Die Gegend um das Lager

  • Am frühen Morgen schon rückte der Erkundungstrupp der Turma V aus - zwanzig von Lucius ausgesuchte Männer und ein weiterer, der ihm schon seit Wochen mit dem Schriftkram im Lager half, nahm der Duplicarius mit sich. Es handelte sich um die Soldaten, denen das Lagerleben in den letzten Tagen seit dem Angriff der Barbaren zur Qual geworden war. Die Gefühlslage in der Gruppe war sehr unterschiedlich, sie reichte von rachdürstig bis ängstlich. Allerdings hatten natürlich alle Männer die Grundausbildung im Castellum von Confluentes durchlaufen und waren somit geschult genug um mit brenzligen Situationen fertig zu werden - zumindest theoretisch. Es fehlte den allermeisten an Erfahrung, viele hatten nichtmal bei dem nächtlichen Überfall der Germanen richtig gekämpft. Umso neugieriger war man natürlich gegenüber dem schweigsamen Duplicarius, über den seit jener Nacht diverse Gerüchte kursierten. Da hieß es zum Beispiel er habe über zehn der Barbaren ganz allein erschlagen. Irgendjemand hatte behauptet, dass er selbst ein Barbar sei, gezeugt von den Wilden jenseits des Limes da er schließlich ihre Sprache beherrschte. Natürlich stand er mit den Göttern dieses Landes im Bunde und so weiter und so fort...
    Lucius ignorierte das Gerede. Er selbst hatte während des Überfalls vier Leichen gezählt, die auf sein Konto gingen. Im Grunde hatte er eine Menge Glück gehabt. Er konnte sich an jeden einzelnen dieser Männer erinnern, denn er sah ihre Gesichter jede Nacht in seinen Träumen. Selbst wenn er schon längst erwacht war glaubte er noch, den Geruch von Blut und Tod zu riechen, der über dem Lager gehangen hatte. Die meiste Zeit schaffte er es, die Gedanken daran weg zu schieben und sich ganz auf seinen Dienst zu konzentrieren. Am liebsten war ihm dann, wenn er mit niemandem reden musste. Lucius führte den Trupp aus dem Lager heraus und über die gerodete Fläche davor, dann schlug er in leichtem Trab den Weg nach Norden ein. Schon nach kurzer Zeit war das Lager ausser Sicht und die Reiter bewegten sich auf einem breiten Waldweg vorwärts, immer zwei Mann nebeneinander...

  • Es war später Nachmittag geworden als die Männer einen Trampelpfad durch den Wald entdeckten, der offenbar vor kurzer Zeit von einer größeren Gruppe Menschen benutzt worden war. Offenbar waren es ausschließlich Männer gewesen, dafür sprach die Größe der noch relativ frischen Abdrücke. Sie waren entweder alle sehr schwer oder bewaffnet stellte ein Mann namens Gaius fest, der des Spurenlesens kundig war. Außerdem schienen sie etwas zu tragen, denn kein Mensch hinterließ von Natur aus so tiefe Abdrücke im feuchten Waldboden. Natürlich schauten alle Lucius an, neugierig, was er entscheiden würde. Schließlich gab er Befehl, den Spuren zu folgen und schickte zwei Späher vorraus, die verhindern sollten, das man in eine Falle rannte...

  • Etwa zwei Stunden später meldete einer der Späher Rauch, der aus einem wenige Meilen entfernten Waldstück kam. ,,Die Fährte der wir folgten führt dorthin...nach Nordosten wenn ich mich nicht irre.'' Es war bewölkt und die Sonne war hinter den grauen Wolken nur zu erahnen. Lucius warf einen Blick zurück auf die Truppe und sah dabei in erwartungsvolle Minen. ,,Gut. Wir nähern uns langsam. Passt auf dass uns keiner überrascht. Wenn sie Wachtposten aufgestellt haben macht ihr Meldung!'' Der Mann salutierte, stieg wieder auf und galoppierte davon. Auch Lucius und der Rest des Trupps setzten sich langsam wieder in Bewegung.




    Sim-Off:

    Narrator, dein Mitwirken ist erwünscht! ;)

  • Inzwischen war es Nacht geworden. Das Feuer, von dem der Rauch bereits am Nachmittag aufgestiegen war, brannte in einer Entfernung von etwa 30 Schritten zwischen den Bäumen hindurch und mehrere Männer saßen darum herum. Lucius lag flach auf dem Bauch, neben ihm Gaius und in der Dunkelheit hinter ihnen weitere acht Soldaten. Die Pferde hatten sie ein Stück entfernt angebunden, de andere Hälfte des Trupps hielt sich ein Stück weit entfernt verborgen und wartete auf das Signal, einzuschreiten wenn es nötig wurde.
    Lucius zählte sieben Männer um das Feuer. Vier weitere schliefen in Decken gehüllt ein paar Schritte weiter unter einer großen Eiche. Das macht ingesamt elf, elf gegen zwanzig. Und sie hatten das Überraschungsmoment. Inzwischen war Lucius sicher, dass es sich hier nicht um Reisende handelte sondern um eine kleine Gruppe Plünderer, die in der Gegend um Brigantium ein paar Gehöfte überfallen hatten. Die Männer hatten einige Säcke mit unbekannte Inhalt in ihrem Lager, bei denen die meiste Zeit einer von ihnen Wache gestanden hatte bevor er sich schließlich den am Feuer Feiernden angeschlossen hatte. Ein Schlauch mit irgendeinem stark alkoholischen Inhalt machte seit einiger Zeit die Runde und man merkte es den Barbaren schon deutlich an.


    Lucius warf einen Blick über die Schulter und gab seinen Männern das Zeichen zum Aufstehen. Mit gezogener Spartha, den Schild zwischen sich und den vermeintlichen Gegnern, traten die Soldaten der Turma V in den Schein des Feuers...

  • ...und verursachten eine recht panische Reaktion der Lagernden, die sofort aufsprangen und nach ihren Waffen tasteten. Lucius brüllte ein lautes 'HALT!' auf Germanisch während seine Männer schon begannen, die Barbaren zu umstellen. Natürlich dachten diese aber nicht daran, abzuwarten was die Römer vorhatten sondern stürzten sich brüllend auf die Neuankömmlinge, was nicht nur den Verdacht der Feindseligkeit bestätigte sondern gleichzeitig auch den der Trunkenheit - der Angriff wirkte unbeholfen und prallte von den Schilden der Römer ab. ,,Das ist die letzte Warnung! Waffen weg oder ihr sterbt!'' rief Lucius. Als die Germanen weiter auf die Schilde der Soldaten einschlugen gab er schließlich den Befehl, sie nieder zu machen. Entschlossen und ohne großen Umtrieb streckten die Römer ihre Gegner nieder. Lucius rammte seinem Gegenüber die Spartha in den Bauch und trat ihn dann weg. Der Mann lag noch einen Augenblick am Boden und krümmte sich, dann hauchte er sein Leben aus. Innerhalb weniger Augenblicke ging es jedem andere Barbaren ähnlich - bis auf einem. Der lag offenbar sturzbetrunken immernoch in seinen Decken und hatte von dem Angriff nichteinmal etwas mitbekommen. Als einer der Soldaten ihm die Kehle durchscheiden wollte gebot ihm der Duplicarius Einhalt. ,,Wartet! Fesselt den Kerl...den werden wir morgen verhören!'' wies er seine Männer an. Dann rief er die anderen Männer ins Lager der Barbaren, wies sie an die Umgebung zu durchkämmen und schickte die anderen los, die Pferde zu holen. Nur er und Gaius blieben zurück um die Säcke zu untersuchen, die immernoch unberührt im Gras lagen...

  • In den Säcken war Gold. Herrlich gearbeitete Trinkkelche, Teller, kleine Amphoren, Halsketten, Ringe, Armreife und vieles mehr... Lucius und Gaius wechselten einen erstaunten Blick, dann banden sie die Säcke schnell wieder zu. ,,Was sagen wir den Jungs?'' wollte Gaius wissen. ,,Die Wahrheit!'' war die Antwort. ,,Dumm sind sie nicht, also werden sie sowieso begreifen, dass Säcke, in denen es metallisch scheppert und die sehr schwer sind, kein Getreide enthalten. Allerdings stellt das schon eine recht große Versuchung da. Aber das bekommen wir in den Griff.'' Er blickte hinüber zu dem Gefangenen, der jetzt an einen Baum gelehnt lag und sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. ,,Wenn der wieder alle Sinne beisammen hat werden wir ihn fragen, wo das herkommt.'' Gaius nickte.


    Kurz darauf waren die Männer mit den Pferden da und die Späher kamen ebenfalls zurück. Alles schien ruhig zu sein, also gab Lucius den Befehl, die Leichen zu vergraben ,,Es wird nicht gefleddert!'' machte er deutlich. ,,Wenn ich jemanden mit germanischem Schmuck erwische hebt er Latrinen aus bis er die Armee verlässt!'' Die Männer murrten zwar, hielten sich aber an seine Vorgaben.


    Danach ließ Lucius die Männer antreten und öffnete einen der Säcke. Als einige der Anwesenden Stielaugen bekamen band er ihn wieder zu und hieß einen der Männer vortreten. ,,Quintus! Du suchst dir 4 Männer aus und ihr bewacht diese Säcke! Wir werden eine Bestandsaufnahme machen bevor die Sonne aufgeht. Ich werde dabei ein Auge auf jeden von euch haben. Wenn etwas abhanden kommt gibt es den größten Ärger! Sollte jemand etwas stehlen wird er zu Hause vor Gericht gestellt! Du Quintus trägst die Verantwortung!'' Der Mann schien damit zwar nicht recht glücklich, salutierte aber und tat wie geheißen. Die nächsten beiden Stunden waren sie damit beschäftigt, die insgesamt sechs Säcke durchzusehen.

  • Am Morgen rückte die Truppe ab, die Säcke auf Pferden in der Mitte. Natürlich kam man jetzt nicht mehr allzu schnell vorran, denn immerhin waren die Tiere mit der Last jetzt sehr langsam. Die Barbaren hatten sich mit dem Tragen abgwechselt, nun musste man öfter die Pferde wechseln damit sie nicht völlig erschöpften. Der Gefangene stolperte an ein Seil gebunden hinter dem letzten Reiter her, der ihn desöfteren beschimpfte und zur Eile antrieb wenn er nicht geschleift werden wollte.
    Bis zum Mittag hatte man den Wald dennoch wieder verlassen und bewegte sich direkt auf Brigantium zu als einer der Späher, die Lucius wieder vorraus gesandt hatte, in vollem Gallop herranpreschte, sein Tier hastig zum Stehen brachte und salutierte. ,,Duplicarius!'' rief er aufgeregt ,,Ein Trupp von etwa zwanzig Germanen steht zwischen uns und der Stadt! Sie scheinen auf uns zu warten...und sie haben Pferde!'' Lucius überlegte einen Augenblick während das Gemurmel in der Truppe zunahm. ,,RUHE!'' brüllte er über die Schulter und es wurde schlagartig still. ,,Behaltet sie im Auge. Wir werden einen Bogen um sie machen...'' sagte er dann an den Späher gewandt. ,,Ich erwarte einen Bericht wenn sich etwas ändert!'' Der Mann salutierte. ,,Jawohl Duplicarius!'' Er wendete sein Tier und preschte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. ,,Das riecht nach Ärger.'' bemerkte Gaius neben Lucius. Dieser nickte leicht. ,,Vielleicht...'' Er war in seinem Leben selten nervöser gewesen als heute. Seit die Sonne aufgegangen war versuchte er das schon vor den Männern zu verbergen. Sein erstes Kommando, sein erster Monat als höherer Offizier in der Ala...und dann soetwas. In seinem kurzen Leben hatte bislang noch nie eine solche Last auf Lucius' Schultern geruht. Er hoffte, dass er die Nerven behalten würde...

  • Wenig später kehrten die Späher ein weiteres Mal zurück, sodass der Trupp wieder ganz beisammen war. Die Germanen hatten offenbar bemerkt, dass die Römer einen Bogen ritten und ihre Position entsprechend gewechselt. Auch sie hatten wohl späher unterwegs. Auf einer freien Fläche zwischen zwei kleineren Waldstücken, deren Abstand wohl beinahe eine halbe Meile betrug, standen sich die beiden Gruppen schließlich gegenüber. Lucius ließ seine Leute in Reihe antreten und die Waffen bereithalten. Die Säcke wurden abgeladen und die Männer saßen vollzählig auf. Ihnen gegenüber stand ein Trupp von genau sechsundzwanzig Barbaren wie Lucius zählte. Etwas unruhig rückten die Soldaten der Turma V ihre Ausrüstung zurecht und nahmen die Hasta zur Hand. Plötzlich löste sich aus der Reihe der Germanen ein einsamer Reiter und strebte der Mitte des Feldes zu, das die beiden Parteien voneinander trennte.
    Dort angekommen hielt er an und wartete. Lucius musterte die Szene und überlegte kurz, dann wandte er sich an Gaius. ,,Ich rede mit dem da. Pass du hier auf dass keiner weiche Knie bekommt! Sollte das ein Trick sein und ihr angegriffen werden hat das Leben der Männer Priorität...'' Gaius nickte und salutierte und Lucius trieb de Gescheckten an um zu dem Barbaren hinüber zu reiten, der nach wie vor stumm auf seinem Pferd saß.


    Jetzt bekam Lucius erst recht weiche Knie. Er durfte sich jetzt nicht von seinen Ängsten kleinkriegen lassen, sonst würde er ohne Zweifel den morgigen Tag nicht mehr erleben. Was solls... dachte er bei sich. Du bist jetzt ein Mann...also verhalte dich so... Das hier war etwas Anderes als hinter einem Erdwall mit Holzpalisade und Graben inmitten eines Lagers von zig Bewaffneten irgendwelche Befehle zu brüllen, die er nur weitergab...


    Der Duplicarius hielt sein Tier wenige Schritte von dem Germanen entfernt an und wartete stumm auf eine Reaktion. Sein Gegenüber gab das Bild eines typischen Germanen ab - recht groß, mit langem, teils geflochtenem Haar und in vergleichweise schäbige Kleidung bzw. Rüstung gehüllt. Von seinem Sattel hing eine Spartha - offensichtlich eine Trophäe aus früheren Kämpfen und in der Hand hielt der Mann einen Speer, der etwas länger sein musste als die Hasta der Auxiliae. Der mann musterte Lucius und schien dabei unmerklich zu schmunzeln, dann hob er den Arm und die Stimme.
    ,,Was ist das? Dienen in der Armee des großen Rom jetzt nur noch Kinder? Wo bleibt die Ehre auf dem Schlachtfeld wenn es nur Kinder sind die meinem Volk gegenüber treten?!'' Sein Germanisch war melodisch und akzentfrei, so wie auch das von Lucius' Mutter. Offenbar glaubte der Mann, sein Gegenüber sei der Sprache nicht mächtig und er konnte ihn zunächst einmal eine Weile verhöhnen bevor er ins Gebrochene Latain der Grenzländer wechselte. Aber dem war nicht so...
    ,,Und was ist das?'' wollte Lucius wissen, dem das Herz bis zum Hals schlug. ,,Wieso treten mir immer nur abgerissene Gestalten in schäbiger Kleidung gegenüber die stinken, als hätten sie sich wochenlang in irgendeinem Dachsbau verkrochen um sich vor den Legionen zu verstecken?''
    Der Germane wirkte kaum überrascht. Aber er lachte herzhaft bevor sein Gesicht wieder ernst wurde und er zunächst Lucius, dann die Soldaten der Turma V und dann seine eigenen Männer anblickte, die nach wie vor am Waldrand standen. ,,Ihr habt etwas das uns gehört.'' sagte er mit drohendem Unterton. ,,Und wir wollen es wiederhaben. Wenn ihr das Gold herausgebt könnt ihr abziehen. Wir haben kein Interesse an einem Kampf gegen eine Unterzahl römischer Kinder...'' Offenbar bezog er Lucius' Alter auf die ganze Truppe, dabei hatte dieser auch für germanische Begriffe schon längst das Erwachsenenalter erreicht.
    ,,Wir nehmen das Gold mit nach Brigantium. Ich bezweifle, dass es euch gehört...'' war alles, was der Duplicarius darauf antwortete. Der Ältere musterte ihn abermals für einen Moment, dann zuckte er die Achseln, wendete sein Pferd und ritt ohne ein weiteres Wort zurück zu den seinen.


    Auch Lucius kehrte zu seinen Kameraden zurück. ,,Ich denke das hier läuft auf einen Kampf hinaus. Die wollen das Gold, aber wir geben es ihnen nicht...'' Er blickte seine Männer der Reihe nach an. ,,Bereitmachen! Gefechtslinie! Enge Formation! Hasta bereit!'' Hastig formierten sich die Römer. Auf der anderen Seite des Feldes stießen die Germanen ihren Tieren die Fersen in die Seiten und ritten auf sie zu...

  • ,,Vorwärts!'' rief Lucius und die Truppe setzte sich in Bewegung, die Hasta gesenkt und das Scutum vor sich. Das Donnern der Pferde im vollen Lauf erfüllte die Luft auf dem Feld während sich die beiden Gruppen immer näher kamen. Die Römer behielten ihre Formation bei, die Germanen gallopierten in einer recht lockeren Linie auf sie zu. Lucius hatte keine Zeit, nachzudenken was er hier eigentlich tat, sein Kopf schaltete einfach ab und er zielte mit der Spitze seiner Hasta einfach auf den Gegner, auf den er zu ritt.


    Mit lautem Krachen, Gewieher und Geschrei prallten de beiden Gruppen aufeinander. Mehrere Germanen fielen, von einer Lanze durchbohrt, vom Pferd. Lucius krazte mit seiner lediglich am Lederpanzer seines Gegners und musste sich gleich darauf an der Mähne des Gescheckten festklammern um nicht vom Schwung des Zusammenstoßes von dessen Rücken geschleudert zu werden. Der Germane mit dem er zusammenprallte fand keinen Halt mehr und geriet unter die Hufe. Lucius riss die Sartha heraus und schwang sie in weitem Bogen um sie einem anderen Feind in den Rücken zu hauen. Überall um ihn herum wurde nun gekämpft. Einer seiner Kameraden fiel vom Pferd als ein wuchtiger Schlag seinen Schild traf. Ein anderer focht gegen zwei Gegner, die ihn hart bedrängten. Auf der anderen Seite der Reihe sprang Marcus gerade aus dem Sattel und einem Barbaren quasi mitten ins Gesicht. Die beiden fielen zu Boden und kämpften dort weiter während sie zwischen den Pferdehufen hin- und herrollten. Lucius riss einem weiteren Feind im Vorbeireiten den Arm auf und kam dann seinem Kameraden zu Hilfe. Leider war es schon zu spät, der Mann fiel mit einer gegnerischen Klinge tief im Hals zu Boden. Lucius brüllte den beiden Germanen, die ihn getötet hatten seine Wut ins Gesicht und hieb nach dem, der ihm am nächsten stand. Da traf ihn etwas in die Seite und ein brennender Schmerz machte sich in seinem Brustkorb breit. Lucius kam der Boden entgegen und er landete hart auf selbigem, immernoch mit der Spartha um sich schlagend. Die Klinge traf das Pferd eines der Germanen am Vorderlauf und das Tier knickte mit ohrenbetäubendem Gewieher zur Seite weg, wobei es seinen Reiter unter sich begrub. Knochen knackten und brachen als das Pferd auf dem Germanen landete.
    Lucius kam auf die Beine und sah sich dem nächsten Gegner gegenüber, der mit gezogener Waffe auf ihn zuritt. Hastig hob er sein Scutum wieder auf und stellte sich dem Mann, der einen Kampfruf ausstieß und seine Waffe auf ihn niedersausen ließ. Doch bevor er ihn wirklich erreichte traf ihn eine Hasta in die Seite und er fiel Blut spuckend zu Boden. Lucius gab ihm den Rest und blickte in die Richtung, aus der die Hasta gekommen war. Dort stand Gaius, die Spartha jetzt in beiden Händen, und hackte auf einen Gegner ein, der trotz seiner germanischen Herkunft kleiner war als der Römer und sich dessen Angriffen kaum zu erwehren wusste.


    Ein kurzer Blick in die Runde zeigte dem jungen Mann, dass seine Männer die Oberhand gewonnen hatten. Nur noch die Hälfte der Barbaren war kampffähig, der Rest lag tot oder verletzt auf dem Boden. Ein Wiehern hinter ihm holte Lucius zurück aus der Euphorie, die ihn angesichts des fast schon sicheren Sieges ereilte. Er drehte sich herum und blickte in das Gesicht des Mannes, mit dem er vor dem Kampf geredet hatte. Gerade noch konnte er das Scutum heben, dann prallte die Spitze des gegnerischen Speers dagegen, durchschlug das Holz und blieb wenige Finger breit vor seinem Gesicht stehen bevor er zur Seite geschleudert wurde und den Schild verlor. Der Germane wendete sein Tier, zog die Spartha und sprang von seinem Pferd auf den Boden. ,,Steh auf!'' forderte er Lucius auf, der auf dem Boden saß und sich den Schildarm hielt. ,,Du sollst aufstehen!'' brüllte er wieder und stürzte sich auf den Duplicarius, der kaum realisierte wie ihm geschah. Wieder war es einer seiner Kameraden, der ihm das Leben rettete, denn der Germane wurde in vollem Lauf von einem Soldaten der Ala über den Haufen geritten. Der Zusammenstoß mit dem Pferd riss ihn von den Füßen und schickte ihn auf einen Flug mehrere Meter durch die Luft hin zu einer unsanften Landung auf einem seiner toten Kumpanen. Lucius kam auf die Beine und machte ein paar unbeholfene Schritte auf den keuchenden Gegner zu bevor ihn wieder ein stechender Schmerz durchfuhr und er in die Knie fiel. Instinktiv hielt er sich die Seite, was den Schmerz natürlich nur verstärkte. Seine Finger fühlten sich plötzlich warm und klebrig an.


    Noch während er reaisierte, dass das sein eigenes Blut war,das ihm über die Hand lief, wurde ihm schwarz vor Augen und er fiel seitlich ins Gras. Ein roter Nebel umgab ihn plötzlich und er versuchte, die Waffe zu heben, aber jemand nahm sie ihm aus der Hand. Hände kamen aus dem Nebel und hoben ihn auf, zogen ihm das Kettenhemd aus und Stimmen redeten hallend und wie von weit her wild durcheinander. Der Nebel lichtete sich etwas und Lucius realisierte, dass seine Kameraden im Begriff waren, ihn zu verarzten.Er verlor kurz das Bewußtsein und als er wieder zu sich kam hatten sie seine Seite bereits verbunden. ,,Ganz ruhig Duplicarius!'' sagte Gaius, der sich über ihn bäugte. ,,Die Wunde ist nicht sehr tief, aber ich glaube du hast zwei gebrochene Rippen und obendrein eine ansehnliche Menge Blut verloren...also ruh dich erstmal aus. Ich komme gleich wieder.'' Und weg war er und gab den Blick auf einen gräulichen Himmel frei, an dem sich die Wolken jagten. Wären da nicht diese verdammten Schmerzen gewesen, Lucius wäre vor Erschöpfung dankbar wieder ohnmächtig geworden...

  • Gaius kam wieder, und er half ihm auf und hielt ihn aufrecht während der Verband gewechselt wurde. Die Wunde war wirklich nicht tief gewesen und durch das Bluten schon gereinigt worden. Trotzdem tat es höllisch weh da die gebrochenen Rippen darunter natürlich keine angenehme Sache waren. Lucius entschied, dass er das Kettenhemd heute nicht mehr tragen würde. Als der Verband fest saß wandte er sich an Gaius. ,,Wie stehn wir da?'' wollte er wissen. Gaius nahm Haltung an. ,,Duplicarius, wir haben drei Mann verloren und weitere vier sind verletzt - aber nur leicht. Diese Barbaren haben einfach keine Disziplin!'' Lucius nickte und sah sich um. Auf dem Feld lagen über ein Dutzend tote Germanen. Ihre Pferde trotteten ziellos umher oder grasten friedlich, fast als hätte hier nicht gerade ein Gefecht stattgefunden. Von den überlebenden Gegnern war nichts mehr zu sehen - auch nicht vom Anführer der Gruppe. ,,Sammelt ihre Pferde ein. Wir laden die Säcke auf. Und unser Gefangener bekommt auch eins. Ich will jetzt so schnell wie möglich zurück ins Lager!'' Er taumelte und Gaius machte einen schnellen Schritt um ihn zu stützen. ,,Achja...'' ergänzte Lucius. ,,Bringt mir mein Pferd...''

  • Endlich - das Lager! Lucius wollte nicht mehr gerade auf dem Pferd sitzen, er konnte es auch nicht mehr. Stattdessen saß er gekrümmt auf dem Rücken des Gescheckten und hielt sich an dessen Mähne fest als der Trupp - 16 Soldaten der Ala, 6 Packpferde, ein Tier mit einem Gefangenen darauf und 4 weitere Pferde hintenan - durch das Lagertor ritten. Von überall warfen die Männer ihre neugierigen Blicke auf die Heimkehrer. Manche hielten sogar einige Augenblicke von ihrer Arbeit inne und musterten die Reiter. Lucius schickte Gaius mit dem Großteil der Truppe zurück zu den Zelten der Ala und begleitete Quintus und seine Gruppe mit den Säcken vor das Zelt des Legaten, wo er mühsam abstieg und um Einlass ersuchte.

  • “Salve!“, empfing ein Centurio ihn und grüßte militärisch.
    “Man, heute is ja was los! Der Legat ist wieder abgereist. Was ist euch denn passiert? Am besten, du berichtest dem Praefectus Castrorum persönlich.“
    Mit diesen Worten wies er auf das große Zelt in der Mitte des Lagers.

  • ,,Du hast keine Ahnung was heute schon so alles los war!'' entgegnete ihm Lucius und deutete auf den schon wieder von dunkelrotem Blut durchtränkten Verband um seine Brust. ,,Ich danke dir. Dann melde ich mich jetzt beim Praefectus!''


    Und schon wenige Augenblicke später stand die Gruppe samt den Packpferden vor dessen Zelt...!

  • Man hatte dem Praefectus Castrorum schon informiert und so kam er aus seinem Zelt heraus und trat vor die Reiter.


    “Duplicarius Albius Decius, nicht wahr? Was gibt es?“


    Das etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein musste, war unschwer zu sehen, denn normalerweise trat man nicht blutverschmiert vor einen vorgesetzten Offizier, um diesem Meldung zu machen.

  • Lucius nahm einigermaßen Haltung an und verzog das Gesicht als ihn erneut der Schmerz durchfuhr. ,,Praefectus, es gibt einiges! Ich befand mich auf Befehl des Decurio Qintilius Caecus unterwegs auf Erkundung. Mein Trupp war zwanzig Mann stark. Dann trafen wir auf eine Gruppe barbarischer Plünderer denen wir DIES (er trat zu einem der Pferde, öffnete einen Sack und zeigte Decius den Inhalt) abnahmen... Auf dem Weg zurück wurden wir von weiteren Plünderern angegriffen. Es gibt drei Ausfälle und vier Verwundete. Die Barbaren konnten wir zum Großteil töten. Ich ließ einen binden und habe ihn zu Verhörzwecken mitgebracht!'' Er wartete auf die Reaktion seines Vorgesetzten.

  • Der Praefectus Castrorum atmete hörbar aus. “Drei Männer verloren und vier verwundet…“, sagte er, aber sein Blick war auf den Sack gerichtet, oder besser gesagt auf das, was darin war.
    “… die Verwundeten sollen sich auf jeden Fall beim Medicus Ordinarius melden, wenn sie es noch nicht getan haben.“


    Er zeigte auf die Beute und sprach etwas leiser: “Wie viel ist es?“

  • ,,Wir hatten noch nicht die Zeit und Ruhe es zu zählen da wir damit beschäftigt waren, Barbaren aufzuspießen. Aber es sind sechs Säcke, alle voll bis obenhin, der Inhalt setzt sich aus Schmuck, Geschirr, Figuren und dergleichen zusammen. Ich vermute es handelt sich um Handelsware, die gestohlen wurde, über mehrere Monate hinweg. Oder es ist alles in einer oder mehreren Städten geplündert worden.''

  • “Wir werden abgelöst und marschieren in Kürze ab. Der… Schatz wird uns nach Mogontiacum begleiten. Der Legatus Augusti pro Praetore soll entscheiden was damit zu geschehen hat. Die Säcke kommen auf einen eigenen Wagen und ich lasse ihn gesondert bewachen.


    Gut gemacht, Duplicarius.“


    Corvus wollte sich schon wieder abwenden, als: “Ach ja, der Gefangene… Er soll gut bewacht werden. Wir übergeben ihn dann unserer Ablösung. Sollen die sich mit ihm herumschlagen.“


    Das Gold schien den Praefectus Castrorum mehr zu interessieren als der Räuber, der es gestohlen hatte.

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