[Officii Quatuorviri viis in urbe purgandis] Lucius Tiberius Lepidus

  • OFFICII QUATUORVIRI VIIS IN URBE PURGANDIS
    LVCIVS TIBERIVS LEPIDVS


    Die Quattuorviri viis in urbe purgandis (auch Quattuorviri viarum curandum genannt) sind für die Sauberkeit der Straßen Roms unter der Oberaufsicht der Aediles verantwortlich. Bürger können sich an die Quattuorviri wenden, wenn sie Beschwerden bezüglich der Sauberkeit eines bestimmten Bereiches der Stadt haben, wenn sie Haus- oder Betriebsbesitzer anzeigen wollen, die vor ihrer Tür nicht für Ordnung sorgen oder ein sonstiges Anliegen vorbringen möchten, welches die Reinlichkeit der römischen Straßen betrifft.


    Durchgeführte kleine Kampagnen


    Alles Gute kommt von oben (Der Fensterwurf)
    Part I: Der zerbrochene Krug
    Part II: Die erboste Praefecta
    Part III: Die Beschwerde bei den Quatuorviri
    Part IV: Die Verhängung der Geldstrafe
    Part V: Das verzweifelte Gesuch
    Part VI: Ersuch um Verhaftung


    Die dreckige Stadt
    Part I: Verschmutzungen in der Casa Sergia und Casa Iulia sowie vor der Villa Flavia Felix
    Part II: Rundgang der Quatuorviri
    Part III: Überprüfung der Casa Sergia
    Part IV: Überprüfung der Casa Iulia


    Ermittlungen zur Verschmutzung vor der Villa Flavia Felix
    Part I: Tat und Entdeckung
    Part II: Nachricht an die Quatuorviri
    Part III: Ermittlungen an der Porta Quirinalis
    Part IV: Die frohe Botschaft


    Die Kaiserschmähungen an den Wänden Roms
    Part I: Die Taten am Iuppiter-Tempel, der Curia, vor dem Palast und anderswo in Rom
    Part II: Die Meldung an die Kanzlei und die Übernahme von Kompetenzen
    Part III: Die Bestätigung von der Kanzlei
    Part IV: Vorbereitung der Säuberung
    Part V: Ausgeführte Aufträge der Quatuorviri am Iuppiter-Tempel, der Curia und anderswo in Rom

  • Verzeichnis der Straßen und Plätze Roms
    und der Grad ihrer Verschmutzung


    Hauptstraßen



    Nebenstraßen und Plätze in den Regionen




    *Die Straßenverortung bildet nicht immer die gesamte Strecke einer jeweiligen Straße, sondern bezeichnet ledigliche einen Reinigungsabschnitt, der zur Orientierung dient.
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    Stand: ANTE DIEM VI ID FEB DCCCLXIV A.U.C. (8.2.2014/111 n.Chr.)

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  • Verzeichnis der erhobenen Strafgelder




    [SIZE=7]* Nach Codex Universalis, Pars Quinta - Cursus Honorum § 35, Abs. 6[/SIZE]

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    Stand: ANTE DIEM X KAL MAR DCCCLXIV A.U.C. (20.2.2014/111 n.Chr.)

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  • Ad
    >Name<
    >Adresse<
    >Wohnort<











    Vale bene,
    Lucius Tiberius Lepidus




    http://i839.photobucket.com/al…/siegelmtdsenatorhc01.gif Quatuorvir viis in urbe purgandis
    Basilica Ulpia | Roma | Italia


    >Datum<
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    VERORDNUNG
    IIIIviri viis in urbe purgandis












    BEKANNTMACHUNG
    IIIIviri viis in urbe purgandis


    Die IIIIviri viis in urbe purgandis möchten alle Bewohner der Stadt Roms noch eimal nachdrücklich darauf hinweisen, dass die Straße vor ihren Häusern sauber und frei gehalten werden muss. Der Eigentümer einer jeweiligen Unterkunft trägt Sorge dafür, dass sich der Zustand der Straßen in einem einwandfreien Zustand befindet.


    Die Nachlässigkeit, mit der viele Bewohner Roms im Falle der Sauberkeit unserer Straßen in der letzten Zeit umgegangen sind, wird ausdrücklich nicht toleriert. Wer nicht in ausreichendem Maße für die Sauberhaltung seines anliegenden Straßenabschnittes sorgt, wird von den IIIIviri viis in urbe purgandis mit einer Strafzahlung bedacht. Darüber hinaus muss derjenige die Reinigung bezahlen, die die IIIIviri an seiner statt in Auftrag geben müssen.


    Gebt acht, Bewohner Roms und haltet sauber!





    VERORDNUNG
    IIIIviri viis in urbe purgandis


    Feslegung des Strafgeldes für das Hinauswerfen von Gegenständen auf die Straße


    Die IIIIviri viis in urbe purgandis legen die Höhe des Strafgeldes für das Vergehen des Hinauswerfens von Gegenständen auf die Straße mit sofortiger Wirkung auf 200 Sesterzen* fest. Zusätzlich wird die in Auftrag gegebene Reinigung dem Verursacher in Rechnung gestellt.


    In Anbetracht der jüngst wieder vermehrt aufgetretenen Vorfälle, die vor allem das Werfen von Müll aus dem Fenster betreffen, weisen die IIIIviri noch einmal darauf hin, dass dieses Verhalten zu unterlassen ist. Wir geben allen Bewohnern Roms zu bedenken, dass diese Art der Müllentsorgung, die aus reiner Bequemlichkeit stattfindet, nicht nur die Straßen verschmutzt, sondern auch eine ernste Bedrohung für die Menschen darstellt, die auf den Straßen entlanglaufen. Derartige Handlungen können nicht nur Verletzungen verursachen, sondern auch den Tod nach sich ziehen! In diesen schwerwiegenden Fällen ist nicht nur mit einer Geldstrafe durch die IIIIviri zu rechnen, sondern auch mit weitergehenden strafrechtlichen Konsequenzen!


    Einwohner Roms: Seid euch über die Folgen eures Handelns im Klaren! Durch ein wenig mehr Achtsamkeit könnt ihr euch Strafgeld, Reinigungskosten und strafrechtliche Verfolgung ersparen!



    [SIZE=7]* Nach Codex Universalis, Pars Quinta - Cursus Honorum § 35, Abs. 6[/SIZE]





    BEKANNTMACHUNG
    IIIIviri viis in urbe purgandis


    Strafgeld für das Hinauswerfen von Gegenständen auf die Straße


    Die IIIIviri viis in urbe purgandis erinnern daran, dass sich die Höhe des Strafgeldes für das Vergehen des Hinauswerfens von Gegenständen auf die Straße mit bis zu 200 Sesterzen* belaufen kann. Die IIIIviri werden den gesetzlichen Rahmen voll ausschöpfen, um die Ordnung in der Stadt aufrechtzuerhalten und ein entsprechend hohes Strafgeld verhängen. Zusätzlich können die angefallenen Reinigungskosten dem Verursacher in Rechnung gestellt werden.


    In Anbetracht der jüngst wieder vermehrt aufgetretenen Vorfälle, die vor allem das Werfen von Müll aus dem Fenster betreffen, weisen die IIIIviri noch einmal darauf hin, dass dieses Verhalten zu unterlassen ist. Wir geben allen Bewohnern Roms zu bedenken, dass diese Art der Müllentsorgung, die aus reiner Bequemlichkeit stattfindet, nicht nur die Straßen verschmutzt, sondern auch eine ernste Bedrohung für die Menschen darstellt, die auf den Straßen entlanglaufen. Derartige Handlungen können nicht nur Verletzungen verursachen, sondern auch den Tod nach sich ziehen! In diesen schwerwiegenden Fällen ist, statt eines Strafgeldes durch die IIIIviri, sogar mit strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen!


    Einwohner Roms: Seid euch über die Folgen eures Handelns im Klaren! Durch ein wenig mehr Achtsamkeit könnt ihr euch Strafgeld, Reinigungskosten oder strafrechtliche Verfolgung ersparen!



    [SIZE=7]* Nach Codex Universalis, Pars Quinta - Cursus Honorum § 35, Abs. 6[/SIZE]



  • "Ordnung, Ordnung, Ordnung!", sprach der Tiberier zu seinem Scriba, während er hin- und herlaufend seine Richtlinien für das zu erstellende Straßenverzeichnis benannte. "Das muss alles aufgezeichnet und Abrufbereit sein. Nur so können wir feststellen, wo es überhaupt besonderen Handlungsbedarf gibt und woran wir unsere Fortschritte feststellen können." Lepidus hatte sich unter seinen Kollegen bereiterklärt, eine Liste anzufertigen, die Auskunft über den jeweiligen Verschmutzungsgrad der Straßen geben sollte. Das sollte allgemein bei der Orientierung helfen, auf das gezielt entsprechende Anstrengungen übernommen werden konnten, die Straßen sauber zu halten. "Schon klar, ähm. Ich hab jetzt hier in der Vorlage Straßenname, Verortung und Verschmutzungsgrad eingezeichnet. Sollen wir vielleicht auch noch den allgemeinen Zustand der Straße mit aufnehmen, falls die Straße vielleicht eine neue Pflasterung benötigt?", fragte sein Scriba Hamilkar, der schon jetzt die Zusammenarbeit mit dem Tiberier sichtlich nerven kostete. "Nein, nein, das ist Blödsinn. Das notieren wir gegebenenfalls einfach nur irgendwo und melden es weiter an den Aedil. Das ist nichts, was wir hier allein bestimmen können."


    Nach und nach wurden die Berichte der einzelnen Quattuorviri ausgewertet, diese sie nach ihren Rundgängen angefertigt hatten. Alle waren für einen bestimmten Bereich der Stadt zuständig, wo sie die Straßen abliefen und auf ihre Sauberkeit überprüften. Die Ergebnisse konnte Lepidus nun in das entsprechende Verzeichnis bringen. "Ich würde vorschlagen, wir nehmen nur die ganz großen Straßen mit in die Liste auf und nicht jeden clivus und gradus" Andernfalls würde man ziemlich schnell die Übersicht verlieren und stetig genau zu kontrollieren, welche noch so kleine Gasse zu stark verschmutzt war, war auch für die Quattuorviri nicht möglich. Die Stadt war ohnehin ständig verdreckt und von daher war es eine Sisyphos-Aufgabe, sie sauber zu halten. Da war es wichtig, dass wenigstens für die großen vielbefahrenen und belaufenen Straßen genug Platz frei war. "Aber nur die großen Hauptstraßen sind doch etwas wenig, oder? Irgendwie müssen wir die anderen doch schon mit einbeziehen, sonst geraten die irgendwann völlig aus den Augen und es türmen sich riesige Müllberge in diesen Nebenstraßen." Der Patrizier dachte für einen Augenblick nach, wollte aber selbstverständlich nicht zugeben, dass sein Scriba natürlich einen Haken an seinem Minimalismus entdeckt hatte. "Nun, selbstverständlich habe ich daran schon gedacht!" Aber natürlich... "Wir legen einfach keinen Verschmutzungsgrad für jede einzelne Straße fest, sondern für die Gesamtheit der Straßen einer bestimmten Region. Es kann dann zwar sein, dass dort saubere und und schmutzige Nebenstraßen gibt, aber durch unsere Gesamteinschätzung, wissen wir, wie viel Handlungsbedarf es in der jeweiligen Gegend gibt." Lepidus lächelte, während der Hamilkar einfach nur "Verstehe..." vor sich hinmurmelte.


    "Achja, wichtige Foren und Campi sollten wir noch einmal extra aufführen. Die bedürfen schließlich unserer besonderen Aufmerksamkeit. Also fertige auch noch einmal eine Extra-Liste dafür an." Der Scriba fasste noch einmal zusammen. "Gut, wir haben dann Hauptstraßen mit ihrer Verortung. Dann die Nebenstraßen der einzelnen Regionen in ihrer Gesamtheit und schließlich die Plätze."


    "Ausgezeichnet! Jetzt musst du nur noch die Statusmeldungen der letzten Rundgänge von mir und meinen Kollegen durchgehen und sie allesamt eintragen. Viel Spaß dabei. Ich selbst habe noch einen dringenden Termin, aber sobald ich wiederkomme, hast du das hoffentlich erledigt! Gib dir auch ein bisschen Mühe, dass man das auch vernünftig lesen kann!" Der Tiberier bewegte sich schon aus der Tür heraus, während sein Scriba, der gerade die Arbeit einer ganzen Woche innerhalb von ein paar Stunden erledigen sollte, nur stotternd etwas erwidern konnte. "Ähm.. ja, na klar... natürlich mach ich das..." Dieser wartete nun bis Lepidus endgültig das Officium verlassen hatte, bevor er nörgelnd vor sich hinredete "Diese vermaledeiten Patrizier! Und den muss ich jetzt ein ganzes Jahr ertragen!"

  • Sein unter Rekordtempo arbeitender Gehilfe Hamilkar wischte sich schon die Schweißperlen von der Stirn, als der Quattuorvir persönlich wieder zurückkehrte. Missmutig blickte er von seinem Schreibtisch und den Aufzeichnungen auf, die er gerade noch mühselig und in Schönschrift angefertigt hatte. "Na, wie sehts denn aus. Ich bin sogar etwas spät dran. Da bist du doch sicher schon fertig geworden", sprach der Patrizier geradezu feierlich und blickte auf das Geschriebene. "Ich bin... erst mit den Hauptstraßen durch..."


    Lepidus musterte das Geschriebene von oben bis unten und enthielt sich vorerst einer Maßregelung. Das einzige, was ihm hin und wieder von den Lippen ging, war ein auffälliges "Aha... aha. Gut, gut." . Hamilkar bemühte sich derweil die Qualität seiner Arbeit zu unterstreichen "Aber diese sind auch schon komplett fertig und sehr leserlich geschrieben. Auch die Daten über die Verschmutzung sind bereits eingetragen..." Dann wandte der Tiberier sein schillerndes Antlitz wieder vom Scriba ab und verkündete in einem mehr als übertrieben höfflichen Ton: "Nicht so schlimm, dass du noch nicht fertig bist." Gerade wollte sich Hamilkar schon beruhigt zurücklehnen, völlig erstaunt über diese Nettigkeit, doch bevor er derartige Gedanken überhaupt entfalten konnte, verkündete der Tiberier munter. "Du wirst dann heute eben etwas länger arbeiten müssen. Die Zeit hier im Officium gönn ich dir gern." Hamilkar zog eine Augenbraue hoch: "Und... und was wirst du machen?". Lepidus war schon fast wieder zur Tür herausspaziert, ehe er sich belustigt umwandte: "Ich? Was ich mache? Ich bespreche mich jetzt noch mit den anderen Quattuorviri und dann gehe ich wahrscheinlich nach Hause. Es war schließlich ein anstrengender Tag!" Und Weg war. Hamilkar hatte jetzt schon Rückenschmerzen und seine Schreibhand tat ihm ebenso weh. Mit einem leichten Seufzer blickte er auf die bisherige Arbeit, die eine Übersicht über die großen Straßen Roms aufwies, während er langsam realisierte, dass er hier wohl noch ewig rumhängen würde, um auch noch den Rest hinter sich zu bringen...

  • Hamilkar hatte sich wahrlich bemüht und als das letztlich Ergebnis auf dem Tisch lag, hatte der Magistrat sogar ein paar lobende Worte für seinen Scriba übrig. "Ausgezeichnet, das ist doch schon einmal ein guter Anfang. Bereits jetzt haben wir mehr Übersicht und wissen, wo wir ansetzen müssen." Hamilkar machte unterdessen einen eher skeptischen Gesichtsausdruck. "Aber wie wollen wir der Lage Herr werden? Die bisherigen Rundgänge ergeben ein eindeutiges bild: Diese Stadt schwimmt im Dreck!" Dabei konnte sich Lepidus ein Lächeln nicht verkneifen. "Was hast du denn erwartete? Rom hatte schon immer ein Sauberkeitsproblem. Ich meine: Die Leuten schmeißen ihren Müll einfach aus dem Fenster... was soll man denn da erwarten außer sich türmende Müllberge und auch noch den ein oder andern Verletzten?" Hamilkar schüttelte den Kopf. "Nein, zwar hatten wir diese genaue Aufstellung vorher noch nicht, aber so rein vom Gefühl, so intuitiv, würde ich sagen, dass es selten so schlimm in Rom zuging." Immer noch folgte der ungläubige Blick auf die Verschmutzung der Straßen. "Na, wie dem auch sei. Es ist ja nicht deine Aufgabe, sondern ich muss gemeinsam mit den anderen Quatuorviri eine Lösung finden. An härteren Maßregelungen werden wir aber wohl nicht vorbeikommen." So die Ankündigung des Tiberiers gegenüber seinem Scriba. Daraufhin machte er sich bereits auf zu einem Treffen mit seinen Kollegen. Gemeinsam wollten sie besprechen, wie man der Lage Herr werden könnte. Lepidus selbst würde sich für eine harte Linie aussprechen: Wer vor seiner Tür nicht kehrte, der musste zur Rechenschaft gezogen werden und die Rechnung für die von ihrem Officium in Auftrag gegebene Reinigung musste ebenso bezahlt werden. So würde man auf der Liste hoffentlich irgendwann wieder etwas weniger 'rot' und etwas mehr 'grün' sehen.

  • Nicht nur wegen der winterlichen Verhältnisse war Sciurus' Stimmung überaus unterkühlt als er das Officium der Quattuorviri viis in urbe purgandis erreichte. Obwohl unvorhergesehene Störungen zu der täglichen Routine eines Vilicus gehörten, hasste er sie um so mehr, so wie alles, was sich seiner Kontrolle entzog.
    "Ich habe eine Beschwerde vorzubringen", wandte er sich an den erstbesten Scriba. "Irgendein Mondscheinbauer hat seinen Mist vor der Villa meines Herrn verloren. Alta Semita, oben auf dem Quirinal, nahe dem Capitolium Vetus, vor der Villa Flavia Felix. Der Consular Flavius Furianus und der Senator und Pontifex Flavius Gracchus würden es in jedem Fall begrüßen, wenn ihre Klienten nicht durch diesen Mist waten müssten, um in das Haus zu gelangen." Die Frist bis zum Beginn der Salutationes war zweifelsohne kurz, doch in einem Haus mit zwei Senatoren wäre für die Quattuorviri sicher ebenso viel Anerkennung, wie Missmut zu ernten.

  • "Hmpf... nicht einmal ein nettes 'Salve'?", fragte der etwas missmutige und durch Lepidus Behandlung auch etwas negativ eingestellt Scriba Hamilkar den überraschenden Neuankömmling. Währenddessen schob er etwas Papyrus und ein paar Tabulae auf seinem Tisch hin und her. Irgendwann hatte er dann die richtige gefunden und wandte sich wieder an den Mann: "Du möchtest also eine Selbstanzeige für deinen Herren vorbringen? Guck an, das haben wir auch nicht alle Tage., sprach er etwas boshaft lächelnd und wahrscheinlich genauso rätselhaft für sein Gegenüber.

  • "Nein", antwortete der Sklave trocken, "keine Selbstanzeige für meinen Herrn, denn die Faeces der Villa Flavia gehen hinten raus, nicht vorne. Ich habe eine Beschwerde über die Sauberkeit der Straße vorzubringen, die sehr zu wünschen übrig lässt." Er fixierte sein Gegenüber mit kaltem Blick. "Wenn dies jedoch über deine Befugnisse und Befähigungen hinausgeht, dann werde ich dies gerne auch demjenigen Quattuorviren, der für die Alta Semita zuständig ist, persönlich vorbringen."
    In Gedanken prägte sich Sciurus bereits das Äußere des Scriba ein, war er doch skrupellos darin, inkompetente Subjekte über seinen eigenen Herrn bei deren Vorgesetzten anzuschwärzen - böse Zungen mochten gar behaupten, er fände Freude daran, doch Freude war eine Emotion, zu welcher der Sklave nicht imstande war -, sowie keineswegs geneigt, für einen Missstand vor den Flaviern einzustehen, der außerhalb seiner Zuständigkeit lag.

  • Eine Bote aus dem Palast überbrachte ein Schreiben an den Vigintivir Tiberius Lepidus.



    Ad
    Vigintivir
    Lucius Tiberius Lepidus
    Quatuorvir viis in urbe purgandis
    Basilica Ulpia, Roma, Italia



    Salve Vigintivir,


    mit großer Besorgnis habe ich deinen Bericht über die Schmierereien und Verunglimpfungen gelesen, die sich derzeit in ganz Roma verbreiten. Wie du selbst erkannt hast, ist dieser verbrecherischen und verwerflichen Tat entschieden entgegen zu treten.


    Aus diesem Grund übertrage ich dir hiermit die gewünschte Sonderkompetenz zur Entfernung der Schriftzüge. Weiters werde ich deinen Bericht an die Cohortes Praetoriae weiterleiten, die eine sofortige Untersuchung der Taten und eine Fahndung nach dem oder den Tätern einleiten sollen.


    Ich danke dir für dein aufmerksames und vorbildliches Verhalten, das gegenüber dem Kaiser nicht unerwähnt bleiben wird und bitte dich den Palast auch weiterhin über alle weitere Entdeckungen solcher Vorfälle zu informieren.


    Vale bene,


    LUCIUS IUNIUS SILANUS
    ~~Procurator a libellis - Administratio Imperatoris~~



  • Hamilkar lachte sichtlich auf. Erneut wiederholte er sich: "Also doch eine Selbstanzeige!" Der Scriba blickte den Mann scharf an, bevor er näher erläuterte: "Es spielt keine Rolle, wo der Dreck herkommt. Solange der Straßenteil in den Einzugsbereich der Villa Falvia deines Herren fällt, hat dieser sich um die Sauberkeit zu kümmern! Kommt er dem nicht nach, so geben wir die Reinigung in Auftrag - aber natürlich stellen wir diese dann deinem Herren in Rechnung samt einer Strafgebühr! Was glaubst du, was wir sind? Eine staatlich organisierter Betrieb, der durch die Gegend läuft, Dreck aufsammelt und den Müll der Leute abtransportiert? Eine nette Idee, aber das scheint mir doch eher wie utopische Zukunfstmusik." Der Scriba nahm sich eine Tabulae vor. "Ich werde Reinigungsauftrag und Strafzahlung sofort notieren"


    Der Scriba war aufgrund seines stark angeschlagenen Nervenkostüms mitunter etwas laut geworden, weshalb Lepidus, der nebenan saß, einiges mit anhören konnte und sich letztlich selbst von seinem Tisch aufschwang und Sciurus in Empfang nahm. "Na, das mit der Strafzahlung lass mal lieber sein, guter Hamilkar. Gönn dir erst einmal eine Pause." Der Scriba blickte nur kurz zu Lepidus, bevor er genervt von dannen zog und erst einmal draußen ein wenig nach Luft schnappte. "Entschuldigung. Gutes Personal ist heute schwer zu finden. Wie lautet dein Name und wer ist doch gleich dein Herr?", wandte er sich nun an den Besucher. "Hab ich richtig verdstanden, es geht um die Villa Flavia? Selbstverständlich müssen die edlen Römer, die darin wohnen deren Verdienste unbestritten sind, noch keine Strafzahlungen fürchten. Dennoch - und soweit stimmen die Aussagen meines mittelklassigen Scriba, soweit ich sie dem Kontext entnehmen konnte - muss die Reinigung von euch übernommen werden."

  • >>> Ich musste schnell handeln! Da war ich mir sicher. Immerhin wusste der Schadenverursacher (ja, auch Make-up, Frisur und Kleiderreinigung kosteten Geld, ganz zu schweigen vom meiner wertvollen Zeit als Postpräfektin Italias!) darüber Bescheid, dass ich über ihn Bescheid wusste! Und nachdem er mir meine Drohung mit dem Praefectus Praetorio offenbar abgekauft hatte, bestand mit Sicherheit auch Verdunklungsgefahr in seinem Fall. - Zugegebenermaßen hatte ich da nämlich eigentlich schon etwas hoch gepokert, war es doch nicht gerade ein Geheimnis, dass nach der ehrlosen Entlassung des alten noch keine große Feier zur Amtseinführung eines neuen Prätorianerpräfekten stattgefunden hatte. Und damit war natürlich auch meine Verbindung zu den Prätorianern selbst so trocken wie die Sand- und Steinwüsten Africas.


    An wen nun konnte ich mich wenden? Ich ließ herausfinden, denn als Praefecta Vehiculorum brauchte ich das nicht mehr selbst zu machen, dass die Ädile für den Polizeidienst verantwortlich waren. Aber was wollte ich durch diese ermitteln und verfolgen lassen? Eine fahrlässige Körperverletzung, die nicht geschehen war aber hätte geschehen können? Nee, da kam ich bestimmt nicht weiter. Stattdessen stand ich einen Tag nach dem unglaublichen Vorfall bewaffnet mit den in ein blau-weiß karriertes Tuch eingewickelten Beweisstücken, die meine Begleiter am Vortag vom Ort des Geschens mitgenommen hatten, in der Bascilia Ulpia vor den Büros der Quattuorviri. Und wieder hätte ich mich am liebsten beschwert! Wie konnte es bitteschön sein, dass ich hier genötigt war einen Tiberius aufzusuchen, wenn ich mich über diesen Turpilius beschweren wollte?! Ich dachte, ich hätte es hier mit den Quattuorviri zu tun! Bei meinem Glück war der vielleicht noch über drei Ecken mit dieser arroganten Tiberia-Kuh verwandt, die ich vor einiger Zeit in den Thermen kennenlernen musste! (Allerdings: Mit diesem Decimus Aquila war ich ja eigentlich auch ganz gut zurande gekommen, obwohl diese Flaminina behauptete mit ihm verwandt zu sein....)


    Ich klopfte also an der Bürotür an, wartete bis ich ein "Herein" oder irgendetwas vergleichbares vernahm und enterte dann das Officium. Dort angekommen polterte ich allerdings nicht gleich los, sondern sah mich mit einem betroffenen Gesichtsausdruck erstmal vorsichtig um. Ich versuchte den Quattuorvir zu identifizieren und schenkte ihm ein kurzes, eher trauriges Lächeln. "Salve.", grüßte das arme, hilflose Reh mit den großen braunen Rehaugen, die mir schon in Kindertagen viele Wünsche erfüllt hatten. "Quattuorvir Tiberius?"

  • "Salve. Ja, der bin ich. Einen Moment bitte", war Lepidus erste Reaktion auf das zaghafte Erkundigen nach seiner Person. Er blickte dabei gar nicht erst auf und war stattdessen vollends in ein Schriftstück vertieft, so dass er natürlich gern noch den Satz zu Ende lesen wollte. Als er nach einigen Sekunden fertig war, legte er das Schriftstück beiseite, brachte sich erst einmal in eine gemütliche und lockere Position hinter seinem Schreibtisch, bevor er ganz bürokratisch fragte. "Nenne mir deinen Namen und dein Anliegen." Was war eigentlich schon wieder mit diesem Hamilkar los? Darum hätte der sich doch erst einmal kümmern können. Der Scriba wusste doch, dass der allzu beschäftigte Patrizier keine Zeit hatte. Schließlich waren die meisten Anliegen hier so trivial, dass sich damit einer der Quatuorviri gar nicht erst beschäftigen musste. Die meisten stammten von Leuten, die ihre Nachbarn anschwärzten, weil diese mal wieder nicht vor ihrer Tür gekehrt hatten. Hoffentlich hatte diese Frau da etwas Besseres vorzutragen. Heute war schließlich auch eher ein ziemlich langweiliger Tag. Die großen braunen Rehaugen konnte der Tiberier darüber hinaus kaum wahrnehmen, weil er sein Gegenüber eher desinteressiert und beiläufig anblickte. Die hinter ihr verlaufende Wand bot ohnehin mehr Spielraum, wenn er sich in Gedanken vorstellte, was er gerade alles lieber machen würde, als im Officium zu versauern: Baden gehen, etwas lesen, einen Glaidatorenkampf oder ein Theaterstück sehen...

  • Sichtlich zufrieden nahm der Tiberier das Schreiben aus dem Palast entgegen. Offensichtlich blickte man ebenso sorgenvoll auf diesen neuen Trend der Kaiserschmähung, der sich an den Wänden der Stadt ausbreitete. Lepidus erhielt seine Sonderkompetenz, die es ihm erlaubte nun auch die Beseitigung der Graffitis zu koordinieren. Sofort rief er seinen Schreiber Hamilkar herbei. "Schreibe sofort ein paar Aufträge aus. Diesmal geht es nicht um Straßenreinigung, sondern um Graffitis." "Wir haben die Sondererlaubnis?" "Ja, der Palast sieht das zum Glück ebenso wie wir. Je intensiver wir daran arbeiten, desto besser." "Aber das bedeutet auch, dass wir einen Teil unserer finanziellen Mittel abzweigen müssen, der eigentlich für die Straßenreinigung vorgesehen ist. Kommen wir da nicht in Bedrängnis?" Die Skepsis des Scriba war natürlich nicht unberechtigt. Zwar kostete es das Collegium rein gar nichts für die Sauberkeit der Straßen zu sorgen, die private Anlieger hatten, denn das wurde denen ohnehin in Rechnung gestellt. Eher verdiente man noch an den Strafgeldern, wenn diese ihren Verpflichtungen nicht nachkamen. Für die öffentlichen Plätze, wo kein Bürger zuständig war, musste allerdings in nicht umfangreichen Maße gesorgt werden. "Ach, da mach dir mal keine Sorgen. Zur Not holen wir das Geld wieder rein, indem wir etwas strenger Strafen vollhängen. Ob nun etwas bereits als unangemessen dreckig gilt, weil etwas Sand drauf liegt oder ganze Müllberge, liegt schließlich in unserem Ermessen." Lepidus lächelte. Magistrat zu sein, war einfach toll. Hamilkar verzog dagegen eher das Gesicht. So einfach der Gedanke auch auf der einen Seite war, so moralisch befremdlich war er auf der anderen. "Achja, setz auch gleich ein Schreiben an die Aedile auf. Wir werden ganz konkret benennen, um welche Stellen wir uns kümmern und welche vielleicht von ihnen übernommen werden, nachdem sie sich vielleicht endlich bemüßigt fühlen zu handeln." Diese Aedile hatten doch auch nur noch im Kopf, wie sie sich durch Spiele beliebt machen können. Da blieb die Reinigung natürlich ganz gern mal auf der Strecken. Hamilka notierte sich alles. "Alles klar, wird gemacht." Während dieser schon zurück an seinen Schreibtisch gelangen wollte, gab ihm Lepidus noch etwas mit: "Ach, und Hamilkar. Zur Abwechslung solltest du bei deiner Arbeit auch ein bisschen Tempo machen! Wir handeln jetzt zur Wahrung des Rufs unseres geliebten Kaisers. Aber ich bin sicher, dass ich dich daran nicht extra erinnern muss, oder?" Wieder einmal etwas grimmig gelaunt über diese Art von Kommentaren, konnte Hamilkar nur mit einem das Gesicht verziehenden "Nein, ich weiß bescheid... natürlich weiß ich..." antworten.

  • Hallo?!? Guckte der Kerl mich vielleicht mal bitte an, wenn ich mit ihm redete?! Oder was meinte der Typ, wer oder was er war?? Kaum zum Vigintivir gewählt (und auch dort nur zu den vier Müllmännern abgestellt!) entwickelte dieser Neuadelige hier offensichtlich schon die Starallüren eines Consulars, oder was?! Nein, also bei solcher Arroganz (die mich nebenbei gesagt sehr stark an diese hochnäsige Patrizierzicke aus den Thermen erinnerte) hatte ich wirklich so meine Probleme damit, vorerst auch weiter meine Maskerade aufrechtzuerhalten. Spätestens jetzt war ich mir aber absolut sicher, dass diese beiden Möchtegernblaublütigen zu einer Sippe gehörten - wohlbemerkt einer, der ich von Moment zu Moment weniger abgewinnen konnte. Wenn die da alle so drauf waren, dann konnte ich entgegen meiner beiden annaeischen Onkel mittlerweile ganz gut nachvollziehen, warum sich der fette Glatzkopf damals dieses Consulars Tiberius entledigt hatte: Die waren ja unausstehlich selbstgerecht und selbstverliebt und wer wüsste nicht, was sonst noch alles! (Auf mich trafen diese Eigenschaften natürlich allesamt nicht zu - nur um das klarzustellen.)


    Als dieser Beamte nach Stunden dann endlich seinen kleinen Liebesbrief beiseite gelegt hatte, mittlerweile war ich fast eine Daumenbreite kleiner geworden durch dieses ganze Beine in den Bauch Stehen, wurde ich zu guter Letzt dann doch noch mal nach meinem Namen und meinem Anliegen befragt. "Mein Name ist Sergia Fausta, Praefecta Vehiculorum des Cursus Publicus von Italia.", stellte ich mich wichtig, wie ich war, natürlich auch mit meinem Amtstitel vor. Vielleicht bekam ich ja dann die Aufmerksamkeit, die mir zustand! In meiner inneren Aufgebrachtheit klang meine Stimme dabei jetzt natürlich nicht mehr ganz nach dem unschuldigen Reh, sondern eher.. neutral. "Und ich bin hier, weil auf dem Vicus Collis Viminalis", der Straße also, die außerhalb der Porta Viminalis als Via Tiburtina Vetus zu den Castra Praetoria führte, "gestern beinahe zu Tode gekommen bin. Diese Tonscherben", legte ich das Tuch mit Inhalt auf den Schreibtisch des Tiberiers, "hat der Bürger Turpilius Tappo aus seiner Wohnung in der zweiten Etage der Insula kurz vor dem Zugang zu den Lollianischen Gäten einfach auf die Straße geworfen, wobei nur wenige Digiti gefehlt hätten, um mich womöglich ernsthaft zu verletzen." Ich wollte gar nicht daran denken, wie viele Millionen Sesterzen der italische Postdienst ohne mich (und wenn ich nur verletzt das Bett hüten müsste) noch über irgendwelche "Fehlbuchungen" aus dem Fenster schmiss, wenn ich mich nicht um eine korrekte Buchführung kümmerte! Ein Seufzen verließ meine Lippen. "Ich würde es also begrüßen, wenn du dich dieser unschönen Geschichte annehmen könntest und am besten vielleicht sogar ein Exempel an diesem Turpilius statuierst. Denn diesen Unsitten muss einfach Einhalt geboten werden, bevor am Ende vielleicht noch Schlimmeres passiert!", erklärte ich und merkte selbst, wie auch meine Stimme langsam etwas fordernder wurde. Aber es erwartete auch bestimmt niemand, dass ich direkt am Tag nach diesem Anschlag auf meine Person schon wieder ganz emotional gelassen darüber erzählen konnte.

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    Hamilkar lachte sichtlich auf. Erneut wiederholte er sich: "Also doch eine Selbstanzeige!" Der Scriba blickte den Mann scharf an, bevor er näher erläuterte: "Es spielt keine Rolle, wo der Dreck herkommt. Solange der Straßenteil in den Einzugsbereich der Villa Falvia deines Herren fällt, hat dieser sich um die Sauberkeit zu kümmern! Kommt er dem nicht nach, so geben wir die Reinigung in Auftrag - aber natürlich stellen wir diese dann deinem Herren in Rechnung samt einer Strafgebühr! Was glaubst du, was wir sind? Eine staatlich organisierter Betrieb, der durch die Gegend läuft, Dreck aufsammelt und den Müll der Leute abtransportiert? Eine nette Idee, aber das scheint mir doch eher wie utopische Zukunfstmusik." Der Scriba nahm sich eine Tabulae vor. "Ich werde Reinigungsauftrag und Strafzahlung sofort notieren"


    Der Scriba war aufgrund seines stark angeschlagenen Nervenkostüms mitunter etwas laut geworden, weshalb Lepidus, der nebenan saß, einiges mit anhören konnte und sich letztlich selbst von seinem Tisch aufschwang und Sciurus in Empfang nahm. "Na, das mit der Strafzahlung lass mal lieber sein, guter Hamilkar. Gönn dir erst einmal eine Pause." Der Scriba blickte nur kurz zu Lepidus, bevor er genervt von dannen zog und erst einmal draußen ein wenig nach Luft schnappte. "Entschuldigung. Gutes Personal ist heute schwer zu finden. Wie lautet dein Name und wer ist doch gleich dein Herr?", wandte er sich nun an den Besucher. "Hab ich richtig verdstanden, es geht um die Villa Flavia? Selbstverständlich müssen die edlen Römer, die darin wohnen deren Verdienste unbestritten sind, noch keine Strafzahlungen fürchten. Dennoch - und soweit stimmen die Aussagen meines mittelklassigen Scriba, soweit ich sie dem Kontext entnehmen konnte - muss die Reinigung von euch übernommen werden."


    Sciurus' Augen waren bereits dabei, sich unmerklich zu verengen, als ein Mann, der augenscheinlich etwas zu sagen hatte - ein Quattuorvir demnach - sich einmischte und den Scriba fortsandte. Sogleich wurde das Gebaren des Vilicus ein gänzlich anderes, denn Sciurus wusste durchaus, wo sein Platz in der Welt war.
    "Salve, Herr, mein Name ist Sciurus, Vilicus des Senators Flavius Gracchus." Er neigte demütig den Kopf. "Und ich bin nicht wegen einer Anzeige hier, Herr, sondern lediglich um eine Beschwerde vorzubringen."


    Als Sklave - insbesondere als der seines derzeitigen Herrn - war Sciurus es gewohnt, Dinge zu wiederholen und detailliert zu erklären. "Irgendjemand hat einen großen Haufen Mist - einen wirklich sehr großen Haufen Mist - auf der Straße abgeladen, die zwischen der Villa Flavia und dem Anwesen des Lartius Pindarus oben auf dem Quirinal verläuft. Normalerweise ist an der Sauberkeit dieser Straße von beiden Seiten nichts auszusetzen und es ist auch nicht davon auszugehen, dass eine der beiden Parteien ihrer Pflicht zur Reinigung der Straße nicht nachkommen wird. Aber", Sciurus blickte nun auf, keinesfalls herausfordernd, sondern nur um seine Absicht zu unterstreichen. "Die Kuppe des Quirinals ist eine gute Wohngegend und es ist nicht üblich, dass die Bewohner beim Verlassen ihrer Häuser darauf achten müssen, wo sie ihre Füße aufs Pflaster setzen, ganz abgesehen von dem Gestank. Im Gegenteil wären sie sicher untröstlich, wenn solche Verschmutzungen zur Gewohnheit werden würden. Eine Beschwerde über die Verursachung dieser Verschmutzung ist daher wohl kaum übertrieben, so dass im Wiederholungsfall beizeiten Maßnahmen gegen die Verursacher ergriffen werden können."


    Würden sich Besucher einmal schmutzige Füße vor der Villa Flavia holen, würden sie es vermutlich mit Humor nehmen. Beim nächsten Mal jedoch wäre die Gegend vermutlich schon dem Spott ausgesetzt. Hohe Erwartungen waren nur durch absolute Perfektion zu erfüllen.
    "Sofern eine Überprüfung der Tatsache aufgrund der Beschwerde notwendig ist, würden die flavischen Senatoren es sehr begrüßen, wenn dies so zeitig wie möglich geschehen könnte, Herr, so dass die Verschmutzung anschließend schnellst möglichst beseitigt werden kann."
    Tatsächlich wussten die Bewohner der Villa vermutlich noch nichteinmal etwas von dem Dreck vor ihrer Haustüre, und nach Sciurus' Auffassung sollte dies auch so bleiben.

  • Zitat

    Original von Sergia Fausta


    Sergia Fausta? Etwa die Sergia Fausta, die sich mit Dives verlobt hatte? Und von der seine Schwester so geschockt war, dass Dives eben jene Wahl getroffen hatte? Interessant. Das steigerte die Aufmerksamkeit des Tiberiers natürlich ein klein wenig. Bevor er sich mit diesen privaten Angelegenheiten überhaupt auseinandersetzen konnte, blickte er jedoch amüsiert über die Tatsache drein, dass auf seinem Schreibtisch Tonscherben ausgebreitet wurden. "Ach, Praefecta, das wäre doch nicht notwendig gewesen. Ich hoffe doch sehr, dass du deine Hände trotz des Tuches nicht schmutzig machen musstest, um diese 'Beweismittel' herbeizuführen. Ein paar Zeugenaussagen - inbesondere wenn sich darunter eine Autorität, wie eine Praefecta befindet - sind im Grunde schon ausreichend, um dem Fall nachzugehen." Viel mehr Last boten auch diese Tonscherben nicht, denn auch diese konnte man ja überall aufgesammelt haben. Überhaupt war es problematisch, wenn man die Beweisstücke vom Ort entfernte, denn man wusste dann vielleicht gar nicht mehr aus welchem Fenster sie geschmissen wurden oder in welchen Verantwortungsbereich die Reinigung fiel. Aber mit diesen Einzelheiten wollte er die Sergia nicht belasten oder ihre Aktion abwerten. Lepidus stand erst enmal von seinem Stuhl auf und rief nach Hamilkar. "Wärst du so freundlich diese 'Beweismittel' zu unserem dafür vorgesehenen Ablageort zu bringen?" Lepidus sah Hamilkar mit einem eindringlichen Blick an, auf dass dieser die Botschaft verstehen würde. Ein kurzer Blick zu Lepidus und dann zur Sergia ließen ihn noch zögern. "Ahja, die Beweisablage. Sofort!" Er nahm die Tonscherben auf und ging sogleich in den Nebenraum, wo die Tonscherben wohl später im hauseigenen Müll landen würden.


    Anschließend setzte sich der Tiberier wieder an seinen Schreibtisch und bot der Sergia ebenfalls an, einen der beiden Stühle vor dem Tisch zu besetzen. "Also ein klassischer Fensterwurf", kommentierte Lepidus, während er sich ein paar Notizen machte, insbesondere zu den von der Sergia getätigten Aussagen über Ort der Handlung und den Namen des Schuldigen, bevor er ein wenig explizierte. "Leider immer wieder eine ärgeriche Angelegenheit. Magistrate, die für die Stadteinigung zuständig sind, versuchen schon seit hunderten von Jahren etwas gegen diese furchtbare Angewohnheit zu unternehmen, ganz zu schweigen von den Juristen, die sich mit den Körperverletzungen oder gar Todesfolgen eines solchen Fensterwurfs auseinandersetzen müssen. Wir Quatuorviri haben uns bereits in Anbetracht einiger vorhergehnder Fälle auf weitere Maßnahmen verständigt." Was diese im einzelnen beinhalten würden, damit wollte er die Sergia nicht langweilen, stattdessen kramte er ein paar schmeichelnde Worte heraus für die zukünftige Frau seines Veründeten, womit er wohl nun auch langsam herausrücken musste. "Lass mir dir aber erst einmal sagen, dass ich ausgesprochen froh bin, dass du keinerlei körperlichen Schaden davongetragen hast. Ich wünsche dir, dass der furchtbare Schreck, den du erlitten haben musst, keine Nachwirkungen hat und schnell vergeht. Dein Verlobter hätte sich sicherlich unheimliche Sorgen gemacht, wenn dir etwas noch schlimmeres zugestoßen wäre." Und damit offenbarte der Tiberier natürlich sogleich seine Verbindung zur Praefecta. "In der Tat glaubte ich, dass wir beide uns wohl erst zur Hochzeitszermonie kennenlernen würden, welche ich auf Bitte meines geschätzten Freundes und deines Verlobten als Auspex begleiten werde. Es wären sicherlich schönere Umstände gewesen, als die jetzigen." Nun hatte Lepidus die vermeintliche Katze aus dem Sack gelassen, wobei die Sergia womöglich gar nicht so überrascht war. Schließlich konnte man doch durchaus annehmen, dass diese durch Dives längst davon in Kenntnis gesetzt wurde. Mit einem Lächeln und ein paar verheißenden Worten bekräfigte er noch einmal sein Wohlwollen ihr gegenüber, welches er ja nun erst einmal haben musste. "Ich freue mich jedenfalls, dich kennenzulernen, Sergia Fausta. Geh davon aus, dass dieser Turpillius seine gerechte Strafe erhält. Es soll ihm eine Lehre sein, jemanden wie dich an den Rand einer Verletzung zu bringen. Gleichsam wird er als Anlass dienen, geplante Maßnahmen gegen die 'Fensterwerfer' einzuleiten."

  • Innerlich rollte ich mit den Augen. "Natürlich hatte ich mein Personal zu diesem Zweck.", stellte ich klar, dass meine Hände vielleicht nicht ganz unschuldig, aber mit Sicherheit rein waren. Ich war schließlich nicht mein Onkel Agrippa, der sich zusammen mit irgendwelchem Straßenungeziefer durch irgendeinen Müll wühlte. Widerlich! Nein, ich war eher die, die von diesem Turpilius auch eine Geldzahlung oder so angenommen hätte, um den ganzen Vorfall zu vergessen. Aber der hatte ja selbst gesagt, dass er nur ein armer Schlucker war, sodass ich jetzt also im anderen Extrem ein Exempel an ihm statuiert sehen wollte - am liebsten natürlich zur Unterstreichung meiner selbst auch mit dem deutlichen Hinweis auf meinen Namen. Und dann sollte sich nochmal jemand wagen mich so zu attackieren!
    Nachdem mir das alles durch den Kopf gegangen war, durfte ich mich endlich setzen und tat dies natürlich auch gleich mit einem gespielt freundlichen Nicken. Immerhin fiel es diesem Kerl hier offenbar überhaupt noch ein, dass ich weder selbst ein Kerl, noch irgendeine x-beliebige Antragstellerin war. (Da war im Nachhinein betracht ja selbst dieser alte Kauz auf dem Palatin, dem am Kinn und überall im Gesicht so hässlich die Haare wucherten, noch aufmerksamer gewesen!)


    Der Tiberier begann mit seiner Erklärung: klassischer Fensterwurf.. immer wieder ärgerlich.. jahrhundertelange Angewohnheit.. blablablubb! Versuchte mich der Typ hier gerade ernsthaft mit ein paar netten Worten zu beschwichtigen nach dem Motto "Ich sitz hier gerade so bequem in meinem Amtssessel - ist doch nichts passiert, oder?"!? "Und diese sind, wenn ich fragen darf?", erkundigte ich mich ernst und interessiert zugleich, direkt nach seiner Aussage über die weiteren Maßnahmen, die ja alles oder auch einfach nichts bedeuten konnten!
    Doch der Patricius lenkte scheinbar lieber erstmal mit ein paar warmen Worten zu meinem Befinden ab, bevor er mich erst auf meine Verloung ansprach (was mich noch nicht verwunderte) und dann sogar meinte, dass er den Auspex für meinen Marcus geben würde. Letzteres warf mich dann doch ein bisschen aus dem Konzept. "Jaa..", das wären sicherlich schönere Umstände gewesen, wenn mich mein Verlobter am Tag unserer Hochzeit damit überrascht hätte, dass er nicht nur diese Tiberier dazu eingeladen, sondern auch noch einen von denen zum Auspex bestimmt hatte! "Es freut mich ebenfalls außerordentlich, deine Bekanntschaft zu machen, Tiberius.", konnte ich mich mit honigsüßem Lächeln dennoch nicht zur Nennung seines Cognomen durchringen. "Gerade, wem mein Verlobter hier ein so großes Vertrauen und so viel Freundschaft entgegenbringt, der soll natürlich auch mein Freund sein.", täuschte ich über vorherigen Makel hinweg und erinnerte mich aus heiterem Himmel plötzlich an diese Worte der Tiberia. Dabei nun wurde mein Lächeln ein wenig ehrlicher und auch einen kleinen Hauch amüsiert. Denn ohne Zweifel hatte diese Kuh in einem recht gehabt: Ich würde noch von ihrem Bruder hören.. hier in der hohen Basilica Ulpia.. im überaus angesehenen Büro eines der vier.. Müllmänner! Ohne Worte. So war ich für diesen kurzen Moment voller Genugtuung.

  • Zitat

    Original von Sciurus


    "Ah, von Senator Flavius Gracchus also", wiederholte er schlicht das Gesagt und auch um zu suggerieren, dass er mit dem Senator bereits bekannt war. In Ruhe hörte sich der Tiberier die Geschichte des Sklaven an, hin und wieder sogar mit einem Nicken, was die Aufmerksamkeit des Gesprächspartners unterstreichen sollte. "Das ist in der Tat ein ungeheuerlicher Vorgang. Aber leider auch in gewissem Sinne Normalität, wenn man die Sorglosigkeit einiger Bürger betrachtet. Bestimmte Teile des Quirinals sind wahrlich nicht der dafür bekannt, oft besonders viel Schmutz zu beherbergen - insbesondere nicht die Wohngegend deines Herren, die ich sehr gut kenne." So konnte Lepidus selbst aus seinem eigenen Erfahrungsschatz heraus mitteilen, dass er Mist vor der Villa Flavia sehr merkwürdig fand. "Selbstverständlich darf man seinen Mist nicht einfach auf der Straße abladen. Dafür gibt es entsprechende Müllablagen. Ein solches Verhalten muss natürlich unter Strafe der Quatuorviri gestellt werden." Nun folgte aber das große Aber. "Aber leider ist es auch eine bittere Realität, dass die meisten derartigen Vergehen nicht geahndet werden können, weil es schlicht keine Zeugen gibt. Es ist ja auch selten der eigene Müll vor der Haustür den man kehren muss. Meist stammt er von dahergelaufenen Passanten und man kann überhaupt nichts dafür. Doch wenn es keinen klaren Schuldigen gibt, liegt die Verantwortung immer beim Anlieger. Deshalb ist jeder vor seiner eigenen Haustür dafür verantworlich, was dort passiert und muss dann auch gegebenfalls Ordnung halten, wenn es keine Beweise gibt."


    Doch auch auf das Aber folgte manchmal immer noch ein Aber: "Aber ich sage dir dies nur schon einmal, weil ich dich über die Kompliziertheit der Angelegenheit und die häufige Aussichtslosigkeit des Findens eines bestimmten Verschmutzers aufklären möchte. Selbstverständlich werde ich Ermittlungen aufnehmen und sehen, was ich tun kann. Doch wenn sich innerhalb von zwei Tagen nicht der kleinste Hinweis auf einen Schuldigen finden lässt, muss das Haus der Flavier selbst dafür aufkommen. Mist können wir leider nicht ewig auf der Straße lassen. Sollten nach dieser Zeit noch Hinweise auftauchen, besteht immerhin noch die Hoffnung auf eine Rückerstattung der Reinigungskosten." Das war erst einmal das vorläufige Szenario nach dem man sich richten musste. "Womit du mir natürlich sofort weiterhelfen könntest, wäre folgendes: Ist dir bekannt, dass jemand aus der Villa Flavia den Vorgang beobachtet hat? Vielleicht die Person oder Personen gesehen und beschreiben kann? Das wäre schon einmal recht hilfreich. Falls nicht, werde ich erst einmal in eurere Nachbarschaft herumfragen."

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