Bundesgenossenkrieg: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Der Bundesgenossenkrieg ( auch ''bellum sociale'' oder Marsischer Krieg) von 91 - 88 v. Chr. war eine Auseinandersetzung zwischen [[Rom]] uns seinen italischen Bundesgenossen, wobei es um die Gewährung des vollständigen römischen [[Bürgerrecht]]s für die Italiker ging und welches ihnen nach Abschluss des Krieges auch gewährt wurde. | |
− | Der Bundesgenossenkrieg (91- 88 v. Chr. | ||
− | + | == Vorgeschichte == | |
− | + | Zwischen den Bundesgenossen und Rom kam es schon seit einer ganzen Weile immer wieder zu Spannungen in Fragen des Bürgerrechts. Schon seit den Gesetzen des [[Gaius Sempronius Gracchus]] war den italischen Bundesgenossen immer wieder Hoffnung auf das römischen Bürgerrecht gemacht wurden. Diese Hoffnung war jedoch immer wieder getäuscht worden. | |
− | Im | + | Der letzte friedliche Versuch durch Reformen diese Spannungen aufzulösen, wurde von [[Marcus Livius Drusus]] unternommen. Im Jahre 91 v. Chr. Drusus zum Volkstribun gewählt. Wie einst die Gracchen, so verfolgte auch er ein sehr umfassendes Reformprogramm welches einerseits die Spannungen zwischen den Rittern und Senatoren zu jener Zeit beheben sowie auch das Verhältnis zu den Bundesgenossen klären sollte. Konnte er sich zu Beginn seiner Amtszeit noch eines großen Rückhalts im Senat erfreuen. |
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+ | Neben anderen Gesetzen, die stark umstritten waren, brachte er den Antrag ein den italischen Bundesgenossen das Bürgerrecht zu erteilen. Nach einer Reihe von innenpolitischen Machtkämpfen unterlag er mit seinem Antrag am 13. September 91 v. Chr. in der entscheidenden Abstimmung. Seine Gesetze wurden fü ungültig erklärt und kurze Zeit später wurde Livius Drusus von einem unbekannten in seinem eigenen Haus erschlagen. | ||
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+ | Die allgemein herrschende Verwirrung, welche nach diesen Vorgängen stattfand, mündete dann schließlich in den Bundesgenossenkrieg, welcher schon seit langem in der Luft schwebte, nun aber nach dem Tode Drusus, auf den die Italiker all ihre Hoffnung gesetzt hatten, endgültig zum Ausbruch kam, da die Bundesgenossen nun sahen, dass sie ihr Ziel ohne Waffen nicht erreichen konnten. | ||
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+ | == Anlass == | ||
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+ | Nach all er Anspannung bedrufte es nur noch eines kleinen Anlasses, um das Feuer zu entfachen. Die Italiker hatten bereits damit begonnen Verbindungen zu knüpfen und Vorbereitungen für eine Auflehnung zu treffen. Die Römer bekamten kunde von der unruhigen Stimmung bei den Bundesgenossen und entsendeten Proconsule in die verschiedenen Landschaften Italiens, um die Bevölkerung zu überwachen. Ein römischer Proconsul namens Servilius hielt reiste zu jener Zeit in die Stadt [[Asculum]], weil er erfahren haben soll, dass aus Asculum Geißeln nach Corfinium gebracht worden wären. Er kam in die Stadt mit seinem LEgaten Fontejus und weiteren Römern und überschüttete die Bewohner mit Vorfürfen und Drohungen. Daraus entwickelte sich ein Gemenge und Servilius wurde samt der anwesenden Römer erschlagen. Als die Bundesgenossen anschließend Beschwerde in Rom über die bisherige Behandlung einreichen wollten, wurden sie erst gar nicht angehört. Seitens Rom wollte man sich nicht mehr auf Verhandlungen einlassen, bevor nicht für das Verbrechen von Asculum Genugtuung geleistet wurde. Daneben wurde das Ereignis von Asculum jedoch für die Bundesgenossen ein allgemeines Zeichen zur Erhebung. | ||
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+ | == Kriegsparteien == | ||
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+ | Auf Seiten der Bundesgenossen standen die [[Marser]] im Osten und Norden von Rom, die [[Samniten]] im Südosten. Von diesen Gebieten griff der Aufstand schnell auf das südliche [[Kampanien]], Lukanien und Apulien über. Verbündet waren auch noch die Peligner, Vestiner, Picenter und Lucaner. Sie erklärten nun [[Corfinium]] als eine Art Gegen-Rom zur Hauptstadt eines ganz Italien umfassenden Reiches, weshalb man die Stadt auch Italica oder oskisch Vitellia nannte. Man richtete sogar einen aus Abgeordneten der verschiedenen Völkerschaften bestehenden Senat aus 500 Mitgliedern ein. Ihre Gesamtstärke wird auf 100.000 Mann geschätzt. | ||
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+ | Auf der Seite Roms blieben diejenigen Städte mit latinischem Recht, welche über ganz Italien verbreitet waren. Der Aufstand zeigte überhaupt keine Resonanz in [[Latium]], Etrurien, Umbrien und dem nördlichen Kampanien. Ebenso hielten einige griechische Städte im Süden Rom die Treue, namentlich [[Rhegium]] und [[Neapolis]]. Rom mobilisierte insgesamt 150.000 Mann, von welchen allerdings nur wenige mehr als die Hälfte römische Bürgersoldaten waren, der Rest bestand aus Hilfstruppen, die aus dem ganzen Reiche als Verstärkung herangeschafft wurden. | ||
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+ | == Verlauf == | ||
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+ | Da der Vorfall in Asculum Ende des Jahres 91. stattfand, nutzten die Bundesgenossen den Winter noch aus, um die Städte innerhalb ihres Gebietes, welche sich ihne nicht angeschlossen hatten, zu unterwerfen. So Pinna im Gebiet der Vestiner oder Alba am Fucinersee. Beide seiten betrieben ansonsten in diesem Winter mit allem Nachdruck ihre Rüstung. | ||
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+ | Da die Aufständischen nicht darauf aus waren, Rom zu erobern und zu unterwerfen, sondern sich von Rom nur loszumachen, so ergab sich für sie die Defensive als vorteilhaft, besonders, da das Gebirgsland von Mittelitalien dafür den passenden Boden gab. Die Römer dagegen mussten offensiv vorgehen, um die Abgefallenen zum Gehorsam zu zwingen. | ||
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+ | Der eigentliche Krieg begann dann im Jahre 90 v. Chr. Es zeichneten sich zwei Hauptschauplätze des Kampfes ab, einen nördlichen und einen südlichen. Der nördliche umfasste das Gebiet der Marser, Picente, Marruciner, Peligner und Vestiner. Hier wurde auf Seiten der Bundesgenossen der Krieg durch den Marser Quintus Pompaedius Silo auf Seiten der Römer der Consul Publius Rutilius ein Vetter des Gaius [[Marius]], dem dieser zur Unterstützung zur Verfügung stand. Der südliche Schauplatz umfasste die Gebiete der Samniter und Lucaner. Seitens der Bundesgenossen kämpfte hier der Samniter Gaius Papius Mutilus. Der zweite Ccnsul [[Lucius Iulius Caesar]] kämpfte hier für Rom, der von [[Sulla]] und [[Gnaeus Pompeius Strabo]] unterstützt wurde. | ||
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+ | Iulius Caesar eröffnete im Süden seine Unternehmung, indem er das bedrängte Aesernia zu entsetzen suchte, einem wichtigen Punkt, der in das innere von Samnium führte und von den Samniten belagert wurde. Er wurde hier jedoch von Vettius Scato geschlagen und musste sich nach Kampanien zurückziehen. Auf dem Rückzug wurden ihm noch deutliche Verluste durch Marius Egnatius zugefügt. Der Consul Caesar zog sich bis nach Teanum in der Nähe von capua zurück und war dort zur Tatenlosigkeit verdammt, bis er sein Heer wieder einsatzfähig gemacht hatte. Ein ähnliches schicksal erlitt Licinius Crassus, der von Kampanien aus sich südlich nach Lucanien gewandt hatte. Er erlitt eine Niederlage durch den Italiker Marcus Lamponius und wurde in Grumentum, mitten in Lucanien, eingeschlossen. | ||
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+ | Der Feldheer der Bundesgenossen, Mutilus, hatte dagegen große Fortschritte gemacht und die Stadt Nola ebenso wie Sabiae, Minturnae und Salernum. Weitere Städte traten freiwillig zu ihm über. Dir Römer drohten ganz Kampanien zu verlieren, als Caesar bedeutende Verstärkung erhielt und einen Angriff des Mutilus auf sein Lager mit großen Verlusten zurückschlagen konnte. Die Römer feierten dies als bedeutsamen Sieg, verloren aber gleichsam die Städte Venafrum und Aesernia. In Apulien ergaben sich den Bundesgenossen viele Städte freiwillig. Sie Samniter hatten den größten Teil von Kampanien in ihre Hände gebracht. | ||
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+ | Im Norden beginnt der Krieg mit einer Niederlage des Legaten Gaius Perperna, dessen verbliebene Truppen dem Marius untergeordnet wurden. Der Consul Rutilius Lupus wollte den Bundesgenossen unter dessen die Colonie Alba wieder entreißen. Ungeduldig drängte dieser zum Angriff gemeinsam mit Marius. Es wird allerdings von unstimmigkeiten zwischen den beiden berichtet. Ihre beiden Heere befanden sich in zweit getrennten Abteilungen wahrscheinlich beim Flusse Tolenus, der die Via Valeria, die Straße von Rom nach Alba, durchschneidet. Auf der anderen Seite des Flusses stand ihnen der Marser Vettius Cato. Beide römischen Feldheern hatten Brücken über den Fluss geschlagen, aber lediglich Rutilius setzte über, während Marius auf seiner Seite stehen bleib. Ihm gegenüber hatte Cato sein Lager, er verließ dieses jedoch heimlich und ließ nur zum Schein eine Lagerwache zurück, um Marius zu täuschen. Mit seinen Truppen besetzte er einen günstigen Platz in der Nähe der Brücke des Rutilius und als dieser über den Fluss marschiert war, wahrscheinlich in der Annahme, dass sein Feind durch Marius in Schach gehalten würde, überfiel ihn Cato und wurde vollstndig geschlagen. Der Consul Rutilius wurde schwer verwundet und starb kurze Zeit später. | ||
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+ | Nach dem Tod des Consuls wurde Quintus Servilius Caepio dem Marius beigeordnet, um den Feldzugplan fortzuführen. Während Marius zauderte, wollte Caepio vorstoßen. Es scheint als fehlte es an einer einheitlichen Leitung unter den römischen Führern. Wie bei Rutilius, so kam es auch diesmal zu Abstimmungsschwiergkeiten und Uneinigkeit. Caepio jedenfalls ließ sich jedenfalls von vom Feldherrn der Italiker, Pompaedius Silo, in einen Hinterhalt locken, wo sein Heer vollständig geschlagen und Caepio selbst getötet wurde. Wieder wurde das verbliebene Heer dem Marius zugeordnet, dem es nun gelang diese Niederlage teilweise wieder gut zu machen als er durch einen Sieg gegen die Marser Gleichgewicht durch einen Sieg gegen die Marser einigermaßen wiederherstellen konnte. | ||
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+ | Noch weiter nördlich wurde der Krieg vom Legaten Pompejus Strabo geführt und zu Beginn von von den drei feindlichen Führern Judacilius, Afranius und Publius Ventidius geschlagen und musste sich nach Firmum, einer latinischen Colonie, zurückziehen. Hier wurde er von Afranius eingeschlossen. Zu seinem Entsatz kam jedoch der römische Legat Servius Sulpicius. Während Pompejus einen Ausfall wagte, fiel Sulpicius dem Bundesgenossen in den Rücken. Afranius wurde vollständig geschlagen und Pompejus ging dazu über die Stadt Ascalum zu belagern. | ||
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+ | Bis gegen Ende des Jahres 90 sah es für die Römer lange Zeit nicht sehr glücklih aus. Im Norden überwogen zwar ihre Vorteile insgesamt, dafür hatte der Feind im Süden mehr vorzuweisen. Erschwerend kam hinzu, dass nun auch Eturien und Umbrien im Begriff waren von Rom abzufallen. Über ihren genauen Eingriff in den Krieg ist jedoch nichts weiter bekannt. Rom fühlte sich zu jener Zeit aber so bedrängt, dass man sich sogar dazu entschloss Freigelassene auszuheben und mit ihnen die Küste von Rom bis Cumae zu bestetzen. | ||
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+ | === Innenpolitische Situation === | ||
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+ | Während der Kämpfe war es auch in Rom selbst nicht ruhig geblieben. Der Volkstribun Quintus Varius Hybrida brachte ein Gesetz ein, wonach eine Untersuchung gegen diejenigen eingeleitet werden sollte, welche den Krieg durch Begünstigung der Bundesgenossen entzündet hätten. Dieses Gesetz wurde mit Gewalt durchgebracht, indem die Volksversammlung mit bewaffneten Leuten des Varius umstellt wurde. Es kam zu einer Reihe von Anklagen und Verurteilungen. So hatte Rom neben dem äußeren Krieg auch seine innferen Fehden auszutragen. | ||
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+ | Der Kriegsverlauf tat jedoch seinen Teil, um die Leidenschaften etwas abzukühlen und die bisherigen strickten Gegner des Bürgerrechts für die Bundesgenossen um Ansehen und Geltung zu bringen. Gleichzeitig kamen Nachrichten, dass auch in Gallien und Spanien Aufstände ausgebrochen waren. Fast schon kleinmütig waren die Römer nun doch gewzungen das Bürgerrecht stückweise preiszugeben. Im Winter von 90 auf 89 trat ein Stimmungsumschlag in der inneren Politik ein und der Consul Lucius Iulius Caesar brachte ein Gesetz ein, welches dem römischen Bunde treu gebliebenen waren, das Bürgerreicht einräumte (lex Iulia de civitate sociis danda). Die treuen Latiner, die griechischen städte, vor allem aber die Etrusker und Umbrer, die schon zu wanken begannen, wurden somit fest an Rom geketten. Zu diesem Gesetz kam bald noch ein zweites durch die Volkstribunen Marcus Plautius Silvanus und Gaius Papirius Carbo hinzu, wonach alle diejenigen, die einer Bundesstadt angehörten, das Bürgerrecht erhalten sollten, wenn sie sich innerhalb von 60 Tagen beim städtischen Praetor Peregrinus meldeten (lex Plautia Papiria). Im Laufe des Jahres kam dann noch das Gesetz des Consuls Pompejus Strabo hinzu, wonach die Verleihung des römischen Bürgerrechts auch auf das cipadanische Gallien ausgedehnt und den Städten des transpadanischen Galliens das latinische Recht verliehen wurde (les Pompeia). | ||
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+ | Durch diese offene Bürgerrechtspolitik verhinderte man, dass sich der Aufstand weiter ausbreitete und einige gar die Reihen der Feinde verließen und sich den Römern anschlossen. Die schlimmsten Mißstände im Verhältnis Roms zu den Bundesgenossen wurden damit erst einmal bereinigt. | ||
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+ | === Kriegsjahre 89. bis 88. v. Chr. === | ||
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+ | Die treibende Kraft der Aufstände war nach diesen Maßnahmen viel an innerer Stärke entzogen worden und die Römer konnten den Krieg im Jahr 89 mit duetlich mehr nachdruck beginnen. Die Consulen dieses Jahres waren Pompejus Strabo und [[Lucius Porcius Cato]], welche beide den Krieg auf dem nördlichen Schauplatz führten, während Sulla im südlichen den Oberbefehl erhielt. | ||
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+ | Noch im Winter wurde ein größeres Heer der Marser von Strabo vernichtend geschlagen. Consul Cato fiel jedoch bei einer späteren Schlacht, wo sich die Marser noch einmal behaupten konnten. Es setzte jeodoch immer mehr Niederlagen und die Widerstandskraft der Marser wurde weitgehend gebrochen, bis sie endlich um Frieden baten. Gleichzeitig wurden die Vestiner und Peligner von Strabo und die Marruciner durch einen Sieg des Publius Sulpicius Rufus unterworfen, der an Stelle des Cato das Heer übernommen hatte. Pompejus belagerte nun auch Asculum, welches den Anlass zum Kriege gab. Zur Verteidigung erasann seitens der Italiker Gaius Judacilius, selbst ein Bürger aus Ascalum, den Plan die Stadt durch einen Ausfall und gleichzeitigen Angriff von Außen zu retten. Es scheint eine große und blutige Schlacht gewesen zu sein. Die römischen Bereichte sprechen von einem Kampfe zwischen 75.000 auf ihrer Seite und 60.000 auf der Seite der Bundesgenossen, was natürlich sehr übertrieben scheint. Aber die Schlacht von Ascalum war so wichtig, dass sie den Ausgang des Krieges im Norden bestimmte. Auch nach der entscheidenden Schlacht dauerte die Belagerung noche einige Tage an, ohne Hoffnung für die Belagerten. Nach einer Erzählung beschloss Judacilius den Fall seiner Vaterstadt nicht zu überleben. Er ließ einen Scheiterhaufen errichten, nahm ein Abschiedsmahl mit seinen Freunden ein, leerte zum Schluss einen Giftbecher, bestieg den Scheiterhaufen und ließ ihn anzünden. | ||
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+ | Auf dem Vormarsch scheint es in Folge der erlassenen Gesetze in Rom zu Verständigungsversuchen gekommen zu sein, die den Weg zum Frieden anbahnten. Eine solceh Verhandlung erwähnt Cicero, die zwischen Pompejus und Vettius Cato stattfand. Dies spricht dafür, dass der Zusammenhalt unter den Bundesgenossen Stück für stück aufgebrochen wurde. | ||
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+ | Im Süden wurde der Krieg durch Sulla ebenfalls sehr erfolgreich geführt. Er ging zuerst nach Kampanien und ging dort von Sieg zu Sieg. Die Rückeroberung von Kampanien wird vor allem der Mitwirkung der römischen Flotte gedacht. Das traurige Schicksal des Befehlshabers dieser Flotte, Aulus Postumius Albinus, wirft jedoch ein merkwürdiges Licht auf die Disziplin im römischen Heer. Albinus wurde von seinen Truppen des Verrats beschuldigt und ermordet. Dass die Beschuldigung unbegründet war, gilt als sicher, über den wahren Hintergrund lässt sich nur spekulieren. Es soll Klagen der Soldaten über die unbillige Verteilung der Beute gegeben haben, auch dass Albinus das Plündern generell untersagte könnte ein Grund gewesen sein. Sulle, der die Truppen des Albinus übernahm, ermahnte seine Soldaten letztlich nur, dass sie ihr Vergehen durch Tapferkeit weider gut machen müssten. | ||
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+ | Sulla entwickelte jetzt in Kampanien eine hohe Aktivität. Er bezwang den Papius Mutilus und schlug ihn so entscheidend, dass derselbe sich nur mit wenigen Truppen und schwer verwundet bis nach Aesernia retten konnte. Sulla drängte den feindlichen Führer Cluentius auf Nola zurück und brachte ihm vor den Mauern dieser Stadt eine äußerst blutige Niederlage bei, in welcher Cluentius selbst fiel. Sulla konnte nun weiter in das Land der Samniter vorstoßen. Er schlug den Papius Mutilus und eroberte Bocianum. Zu gleicher Zeit drangen auch römische Heere in Apulien vor, welches im ersteh Jahre des Krieges gämzlich für die Römer verloren war. Die römischen Führer Cosconius und Lucceius schlugen hier ein Heer unter Marius Egnatius, der in der Schlaft fiel. Im Folgenden wurden Salapia, Cannae und Canusium eingenommen. Noch einmal sammelte sich Samniter jedoch ein Heer und trieben Cosconius von Canusium zurück nach Canae. Cosconius ließ sein Heer mit frischer Verstärkung aufbessern und wagte einen erneuten Vorstoß. Er bezwang den Italiker Trebatius. | ||
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+ | Im Jahre 88 wurde Apulien schließlich vollends von Quintus Caecilius Metellus unterworfen und Quintus Pompaedius Silo in einer großen Schlacht vom römischen Praetor Manius Aemilius völlig geschlagen, in welcher jener letzte der großen Feldherrn des Bundes nun auch selbst den Tod fand. Nun befanden sich noch einige Widerstandsnester, der große Krieg war jedoch im Wesentlichen beendet. | ||
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+ | == Auswirkungen == | ||
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+ | Mit den Gesetzen von 90 und 89 v. Chr. war die alte, mehrstufige Pyramide der römischen Bundesgenossenschaft im Italien südlich des Po eingeebnet, das frühere mehrschichtige Rechtssystem mit den verschiedenen Rechtsstellungen der einzelnen Gemeinden nivelliert. Aus allen freien römischen Bürgern waren römische Vollbürger geworden mit einziger Ausnahme derer, die auch nach 89 v. Chr. noch im Aufstand gegen Rom verharrten. | ||
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+ | Konservative Politiker versuchten die Entscheidung der Bürgerrechtsverleihung praktisch gleich wieder zu unterlaufen, indem sie bei der Zuteilung der Neubürger an die einzelnen Tribus die Gefahr einer Majorisierung der Altbürger und Stadtbürger an die Wand malten und die politischen Auswirkungen der Bürgerrechtsverleihung dadurch aufzufangen versuchten, dass sie die Neubürger in möglichst wenige Tribus einweisen wollten. Die Frage der Tribus-Zugerhörigkeit der Neubürger sollte in den folgenden Jahren den größten Zankapfel der römischen Innenpolitik darstellen. Trotz all dieser Widerstände waren die Auswirkungen der Gesetze von 90 und 89 sehr tief. Das Staatsgebiet Roms war jetzt aber quasi mit dem Bereich Italiens bis zum Po identisch , alle latinischen und bundesgenössischen GEmeinden waren in Vollbürgergemeinden umgewandelt. | ||
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+ | '''Literatur:''' <Br> | ||
+ | Christ, Karl: ''Krise und Untergang der Römischen Republik'', Darmstadt 1979.<Br> | ||
+ | Ihne, Wilhelm: ''Römische Geschichte'', Bd. 5, Leipzig 1879.<Br> | ||
+ | Peter, Carl: ''Geschichte Roms'', Bd. 1, 2. Auflage, Halle 1865.<Br> |
Aktuelle Version vom 16. Oktober 2012, 20:05 Uhr
Der Bundesgenossenkrieg ( auch bellum sociale oder Marsischer Krieg) von 91 - 88 v. Chr. war eine Auseinandersetzung zwischen Rom uns seinen italischen Bundesgenossen, wobei es um die Gewährung des vollständigen römischen Bürgerrechts für die Italiker ging und welches ihnen nach Abschluss des Krieges auch gewährt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Zwischen den Bundesgenossen und Rom kam es schon seit einer ganzen Weile immer wieder zu Spannungen in Fragen des Bürgerrechts. Schon seit den Gesetzen des Gaius Sempronius Gracchus war den italischen Bundesgenossen immer wieder Hoffnung auf das römischen Bürgerrecht gemacht wurden. Diese Hoffnung war jedoch immer wieder getäuscht worden.
Der letzte friedliche Versuch durch Reformen diese Spannungen aufzulösen, wurde von Marcus Livius Drusus unternommen. Im Jahre 91 v. Chr. Drusus zum Volkstribun gewählt. Wie einst die Gracchen, so verfolgte auch er ein sehr umfassendes Reformprogramm welches einerseits die Spannungen zwischen den Rittern und Senatoren zu jener Zeit beheben sowie auch das Verhältnis zu den Bundesgenossen klären sollte. Konnte er sich zu Beginn seiner Amtszeit noch eines großen Rückhalts im Senat erfreuen.
Neben anderen Gesetzen, die stark umstritten waren, brachte er den Antrag ein den italischen Bundesgenossen das Bürgerrecht zu erteilen. Nach einer Reihe von innenpolitischen Machtkämpfen unterlag er mit seinem Antrag am 13. September 91 v. Chr. in der entscheidenden Abstimmung. Seine Gesetze wurden fü ungültig erklärt und kurze Zeit später wurde Livius Drusus von einem unbekannten in seinem eigenen Haus erschlagen.
Die allgemein herrschende Verwirrung, welche nach diesen Vorgängen stattfand, mündete dann schließlich in den Bundesgenossenkrieg, welcher schon seit langem in der Luft schwebte, nun aber nach dem Tode Drusus, auf den die Italiker all ihre Hoffnung gesetzt hatten, endgültig zum Ausbruch kam, da die Bundesgenossen nun sahen, dass sie ihr Ziel ohne Waffen nicht erreichen konnten.
Anlass
Nach all er Anspannung bedrufte es nur noch eines kleinen Anlasses, um das Feuer zu entfachen. Die Italiker hatten bereits damit begonnen Verbindungen zu knüpfen und Vorbereitungen für eine Auflehnung zu treffen. Die Römer bekamten kunde von der unruhigen Stimmung bei den Bundesgenossen und entsendeten Proconsule in die verschiedenen Landschaften Italiens, um die Bevölkerung zu überwachen. Ein römischer Proconsul namens Servilius hielt reiste zu jener Zeit in die Stadt Asculum, weil er erfahren haben soll, dass aus Asculum Geißeln nach Corfinium gebracht worden wären. Er kam in die Stadt mit seinem LEgaten Fontejus und weiteren Römern und überschüttete die Bewohner mit Vorfürfen und Drohungen. Daraus entwickelte sich ein Gemenge und Servilius wurde samt der anwesenden Römer erschlagen. Als die Bundesgenossen anschließend Beschwerde in Rom über die bisherige Behandlung einreichen wollten, wurden sie erst gar nicht angehört. Seitens Rom wollte man sich nicht mehr auf Verhandlungen einlassen, bevor nicht für das Verbrechen von Asculum Genugtuung geleistet wurde. Daneben wurde das Ereignis von Asculum jedoch für die Bundesgenossen ein allgemeines Zeichen zur Erhebung.
Kriegsparteien
Auf Seiten der Bundesgenossen standen die Marser im Osten und Norden von Rom, die Samniten im Südosten. Von diesen Gebieten griff der Aufstand schnell auf das südliche Kampanien, Lukanien und Apulien über. Verbündet waren auch noch die Peligner, Vestiner, Picenter und Lucaner. Sie erklärten nun Corfinium als eine Art Gegen-Rom zur Hauptstadt eines ganz Italien umfassenden Reiches, weshalb man die Stadt auch Italica oder oskisch Vitellia nannte. Man richtete sogar einen aus Abgeordneten der verschiedenen Völkerschaften bestehenden Senat aus 500 Mitgliedern ein. Ihre Gesamtstärke wird auf 100.000 Mann geschätzt.
Auf der Seite Roms blieben diejenigen Städte mit latinischem Recht, welche über ganz Italien verbreitet waren. Der Aufstand zeigte überhaupt keine Resonanz in Latium, Etrurien, Umbrien und dem nördlichen Kampanien. Ebenso hielten einige griechische Städte im Süden Rom die Treue, namentlich Rhegium und Neapolis. Rom mobilisierte insgesamt 150.000 Mann, von welchen allerdings nur wenige mehr als die Hälfte römische Bürgersoldaten waren, der Rest bestand aus Hilfstruppen, die aus dem ganzen Reiche als Verstärkung herangeschafft wurden.
Verlauf
Da der Vorfall in Asculum Ende des Jahres 91. stattfand, nutzten die Bundesgenossen den Winter noch aus, um die Städte innerhalb ihres Gebietes, welche sich ihne nicht angeschlossen hatten, zu unterwerfen. So Pinna im Gebiet der Vestiner oder Alba am Fucinersee. Beide seiten betrieben ansonsten in diesem Winter mit allem Nachdruck ihre Rüstung.
Da die Aufständischen nicht darauf aus waren, Rom zu erobern und zu unterwerfen, sondern sich von Rom nur loszumachen, so ergab sich für sie die Defensive als vorteilhaft, besonders, da das Gebirgsland von Mittelitalien dafür den passenden Boden gab. Die Römer dagegen mussten offensiv vorgehen, um die Abgefallenen zum Gehorsam zu zwingen.
Der eigentliche Krieg begann dann im Jahre 90 v. Chr. Es zeichneten sich zwei Hauptschauplätze des Kampfes ab, einen nördlichen und einen südlichen. Der nördliche umfasste das Gebiet der Marser, Picente, Marruciner, Peligner und Vestiner. Hier wurde auf Seiten der Bundesgenossen der Krieg durch den Marser Quintus Pompaedius Silo auf Seiten der Römer der Consul Publius Rutilius ein Vetter des Gaius Marius, dem dieser zur Unterstützung zur Verfügung stand. Der südliche Schauplatz umfasste die Gebiete der Samniter und Lucaner. Seitens der Bundesgenossen kämpfte hier der Samniter Gaius Papius Mutilus. Der zweite Ccnsul Lucius Iulius Caesar kämpfte hier für Rom, der von Sulla und Gnaeus Pompeius Strabo unterstützt wurde.
Iulius Caesar eröffnete im Süden seine Unternehmung, indem er das bedrängte Aesernia zu entsetzen suchte, einem wichtigen Punkt, der in das innere von Samnium führte und von den Samniten belagert wurde. Er wurde hier jedoch von Vettius Scato geschlagen und musste sich nach Kampanien zurückziehen. Auf dem Rückzug wurden ihm noch deutliche Verluste durch Marius Egnatius zugefügt. Der Consul Caesar zog sich bis nach Teanum in der Nähe von capua zurück und war dort zur Tatenlosigkeit verdammt, bis er sein Heer wieder einsatzfähig gemacht hatte. Ein ähnliches schicksal erlitt Licinius Crassus, der von Kampanien aus sich südlich nach Lucanien gewandt hatte. Er erlitt eine Niederlage durch den Italiker Marcus Lamponius und wurde in Grumentum, mitten in Lucanien, eingeschlossen.
Der Feldheer der Bundesgenossen, Mutilus, hatte dagegen große Fortschritte gemacht und die Stadt Nola ebenso wie Sabiae, Minturnae und Salernum. Weitere Städte traten freiwillig zu ihm über. Dir Römer drohten ganz Kampanien zu verlieren, als Caesar bedeutende Verstärkung erhielt und einen Angriff des Mutilus auf sein Lager mit großen Verlusten zurückschlagen konnte. Die Römer feierten dies als bedeutsamen Sieg, verloren aber gleichsam die Städte Venafrum und Aesernia. In Apulien ergaben sich den Bundesgenossen viele Städte freiwillig. Sie Samniter hatten den größten Teil von Kampanien in ihre Hände gebracht.
Im Norden beginnt der Krieg mit einer Niederlage des Legaten Gaius Perperna, dessen verbliebene Truppen dem Marius untergeordnet wurden. Der Consul Rutilius Lupus wollte den Bundesgenossen unter dessen die Colonie Alba wieder entreißen. Ungeduldig drängte dieser zum Angriff gemeinsam mit Marius. Es wird allerdings von unstimmigkeiten zwischen den beiden berichtet. Ihre beiden Heere befanden sich in zweit getrennten Abteilungen wahrscheinlich beim Flusse Tolenus, der die Via Valeria, die Straße von Rom nach Alba, durchschneidet. Auf der anderen Seite des Flusses stand ihnen der Marser Vettius Cato. Beide römischen Feldheern hatten Brücken über den Fluss geschlagen, aber lediglich Rutilius setzte über, während Marius auf seiner Seite stehen bleib. Ihm gegenüber hatte Cato sein Lager, er verließ dieses jedoch heimlich und ließ nur zum Schein eine Lagerwache zurück, um Marius zu täuschen. Mit seinen Truppen besetzte er einen günstigen Platz in der Nähe der Brücke des Rutilius und als dieser über den Fluss marschiert war, wahrscheinlich in der Annahme, dass sein Feind durch Marius in Schach gehalten würde, überfiel ihn Cato und wurde vollstndig geschlagen. Der Consul Rutilius wurde schwer verwundet und starb kurze Zeit später.
Nach dem Tod des Consuls wurde Quintus Servilius Caepio dem Marius beigeordnet, um den Feldzugplan fortzuführen. Während Marius zauderte, wollte Caepio vorstoßen. Es scheint als fehlte es an einer einheitlichen Leitung unter den römischen Führern. Wie bei Rutilius, so kam es auch diesmal zu Abstimmungsschwiergkeiten und Uneinigkeit. Caepio jedenfalls ließ sich jedenfalls von vom Feldherrn der Italiker, Pompaedius Silo, in einen Hinterhalt locken, wo sein Heer vollständig geschlagen und Caepio selbst getötet wurde. Wieder wurde das verbliebene Heer dem Marius zugeordnet, dem es nun gelang diese Niederlage teilweise wieder gut zu machen als er durch einen Sieg gegen die Marser Gleichgewicht durch einen Sieg gegen die Marser einigermaßen wiederherstellen konnte.
Noch weiter nördlich wurde der Krieg vom Legaten Pompejus Strabo geführt und zu Beginn von von den drei feindlichen Führern Judacilius, Afranius und Publius Ventidius geschlagen und musste sich nach Firmum, einer latinischen Colonie, zurückziehen. Hier wurde er von Afranius eingeschlossen. Zu seinem Entsatz kam jedoch der römische Legat Servius Sulpicius. Während Pompejus einen Ausfall wagte, fiel Sulpicius dem Bundesgenossen in den Rücken. Afranius wurde vollständig geschlagen und Pompejus ging dazu über die Stadt Ascalum zu belagern.
Bis gegen Ende des Jahres 90 sah es für die Römer lange Zeit nicht sehr glücklih aus. Im Norden überwogen zwar ihre Vorteile insgesamt, dafür hatte der Feind im Süden mehr vorzuweisen. Erschwerend kam hinzu, dass nun auch Eturien und Umbrien im Begriff waren von Rom abzufallen. Über ihren genauen Eingriff in den Krieg ist jedoch nichts weiter bekannt. Rom fühlte sich zu jener Zeit aber so bedrängt, dass man sich sogar dazu entschloss Freigelassene auszuheben und mit ihnen die Küste von Rom bis Cumae zu bestetzen.
Innenpolitische Situation
Während der Kämpfe war es auch in Rom selbst nicht ruhig geblieben. Der Volkstribun Quintus Varius Hybrida brachte ein Gesetz ein, wonach eine Untersuchung gegen diejenigen eingeleitet werden sollte, welche den Krieg durch Begünstigung der Bundesgenossen entzündet hätten. Dieses Gesetz wurde mit Gewalt durchgebracht, indem die Volksversammlung mit bewaffneten Leuten des Varius umstellt wurde. Es kam zu einer Reihe von Anklagen und Verurteilungen. So hatte Rom neben dem äußeren Krieg auch seine innferen Fehden auszutragen.
Der Kriegsverlauf tat jedoch seinen Teil, um die Leidenschaften etwas abzukühlen und die bisherigen strickten Gegner des Bürgerrechts für die Bundesgenossen um Ansehen und Geltung zu bringen. Gleichzeitig kamen Nachrichten, dass auch in Gallien und Spanien Aufstände ausgebrochen waren. Fast schon kleinmütig waren die Römer nun doch gewzungen das Bürgerrecht stückweise preiszugeben. Im Winter von 90 auf 89 trat ein Stimmungsumschlag in der inneren Politik ein und der Consul Lucius Iulius Caesar brachte ein Gesetz ein, welches dem römischen Bunde treu gebliebenen waren, das Bürgerreicht einräumte (lex Iulia de civitate sociis danda). Die treuen Latiner, die griechischen städte, vor allem aber die Etrusker und Umbrer, die schon zu wanken begannen, wurden somit fest an Rom geketten. Zu diesem Gesetz kam bald noch ein zweites durch die Volkstribunen Marcus Plautius Silvanus und Gaius Papirius Carbo hinzu, wonach alle diejenigen, die einer Bundesstadt angehörten, das Bürgerrecht erhalten sollten, wenn sie sich innerhalb von 60 Tagen beim städtischen Praetor Peregrinus meldeten (lex Plautia Papiria). Im Laufe des Jahres kam dann noch das Gesetz des Consuls Pompejus Strabo hinzu, wonach die Verleihung des römischen Bürgerrechts auch auf das cipadanische Gallien ausgedehnt und den Städten des transpadanischen Galliens das latinische Recht verliehen wurde (les Pompeia).
Durch diese offene Bürgerrechtspolitik verhinderte man, dass sich der Aufstand weiter ausbreitete und einige gar die Reihen der Feinde verließen und sich den Römern anschlossen. Die schlimmsten Mißstände im Verhältnis Roms zu den Bundesgenossen wurden damit erst einmal bereinigt.
Kriegsjahre 89. bis 88. v. Chr.
Die treibende Kraft der Aufstände war nach diesen Maßnahmen viel an innerer Stärke entzogen worden und die Römer konnten den Krieg im Jahr 89 mit duetlich mehr nachdruck beginnen. Die Consulen dieses Jahres waren Pompejus Strabo und Lucius Porcius Cato, welche beide den Krieg auf dem nördlichen Schauplatz führten, während Sulla im südlichen den Oberbefehl erhielt.
Noch im Winter wurde ein größeres Heer der Marser von Strabo vernichtend geschlagen. Consul Cato fiel jedoch bei einer späteren Schlacht, wo sich die Marser noch einmal behaupten konnten. Es setzte jeodoch immer mehr Niederlagen und die Widerstandskraft der Marser wurde weitgehend gebrochen, bis sie endlich um Frieden baten. Gleichzeitig wurden die Vestiner und Peligner von Strabo und die Marruciner durch einen Sieg des Publius Sulpicius Rufus unterworfen, der an Stelle des Cato das Heer übernommen hatte. Pompejus belagerte nun auch Asculum, welches den Anlass zum Kriege gab. Zur Verteidigung erasann seitens der Italiker Gaius Judacilius, selbst ein Bürger aus Ascalum, den Plan die Stadt durch einen Ausfall und gleichzeitigen Angriff von Außen zu retten. Es scheint eine große und blutige Schlacht gewesen zu sein. Die römischen Bereichte sprechen von einem Kampfe zwischen 75.000 auf ihrer Seite und 60.000 auf der Seite der Bundesgenossen, was natürlich sehr übertrieben scheint. Aber die Schlacht von Ascalum war so wichtig, dass sie den Ausgang des Krieges im Norden bestimmte. Auch nach der entscheidenden Schlacht dauerte die Belagerung noche einige Tage an, ohne Hoffnung für die Belagerten. Nach einer Erzählung beschloss Judacilius den Fall seiner Vaterstadt nicht zu überleben. Er ließ einen Scheiterhaufen errichten, nahm ein Abschiedsmahl mit seinen Freunden ein, leerte zum Schluss einen Giftbecher, bestieg den Scheiterhaufen und ließ ihn anzünden.
Auf dem Vormarsch scheint es in Folge der erlassenen Gesetze in Rom zu Verständigungsversuchen gekommen zu sein, die den Weg zum Frieden anbahnten. Eine solceh Verhandlung erwähnt Cicero, die zwischen Pompejus und Vettius Cato stattfand. Dies spricht dafür, dass der Zusammenhalt unter den Bundesgenossen Stück für stück aufgebrochen wurde.
Im Süden wurde der Krieg durch Sulla ebenfalls sehr erfolgreich geführt. Er ging zuerst nach Kampanien und ging dort von Sieg zu Sieg. Die Rückeroberung von Kampanien wird vor allem der Mitwirkung der römischen Flotte gedacht. Das traurige Schicksal des Befehlshabers dieser Flotte, Aulus Postumius Albinus, wirft jedoch ein merkwürdiges Licht auf die Disziplin im römischen Heer. Albinus wurde von seinen Truppen des Verrats beschuldigt und ermordet. Dass die Beschuldigung unbegründet war, gilt als sicher, über den wahren Hintergrund lässt sich nur spekulieren. Es soll Klagen der Soldaten über die unbillige Verteilung der Beute gegeben haben, auch dass Albinus das Plündern generell untersagte könnte ein Grund gewesen sein. Sulle, der die Truppen des Albinus übernahm, ermahnte seine Soldaten letztlich nur, dass sie ihr Vergehen durch Tapferkeit weider gut machen müssten.
Sulla entwickelte jetzt in Kampanien eine hohe Aktivität. Er bezwang den Papius Mutilus und schlug ihn so entscheidend, dass derselbe sich nur mit wenigen Truppen und schwer verwundet bis nach Aesernia retten konnte. Sulla drängte den feindlichen Führer Cluentius auf Nola zurück und brachte ihm vor den Mauern dieser Stadt eine äußerst blutige Niederlage bei, in welcher Cluentius selbst fiel. Sulla konnte nun weiter in das Land der Samniter vorstoßen. Er schlug den Papius Mutilus und eroberte Bocianum. Zu gleicher Zeit drangen auch römische Heere in Apulien vor, welches im ersteh Jahre des Krieges gämzlich für die Römer verloren war. Die römischen Führer Cosconius und Lucceius schlugen hier ein Heer unter Marius Egnatius, der in der Schlaft fiel. Im Folgenden wurden Salapia, Cannae und Canusium eingenommen. Noch einmal sammelte sich Samniter jedoch ein Heer und trieben Cosconius von Canusium zurück nach Canae. Cosconius ließ sein Heer mit frischer Verstärkung aufbessern und wagte einen erneuten Vorstoß. Er bezwang den Italiker Trebatius.
Im Jahre 88 wurde Apulien schließlich vollends von Quintus Caecilius Metellus unterworfen und Quintus Pompaedius Silo in einer großen Schlacht vom römischen Praetor Manius Aemilius völlig geschlagen, in welcher jener letzte der großen Feldherrn des Bundes nun auch selbst den Tod fand. Nun befanden sich noch einige Widerstandsnester, der große Krieg war jedoch im Wesentlichen beendet.
Auswirkungen
Mit den Gesetzen von 90 und 89 v. Chr. war die alte, mehrstufige Pyramide der römischen Bundesgenossenschaft im Italien südlich des Po eingeebnet, das frühere mehrschichtige Rechtssystem mit den verschiedenen Rechtsstellungen der einzelnen Gemeinden nivelliert. Aus allen freien römischen Bürgern waren römische Vollbürger geworden mit einziger Ausnahme derer, die auch nach 89 v. Chr. noch im Aufstand gegen Rom verharrten.
Konservative Politiker versuchten die Entscheidung der Bürgerrechtsverleihung praktisch gleich wieder zu unterlaufen, indem sie bei der Zuteilung der Neubürger an die einzelnen Tribus die Gefahr einer Majorisierung der Altbürger und Stadtbürger an die Wand malten und die politischen Auswirkungen der Bürgerrechtsverleihung dadurch aufzufangen versuchten, dass sie die Neubürger in möglichst wenige Tribus einweisen wollten. Die Frage der Tribus-Zugerhörigkeit der Neubürger sollte in den folgenden Jahren den größten Zankapfel der römischen Innenpolitik darstellen. Trotz all dieser Widerstände waren die Auswirkungen der Gesetze von 90 und 89 sehr tief. Das Staatsgebiet Roms war jetzt aber quasi mit dem Bereich Italiens bis zum Po identisch , alle latinischen und bundesgenössischen GEmeinden waren in Vollbürgergemeinden umgewandelt.
Literatur:
Christ, Karl: Krise und Untergang der Römischen Republik, Darmstadt 1979.
Ihne, Wilhelm: Römische Geschichte, Bd. 5, Leipzig 1879.
Peter, Carl: Geschichte Roms, Bd. 1, 2. Auflage, Halle 1865.