Classis Romana

Aus Theoria Romana
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Die Seefahrt zählte in der Frühzeit der römischen Geschichte nicht zu den gut beherrschten Technik des jungen Reiches, sondern wurde erst durch den Kontakt mit anderen Völkern erlernt, verbessert und erfolgreich eingesetzt. Bereits in den punischen Kriegen konnten jedoch schon große Erfolge erzielt werden und nach mehreren erfolgreichen Operationen gegen Piraten war Rom seit dem Beginn der Kaiserzeit der unangefochtene Herrscher über das Mittelmeer.

Aufbau der Flotte

Die Kontrolle des Mittelmeeres wurde von zwei Hauptflotten gewährleistet: der Classis Misenensis und der Classis Ravennas. Die Classis Misenensis war für das westliche Mittelmeer zuständig und unterhielt Stützpunkte entlang der italienischen Küste, in Südgallien und in Hispania. Die Classis Ravennas war für das östliche Mittelmeer zuständig und besaß Stützpunkte in Italien, Pannonia, Achaia und Asia. Sie wurde durch die kleinere classis syriaca und die classis alexandrina unterstützt, welche Stützpunkte entlang der nordafrikanischen Küste betrieb.

Zur Sicherung der Grenzflüsse waren auf Rhein und Donau zudem mehrere Flussflotten unterwegs (z.B. die Classis Germanica) und auch zur Kontrolle des britischen Meeres und das schwarzen Meeres war jeweils eine classis im Einsatz. Darüber hinaus gab es noch eine Vielzahl kleinerer Flottillen, die hauptsächlich Transportaufgaben auf großen Seen, kleinen Flüssen oder zwischen Inseln übernehmen.

Überhaupt machten Transportaufgaben einen Großteil des täglichen Dienstes der Flotte aus, denn weder auf dem Mittelmeer noch auf den Flüssen standen vergleichbar ausgestattete Gegner gegenüber. So waren von den Schiffen einer classis vermutlich auch nur ca. 10% Kriegsschiffe, der Rest entfiel auf Transportschiffe verschiedenster Art. Inbesondere bei den Flussflotten, die schnelle Patrouillenbotte von einfacher Bauweise einsetzten, konnte die Zahl der Schiffe vermutlich auch bei Bedarf sehr rasch deutlich erhöht werden.

Kommando

Jede classis unterstand einem ritterlichen praefectus classis, der im Falle der beiden Hauptflotten dem Imperator und in allen anderen Fällen dem Statthalter der Provinz unterstand. Auf größeren Stützpunkten bzw. bei eigenständigen Flottillen führte ein ritterlicher tribunus classis das Kommando und unterstand dem jeweils zuständigen praefectus. Die einzelnen Schiffsverbände wurden von jeweils einem nauarchus angeführt, der gleichzeitig der Kapitän des jeweiligen Flaggschiffs war.

Die weitere Besatzung der Kriegsschiffe teilte sich in einen nautischen und einen militärischen Teil. Erstgenannter war für die Führung des Schiffs und seinen Zustand verantwortlich und untersteht dem trierarchus, letztgenannter war für die militärischen Operationen wie Landungen und Entermanöver zuständig und wurde von einem centurio classicus kommandiert.

Status und Ausrüstung

Der Dienst in den unteren Rängen des militärischen Teils der Flotte setzt wie in den Auxiliareinheiten nicht das römische Bürgerrecht voraus. Trotzdem kam insbesondere den beiden Hauptflotten eine erhebliche militärische Bedeutung zu, stellen sie doch in der Kaiserzeit das größte militärische Potential auf italischem Boden dar. Dementsprechend verfügten Seesoldaten (nautae) vermutlich über dieselbe Kleidung und Bewaffnung wie die Infanterie und konnten somit nicht nur für Flottenoperationen, sondern auch amphibische Operationen oder reine Landeinsätze herangezogen werden.

Schiffstypen

Die Klassifikation und Benennung der Kriegsschiffe erfolgte nach der Anzahl ihrer Ruderreihen von der Liburne (eine Reihe) über die Bireme (zwei Reihen), die Trireme (drei Reihen) bis zur Quinquireme (fünf Reihen). Schwere Kriegsschiffe waren mit einem Rammsporn und Katapulten ausgestattet und verfügten in der republikanischen Zeit über Enterbrücken. Leichte Patrouillenschiffe waren auf Geschwindigkeit und Beweglichkeit ausgelegt und verfügten weder über Rammsporne noch zusätzliche Bewaffnung. Bewegt wurden alle Schiffe mit Rudern. Zudem hatten sie meistens 1-2 Segelmasten. Auf Kriegsschiffen kamen im Normalfall weder Sklaven noch Kriegsgefangene als Rudermannschaften zum Einsatz, sondern die Seesoldaten sorgten selber für die Bedienung der Ruder und der Segel.

Transportschiffe waren meist Segelschiffe mit bis zu 7 Masten. Auf Flüssen kamen aufgrund der Untiefen auch Flachbodenschiffe zum Einsatz, die über ein großes Ladevolumen verfügen und bei mangelndem Wind über Treidelpfade von Land aus gezogen werden konnten. Sowohl auf dem Mittelmeer als auch auf den Flüssen spielten die Transportschiffe eine entscheiden Rolle bei der Versorgung von Militär und Zivilbevölkerung mit Nahrung und sonstigen Waren.