"Freiwilliger" Extradrill der I. Cen. III. Koh.

  • Es ist früh am Morgen, die Sonne ist noch nicht ganz auf gegangen, als Tiberius Vitamalacus den Exzierplatz betritt. Es ist noch frisch um diese Tageszeit, in dieser Nacht war es für diese Jahreszeit relativ kalt gewesen, vereinzelt hatte es sogar Reifflächen geben, und die Sonne hatte es noch nicht geschafft, diese gänzlich zum Verschwinden zu bringen.


    Doch ungeachtet dieses Umstandes hat der Tribun darauf verzichtet, sein Sagum umzulegen, er trägt auch nicht seine übliche Rüstung, sondern eine schlichte Lorica Segmentata über der roten Tunika. Nur der Senatorenring an seiner Hand und die Tatsache, das sein Helm den vollen Helmbusch trägt, deutet darauf hin, das hier kein einfacher Miles oder Centurio steht.


    Während er auf das Erscheinen jener Centurie wartete, die er an diesem Tag zu einem Extradril gebeten, lässt er seinen Blick über den Platz streifen.


    "Wir sind wieder zu hause, Titus," meint er zu Titus, der schräg hinter ihm steht. Dieser grummelt nur etwas, denn er mochte es nie, so früh auf zustehen.

  • Gähned erschien Legionär Tragicus Terminus auf dem Exerzierplatz und wandte sich an 2 einsam stehende Gestalten, wovon einer wohl ein Centurio war. Zumindest trug er einen Helm mit Federbusch, soweit er es erkennen konnte, denn auf einen Auge schlief er noch.


    Er gähnte wieder und kratzte sich an seinem 12 Tage Bart, welcher immer noch nur wie ein 3 Tage Bart aussah. Aber zumindest hatte er kaum noch Pickel und seine Stimme hatte die letzten Wochen einen deutlich tieferen Klang angenommen. Das war auch gut so, denn immerhin wurde er bald 16 Jahre alt. Offiziell war er schon 20. Bei der Musterung hatte ihn dieser Optio sehr scharf angesehen, aber sein flehender Blick hatte damals weitere Rückfragen vermieden. Und die Kameraden hatten es auch nicht so genau genommen. Man ist nicht zu jung für die Legio I, meinten sie, höchstens zu klein. Da hatte er Glück gehabt, denn er war lang und hager.


    Er nahm Haltung vor dem Centurio an und fragte mit banger Stimme.


    "Centurio! Ich komme zu einer Drillübung der III. Kohorte, I. Centurie. Habe ich die verpasst? Centurio."


    Und unterdrückte mühsam ein Gähnen.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Er hätte natürlich den Miles über seinen Irrtum aufklären können, ihn darauf aufmerksam machen, wie ein Centurio seinen Helmbusch trug. Aber, das geschulte Auge des Tribuns deckte auch schnell auf, das der Miles vor ihm doch recht jung war. Und er wüsste auch, das der junge Miles garnicht wissen musste, das er hier vor einem Tribun stand, solange der Mann, oder sollte er Knabe sagen, tat, wie ihm befohlen.


    "Miles," donnerte er über dessen Kopf hinweg, "Du hast nichts verpasst. Du bist sogar der Erste !"


    Irgendwie war der Tribun dem unverschämten Soldaten am Tor auch dankbar, bot ihm sich so die Chance, die Legion fast von grundauf kennen zu lernen.


    "Und daher wirst du sofort eine Runde um den Platz laufen !"


    Das sollte genügen, um ab zu schätzen, ob er nicht dafür sorgen musste, das der junge Mann die Legion verliess.

  • Knirschend zerbrach eine von frost überdeckte Pfütze als centurio Mamercus Lusius Valentinus auf den Exzerzierplatz trat. Eine frühmorgendliche Brise erfasste seinen dunkelgrauen paenula- stets ein Vorteil, wenn man Nachts nicht auffallen wollte- und ließ ihn sanft erflattern, streifte seine crista transversa und fuhr kühl unter seine lorica segmentata. Langsam- seine alte Verwundung am Bein schmerzte heute Morgen wieder deutlich- schloss er zu dem Trupp der Soldaten auf, blinzelte in den sich erhellenden Himmel. Im Dämmerlicht der blauen Stunde zeichneten sich die geschwungenen Konturen eines Vogels ab, der mit schnellen Flügelschlägen und dann gleitend über den Exzerzierplatz hinweg segelte. Mamercus Augenbrauen verzogen sich zu einem düsteren Runzeln, eine Elster, kein gutes Zeichen. Obwohl seine Familie schon lange Römer waren, so hatte sich doch eine starke Ehrfurcht vor den alten Gebräuchen in seiner Familie gewahrt. Seine Mutter hatte ihm noch das Amulett geschenkt, daß er immer noch um seinen Hals trug. Er war sich sicher, es hatte in der letzten Schlacht sein Leben gerettet.


    Seine Augen verschmälerten sich und unzufrieden nahm er den schlampigen Eindruck mancher seiner Soldaten wahr. Den zenturionischen Rebstock fest in seiner Hand- an manchen Tagen nutzte er ihn schon fast als Gehstock- trat er an die Seite des tribunus. Seine Faust schlug gegen seine Brust und er streckte den Arm zum römischen Salut aus.


    tribunus! Salve!“


    Scharf, aber nicht sonderlich überstreng sah der centurio zu seinen Soldaten. Der Hauch eines Lächelns huschte über seine, doch von den Jahren gezeichneten, Gesichtszüge. Nur andeutungsweise sah der centurio zum Tribun.


    “Es ist nicht so lange her- bei den Göttern, doch schon einige Jahre, mehr als ich mir einzugestehen vermag- da stand der Kaiser mit den Insignien, die Du nun trägst, bei den Männern der legio prima, ebenso als tribunus laticlavius. Ich bin sehr stolz darauf, unter ihm gedient zu haben.“


    Im Gegensatz zu manchen anderen Soldaten wußte Valentinus einen senatorischen tribunus zu schätzen, aus jenem Grund. Daß der Kaiser nur drei Tage lang den Posten inne hatte, ließ der centurio unerwähnt, es war auch belanglos, da der Kaiser schließlich das Kommando über die prima übernommen hatte. Fest den vitis ergreifend trat centurio Valentinus nach vorne und gab dem jungen Terminus mit dem Rebstock einen sachten Klaps auf die Schulter. Valentinus erhob nicht seine Stimme, sie war für die meisten Soldaten gut zu verstehen, selbst wenn er normal sich äußerte. Und er legte Wert darauf, daß keiner sprach, während er das Wort an seine Männer richtete.


    „So willst Du Deinen Dienst beginnen, miles Tragicus? Wir sind doch nicht bei den Teutonen oder den Kimbern. Du machst Deinem Namen in der Tat alle Ehre. Na dann, Du hast den Tribun doch gehört, oder hast Du nebst der Rasur auch vergessen Deine Ohren zu waschen?“



  • CAIUS RACILIUS FULLO
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    Fullo war zusammen mit den anderen aufmarschiert. Er erkannte den Tribun, dessen Bekanntschaft er vor kurzem an der porta praetoria gemacht hatte. Überrascht stellte Fullo fest, dass dieser die einfache Rüstung des einfachen Miles trug. Fullo staunte etwas über die Hartnäckigkeit dieses Mannes, aber andererseits war ihm klar, dass dieser sich hier gleich zu Beginn profilieren musste, ehe er von den Legionären abgestempelt wurde.


    Tragicus - welch ein Name - kam angelaufen und war mal wieder zu spät und Fullo fluchte, unwissend, dass Tragicus sich alleine zum Campus aufgemacht hatte und der erste von ihnen war, der hier erschien. Reichte es denn nicht, dass man ihre Centurie - die nun nicht gerade aus Neulingen bestand, hierher befohlen hatte und sie vor der Legion vorführte. Nun kam Tragicus auch noch zu spät. Wenn dieser Tribun so war, wie Fullo ihn - endlich hablwegs richtig - einschätzte, und den Extradrill dazu auch noch persönlich zu leiten pflegte, konnte sich die Einheit wohl auf was gefasst machen. Er bereute es zutiefst, nicht ein paar Sesterzen mehr gezahlt zu haben, um an jenem Tag als Wache vor dem Praetorium eingeteilt zu werden.


    Während Tragicus von dem Centurio - mal wieder - zur Sau gemacht wurde, stand Fullo in der Reihe und versuchte, bloß nicht aufzufallen, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie um alles in der Welt er so etwas anstellen sollte. Fakt war, dass er aus irgendwelchen Gründen nicht unbedingt wollte, all zu früh von dem Tribun wieder erkannt zu werden. Noch wusste die Centurie nicht, dass sie das zustätzliche Training ihm zu verdanken hatte. Es hatte ihn einiges gekostet, die Kameraden am Tor mit Geld und Versprechungen zu überreden, den anderen nichts zu verraten und sie in dem Glauben zu lassen, der Tribun hätte sich die Einheit aus sonst welchen Gründen als "Opfer" ausgesucht. Der Centurio hatte bisher ebenfalls still gehalten und Fullo hoffte, dass er dies auch weiterhin tun würde. Sollte dies bekannt werden, konnte er nur hoffen, mit einer spendierten Runde in der Taberna davonkommen zu können. Das Geld würde er sich dann wohl von der Verwandschaft oder - plötzlich hatte er einen Kloß im Hals - von einem der in Mantua ansässigen Kredithaie leihen müssen... Aber auf eine solch milde Strafe zu hoffen, war so, als würde man sich selbst belügen und Fullo ahnte, dass ihm weitaus schlimmeres blühen konnte, als die paar Geldsorgen...


  • Der Tribun erwiderte den Gruss des Centurios knapp, aber wortlos und liess seinen Blick über die Miles wandern, die nun antraten. Ja, er war wieder zu Hause, dieser Ort, das Militär, war das, für was er erzogen worden war. Und dem kritischen, geübten Blick des Tribuns fielen so viele kleine Mängel in der Erscheinung der Miles auf.
    Ohne sich zu dem Centurio wenden, sondern immr noch die Miles im Blick behaltend, ging er auf dessen Worte ein.


    "Es ist in der Tat eine Ehre, aber auch eine Verpflichtung, eine Posten zu bekleiden, welche schon unser Imperator inne hatte."


    Das ihn sein Tribunat in die angesehenste Legion des Imperiums, die Legion des Imperators geführt hatte, war in der Tat etwas, das den hochgewachsenen Soldaten mit Stolz erfüllte.


    Und als sich der junge Miles daran machte, seine Runde um den Platz zu drehen, machte sich der Tribun daran, die restliche Centurie zu inspizieren.


    "In aciem venite!"


    "Aciem dirigite!"


    "State!"


    Seine Stimme donnerte über die Köpfe hinweg, er wartete nur kurz und begann dann die Reihe abzugehen, gebot dem Centurio, ihm zu folgen. Und schon beim ersten blieb er stehen, deutete auf den Helm.


    "Schief ! Zehn Liegestütze ! Ausführen !"


    Und ohne zu warten, bis der Miles die Liegstütze ausgeführt hatte, ging er schon zum nächsten, fand dort den nächsten Grund, dem Mann einige Liegestütze zu verordnen. Und so ging er die ganze Centurie ab, er fand bei fast jedem etwas, das nicht in Ordnung war. Es war nicht so, das er willkürlich etwas erfand, er legte nur einen Massstab an, der den Praetorianern zu Ehre gereicht hätte.
    Und als er dann vor Fullo stand, blickte er diesen kurz ins Gesicht, so das dieser sicher sein musste, das er erkannt worden war. Aber, der Tribun zeigte keine Regung, deutete nur auf einen Punkt auf der Tunika.


    "Dreck ! Zehn Liegestütze ! Ausführen !"

  • [quote]Original von Marcus Flavius Aristides
    „So willst Du Deinen Dienst beginnen, miles Tragicus? Wir sind doch nicht bei den Teutonen oder den Kimbern. Du machst Deinem Namen in der Tat alle Ehre. Na dann, Du hast den Tribun doch gehört, oder hast Du nebst der Rasur auch vergessen Deine Ohren zu waschen?“


    "Centurio. Nein! Das wird irgendwann einmal ein gepflegter Bart. Ich gebe mir alle Mühe, aber er wächst nicht schneller. Centurio."


    Tragicus begann im flotten Tempo seine Runde zu drehen.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    Und als er dann vor Fullo stand, blickte er diesen kurz ins Gesicht, so das dieser sicher sein musste, das er erkannt worden war. Aber, der Tribun zeigte keine Regung, deutete nur auf einen Punkt auf der Tunika.
    "Dreck ! Zehn Liegestütze ! Ausführen !"


    CAIUS RACILIUS FULLO
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    "tja, das war's dann wohl..."
    oder
    "schau mich bloß nicht so an..."


    Eins von beiden wird sich Fullo gedacht haben, als der Tiberier vor ihm stand. Dann jedoch merkte er erst, wie sehr dieser - seinem Benehmen nach - einem Centurio glich. Ein kleiner Punkt auf der Tunika. Fullo schaute hin.


    "scheiße, das ist doch kein Grund für die Liegestütze"
    oder
    "waaa? du willst mich wohl verarschen, was, du patrizischer H...[censored]...n"


    So oder so ähnlich werden die Gedanken Fullos wohl gewesen sein. Gesagt hatte er natürlich nichts, sondern folgte dem Befehl. Zehn Liegestütze waren nun wirklich ein Klacks. Dennoch hatte er, jedesmal, wenn er einen Liegestütz hinter sich hatte, mindestens einen Fluch gedanklich in Richtung des Tribuns geschickt, bis er merkte, dass es so wohl viel zu antrengend sein würde, und verschob daher die Verwünschungen und Flüche auf später.


  • Unmerklich nur wandelte sich das dunstige Hellblau am Himmel in den pastellfarbenen Morgenhimmel. Immer mehr von den Sonnenstrahlen krochen über den bergigen Horizont von der Landschaft um Mantua, vertrieb träge, aber nicht weniger hartnäckig die letzten Klauen der Nacht um die Menschen in einen neuen Tag zu führen. Und auch der Hahn der legio gedachte heute, zu Ehren des Straftrainings womöglich, sich früher aus seinem Stroh zu erheben, sein Mitleid erregendes Krächzen drang bis zum campus des Lagers. Langsamen Schrittes, aber durchaus aufrecht folgte der centurio dem tribunus, gerade in der morgendlichen Kälte schmerzte sein Bein, dennoch hielt er den vitis unter seinem linken Arm und nutzten ihn noch nicht als Gehstock. Wenngleich Valentinus zu den eher ruhigeren centuriones gehörte, so stieg durchaus Zorn in sich auf als er so manch eine schludrige Erscheinung seiner Soldaten bemerkte. Vielleicht hatte er in letzter Zeit doch zu sehr die Zügel schleifen lassen und sich das ein oder andere Mal zu oft bestechen lassen.


    Abgesehen von dem schlechten Omen am Tag war Valentinus durchaus noch von den Worten des tribunus leicht beunruhigt. Sicherlich hatte er das nur unter den subtilen Andeutungen erspürt, aber seine Zenturie zu verlieren oder gar degradiert zu werden, darauf war Valentinus nicht erpicht. Aber auch wenn er dem tribunus nicht in die Quere kommen würde, so ein mögliches Unheil abwenden konnte, so würde er heute noch zum alten Platz gehen und mit dem Blut eines Opfers sicher gehen. So- sich gänzlich kooperativ zeigend- ging er steten Schrittes hinter dem tribunus hinter her und warf jedem Soldaten, dessen Erscheinung ihn nicht zufrieden stellte einen Blick zu der wortlos sprach: Das wird Konsequenzen haben. Erneut wehte eine kühlere Brise über den campus, die ersten Sonnenstrahlen fielen vom Horizont auf den Exzerzierplatz, blitzten auf den metallenen Helmen, den Rüstungen und offenbarten noch schonungsloser Dreck und Schludrigkeit, aber auch die sauberen milites. Da Fullo ihnen eigentlich den ganzen Schlammassel eingebrockt, blieb Valentinus vor ihm stehen und legte seinen vitis, ohne sonderlich großen Druck, auf seinen Rücken, während dieser die Liegestütze absolvierte.


    „Da sind Liegestütze, miles? Das sieht mir mehr nach Frauenübungen in den Thermen aus! Steif wie ein Brett und ganz runter mit Dir. Das kriegt meine kleine Tochter noch besser hin. Noch mal zehn!“



  • CAIUS RACILIUS FULLO
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    Fullo rollte mit den Augen, als der Centurio ihn zu weiteren zehn verdonnerte. Dass er ihm hier so in den Rücken fiel, hätte er sich zwar denken können. Wirklich erwarten und damit gerechnet hatte er dies nicht.
    "Jawohl... centurio"
    zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. Nur half alles jammern nichts, und so musste die zehn hinter sich bringen. Wirklich anstrengend war dies nicht, schließlich war Fullo weder ein Sesquiplicarius, noch ein Immunes, der vom harten Dienst befreit war. Er war ein verdienter, aber kein altgedienter Legionär und in bester Verfassung. Daher waren die Übungen für ihn eher eine Beschäftigungsmaßnahme, denn Anstrengung... noch zumindest. Wirklich leid taten ihm die anderen. Da die "ganze" Centurie zum Extradrill verdonnert worden war, wurde jeder, auch die Immunes, soweit sie nicht das Glück hatten, im Valetudinarium zu sein oder auf einem Posten, der sie wirklich unentbehrlich machte, hinzugezogen. So waren auch etliche von ihnen hier mit dabei. Wirklich Leid würden ihm diese Kameraden zwar nicht tun, aber Fullo wusste, dass er den Drill deutlich länger aushalten würde, als sie. Wohl zum ersten Mal beneidete er die Immunes daher nicht um ihre Posten und Privilegien. Nachdem er fertig war, richtete er sich auf und stand wieder im Stillgestanden. Hier und da, drückte noch der eine oder andere Miles zusätzliche Liegestütze. Ein Immunes meist wegen irgendwelchen Mängeln in der Rüstung, die Milites gregarii meist wegen Mängeln in der Kleidung.


  • Tiberius Vitamalacus hörte nach Fullo nicht auf, die einzelnen Legionäre zu inspizieren und eigentlich jeden zu zehn Liegestützen zu verdonnern, so das wahrscheinlich die meisten der Männer innerlich über ihn fluchten. Das sie, vom Centurio abgesehen, noch nicht wussten, wem sie diesen Drill zu verdanken hatten, davon ging er aus, hatte er doch keine besonderen Reaktionen Fullo gegenüber bemerken können.


    Als er geendet hatte, war auch der junge Tragicus von seiner Runde um den Platz zurück und bevor er sich richtig einreihen konnte, durfte auch er noch einmal zehn Liegestütze machen.


    Der Tribun baute sich währenddessen vor den Männern auf.

    "Miles ! Ich bin Tiberius Vitamalacus, doch für euch reicht einfach : Tribun !"


    "Wer von euch glaubt, ich sei ein vertrottelter Schreibstubenhocker, der hier eine ruhige Kugel schieben will, der irrt sich Gewaltig ! Ich war mit der IX. an der Befreiung Germanicums und in der Schlacht von Vicus Murrensium dabei. Und ich habe schon euren Primus Pillus zum schwitzen gebracht. "


    "Ihr gehört also zur Prima, zur besten Legion des Legon des Imperium. Schauen wir doch mal, ob ihr faulen Hunde über etwas Kondition verfügt !"


    Dann lässt er seinen Blick noch einmal über die Miles schweifen und dann setzt er wieder zu sprechen an, seine Stimme donnert über ihre Köpfe hinweg, wie eine Pfeilsalve gehen die Kommandos auf sie nieder.


    "Scuta sursum ! " (Scutum aufnehmen)


    "ad dextram!!!!" (Rechts um)


    "Und nun, erstmal ein paar Runden um den Platz..pergite!!! pergite!!! cursim!!!!!" (Marsch... im Laufschritt)


    "Legionäre,... ich sagte Laufschritt... Beeilung... Und während wir laufen : Durchzählen ! "


    Er läuft neben der Kolone her, und gibt das Tempo vor.

  • CAIUS RACILIUS FULLO
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    Alles konnte er sie nennen... alles konnten sie wegstecken. Nur eine Sache war da, die durfte der Tribun nicht tun. Etwas, was nicht einmal der Centurio wagte. Ihre Ehre und Einsatzbereitschaft in Frage stellen. Mit den Probati konnte man derlei Sachen machen. Man konnte sie beschimpfen und beleidigen. Man konnte sie als 'faule Hunde' bezeichnen oder 'Söhne einer meretrix'. Mit den Legionären nicht, schon gar nicht mit denen der Prima. Stirnfalten zeigten sich auf den Gesichtern der Legionäre. Schweigend nahmen sie ihre Scuta auf, spürten das vertraute Gewicht dieser Schutzwaffe im Arm und Schulter. Sie liefen los, hielten das Tempo des Tribuns. Mochte er den Primus Pilus auf dem Exerzierplatz gescheucht haben ...


    "ja klar, als ob wir dir das abkaufen"
    werden sich die meisten wohl gedacht haben


    ... oder sonst wen. Der Mann war aus Rom und die Männer freuten sich schon auf den Moment, da ihm die Puste während des Laufs ausging. Als es an Fullo war, rief er die Zahl
    "X"
    aus. Als zweitdienstältester Miles des zweiten Contuberniums war er der zehnte Mann in der Centurie... was ihn nicht vor dem Zorn seiner Kameraden retten würde, doch bisher hatte der Tribun dicht gehalten und Fullo hoffte, dass dem so bleiben würde...


  • Auch auf Valentinus Gesichtszügen waren andeutungsweise Zeichen des Unmuts zu sehen als er die Worte des tribunus vernahm. Scharfe Worte an die Soldaten zu richten hielt er natürlich nicht für verkehrt- im Gegenteil. Aber der centurio fühlte sich in seiner Soldatenehre durchaus ein wenig angegriffen. Doch der Unmut, den er nur für den Bruchteil eines Herzschlages verspürt hatte, verzog sich wieder. Er konnte einfach nicht glauben, dass die Worte des tribunus als Schmähung dieser legio geäußert wurden oder er ihnen gar klar machen wollte, daß er- als ehemaliger Soldat der Neunten- mehr Kampferfahrung als sie- die Soldaten der Ersten- hätte. Denn Valentinus war ebenfalls schon einige Male in den Kampf gezogen und einige seiner Männer in der centuria ebenfalls, das würde der tribunus sicherlich wissen. So glätteten sich Valentinus Gesichtszüge und er ging etwas Mittiger des Platzes, schwieg bei dem Drill jedoch. Mit stechendem Blick verfolgte er einen anderen Soldaten, der mehr schlapp seinen Mitsoldaten hinter her lief, die schon am frühen Morgen zeigen wollten aus welchem harten Holz sie geschnitzt waren.


    „Vetulio! Wie immer…“


    Vetulio- Soldat seit zehn Jahren in der legio prima- hatte eigentlich immer mit mehr Glück als Verstand in der legio überlebt. Denn er hatte nun mal zwei linke Füße, kein Gespür für das gladius und neigte zur Fettsucht. Darum rannte er schon nach der ersten Runde schnaufend hinter her. Das Schild schleifte halb über den Boden und er fluchte bei jedem Schritt genauso erbittert wie Fullio es getan hatte. Ein Talent hatte Vetulio jedoch, er war ein ausgesprochener Gerüchtekoch, keine Information im Lager, kein Skandal oder auch Geheimnis blieb lange vor ihm verborgen und er feilschte damit wie andere mit Waren oder Kostbarkeiten. Und er wusste, jemand am Tor hatte den tribunus verärgert, er ahnte- nein er hatte schon längstens eruiert- wer die Wachen an dem Tag waren, es fehlte nur noch der letzte Schlußstein in dem Konstrukt seines Informationsnetzes, um heraus zu finden, wer Schuld an diesem Drill hatte. Und Vetulio hatte sich geschworen, der Soldat würde seine Lebens nicht froh werden- zumindest die nächste Woche nicht.


    „Uff…“


    Bei all den Gedanken waren seine Beine wieder in die Quere mit Schild, Erdanziehung und unsichtbare Widerstände gekommen und Vetulio landete längs im Matsch, das Schild schlug ihm gegen den Schädel und um ihn herum tanzten einige Sterne. Einige Soldaten der centuria warfen ihm ärgerliche Blicke zu, da er mit seiner Tollpatschigkeit ihre Tüchtigkeit in Frage stellte. Ächzend versuchte Vetulio auf die Beine zu kommen, verhackte sich dabei jedoch nur mehr im scutum.



  • Nur in eine MIlitärtunika bekleidet erreichte Plautius joggend den Exerzierplatz und Vitamalacus.


    "Guten Morgen! Wie ich sehe bist du auch schon aufgestanden. Na ja, damit hat sich die Frage ob du mit mir 10 Meilen gemütlich rund um Mantua und das Castellum laufen willst. Nach der gestrigen Schreibarbeit bis spät in die Nacht brauche ich heute morgen mal frische Luft. Ich bin in etwa 2 1/2 Stunden wieder da. Und ärgere mir meine Scribas nicht so wenn ich weg bin, halte dich lieber an die da. Die sind weitaus ungefährlicher. Die können dich nicht von der Soldliste streichen."


    Plautius grinste und setzte seinen Lauf in einem gemütlichen Tempo fort.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Der Tribun gab nicht viel auf die Gedanken der Soldaten, auch wenn sie ihm sicher nicht fremd wären, schliesslich war es sein lebenlang Soldat gewesen. Und das die meisten seinen Worten nicht glauben würden, dessen war er sich bewusst, er selbst hätte solchen Worten immer skeptisch gegenüber gestanden.


    Nur Taten würden sie überteugen, aber auch nur die Leistung der Miles würde ihn überzeugen. Die Prima hatte unbestritten einen guten Ruf und sicher dienten in ihr mit die besten Soldaten des Imperiums, aber der Tribun wollte heute sehen, was die Miles wirklich zu leisten vermochten. So wie er ihnen beweisen musste, aus welchem Holz er geschnitzt war, mussten auch die Miles sich heute Beweisen.


    Und Vetullio, der zu Boden fiel, bekam als erster zu spüren, welche Funktion Titus, der am Ende der Centurie lief für eine Funktion hatte. Denn der Hüne packte den rundlichen Legionär, zog ihn wieder auf die Beine und gab ihn zu verstehen, das es besser wäre, weiter zulaufen, wollte er nicht in die riessigen Fäuste von Titus geraten.


    "Plautius," begrüsste er des Praefectus, nicht langsamer werdend, leicht lachend, "ich wünsche dir viel Spass bei deinem Spaziergang."


    Dann, als Plautius davon gerannt wear, drehte er sich im Laufen um, lief rückwärts, so das er die Milies direkt ansehen konnte, ohne selbst zum stehen zu kommen.


    "Miles, noch bevor der Praefectus zurück ist, werden wir mindestens 10 Meilen gelaufen sein. Und noch einige Übungen absolviert haben. Und alles in voller Rüstung !"


    Er drehte sich im Laufen wieder um.


    "Ihr wollt die beste Legion sein ? Beweist es mir !"


    Und noch während er sprach, zog er das Tempo an.

  • CAIUS RACILIUS FULLO
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    Fullo setzte ein Bein vor das andere und versuchte ruhig zu atmen und seine Kräfte zu sparen. Was hatte der Tribun da eben gesagt. Fullo glaubte zunächst, sich verhört zu haben, als er etwas von zehn Meilen hörte. Zehn Meilen... die der Tribun anscheinend mitlaufen wollte. Fullo warf einen Blick zum Tribun, als dieser rückwärts lief. Plötzlich fiel ihm etwas auf und er tadelte sich selbst, nicht schon früher darauf geachtet zu haben.


    Wenn er dem Mann unter anderen Umständen begegnet wäre, ohne zu wissen, wer er ist bzw. welchen Rang er bekleidet, hätte er ihn aufgrund seines Erscheinungsbildes für einen altgedienten Centurio gehalten. Aristokratische Tribune waren normalerweise nicht so... rauh. Sie wirkten eher schlaff, viel zu gepflegt und man sah ihnen ihre unbekümmerte Kindheit und Jugend nur allzu deutlich an. Im Falle dieses Tribuns verhielt es sich anders und Fullo fragte sich, ob sie nicht eine dieser seltenen Ausnahmen vorgesetzt bekamen, die mehr Soldat, als Politiker waren. Obwohl diese Erkenntnis für ihn auch eigentlich hätte niederschmetternd sein müssen, freute sich Fullo. Es war besser so.


    Wie zur Bestätigung seiner Überlegungen zog der Tribun das Tempo an. Und offensichtlich war Fullo nicht der einzige Miles, dem spätestens jetzt dämmerte, dass der Mann vielleicht tatsächlich kein unfähiger Schnösel war, der hier einfach nur eine ruhige Kugel zu schieben gedachte. So liefen sie schneller. Während sievon dem Tribun gefordert und geprüft wurden, prüften sie ihn. Die zehn Meiles lagen noch vor ihnen. Sie wussten, sie würden sie - gierig nach Luft schnappend vielleicht, aber nicht langsamer werdend - hinter sich bringen. Na ja.. alle bis auf Vetulio vielleicht, aber irgendwie würde vielleicht sogar dieser es schaffen... musste es einfach schaffen. So liefen sie, bissen die Zähne zusammen, folgten ihrem neuen Tribun...


  • „Ohoho!“


    War der einzige Kommentar, den Vetulio von sich gab, als ihn Titus wie ein Fliegengewicht hochhob und er von seinem jämmerlichen Schildkrötendasein, mit dem Rücken auf den Boden, befreit. Mühsam versuchte er wieder die Riemen des scutum um seinen Arm zu schlingen und zu den anderen Männern aufzuschließen. Keuchend folgte er, trampelte wie ein schwerfälliger Elefant entlang der breiten Sprinterspur seiner Kollegen in der leicht feuchten Erde. Erst nach einer weiteren Runde war Vetulio wieder bei den Anderen aufgeschlossen. Der centurio derweil blieb immer noch schweigsam an der Seite stehen, die ersten Sonnenstrahlen brachen durch die morgendlichen Wolken.


    Und sie liefen, und liefen und liefen…keiner der Soldaten wollte schlapp machen und somit beweisen, daß sie schlechte Soldaten der legio waren, das Straftraining war schließlich schlimm genug. Und doch nahm die Erschöpfung immer mehr zu, selbst die, die sonst mühelos einen Morgen mit dem gladius trainierten oder tagelange Gewaltmärsche gewohnt waren, fingen an zu keuchen und schwer zu schwitzen. Und die jungen Soldaten, die probati, oder auch die schlecht Geübten, wie Vetulio kamen immer öfters ins Straucheln, fielen ab und an auf den Boden oder einfach in der Reihe zurück.


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