Musik
Das deutsche Wort Musik leitet sich vom griechischen musike ab, was "Die Kunst der Musen" bedeutet. Bei den antiken Griechen war die Musik ein wichtiger Bestandteil öffentlicher religiöser Zeremonien, wurde aber auch bei privaten gesellschaftlichen Anlässen gespielt. Musikalische Begleitung war außerdem bei Vorträgen fast jeder Form griechischer Dichtung üblich und während der Pythischen Spiele fanden musikalische Wettbewerbe mit der der Flöte (ab 590 v. Chr.) und der Leier (ab 558 v. Chr.) statt. Junge Griechen wurden in Gesang und Leier-, manchmal auch Flötenspiel unterrichtet – musikalische Darbietungen waren also nicht allein Sache von berufsmäßigen Musikanten.
Bei den Römern spielte Musik im Unterschied dazu lange Zeit keine wichtige Rolle in der traditionellen aristokratischen Erziehung. Berufsmusiker waren in der römischen Gesellschaft nicht übermäßig hoch angesehen und der Musik wurde, im Gegensatz zur Dichtung, ein eher geringer Stellenwert beigemessen. Während der frühen und mittleren Republik war es in den privilegierten Gesellschaftskreisen daher eher unüblich ein Musikinstrument zu erlernen. Das änderte sich in der späten Republik und der frühen Kaiserzeit mit zunehmender Popularität der griechischen Kultur. Das animierte auch zunehmend junge Römer dazu Instrumente spielen zu lernen, vorzugsweise die Lyra, seltener die schwerer zu beherrschende Kithara. Ausdruck dieser Entwicklung ist das bis heute im kollektiven Gedächtnis verhaftete und durch Hollywood verstärkte Bild des Leier-spielenden Kaisers Nero. Er war es auch, der nach griechischem Vorbild einen nach ihm benannten Wettbewerb einführte, den Agon Neronianus. Domitian ließ für den Agon Capitolinus eigens ein Odeon erbauen, dass Odeum Domitiani auf dem Campus Martius.
Den römischen Traditionalisten war diese Entwicklung ein Dorn im Auge. Musizierende Senatoren oder Kaiser galten ihnen als unrömisch dekadent, orientalisch beeinflusst und zu wenig auf ihre Würde (gravitas) bedacht. Entsprechende kulturpessimistische Äußerung sind überliefert. Zum Teil mögen diese aber auch politisch motiviert gewesen sein.
Dabei war das Flötenspiel bei den Römern ebenfalls seit jeher ein wichtiger Bestandteil religiöser Zeremonien. Gebete, Opfer und Begräbnisprozessionen, aber auch Triumphzüge und Umzüge zum Circus Maximus wurden vornehmlich auf der tibia begleitet, einem Blasinstrument, dessen Klangbild dem der heutigen Oboe ähnelt. Schlaginstrumente beherrschten neben den Flöten die Prozessionen der orgiastischen Kulte um Bacchus, Isis und Kybele. Handklappern (crotola und crepundia), Becken (cymbala) und Handtrommel (tympanon) standen ursprünglich in direktem Zusammenhang mit dem Kybele-Kult, bevor sie auch in der Unterhaltungsmusik Verwendung fanden. Die so genannte “Isisklapper“ (sistrum) blieb hingegen auf den religiösen Bereich beschränkt und war geradezu ein Markenzeichen des aus Ägypten stammenden Isis-Kultes. Beim Militär kamen Trompeten (tuba) und Hörner (cornu und bucina) zum Einsatz. Trompete und Horn begleiteten auch die öffentlichen Spiele, vor allem die Gladiatorenkämpfe. Die Wasserorgel (hydraulis) wurde im Zirkus oder im Theater gespielt, bei reichen Römern, die sich ein so kompliziertes und teures Instrument leisten konnten aber auch zuhause.
Die von Chören gesungenen Partien bei Tragödien und Komödien wurden mit der Flöte (gewöhnlich der tibia) begleitet, während die klassischen Epen und lyrischen Oden unter der Begleitung von Lyra oder Kithara vorgetragen wurden. Dazu traten an römischen Theatern ab dem 3. Jh. v. Chr. zwei neue Vortragsformen ihren Siegeszug an: der mimus, eine burlesk-realistische Posse mit Gesangsnummern und Tanzeinlagen, und der pantomimus, eine tragische Ein-Personen-Pantomime, die von Chören und Orchestern begleitet wurden. Daneben fanden in den Theatern der Kaiserzeit regelmäßig Konzerte großer Instrumentalgruppen statt und auch bei abendlichen Gesellschaften gab es musikalische Darbietungen.
Die antike Musik war in der Regel ausschließlich melodisch, ohne Harmonisierungen. Die Chöre sangen zur selben Melodie wie die Begleitinstrumente und einstimmig, oder bei gemischten Chören von Männern und Knaben, in Oktaven. Bei der Begleitmusik lyrischer Vorträge folgte der Rhythmus der Musik dem Metrum des Gedichts. Sich dem wechselnden Rhythmus eines solchen Vortrags anpassend kannte diese Musik keinen eigenständigen Takt mit einer regelmäßigen Anzahl von Schlägen, wie man ihn aus der modernen westlichen Unterhaltungsmusik kennt.
Bereits die Griechen verfügten über alphabetische Notationen, mit denen Musik schriftlich festgehalten werden konnte. Es gab vermutlich zwei Arten: eine für die Singstimme und eine zweite für die Instrumente.
Literatur:
K.-W. Weeber, Alltag im alten Rom – Das Leben in der Stadt, 7. Auflage 2003
M. C. Howatson (Hrsg.), Reclams Lexikon der Antike, ergänzte Ausgabe 2006