[Triclinium] Den Göttern opfern - Curio & Sergius Plautus

  • Das Triclinium war bis zum Abendessen immer für spontane Besuche von Menschen aus der Stadt hergerichtet, was hieß, dass zwischen zwei Korbstühlen ein kleiner Beistelltisch stand, während an der Stirnseite des Raums der große hölzerne Esstisch von zwei der drei obligatorischen Klinen umrahmt wurde. Die dritte Kline stand an der linken Wand des Raums, einige weitere Stühle mit der Lehne vom Tisch weg und an diesem. Das Triclinium war ohnehin bereits der Mittelpunkt des Hauses und wurde zudem auch zum repräsentativen Raum, der natürlich nicht aussehen durfte, wie ein Abstellraum, was durch die durchdachte Anordnung aber auch nicht so war.


    Der Ianitor führte den Sergier durch den Flur und das Atrium, wo wie immer der Custos Roderiq einen Blick auf alle Eingänge hatte, und brachte den Gast nun in den das hergerichtete Triclinium, sagte ihm, dass der Hausherr gleich erscheinen würde und ließ ihn dann dort alleine. Natürlich stand es dem Segie frei, sich nun direkt zusetzen oder noch einen Blick durch die mannshohen Fenster auf die beiden kleinen Gärten zu werfen, die den hellen Raum umarmten.

  • Plautus war etwas verwundert, dass man ihn in ein Triclinum geführt hatte, das ja ansonsten nur für geladene Gäste gedacht war. Aber er sagte sich, dass man jedem Tierchen sein Pläsierchen lassen sollte und machte sich keine weiteren Gedanken darüber.


    Er nahm auf einem der Korbstühle Platz.

  • Es dauerte nicht lange bis Curio ins Triclinium trat und nun ebenfalls den Gast musterte. Er war ihm als Bürger mit dem Namen Sergius Plautus vorgestellt worden und der Name Sergius war ja in der römischen Geschichte seit dem berüchtigten Catilina nicht mehr allzu verlässlich. Wahrscheinlich hatte der Gast aber ja gar nichts mehr mit dem patrizischen Zwei Catilinas gehörte, der seinerzeit versucht hatte, die Republik zu stürzen, und Curio ging schließlich auf ihn zu, wie er auf jeden seiner Gäste zuging und reichte ihm die Hand.


    Salve, Sergius und willkommen in der Casa Hevetia.


    grüßte er, setzte sich auf den gegenüberliegenden Korbstuhl und blickte kurz zu den dicken Vorhängen, die den Raum vom Triclinium trennten.


    Mein Ianitor sagte mir, dass du mich wegen eines Opers aufsuchst. Was kann ich also für dich tun?

  • "Salve, Helvetius," erwiderte Plautus. "Ich danke Dir, dass Du Dir Zeit für mich nimmst. Um es kurz zu machen, mit Ausnahme eines winzigen Umwegs, ich möchte ein Opfer bringen, weiß aber noch nicht, wo. Was den winzigen Umweg angeht, nur dies: ich bin neu hier in der Stadt, habe ein Haus erstanden und einen Teil meiner Sklaven aus Roma nachgeholt. Sie sind gut angekommen und kümmern sich jetzt um das Haus. Dieser Zeitpunkt des Neuanfangs ist natürlich auch ein ausgezeichneter Augenblick, um ein Opfer zu bringen, um die Götter um Beistand zu bitten und ihnen für das bisherige Wohlwollen zu danken".


    Plautus kratzte sich am Kopf. "Es gibt da aber zwei Probleme. Erstens, weil ich unter anderem auch Geschäftsmann bin, ist mein liebster Gott Mercurius. Ich habe aber in Mogontiacum - zumindest im ummauerten Bereich - keinen Merkurtempel gefunden. Oder irre ich mich da? Zweitens, weil ich im Opfern nicht besonders geübt bin, ich habe bisher nur einmal in Roma dem Mercurius ein Opfer gebracht, wäre ich froh, wenn Du mir dabei Beistand leisten könntest".

  • Auch wenn die Sicherheitsmaßnahmen in diesem Haus und bei seinen Wegen zu Terminen nach dem Angriff auf seine Person deutlich erhöht wurden, war die Casa Helvetia doch immer noch ein offenes Haus für die Einwohner der Stadt. Sie kamen in die Taberna Medica, sie kamen mit Bittschriften und sonstigen Anliegen zu Curio und germanischstämmige Einwohner suchten seine Frau auf, die als Godin Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen war. Sie konnten sich hier nicht verschanzen, also taten sie es auch nicht, sondern versuchten mit anderen Maßnahmen zu handeln. Daher kamen auch unbekannte Gäste, wie der Sergius recht leicht ins Haus und wurden mit allgemeiner Freundlichkeit begrüßt, wenn man mal von den misstrauischen Blicken des Custos im Atrium absah.


    In der Tat gibt es im Vicus Apollinensis, dem Stadtteil innerhalb der Stadtmauern, keinen gesonderten Kultort für Mercurius. Zwar haben wir im Capitolium ein paar Seitenaltare für einige Götter, die gar keine Kultorte in unserer Stadt haben, aber Mercurius gehört nicht dazu. Stattdessen wird er besonders in einem Schrein im Vicus Salutaris verehrte, der sich gut eine halbe Meile nördlich der Innenstadt befindet. Er ist durch die weitaufragende Iuppitersäule eigentlich nicht zu übersehen. Wenn du an ihr vorbeigehst, siehst du den Schrein bereits vor dir, direkt neben dem militärischen Hafen dort.


    erklärte der Helvetier und blinzelte kurz.


    Ähm, natürlich heiße ich dich auch erstmal hier in der Stadt willkommen, die ja immer gerne Händler in ihre Einwohnerreihen aufnimmt. Darf ich fragen, wo sich dein Haus befindest und in welchem Gewerbe du tätig bist?

  • Wie, sie hatten keinen Merkurtempel hier in der Stadt? Plautus runzelte die Stirn. War denn Mogontiacum nicht ein wichtiger Handelsplatz, der von vielen Kaufleuten aufgesucht wurde? Gab es hier nicht sogar eine berühmte Handelsorganisation, die ausgerechnet den Namen des Merkur in ihrem Namen führte, nämlich Freya-Mercurioque? Und wie stand es um diese Kaufleute, die zum Handeln nach Mogontiacum kamen, mussten die sich tatsächlich bloß mit einem kleinen Schreinchen zufriedengeben? Plautus wollte es nicht ganz glauben.


    "Ich kann es eigentlich nicht glauben, dass die vielen Kaufleute, die in Mogontiacum Handel treiben, nicht doch mal das Bedürfnis haben, Mercurius um gute Geschäfte und eine ungestörte Heimreise zu bitten. Überhaupt, kann man denn an einem Schrein ein regelrechtes Opfer bringen? Ich hatte nämlich vor, einen Widder zu opfern".


    Den Willkommensgruß des Helvetiers nahm Plautus gerne an und so glättete sich seine Stirn wieder, als er dessen nächste Frage beantwortete.


    "Mein Haus liegt im Vicus Apollinensis an der Ausfallstraße zum Vicus Salutaris, nicht weit vom Stadttor. Ich besitze vier Betriebe, eine Brauerei, einen Getreidehof, eine Metzgerei und eine Kleintierzucht. Die letzten beiden möchte ich gerne nach Mogontiacum umsiedeln".

  • Manchmal war das Leben eben kein Ponyhof und oft genug hieß es dabei nicht Wünsch dir was, sondern so ist es. Für Curio war es nichts Außergewöhnliches, dass es hier in dier Stadt keine Tempel für alle Götter gab. Dafür verfügte die Stadt über das obligatorische Capitolinum zur Verehrung der kapitolinischen Trias, über einen recht großen Apollo-Kult, der in Verbindung mit den göttlichen Persönlichkeiten Grannus und Mogon den Stadtpatron Apollo Mogon verehrte, einen recht großen Mars-Kult, der von den Einheimischen einerseits mit dem örtlichen Stammesgott Leucetius verbunden wurde, andererseits aber auch durch die beiden hier stationierten Einheiten des Militärs naheliegend war. Allerdings kam ihm dann doch noch eine Idee.


    Nun, das Sacellum im Vicus Salutaris ist mehr ein kleiner Tempel, als eine einfach Nische in einer Häuserwand. Es ist jedenfalls die nächste Möglichkeit vom Stadtzentrum aus gesehen, ein Opfer an Mercurius zu vollziehen, auch ein blutiges Opfer. Für einen richtigen Tempel müsstest du etwas weiter raus nach Westen. Dort befindet sich in der kleinen Siedlung Fontanetum ein Tempel für Merkur und Rosmerta. Doch gehört diese im engeren Sinne nicht mehr wirklich zu unserem Stadtgebiet, auch wenn der Austausch dorthin ziemlich lebhaft ist.


    erklärte der Helvetier und hörte sich dann auch noch den übrigen Teil an.


    Ah, eine Metzgerei und eine Kleintierzucht. Das wird die Kulte der Stadt sicherlich freuen, zumal sie auch immer nach Möglichkeiten schauen, Opfertiere zu bekommen.


    fuhr er fort und wartete dann ab, ob es noch weitere Fragen gab.

  • Mercurius und Rosmerta? Und dann auch noch weit draußen in der Wildnis? Plautus schob die Unterlippe vor und meinte: "Rosmerta? Was ist denn das für eine Göttin? Also in Roma kommt die nicht vor".


    Er machte eine Pause, dann fuhr er fort: "Ich frag das ja bloß aus Neugierde, weil ich die Dame noch nicht kenne. Aber ich bestehe nicht darauf, dass das Opfer in einem 'richtigen' Tempel abläuft. Vor allem auch deswegen, weil es offenbar möglich ist, im Vicus Salutaris tatsächlich einen Widder zu opfern. Ich will ja, dass Mercurius Freude an meinem Opfer hat und sich mir dann erkenntlich zeigt, wenn's ihm denn gefallen hat".


    Genau genommen, dachte sich Plautus, wäre es so gesehen auch nicht optimal, wenn Mercurius sich das Opfer mit einer hiesigen Urwaldgöttin zu teilen hätte. Wirklich, eine sehr unausgeschlafene Idee.


    "Der Zufall will es, dass ich in der Nähe des Vicus Salutaris ein Gelände angepachtet habe, auf dem ich die Zicklein und die Schweinchen großziehen möchte. Allerdings macht mir der Verpächter etwas Ärger, weil er etwas gegen den Bau von Ställen hat. Vielleicht muss ich den Teil der Parzelle dann halt kaufen, auf dem die Ställe gebaut werden sollen".

  • Curio entging die Reaktion des Sergiers nicht, die er zeigte, als er über den Mercuriustempel außerhalb der Stadt sprach. Es zeigte sich deutlich, dass der Mann die stadtrömische Attitüde noch nicht abgelegt hatte, was hier in der Provinz allerdings nur selten auf offene Ohren stieß. Ganz im Gegenteil hielt man hier viel auf die Stadt, obwohl sie bei den Vorteilen des Zentrums der Welt nicht mithalten konnte. Dennoch musste man, wenn man hier Fuß fassen und leben wollte, auch anerkennen, dass Mogontiacum ebenfalls ein Schmelztiegel war, wenn auch in kleineren Dimensionen wie Rom, und die germanische, wie auch die gallische Kultur hier weitverbreitet waren.


    Rosmerta ist die hiesige Kultpartnerin des Mercurius und kann mit Copia, der Göttin des Wohlstands, oder Moneta gleichgesetzt werden. Jedenfalls wird sie von Römern auch mit diesen Kultnamen verehrt. Sie hat gallisch-keltischen Ursprung, übrigens so wie auch der Stadtpatron Apollo Grannus Mogon römische, gallische und germanische Kultnamen in sich vereinigt.


    erklärte der Helvetier weiter und machte auch gleich klar, dass das kein Sonderfall, sondern eher die Regel hier oben in der Provinz war. Da würde sich der Sergier wohl noch dran gewöhnen müssen oder würde eben regelmäßig anecken, wenn er mit Geschäftspartnern zu tun hatte, wie die Germanen, die Mercurius als ihren wichtigsten Gott Wotan oder Odin verehrten, je nachdem, welcher Germanengruppe der Partner angehörte.


    Falls sich da längerfristig Probleme ergeben, könntest du dich vielleicht an den Decurio Rutger* wenden. Er leitet die Kleintierzüchtervereinigung der Stadt und kann da sicher vermitteln.


    Sim-Off:

    *NSC, den ich dir gerne zur Verfügung stelle. :)

  • Plautus hörte den Erklärungen des Helvetiers aufmerksam zu und kratzte sich am Kopf.


    "Ach so," sagte er, "dann ist das also die Iuno Moneta. Das wäre allerdings ein Hammer. Den Römern war die ja schon eine halbe Ewigkeit lang eine wichtige Göttin, wenn nicht die wichtigste. Und das erklärt auch, warum Mercurius eine solche Schwäche für das Geräusch von klimperndem Geld hat. Jetzt versteh ich das auch besser. Na gut, Rosmerta ist zwar ein hübscher Name, aber ich hab den Eindruck, dass ich mich hierzulande wohl noch ein bißchen einleben muss zwischen all den Galliern und Germanen".


    Er wiegte seinen Kopf noch etwas hin und her, darauf meinte er: "Ist gut, wir machen das dann doch im Vicus Salutaris, ich kann ja später immer noch ein Opfer für Mercurius und Rosmerta da weiter draußen bringen. Vielleicht ein Dankopfer".


    Wegen der Sache mit seinem Verpächter hatte Plautus, wie er meinte, aber noch einige Pfeile im Köcher. "Decurio Rutger? Du meinst, der könnte mir aus der Patsche helfen? Nö, ich glaube schon, dass ich diesen Dödel von Verpächter irgendwie halt rumkriege. Immerhin, ich danke Dir für das Angebot".


    Sim-Off:

    Falls Du den NSC Rutger wirklich nicht mehr brauchst, übernehme ich ihn gerne. Ich müsste ihn aber erst mal einmotten und bei passender Gelegenheit wieder rausholen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!