[Caelimontium] Insula C. Fundanii Vulsonis - Habitatio des Claudianus Anaxander

  • Insula des Caius Fundanius Vulso
    Habitatio des Quintus Claudianus Anaxander (Stock III, Habitatio II)



    Zwischen der Porta Querquetulana im Süden
    und dem großen Aquaeductum im Norden
    befindet sich die Insula des Caius Fundanius Vulso.


    In der zweiten Wohnung des dritten Stocks
    befindet sich das Heim des Quintus Claudianus Anaxander.


    Sim-Off:

    Text geklaut von Mitmieter Marcus Helvetius Severus: Link.

  • Es hatte ihn traurig gemacht, dass Claudius Felix so früh und so jung gestorben war. Denn Claudius Felix war immer gut zu ihm gewesen. Es war mit ihm immer ein Gespräch zwischen zwei Menschen gewesen und nie das Gespräch nur eines Menschen zu einer Sache. Deshalb war der unerwartete Tod seines ehemaligen Herrn so traurig gewesen für dessen ehemaligen Sklaven. Gleichzeitig hatte Claudius Felix aber auch für eine riesige Freude bei Anaxander gesorgt, als er erfuhr, dass er mit dem Tod des Patriziers jetzt wieder ein freier Mann sein sollte. Mit einem bescheidenen Geldbetrag, zusammen mit seinem angesparten Peculium ein nettes kleines Sümmchen, sollte sich Anax ein neues Leben in Freiheit aufbauen. Es war.. großartig!


    Der ehemalige Sklave, der deshalb mit großem Ehrgefühl das Praenomen seines früheren Herrn Quintus trug, hatte sich in eine Insula auf dem Caelimontium eingemietet. Die Wohnung im dritten Stock des Hauses war ziemlich spartanisch eingerichtet. Denn für mehr hatte Anax einfach kein Geld. Aber sie war trotzdem sein ganzer Stolz. Nicht weil sie so groß wäre oder weil der Ausblick nach draußen so schön wäre. Nein. Die Wohnung war vor allem so toll, weil sie seine und nur seine war. Es war sein eigenes kleines Heim.


    Aber das Leben in (erneuter) Freiheit hatte nicht nur Sonnenseiten. Auch das musste Anax schon bald (wieder) lernen. Denn zwar war er jetzt frei. Aber es gab eben auch niemanden mehr, der ihn täglich versorgte. Niemand finanzierte ihm das eigene Dach über dem Kopf. Niemand kümmerte sich. Vorher hatte Anaxander für seinen Herrn arbeiten müssen. Jetzt musste er es für sich selbst tun. Und das war auf dem Arbeitsmarkt der Stadt gar nicht mal so einfach: Denn erst hatte er mehrere Monate bei einem reichen Ritter gearbeitet und die Betriebsabrechnungen für ihn gemacht. Dann war der Mann gestorben und sein Sohn hatte ihn schnurstracks gefeuert, bevor er die Betriebe allesamt verkauft hatte. Anschließend war Anax in einer Bibliothek untergekommen. Der Betrieb zog gerade von einem Standort zu einem anderen und brauchte dafür zusätzliches Personal. Aber kaum war das Werk vollbracht, saß der Freigelassene nach einigen Wochen erneut auf der Straße. Da fand er Anstellung in einer anderen Bibliothek. Aber die wurde schon keine drei Wochen später geschlossen. Höchste Literaturkunst zu teuren Preisen verkaufte sich eben eher mittelmäßig bis schlecht in der Subura. Der nächste Job war dann ein kurzer Aushilfsjob als Verkäufer in einer Fleischerei. Aber zwei Wochen später musste auch der Laden schließen. Die Ädilen hatten nach einer Beschwerde eines Kunden Gammelfleisch entdeckt. Da konnte man nichts machen. Aber schon bald bot sich Anax die nächste Möglichkeit und er arbeitete als Sekretär eines Anwalts. Fast ein halbes Jahr lang ging das gut. Dann wurde der Anwalt selbst verklagt und zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Einen Sekretär konnte er sich dann nicht mehr leisten. Und wieder musste Anaxander sich neu orientieren. So nahm er dann die Stelle als Geschäftsführer in einem Lupanar an. Anderthalb Wochen später wurde der Eigentümer wegen irgendwelcher illegaler Machenschaften verhaftet, sein Lupanar stillgelegt und Anax natürlich entlassen....


    Genau zwei Wochen war das jetzt her. Und die finanziellen Mittel, die schon vorher immer weiter geschrumpft und geschrumpft waren, hatten sich fast erschöpft. Dabei musste Anaxander bald auch wieder die Monatsmiete begleichen. Und irgendetwas essen und trinken musste er ja auch, um über die Runden zu kommen. Da half es alles nichts. Wenn er heute morgen, wie an jedem Tag, zur täglichen Salutatio in der Villa Claudia aufschlug, dann musste er seinem Patron Claudius Menecrates, dem Großvater des verstorbenen Claudius Felix, sein Leid klagen. Vielleicht hatte der ja eine Idee, wie Anax künftig beschäftigt war und finanziell über die Runden kam.


    Auf zur Villa Claudia!

  • Zurück von seinem Patron war Anaxander immer noch etwas niedergeschlagen. Eine Jägerei. Ja. Das wäre toll gewesen. In einer Fleischerei hatte er schon gearbeitet. Mit zerlegtem Fleisch kannte er sich darum ein bisschen aus. Lebendige Tiere für den Verkauf an Arenen vorbereiten, toten Tieren das Fell abziehen. Das lernte er schon noch. Aber ein Gemüsebauer. Ohne einen "grünen Daumen" brauchte er so ein Projekt gar nicht erst angehen. Das war zum Scheitern verurteilt. Damit verlor er eher noch Geld, als dass er irgendwelche Gewinne damit machte. Keine Chance, dass das gut ging. Nachdenklich setzte er sich auf sein Bett und sah die Schenkungsurkunde seines Patrons an. Dabei überlegte er....


    Schenkung


    Hiermit übereigne ich den Betrieb Agriculae Olera Claudii Felicis (Gemüsebauer) mit all seinen Ländereien und Gerätschaften mit heutigem Datum an



    Quintus Claudianus Anaxander



    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/25959729rn.gif]
    gez. H. Claudius Menecrates


    ANTE DIEM III ID IUL DCCCLXVI A.U.C. (13.7.2016/113 n.Chr.)


    Eine ganze Stunde verging. Und Anax saß immer noch auf seinem Bett und dachte nach. Dann zerschellte draußen irgendwo eine Keramik. Und plötzlich hatte er eine Idee! Verkaufen. Er musste den Betrieb einfach verkaufen. Entweder an jemanden, der bis jetzt noch keinen Gemüsebauern hatte. Oder an jemanden, der nur einen kleinen Gemüsebauern hatte und vielleicht expandieren wollte.


    Zwei Möglichkeiten. Für die erste fehlte Anaxander ein Ansatzpunkt. Woher sollte er wissen, wer keinen Gemüsebauern hatte, aber einen wollte? Darum konzentrierte er sich auf die zweite Möglichkeit. Gemüsebauerbesitzer finden. Und gucken, ob da welche dabei waren, die vielleicht expandieren wollten. Er hörte sich etwas um. Auf den Märkten. Hier und da. Dann machte er sich eine kleine Liste, auf der irgendwo auch der Name "Caius Flavius Scato" auftauchte. Danach setzte er sich am nächsten Tag mit jeder Menge Schreibmaterial auf sein Bett und schrieb. Briefe. Einen auch an den Flavier.

  • Es vergingen erst Tage. Dann ganze Wochen. Wochen, in denen Anaxander nicht produzieren konnte und von dem Wenigen leben musste, was er hatte. Einige Absagen flatterten ihm ins Haus. Von anderen Leuten hörte er auch einfach gar nichts und bekam nicht mal ein klitzekleines Antwortschreiben. So auch von dem Flavier.


    Anax setzte sich seufzend auf sein Bett. "Und dabei reden die Leute, dass der für die nächsten Wahlen kandidiert. Da wäre doch gerade von dem zu erwarten, dass er auf einen Brief auch reagiert." Weil er das Schreiben selbst an der flavischen Villa abgegebenen hatte, wusste Anaxander, dass es auch nicht auf dem Weg irgendwo verloren gegangen sein konnte. Er ließ sich mit seinem Rücken kraftlos aufs Bett fallen. "Aber anscheinend ist dem hohen Herr ein einfacher Libertus keinen Brief, kein Wort, keine Antwort wert." Wieder seufzte er.


    Dann dachte er weiter, um sich von seinem eigenen Elend abzulenken. "Da kann man nur hoffen, dass so einer nicht auch noch gewählt wird.", redete Anax an die Decke seiner Wohnung. "Sonst gibts Spiele wahrscheinlich auch nur für die noble "High Society"...." Und nicht für das ganze Volk. Genauso wie der Flavier auch Briefe scheinbar nur von wichtigen Leuten beantwortete. Nicht von einfachen Menschen wie Anaxander. Er drehte sich zur Seite und drückte das kleine Kopfkissen mit beiden Händen fest gegen seine Brust. Dabei schloss er enttäuscht die Augen vor dieser gemeinen und ungerechten Welt.

  • Ein Bote aus der kaiserlichen Kanzlei brachte diesen Brief mit dem offiziellen Siegel der Administratio Imperatoris.

    Ad Libertum
    Quintum Claudianum Anaxandrum

    Insula C. Funadnii Vulsonis
    Caelimontium - Rom - Italia



    Wer das Siegel brach, konnte das Schreiben lesen.

    PLENNIUS Procurator a rationibus CLAUDIANO s.d.


    Nach sorgfältiger Prüfung deines Angebots muss ich dieses hiermit leider ablehnen. Stattdessen kann ich dir allerdings das folgende Gegenangebot unterbreiten:


    Du kannst den namhaften Jäger-Betrieb Sparus Tiberii für die Summe von insgesamt 888 Sesterzen käuflich erwerben. *


    Das Angebot ist gültig für 14 Tage ab dem Zeitpunkt der Zustellung dieses Briefs. Danach verfällt es ersatzlos.



    Potitus Plennius Flamininus


    Sim-Off:

    * Einfach das Geld in der WiSim überweisen und mich anstoßen, dass ich das kontrolliere. Dann gehört der Betrieb so gut wie dir. - SF

  • Nach Beratungen über sein Angebot, erhielt der Kaufinteressent bald schon eine schriftliche Antwort des Duumvirn von Mantua.


    Ad
    Quintus Claudianus Anaxander
    Insular Caii Fundanii Vulsonis
    Caelimontium, Urbs Aeterna



    Dummvir Mantuensis s.d.


    Hiermit stimme ich dem Verkauf des mantuensischen Farbmischers 'Colore Artoria' grundsätzlich zu. Da der Betrieb auch noch Balsam im Wert von 48 Sesterzen auf Lager hat, verlange ich jedoch in Summe 228 Sesterzen* von dir, 180 Sesterzen für den Betrieb selbst sowie 48 Sesterzen für den in seinem Lager befindlichen Balsam.


    Vale.



    Sim-Off:

    * siehe Balsam-Angebot in der WiSim

  • Der Prätorianer, der die kaiserliche Post austragen musste, machte nicht besonders viel Aufhebens, als er endlich die Insula gefunden hatte, in der dieser Claudianus wohnte. Ohne zu klopfen platzte er herein, rief: "Ein Brief für Claudianus Anaxander!", warf dem Bewohner die Papyrus-Rolle hin und ging weiter - er musste noch mehr Post ausliefern und zum Wachwechsel wieder auf dem Palatin sein!

    DUILIUS Procurator a cognitionibus CLAUDIANO s.d.


    Auf deine Appellation an den Imperator Caesar Augustus lässt dieser dir mitteilen, dass er zur Prüfung deiner Anzeige gegen den Aedilis Curulis Caius Flavius Scato entschieden hat, dessen Immunität in dieser Angelegenheit aufzuheben.


    Dir steht es somit frei, Caius Flavius Scato vor dem Praetor Urbanus anzuklagen und deine Vorwürfe gerichtlich prüfen zu lassen. Sollte sich deine Anschuldigung als zutreffend erweisen, soll der Praetor Urbanus den Angeklagten dem Gesetze folgend bestrafen. Als Censor wird sich der Imperator Caesar Augustus in diesem Falle zusätzliche Sanktionen vorbehalten.


    Per procura Imperatoris Caesaris Augusti


    Servius Duilius Quirinalis

  • Ohne anzuklopfen platzte ein Prätorianer in die Wohnung. Schien so, als wäre Anaxanders Brief angekommen. Und schien so, als nahm man ihn jetzt dafür in Gewahrsam. Damit er nicht nochmal öffentlich darüber redete. Und damit er nicht nochmal versuchte, den Kaiser damit zu belästigen. "Moment, ich muss...." Hastig hatte Anax nach einer leeren Wachstafel gegriffen und scannte seine Umgebung nach einem Stilus. Denn er wollte nicht gehen, ohne nicht wenigstens eine kurze Nachricht für wen-auch-immer zurückzulassen.


    Dann realisierte er erst, was der Prätorianer sagte. "Äh.. achso. Ja, klar." Post vom Palatin. Das war nicht schlecht. Das war gut. Sehr gut. "Vielen Dank!" Die gerufenen Worte hallten bis ins Treppenhaus, in das der Prätorianer schon wieder verschwunden war. Kurz hielt der Freigelassene noch inne. Dann ließ er die Wachstafel einfach aus der Hand fallen. Er hastete zur Tür und machte sie wieder zu. Dann drehte er sich um und starrte auf die Briefrolle, die der Prätorianer da auf den Boden geworfen hatte.


    Er nahm den Brief und setzte sich auf sein Bett. Seine rechte Hand zitterte leicht vor Nervosität. Dreimal tief durchgeatmet. Dann rollte er die Rolle auf. Und er las: Immunität aufgehoben. Das ging? Stand nicht im Gesetz (Anax hatte ja vorher extra danach geguckt, was er fordern konnte) sowas wie "die gerichtliche Immunität endet immer erst mit der Amtsniederlegung des Magistrats"? Er kratzte sich am Kopf. "Naja. Wenn der Kaiser das sagt, dann wirds wohl gehen." Auf welcher Grundlage auch immer. Das wussten die Fachleute in der Kanzlei sicher besser als ein ehemaliger Anwaltsgehilfe.


    Weiter im Text. Klage vor dem Stadtprätor klang sinnvoll. Nur: Bestrafung durch den Prätor? "Mal abgesehen davon, dass die Verteidigung meinen Patron wahrscheinlich immer als befangen einstufen wird, wenn der meinen Argumenten folgt." Das war natürlich klar, dass der Palatin nicht wusste, dass der Freigelassene ausgerechnet ein Klient eines amtierenden Prätors war. Viel wichtiger sowieso: "Aber hatte ich da nicht was gelesen von.. Zuständigkeit eines senatlichen Iudicium Extraordinarium oder so?" Seltsam. "Ich sollte den Brief mitnehmen." Schon für den Nachweis der aufgehobenen Immunität. Aber auch wegen dieser Geschichte mit der Zuständigkeit. Vielleicht wusste ja der Claudius da mehr....

  • Enttäuschung. Das wars in einem Wort, was Anax fühlte. Klar, er war seinem Patron ein schlechter Sekretär gewesen. (Nicht am Anfang. Aber später.) Auch klar, dass sein Patron da sauer war. Und vielleicht selbst enttäuscht. Aber Anaxander glaubte, dass seine eigene Enttäuschung größer war. Weil er den guten Felix echt gemocht hatte. Und der hatte seinen Großvater verehrt. Und also hatte auch Anax den alten Claudius bewundert. Und idealisiert. Wie sich jetzt leider rausstellte.


    Immer ein Vorkämpfer für Recht und Gerechtigkeit. Einer, der die Stärke des Rechts vor das Recht des Stärkeren setzte. Der hinterfragte. Selbst im Krieg. Im Bürgerkrieg. Ein großer Mann. Von dem Anaxander jetzt ein anderes Bild hatte. Leider. Aber so wars. Der Moment, wo der Claudius ihm mit der "Revocatio in Servitutem" (Wiederversklavung) gedroht hatte. Der hatte alles verändert. Revocatio in Servitutem. Eine Strafe für Freigelassene, die ihre Patrone beschimpften, schlugen oder in Armut und Krankheit verließen.* Damit hatte er gedroht. Wenn Anaxander nicht die Klage gegen diesen Flavius fallenließ.


    Sim-Off:

    * Wens interessiert: Historisch eigentlich erst durch Commodus (Kaiser 180-192) als Strafe allgemein so eingeführt. Vorher nur manchmal vom Kaiser gegen einzelne "ingrati liberti" ausgesprochen.
    Juristische Basis: Die kaiserliche Machtvollkommenheit. (Quelle: Vgl. "Römische Alterthümer" von Christian Conrad Ludwig Lange, §43 Das Patronat über die Freigelassenen.)


    Die Unschuld vom Flavius hinterfragt? Oder die Verlobung seiner Enkeltochter mit dem Mann? Nö. Nur Anaxander. Weil patrizische Senatoren wie der Flavier ja nie Fehler machten. Oder, bei Pluto, eine Straftat begingen. Nein. Sowas machte nur das lügende Sklavenpack. Zu dem der Freigelassene schiens auch jetzt noch gezählt wurde. Leider. "Aber so ist das halt. Damit musst du leben, Anaxander." Er konnte sich nur aussuchen, *wo* er damit lebte. Denn was hielt ihn jetzt noch in Rom? Felix tot. Kein Vertrauen *vom* Claudius. Kein Vertrauen mehr *in* den Claudius. Oder in die Justiz hier. Ein bisschen noch in den Kaiser, ja. Aber sonst?


    Viel zu packen hatte er nicht. "Ich hoffe, du findest deinen Retter. Bevor du völlig korrumpiert bist." Sein vorläufiger Abschied von der Stadt. Einer Stadt mit genug Brot für alle. Vielleicht sogar mehr als genug. (Nur so eine Spekulation.) Eine Stadt, wo so Tatsachen aber regelmäßig kaum einen interessierten. Nicht wenn die einem nicht in den Kram passten. Dann wurden "alternative Fakten" gestreut. Von wem auch immer. Senatoren. Deren Frauen. Oder deren Witwen, die sich so die Zeit bis zur nächsten Hochzeit vertrieben. Keine Ahnung. Woher auch? Er. Der vertrauensunwürdige, lügende Freigelassene. Der nicht zur immer gerechten, immer rechtschaffenen, immer ehrlichen Oberschicht gehörte.

  • Irgendwann abends kam ich vor der Wohnung vom Claudianer an. Mein Vorgänger. Der erste Kopf vom Protest. Gegen das Unrecht vom Flavius. Deswegen wusste ich die Adresse.


    "Claudianus?"


    Ich klopfte an die Tür. Einmal. Zweimal.


    "Bist du da?"


    Dreimal.

  • Die Tür ging auf. Schon beim ersten Klopfen. Hatte die Wohnung ein Türschloss? Falls ja, musste der Prätorianer-Bote vor kurzem das kaputt gemacht haben. So wie der ohne Klopfen direkt in die Wohnung marschiert war. Und Anax hatte es nicht repariert.


    Die Wohnung war leer. Keine Menschenseele da. Keine Spur von Anaxander. Oder seinen persönlichen Sachen. Auf den ersten Blick.

  • Merkwürdig. Auf den ersten Blick war keiner da. Also wieder weggehen? Oder einen zweiten Blick wagen? Durch die Tür, die da so einladend aufgegangen war..
    Ich ging rein. Die Tür hinter mir machte ich wieder zu. Die musste ja nicht so offenstehen.


    "Claudianus? Ich will nochmal mit dir reden."


    Über den Prätor. Und alles, was er mir an Infos geben konnte. Über den. Sein Verhältnis zum Ädil. Sowas.


    "Claudianus?"


    Ich ging in die kleine Küchenecke. Wenns da noch warm war, dann konnte er noch nicht lange weg sein....

  • Aber es war kalt. Alles. Der kleine Metallbecher, den Anax da vergessen hatte. Der winzige Herd. Die ganze Küchenecke. Leichte Zugluft durch eine undichte Stelle am Fenster.


    Auffällig nur ein Messer. Die Spitze steckte im Holz vom Küchentisch. Aber keine Nachricht dran befestigt. Oder irgendwas anderes. Nichts. Das war alles. Mehr gabs in der Küchenzeile nicht zu sehen.

  • Na gut. Die Küche schien "sauber" zu sein. Nichts was ich da finden konnte.


    "So schnell geb ich nicht auf."


    Also suchte ich als nächstes einen Schreibtisch. Oder irgendwas. Was nach Arbeitsplatz aussah. Der Freigelassene hatte ja mal für einen Anwalt gearbeitet. Und er hatte Betriebe. Musste ja irgendwas geben. Wo er seinen Papierkram machte. Wo es vielleicht nen Hinweis gab, wo er hin verschwunden war.

  • In ener Ecke der Wohnung stand er. Anaxanders alter Schreibtisch. Direkt neben dem Bett. Nur von einem kleinen Nachttisch getrennt.


    Ein Hocker zum Sitzen stand vor dem Schreibtisch. Ein breites Schubfach über die volle Tischbreite. Davor ein Schloss. Zu. Und kein Schlüssel. Die Tischplatte war vorne sauber. Hinten etwas angestaubt. Eine kleine Öllampe stand auf der rechten Seite. Ansonsten nichts. Alles abgeräumt. Alles leer.

  • Ein Glück. Dass das hier keine Villa war. Nur eine kleine Wohnung. Wo man alles schnell fand. Erst die Küche. Jetzt den Schreibtisch.


    "Dann wolln wir mal schaun."


    Ich versuchte erstmal das Schubfach aufzumachen. War aber verschlossen. Und vom Schlüssel keine Spur. Natürlich.


    "Wo würde ich den verstecken?"


    In der Öllampe? Oder irgendwo unterm Tisch? In eine Ritze da geklemmt? Oder irgendwie von unten angeklebt? Oder unterm Hocker festgemacht? Ich drehte den Hocker um. Tastete unterm Tisch. Schüttelte die Öllampe. Und hoffte, dass es metallisch klapperte.


    Danach setzte ich mich aufs Bett. Zum Nachdenken. (Entweder. Wo der Schlüssel noch sein konnte. Oder. Ob ich das Fach jetzt wirklich einfach aufschließen sollte.)

  • Kein Schlüssel unterm Tisch. Kein Schlüssel unterm Hocker. Nur ein Klappern in der Öllampe. Allerdings nur ein kleiner Keramiksplitter. Wahrscheinlich irgendwann von innen abgeplatzt. Kein Schlüssel.


    Das Bett. Der Holzrahmen machte Geräusche, wenn man sich draufsetzte. Eine Matratze aus Stroh. Eingenäht in einen hellgrauen Stoff. Früher vielleicht mal weiß. Piekste manchmal ein bisschen. Wenn mans nicht gewohnt war.

  • Erst kein Erfolg. Dann auch noch ein pieksendes Bett.


    "Au!"


    Aber da .. Plötzlich .. Mir ging ein Licht auf. Das Bett!


    "Na klar!"


    Ich sprang auf. Riss die Matratze hoch. Guckte nach Verstecken. Im Holzrahmen. An der Matratze. Unterm Bett. Konnte ja auch einfach nur runtergefallen sein. Der Schlüssel für den Schreibtisch....

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!