>>> Gerade eben hatte ich, auch ein bisschen zu meiner eigenen Überraschung, ganz ohne die Empfehlung meines Onkel Decimus Varus von den Annaeern eine Stelle als Stationaria des Cursus Publicus hier in Rom bekommen. Jetzt führte mich mein nächster Gang genau aus diesem Grund auf einen der Kleidermärkte dieser Metropole, wo ich mir zweckmäßige, aber trotzem schicke Kleidung zulegen wollte. Ein Glück, dass ich diesen Sklaven aus der Casa Sergia bei mir hatte, denn ansonsten hätte ich mich wahrscheinlich dumm und dämlich in dieser Stadt gesucht und diesen Markt hier nie gefunden! So aber brauchte ich mir über dieses Problem genauso wenig einen Kopf zu machen, wie über irgendwelche Gauner und Diebe, vor denen der hochgewachsene Sklave mich beschützen sollte.
Der erste Stand, an den ich kam, war zu meiner Enttäuschung natürlich einer, der feine Seidenimporte aus Ägypten und Syrien verkaufte. Eine reiche Frau, vielleicht eine Senatorengattin oder Patrizierin (oder beides zusammen) diskutierte gerade hitzig über Preis und Qualität der Ware, die mich schmerzlich an meine alte Heimat erinnerte und wegen der ich ja auch überhaupt nicht hier war! Lös dich von den Seidenkleidern, Fausta! Oder gönnte ich mir vielleicht wenigstens das eine violette dort? Das würde ganz ausgezeichnet zu dem.... Fausta! Ich wandte meinen Blick schwermütig ab und ging zum nächsten Stand. Doch surprise, surprise, bot der dasselbe nur in billiger an: Billigere Stoffe, niedrigere Preise, ähnliche Schnitte, Formen, Farben und Muster. Das grüne Tuch, das sich gerade eine andere Frau anschaute, sah ganz nett aus. Wenn ich mir schon kein ganzes Seidenkleid kaufen konnte, war ja vielleicht das drin? Ich schaute meinen Begleiter grübelnd an. Sollte ich oder sollte ich nicht? Geld hatte ich genug dabei. "Ist weit'er in das'e Ric'tung der zwe'kiger Kleid'ung.", gab er mir akzentreich Auskunft auf das, was er offenbar glaubte, was ich wissen wollte. Vermutlich hatte er aber Recht. Ich brauchte jetzt erstmal angemessene Arbeitskleidung, bevor ich mich anschließend noch für meine Einkäufe mit einem Tuch oder ja vielleicht auch dem violetten Kleid belohnen könnte.
Einige Stände weitergegangen nahm das Gedränge an den Warentischen immer mehr und mehr zu, während die Qualität und die Preise der Kleider dementsprechend abnahmen. Ich blieb erstmal bei einem der Händler, um dessen Ware noch nicht ganz so viele Geier kreisten. "Sei gegrüßt, meine Dame, heute ist dein Glückstag! Heute bekommst du - nur hier bei mir - beim Kauf von drei Kleidern das günstigste zum halben Preis! Na was sagst du?", begrüßte er mich und ich ließ daraufhin meinen Blick über seinen Angebotstisch schweifen. Dann kräuselte ich meine Stirn, denn begeistert war ich von der Auswahl ja nicht. Unbedacht machten ich einen Schritt zurück, um ohne eine Antwort einfach zum nächsten Stand weiterzugehen, der mir ja vielleicht etwas mehr zusagte. Da rämpelte ich aus Versehen, denn hinten hatte ich ja keine Augen, jemanden an....
Wer will, der darf.