Auf der Suche nach der Liebsten

  • "Nich...", wollte Sextus nochmal ansetzten, doch als er das Gesicht seines Vaters sah brach er ab. Er konne ihm doch nicht einfach die Wahrheit sagen, oder? Aber wenn nicht ihm, wem dann? Und nur nicht, weil er ihn schonen wollte? Sextus wusste nicht, was er tun sollte.
    Doch wo anfangen? Wie es erzählen, ohne dass Valentin sich zu sehr darüber aufregte? Konnte man das überhaupt? Er musste es irgendwie versuchen.
    "Es ist wegen dem, was passiert ist, nachdem du verletzt worden warst.", sagte er leise, wusste nicht, was er sonst sagen konnte. Wusste nicht weiter.

  • Kurz zögerte Sextus noch, dann sprudelte es aus ihm heraus:
    "Ich habe einen Mann umgebracht. In der Nacht nach deinem Kampf. Ich hab ihm mit dem Dolch erstochen, hab dabei seine Augen gesehen. Sie verfolgen mich jetzt. Dieser Ausdruck, ich seh ihn andauernd. Überrascht und dann gebrochen. Dabei hat das Schwein es nicht anders verdient. Warum verfolgt mich das dann? Warum seh ich ihn andauernd vor mir? Er hat es doch verdient...", gegen Ende war Sextus Simme immer leiser geworden. Er konnte Valentin nicht anschauen, blickte stur auf den Boden.

  • Valentin hörte ruhig zu und verstand, was Sextus empfand. Er hob seinen Arm.
    "Komm her," sagte er leise und mitfühlend.
    "Warum musstest Du ihn töten? Und wenn er es verdient hat, dann ist es gut. Und es ist normal, dass sie Dich verfolgen. Die Frage ist nur, wie Du damit umzugehen weisst, letztlich."

  • Zitat

    Original von Flavius Duccius Germanicus
    Er sagte nichts, küsste nur sachte ihren Scheitel.
    "Erinnerst Du Dich an die Nornen?" Er sprach nur leise, die Augen leicht geschlossen.
    "Und weisst Du, wenn man es genau nimmt, ist keiner von Euch beiden Schuld. Nur...."
    Er sagte nicht mehr "er", aber er wusste, Julia verstand es so.


    "Er hat mir die Möglichkeit gegeben, mich zu entfernen. Freundlich und er sagte, er würde mich verschonen, ich solle nur weggehen.... Doch ich bin nicht weggegangen, ich bin bei ihm geblieben..."


    Sie hatte die Augen geöffnet, doch sie blickten ins Leere und auch ihre Tränen waren versiegt.

  • "Und dennoch hätte er Dir nichts tun müssen. Hätte selber gehen können. Hätte es einfach geschehen lassen können, dass Du da standest. Aber nicht Dich...."
    Er wagte es nicht es auszusprechen.
    "Er hätte es nicht tun dürfen."

  • "Er tut mir einfach nur leid. Die zuvor, die hatten wahrlich keinen Grund, aber dieser Krieger war so verzweifelt... Er wusste seinerselbst nicht mehr."


    Sie biss sich auf die Lippen und ob die Tränen aus Trauer wegen des Kriegers, Selbstmitleid oder ihrer Gefühle her kamen, vermochte sie nicht zu sagen.

  • "Julia..." sagte er eindringlich, liess sie kurz los und griff ihre Schultern. Leicht schüttelte er sie.
    "Julia, nimm Vernunft an!! Er hatte keinerlei Recht dazu! Niemand hat das Recht so etwas zu tun! NIEMAND und NIEMALS!"
    Er sah sie fast verzweifelt an, ehe er sie wieder in seine Arme zog und verzweifelt festhielt.

  • Sextus kam gerne der Aufforderung nach. Bei seinem Vater war er sich igendwie seltsam sicher, dass er ihn verstand.
    Er hörte den Worten seines Vaters still zu, fragte sich, wie er denn damit umgehen sollte?
    Sich leicht gegen Valentin lehnend redete er weiter.
    "Er... er hat... Julia. Sie war weg, ich hab zuerst nur auf sie gewartet, dann mir aber Sorgen gemacht und sie gesucht. Als ich sie fand hat dieser... dieses Schwein sie grade..." Nein er konnte es nicht aussprechen. Doch er musste es irgendwo, oder durfte er es berhaupt? Er biss sich auf die Lippe. Leise fuhr er fort.
    "Ich war zu spät und trotzdem hab ich ihn umgebracht. Er verdient es, doch es ändert nichts. Gar nichts.
    Flavius wird ihr gut tun. Gut dass er da ist. Ihn müssen die Götter hergeschickt haben. Zu Glück ist er da und kann ihr helfen."
    Er drückte sich noch etwas stärker gegen Valentin. Schloss die Augen, nicht zum schlafen, sondern einfach um die Nähe seines Vaters zu geniesen.

  • "Er hat aber doch seinen Bruder verloren, er war vollkommen unzurechnungsfähig. Die anderen beiden, sie hatten kein Recht. Recht mochte er auch nicht gehabt haben, aber zumindest war es nachvollziehbar ich...."


    War sie es wirklich schon so gewohnt, dass sie es als normal hinnahm? Sie schämte sich ihrer Worte, doch verglich sie diese Personen miteinander, konnte sie nicht anders als Mitleid empfinden.

  • Er wurde bleicher als bisher und starrte nur an die Decke. Was, nein... Nicht Alrun, nicht schon wieder seine kleine Schwester. Hatte es denn kein Ende? Warum immer sie?
    "Du hast gut daran getan! Mach dir keine Gedanken. Du hast gut daran getan!"

  • Zitat

    Original von Julia Duccia Germanica
    "Er hat aber doch seinen Bruder verloren, er war vollkommen unzurechnungsfähig. Die anderen beiden, sie hatten kein Recht. Recht mochte er auch nicht gehabt haben, aber zumindest war es nachvollziehbar ich...."


    "N i e m a l s hat jemand das Recht so etwas zu tun. Egal aus welchen Gründen. Wer so etwas tut hat es nicht anders verdient als das, was Sextus getan hat. Es tut mir nur leid, dass es ausgerechnet Sextus sein musste, der ihn tötete. Das wird ihm lange nachhängen. Und Du... egal was Du getan hast, oder wie Du aussahst oder sonst etwas gemacht hast, D u h a s t k e i n e S c h u l d!"


    Er sprach sanft, aber mit viel Nachdruck!

  • Sextus presste die Lider nun aufeinander, wollte nichts sehen. Genauso drückte er den Kopf nun leicht gegen Valentins Seite.
    Er spürte, wie Valentins Arm, der um ihn gelegt war, sich versteifte. Spürte die Spannung im Körper des Anderen.
    War es gut, dass er es ihm erzählt hatte? Oder hatte er einen schlimmen Fehler begangen? Valentin regte sich auf, das spürte er. Doch würde er dadurch schneller oder langsamer genesen?
    Die Worte Valentins hallten ihm in den Ohren. Er hatte gut daran getan? Mag sein. Der Mann verdiente den Tod. Aber was brachte es? Was änderte es? Nichts.
    "Flavius ist jetzt bei ihr.", sagte er leise, hoffte seinen Vater dadurch zu beruhigen, zumindest etwas.

  • "Welcher Mann reagiert nicht, wenn eine nackte Frau vor ihm steht?"


    Sie macht sich von Flavius los und geht ein paar Schritte von ihm weg, zeigt ihm dabei nur ihren Rücken. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, sie fühlte sich so schmutzig. So schuldig. Ganz im Gegensatz zu damals, als sie noch ein Kind war.


    "Schon 6 Männer sind meinetwegen gestorben..."

  • "Nackt?" Er sah mehr als irritiert drein.
    "Selbst dann nicht!" Setzte er energisch hintenan.
    Er schluckte schwer, aber er würde es nicht einfach so akzeptieren. Nackt? Wieso nackt? War er in die Hütte? Egal. Das war jetzt egal.
    "Julia, wegen mir sind schon dutzende gestorben und nicht wenige davon habe ich......"
    Ja, so viele hatte er schon selber umgebracht.

  • "DU bist Soldat! Du bist ein Mann. Und DU bist ein Krieger!"


    Sie sah ihn beinahe wütend an. Sie hatte einst überlegt den römischen Vestalinnen beizutreten, doch sie war keine Jungfrau mehr gewesen. Dort hätte sie Ruhe gehabt. Es wären nur zwei gestorben. Warum?


    Am liebsten würde sie nun wieder fortlaufen. Was hinderte sie daran? Sie wusste es nicht.


    "Ich bin nicht gerecht. Ich fordere es doch immer wieder heraus..."

  • Sextus nickte nur.
    Wie sollte es wieder gut werden? Wie?
    Doch hatte er keine Kraft mehr zu widersprechen, wollte Valentin in dieser Sache gar nicht widersprechen. Er hoffte selbst, dass es wieder gut werden würde, aber wie?
    Den warmen Arm, der ihm fest um die Schultern gelegt war, ließ Sextus sich entspannen. Bis er schließlich locker gegen Valentin gelehnt langsam eindöste.
    Es war so schön warm und er fühlte sich geborgen. Alle Erinnerungen schienen wie weggeblasen, denn kein Bilder tanzen mehr vor seinem Auge, als Sextus schlussendlich in einen traumlosen Schlaf fiel.

  • "Ich war nicht immer Soldat, Julia. Ich war auch mal Kind und habe trotzdem getötet."
    Seine Stimme nahm einen komischen Ton an.
    "Du forderst nichts heraus! Du forderst höchstens mich heraus. Forderst mich heraus Dich zu lieben, immer und immer wieder, auf ewig und darüber hinaus."

  • Er lächelte, als er spürte, wie Sextus einschlief. Und war froh darum, dass er es tut. Seine Schmerzen hielten ihn vom Schlafen ab und so grübelte er über all das nach. Aber irgendwann übermannte ihn ebenfalls die Erschöpfung. Trotz Schmerzen schlief er friedlich ein.

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