"Weisst Du schon, Vater, wo ich wohnen werde?" Er schaute ihn etwas hochmütig an. "Ich hoffe, es wird nicht schlechter sein, als ich es von Syracus gewohnt bin."
Priscus richtet sich in der Villa ein.
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"Wir werden die Ankunft von Vitulus abwarten müssen, ehe wir das regeln. Und gewöhne Dir dieses hochnäsige Gehabe ab! Das erinnert mich ja fast an unsere Ahnin Livia Augusta..."
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"Aber wir sind doch Patrizier und entsammen der edlen Familie der Claudier. Merk Dir eines: Ich kann mich hier aufführen, wie ich will, da ich dem Geschlecht des herrlichen Aeneas und der göttlichen Venus selbst entstamme."
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"Ich bin aber immer noch Dein Vater, Priscus! Nicht, daß ich etwas dagegen hätte, nur: wenn Du politisch aufsteigen willst, wirst Du Dich anders benehmen müssen. Wenn Du dereinst Senator bist, kannst Du meinetwegen so verfahren, wie Du es jetzt schon zu tun pflegst."
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"Ja, ja, ich weiss schon, Pater. Ich hoffe, Du wirst auch bald Senator."
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"Ich gebe Dir den Rat: Gib Dich nie mit etwas Geringerem als dem Rang eines Senators zufrieden! Wenn Du erst im Senat sitzt, ist das Consulat nur mehr eine Frage der Zeit - und vielleicht auch des Geldes."
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"Danke für den Rat, Pater. Am erstrebenswersten fände ich allerdings eine Karriere am Kaiserhof selbst."
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"So? Das wäre eine Ehre für Deinen alten Vater. Der Imperator schuldet es unserer, der kaisertreusten von allen Familien Roms, ja fast, einem Claudier ein hohes Hofamt zu verschaffen. Und sollte das nicht reichen, mein Sohn, dann spiel Deinen größten Trumpf aus: Dein Antlitz. Ich bin mir sicher, daß es am Hofe oder auch im Senat viele "Mäzene" gibt, ha ha."
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"Ich weiss, also was mich an meinem Aussehen am meisten erstaunt, ist nicht seine absolute Makellosigkeit, sondern dass Du und meine alte Mutter dafür verwantwortlich sind."
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Maximus wurde wütend und schrie: "Wie kannst Du es wagen, verzogener Bengel?! Auch wenn Du es nicht glauben solltest: In Deinem Alter war ich einer der bestaussehendsten Männer Roms. Für diese Deine Bemerkung sollte ich Dich auspeitschen lassen! Welch ein gemeiner Frevel, das makellose Ansehen Deiner toten Mutter zu beschmutzen!"
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Spöttisch und selbstgefällig lächelnd entgegnete der Jüngling: "Schon gut, das war nur ein Scherz, Vater." Er machte eine Pause.
"Also wenn ich eines Tages alt und faltig werde, ramme ich mir einen Dolch in mein Herz. Zumindest kann ich es mir nicht anders vorstellen, denn der Gedanke, dass meine Schönheit welken könnte, ist mir unerträglich." -
"Sei gewiss: Sie wird verwelken, so viel ist sicher", sagte Maximus mit leichtem Lächeln auf den Lippen. "Ich warne Dich, Priscus: Wenn Du noch ein einziges Mal so frech mit Deinem Vater sprichst, werde ich dafür sorgen, daß Du da hin kommst, wovor Du Dich am meisten fürchtest: zur Legion!"
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"Pah, so sehr fürchte ich mir gar nicht davor. Ich muss nur einen Centurio oder sonst einen hohen Militär finden, der eine Schwäche für schöne Jünglinge hat. Dann kann ich auch am Limes oder sonstwo gut leben." Er lachte.
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"Pass nur auf, daß Du nicht endest wie einst Narcissus!"
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"Nein, so weit wird es wohl nicht kommen. Obwohl die Geschichte des Narcissus durchaus ihren Reiz hat, das musst Du zugeben."
"Ach weisst Du, mein alter Vater, ich mag Dich doch eigentlich. Verzeih mir meine Sticheleien." Dann umarmte er ihn versöhnlich. -
"Die Geschichte eines naiven, weltfremden Jünglings, so, wie Du mir auch immer mehr vorkommst. Dazu bist Du noch rebellisch und aufsässig wie Drusus, der Sohn des Kaisers Tiberius. Keine guten Voraussetzungen für einen Politiker, mein Sohn... Wie dem aber sei, natürlich verzeihe ich Dir, Du, der Du mein einziger Sohn bist, daß einzige, was mir von Deiner Mutter blieb..."
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"Ach, ich weiss schon, was ich mir erlauben kann, Vater, mach Dir keine Sorgen. Im übrigen denke ich, dass wir uns ein paar neue Sklaven kaufen könnten."
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"Sklaven, mein Sohn? Ich für meinen Teil bin mit Antoninus ganz zufrieden? Verlangt es Dich nach einem Sklaven oder nach einer Sklavin?"
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"Ach, ich hätte gerne einen gescheiten Griechen um der Philosophie willen. Und dann noch ein paar weitere, verschiedene Sklaven. Man müsste eben einmal auf den Markt gehen und sich umsehen."
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"Das können wir morgen erledigen, mein Sohn, heute bin ich dazu viel zu erschöpft."
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