[wrapIMG=left]https://farm1.staticflickr.com/77/174352704_7c25c99dfb_m.jpg[/wrapIMG]'REG. VII INS. IX' zierte die Mauer über dem Treppenaufgang der alten schäbigen Mietskaserne, die unter anderem Marcus Livius Drusus sein Heim nannte. Gelegen zwischen der Via Flaminia und der Via Nomentana, war die Porta Salutaris, am Hang des Collis Quirinalis, das nächstgelegene Tor ins Innere der gewaltigen Metropole Roma. Die Insula IX verwahrloste, wie so viele Wohngebäude in Roma, da ihr Eigentümer, der geschätzte Gnaeus Pontius Repentinus ein geldgieriger Miethai war, der stets nur die allernötigsten Reparaturen durchführen ließ. Er selbst besaß ein prachtvolles Atriumhaus auf dem Caelimontium und ließ sich bei den horrenden Mietforderungen an die Bewohner seiner Insulae nicht zweimal bitten. Was passieren konnte, wenn man diese nicht pünktlich zahlen konnte, wusste die Witwe Scribonia aus dem Dachgeschoss nur zu gut. Es war bereits einige Jahre her, da kamen die Angestellten des Pontius zur Insula um die ausstehenden Forderungen einzutreiben. Ein Trupp von drei großgewachsenen Skythen und einem unterdurchschnittlich großen Ägypter war an den Iden des Martius die hölzerne Treppe bis in das Dachgeschoss der Insula hoch gestiegen. Im vierten Stock vorbei an der kleinen zwei Zimmer Wohnung, die Marcus Livius Drusus als sein Refugium bezeichnete. Diese bewohnte er zusammen mit seinen Eltern Livius Denter und Tullia Lepida, sowie seiner kleinen Schwester Caia. Man hörte die Schritte der Vier noch, als diese das Dachgeschoss und die Tür zur Wohnung des Scribonius über ihnen erreicht hatten. Drusus war an diesem Tage alleine mit seiner kleinen Schwester zu hause und hatte alles mit anhören können. Die kurzen Schreie, die dumpfen Schläge und der alles betäubende Aufprall des leblosen Körpers auf dem hölzernen Boden. In seiner Fantasie hatte er sich bestens ausmalen können, was über ihrer Zimmerdecke vor sich ging, während er Caia die Ohren fest zuhielt.
Im Erdgeschoss tummelte sich die ärmere Bevölkerung Romas in den verschiedenen Garküchen des Gebäudes, in denen auch die Familie des Livius Denter stets zu essen pflegte, aufgrund einer fehlenden Kochmöglichkeit in ihrer Wohnung. Den Krach, sowie die Gerüche der Stadt konnten die löchrigen Wände der Insula nicht fernhalten. Der ständige Luftzug sorgte für eine unangenehme Kälte im Winter und sorgte dafür, dass sich der Vater von Drusus mal wieder erkältet hatte. Mit triefender Nase schob er sich einen weiteren Löffel Puls in den Mund, ehe er versuchte seinem Sohn in dem Stimmengewirr der Straße mitzuteilen, dass er gefälligst schnell aufessen und mit seiner Schwester rauf gehen sollte. Dabei flogen ein paar Brocken Speck, die einzige Zutat die diesem geschmacklosen Brei etwas Würze verlieh, aus seinem Mund und landeten auf dem schmalen Holztisch, an dem sie saßen. Also würgte Drusus seinen letzten Bissen herunter, nahm Caia an der Hand und rannte dann mit ihr die Treppen in den vierten Stock hinauf. Oben angekommen betraten sie die kleine Wohnung und Caia ließ sich von ihrem großen Bruder noch zudecken, ehe es sich Drusus selbst auf seiner kleinen Schlafstätte gemütlich machte und die Augen schloß.