Sie kamen im Morgengrauen, noch bevor es wirklich dämmerte, in der Ferne konnte man jedoch schon erahnen dass es bald heller werden würde, zierte doch ein kleiner, rötlicher Streifen den ansonsten in ein tiefes schwarz gehüllten Horizont.
Einige Männer der II. Centurie der II. Kohorte waren mitten in der Nacht zu einer geheimen Mission ausgerückt, ihr Ziel: Ulpianus Venox, ein Freigelassener des Ulpianus Iulianus, also eigentlich ein ehrenwerter Mann, trotz seines niederen Standes, wenn da nicht dieses klitzekleine Geständnis wäre was man einem anderen Verräter im Verhör entlockt hatte.
Der Verdacht stand, er hatte den Mordauftrag am Kaiser ausgeführt, er hatte dafür gesorgt dass die kaiserliche Familie starb und somit das Reich ins Chaos gestürzt wurde.
In der einfachen Behausung flackerte ein gedimmtes Licht, die Anwohner schliefen wohl noch, denn sonst wäre es zweifellos heller gewesen, aber es war jemand da, auch wenn Seneca nicht damit rechnete dass sich der Verräter ausgerechnet in der Höhle des Löwen verstecken würde, so erhoffte er sich zumindest ein paar Anhaltspunkte.
Die Männer bezogen Stellung, es gab einen kleinen Seitenausgang, auch dort positionierten sich 4 Miles, ein paar an den Fenstern, und die Mehrzahl stand an der Vordertür zusammen mit Seneca und seinem Centurio.
Der Centurio ließ ihn schalten und walten, schließlich hatte Seneca das Examen Primum in der Tasche und hoffte auch einmal eine Centurie führen zu können, und gerade in diesen Tagen konnte man sich wohl auch empfehlen, also machte er keine halben Sachen, er ließ direkt den Hammer einsetzen, kein Klopfen, kein Rufen, einfach drauf und das Haus schnell sichern..
Catus, ein Hüne von bärenhafter Gestalt holte aus, während links und rechts der Tür die gepanzerten und bewaffneten Soldaten warteten.
3...2...1... Dann krachte es, und das simple, billige Schloss samt dem umliegenden Holz zerbrach als wären es kleine trockene Äste auf die der Miles trat...
"LOS LOS!", brüllte Seneca mit gezogenem Gladius als sie die Hütte stürmten. Das Gebäude war nicht groß, ein paar Zimmer eben, soviel sich eben ein Freigelassener, wenn auch aus solch einem guten Hause, leisten konnte..
Sie durchkämmten die Räume, Schreie waren zu hören, Schreie von einer Frau, und das weinen von Kindern, vertraute Klänge bei einer Durchsuchung und trotzdem hasste es Seneca wenn er schutzlosen so begegnen musste..
"WO IST ULPIANUS VENOX?!", brüllte er die verschreckte Frau an, "SPRICH!", fuhr er fort, wohlwissend dass die Frau nicht wusste wie ihr Geschah, "E... Er ist nicht hier.", entgegnete ihm die Frau ängstlich, "Was du nicht sagst! Wo ist er?!", fragte Seneca nochmals mit Nachdruck, irgendetwas würde sie ja wohl wissen, währenddessen wurden auch schon die Kinder in das Zimmer gebracht, alles ging rasend schnell, die Garde agierte flink und effizient, leider konnte man das nicht von den Hausbewohnern behaupten, "Wo ist er?!", fragte Seneca, nun leiser, aber doch mit einer gewissen härte im Tonfall, "Ich weiß nicht.", antwortete die Frau mittlerweile etwas giftig, hätte sie weiterhin verängstigt gesprochen so hätte Seneca es ihr womöglich geglaubt aber so dünkte ihm dass sie mehr wusste als sie es ihm sagen wollte. Er hasste diesen Teil, er liebte es Prätorianer zu sein, liebte es zu kämpfen, zu beschützen, zu ermitteln, aber er hasste es Mittel einzusetzen welche nicht ganz seinem moralischen Maßstab entsprachen...
..Aber er musste es tun, er wandte sich zu den Kindern, beugte sich hinunter, und blickte den Jungen an, er war in etwa in dem Alter der Kinder seiner Cousine Serrana, mit seinen lockigen Haaren und seinen verweinten Augen blickte er Seneca ängstlich an, "Mein Junge wie ist dein Name?", fragte Seneca den Jungen ruhig, "Lucius!", antwortete er ihm, schluchzend, dem Blick ausweichend, "Lucius, wir suchen deinen Vater, er hat ganz böse Dinge getan und wir wollen mit ihm reden, und wenn wir nicht wissen wo er ist, müssen wir deine Mutter leider mitnehmen.", erklärte Seneca gefühlskalt, er wollte keine Gefühle zulassen, solche Situationen, so routiniert er auch war, zerrissen ihm das Herz, aber es war seine Pflicht...