Zenon
Kaiser Zenon (bzw. Zeno), Regierungszeit vom 9. Februar 474 n. Chr., bis zum 9. April 491 n. Chr., ist einer der bekannteren unter den frühbyzantinischen bzw. oströmischen Kaisern. Volksaufstände und religiöse Flügelkämpfe prägten seine Regierungszeit, jedoch war er auf außenpolitischem Gebiet recht erfolgreich. In seine Regierungszeit fiel auch das "offizielle" Ende des weströmischen Kaisertums, allerdings konnte Zenon das Oströmische Reich stabilisieren.
Leben vor der Regierung
Tarasicodissa (oder Trascalissaeus), wie er vor seiner Regierung genannt wurde, war ein Mitglied des Stammes der Isaurier, der in Isaurien im südwestanatolischen Bergland lebte. Die damaligen Römer betrachteten dieses "wilde Bergvolk" als Barbaren, obwohl sie seit über zwei Jahrhunderten bereits das römische Bürgerrecht besaßen und Reichsangehörige waren.
Kaiser Leo I. fiel der gewandte Krieger Tarasicodissa auf, als er sich Mitte der 60er Jahre des 5. Jahrhunderts nach Alternativen zu seinen germanischen und alanischen Söldnern suchte, die sich immer unzuverlässiger zeigten. Im Jahre 466 deckte Tarasicodissa den Verrat des Ardabur, Sohn des damaligen Magister militum, des Alanen Flavius Aspar, auf. Zwei Jahre später galt Tarasicodissa als der fähigste General Leos. Während er sich auf einem Feldzug in Thrakien mit Ruhm bedeckte (und knapp einem Mordanschlag entging), versenkten seine Widersacher beinahe die gesamte Flotte des Reiches im Kampf mit den Vandalen um die afrikanischen Provinzen. Leo ließ Aspar beseitigen, und als Tarasicodissa in die Hauptstadt zurückkehrte, wurde er zum Magister militum ernannt. Zusätzlich durfte er Leos Tochter Ariadne heiraten. Auch wenn Leo dies alles nur zur Absicherung der Beziehung zum Stamm der Isaurier geplant hatte, entsprang dieser Verbindung ein Sohn, der als Leo II. seinem Großvater 474 nachfolgen sollte. Um größere Akzeptanz bei den römischen Eliten und mehr Rückhalt in der größtenteils griechischen Bevölkerung des Reiches zu erhalten, nahm er den griechischen Namen Zeno an.
Zeno führte die oströmischen Armeen von Erfolg zu Erfolg: er vetrieb die Vandalen unter König Geiserich aus Epirus und verjagte die Hunnen und Gepiden aus den Gebieten südlich der Donau.
Zur Thronbesteigung Leos des II. wurde Zeno von seiner Frau Ariadne und Kaiserinwitwe Verina als Mitregent gekrönt, da sein Sohn noch zu jung war. Als Leo II. am 17. November 474 starb, stieg er zum Alleinregenten auf.
Zenon als Kaiser
Zeno wurde von Volk und den Eliten allerdings wegen seiner isaurischen Herkunft nicht akzeptiert. Seine Schwiegermutter Verina schmiedete ein Komplott, um ihren Bruder Basiliskos auf den Thron zu bringen, was im Januar 475 auch gelang. Zeno und seine ebenfalls unpopulären isaurischen Soldaten mussten Byzanz verlassen und flüchteten nach Antiochia in Syrien. Er war gezwungen, die nächsten 20 Monate in der Festung auszuharren, und nutzte diese Zeit, um eine Armee aufzubauen. Die Misswirtschaft des Kaisers ermöglichte es Zeno, im August 476 Konstantinopel ohne Gegenwehr wieder einzunehmen, nach dem im Vorfeld eine weitere Armee unter General Illus zu ihm übergelaufen war. Sein Rivale wurde nach Phrygien verbannt, wo er kurz danach verstarb.
Kurz nach der Restauration seiner Herrschaft über Ostrom war Zeno gezwungen, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Odoaker hatte den letzten Kaiser Westroms vertrieben und bat um Anerkennung als offizieller Vertreter des oströmischen Hofes, um das Westreich allein zu regieren. Zeno nahm diese Vereinbarung an und war auf dem Papier der erste gesamtrömische Kaiser seit 395. Jedoch schrieb er offenbar die Westgebiete faktisch ab, als sich Odoaker nach einigen Jahren nicht mehr an diese Vereinbarung hielt: Zeno dürfte wohl der oströmische Kaiser mit dem geringsten Interesse am Westen gewesen sein. Ironischerweise führte gerade diese Konzentration auf Ostrom dazu, dass das Reich die innere Stärke gewann, um später eine Rückgewinnung der verlorenen Gebiete versuchen zu können.
Von ihrem Reich in Afrika aus machten die Vandalen noch immer das Mittelmeer unsicher, indem sie Städte plünderten und Piraterie betrieben. Zeno schickte schon 474 eine Delegation nach Karthago, um Geiserich als unabhängigen Herrscher anzuerkennen und ihm die Rechtmäßigkeit seiner Eroberungen zu garantieren. Der greise Geiserich nahm an, und dieser Friede hielt über ein halbes Jahrhundert.
Seit 472 wuchsen die Ostgoten zu einer immer stärkeren Bedrohung heran. Theoderich der Große und Theoderich Strabo zwangen Zeno, ihnen hohe Würden zu verleihen, um sie davon abzuhalten, Konstantinopel anzugreifen oder ihren Nutzen aus den dynastischen Wirrnissen um Zeno zu ziehen. Nichtsdestotrotz war Theoderich Strabo an einer weitern Verschwörung um Verina beteiligt, die angeführt von seinem Schwager Marcianus den Tod des Generals Illus zum Ziel hatte. Im Jahre 478 zerschlug der loyale Illus diese Revolte. 484 hatten Zeno und Illus noch einen großen Volksaufstand niederzuschlagen.
Seit dem Tod des Theoderich Strabo 481 war Theoderich, der Sohn Theodemirs, alleiniger Kriegsherr der Goten und wurde zu einer zunehmenden Bedrohung auf dem Balkan. Zeno entledigte sich dieses Problems, indem er ihn 488 zur Befreiung Italiens von den Westgoten unter Odoaker schickte. Theoderich baute dort sein Reich auf, das formal jedoch Ostrom unterstellt war. Denn bei allem Desinteresse am Westen hielt auch Zeno grundsätzlich an der Idee eines geeinten Imperiums fest - auch wenn die eine Hälfte dieses Reiches sich nun unter germanischer "Verwaltung" befand.
Tod und Nachfolge
Am 9. April 491 verschied Zeno, und da er sein einziges Kind bereits überlebt hatte, nahm sich seine Frau Ariadne ein führendes Mitglied des Hofes, Anastasios zum Mann und Nachfolger in kaiserlichen Würden. Zenon wird zwar im allgemeinen als nachlässiger Herrscher beschrieben, allerdings stabilisierte er das Reich nachhaltig, und zu seinem Tod ist es bei weitem schlagkräftiger als zuvor.
Kirchengeschichtlich ist Zenon bedeutsam wegen seines Henotikons, das den Dissens der Monophysiten mit der Reichskirche vorübergehend aufhob, aber zum akakianischen Schisma führte.
Literatur: Wikipedia