appia ein Heiligtum erbaut wurde.
Rumon Bedeutung unbekannt. Möglicherweise ein alter Name des Tibers und wiederum dessen Personifizierung.
Segetia Göttinn, welche die Aufsicht über das Getreide hatte, sofern es seges, Saat, hieß und über die Erde erwachsen war. da es hingegen die Seia im Schutze hatte, so lange es in der Erde lag Seia ist dagegen diejenige, welche für den Schutz der Saat wachte, solange sie in der Erde lag.
Semonia Saatgöttin
Serra Bedeutung unklar, wobei Serra so viel wie Säge bedeutet. Auch wurde so eine Schlachtordnung der Römer genannt.
Spiniensis Feldgottheit oder Gott der Dornen, welchen man bat, dass er die Dornen nicht überhand nehmen lasse oder sie aus dem Acker entferne.
Stata Mater Göttin, die bei Feuersbrünsten das Feuer zum Stehen bringt. Ihr war auf dem Forum in Rom ein Bild aufgestellt, welches allnächtlich durch davor stehende angezündete Feuer verehrt wurde. Nach der Pflasterung des Forums soll dieser Dienst, um das Pflaster nicht zu verdeerben, in die einzelnen Stadtquartiere verlegt worden sein. Einige halten sie für eine Gattin des Vulcan, wieder andere für Eins mit der Vesta. Möglicherweise wurde sie auch am 23. August mit allen anderen Göttern, die zur Abwehr von Feuersbrünsten existierten, verehrt.
Stercutus Sterquilinus, Sterculus, Sterculinius, Sterces Gott des Ackerdüngers. Auch Beiname des Saturn.
Stimula Göttin des heißen und heftigen, mit Aufregung verbundenen Triebes der Liebe und des Ehrgeizes. Später hat man diesen Namen auf die griechische Semele, der Mutter des Bacchus übertragen. Gegenpart ist Murcia., Göttin der Ermüdung und Erschlaffung, wie sie auf jede heftige Aufregung folgt.
Strenia Strenae Eine sabinische Gottheit, die Göttin der gesunden leiblichen Entwicklung, auch als die Göttin unter den Kindesgottheiten genannt. Ansonsten noch als Göttin, die die Aufsicht über die Strenas (Neujahrsgeschenke) hatte. Ob es sich möglicherweise um zwei unterschiedliche Gottheiten gehandelt hat, kann nicht sicher gesagt werden. Ein altes Heiligtum der Strenia stand in Rom in der Nähe des Kolosseums, wo die sacra via begann.
Unxia Göttin des Salbens. Die frisch verheirateten Frauen sollen in Rom die Türpfosten ihrer künftigen Wohnhäuser, bevor sie dieselben betraten, gesalbt haben, damit nichts Böses dieselben überschreite. Auch Beiname der Iuno
Vallonia Göttin der Täler.
Venilia Göttin des sicheren Hoffens und der unbefangenen Erwarung. Einige Deutungen sahen sie auch als Meeresgöttin, gar als Frau des Neptun. Nach einer anderen Erzählung ist die Schwester der Amata, Gattin des Rutulerfürsten Turnus und der Iuturna.
Verminus Gottheit, die das Vieh vor Krankheiten schützte. Ihm wurde ein Altar durch den Consul Aulus Postumius Albinus im Jahr 151 v. Chr. auf dem Viminal geweiht.
Vica Pota Göttin des obsiegenden Erfolges, wahrscheinlich in Verbindung mit dem täglichen Erwerb. Hatte wohl ein Heiligtum in der Nähe der Velia, einer Anhöhe am nordwestlichen Teil des Palatin.
Victa Göttin des victus (des Lebensunterhalts oder der Lebensweise). Von Vica Pota zu unterscheiden.
Viduus Gott, der beim Tode die Seele vom Körper scheidet (viduat). Wird als Todesgott nicht innerhalb der Stadt, sondern vor derselben verehrt, wo er außerhalb von Rom wohl eine Capelle besaß.
Viriplaca Göttin des Streits zwischen Mann und Frau. Wurde in einer Capelle auf dem Palatin verehrt. So oft zwischen Mann und Frau Streit entstand, gingen sie in diese Capelle, sprachen sich dort rund und offen aus und kehrten versöhnt wieder nach Haus zurück.
Voleta Eine Göttin des Willens unter den Göötern des Kindesalters. Genaue Abgrenzung zu Volumna ist nicht zu erschließen.
Volupia Göttin des behaglichen Wohlseins und des Vergnügens unter den Göttern des jugendlichen Alters. Wohl eng verbunden mit der Göttin Angerona.


Literatur:
Preller, Ludwig: Römische Mythologie, Berlin 1883.
Roscher, Wilhelm Heinrich: Indigitamenta, in: Ders. (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Bs. 2, Leipzig 1890, Sp. 187–233.
Wissowa, Georg: Religion und Kultus der Römer, München 1971.