Bei meinem letzten Opfer hatte sich Iuno nicht gezeigt. Ich deutete das als sehr schlechts Omen. Kurze Zeit später wurde mein geliebter Obscuro von Neptun in das feuchte Grab gerissen. Seit dem hatte ich von Opfergaben genug. Aber was ist, wenn Iuno an diesem Tag verhindert gewesen ist und das nicht beachtete Opfer gar nicht im Zusammenhang mit dem Tod meines Gatten stand? Iuno wird mich diesmal bestimmt erhören.
So stand ich wieder vor dem Tempel von Tarraco und hatte mir die schönste, weise Taube gekauft, die man auf dem Markt bekommen konnte. Der Priester schien mit der Taube sehr einverstanden zu sein. Er übergab es dem Popa und ich ging mit dem Priester um die Voropfer zuerbringen. Blumen und Geld wurden geopfert. Steif wie eine Staute stand ich neben dem Altar und betete leise vor mich hin: "Oh Iuno, nimm mir nicht auch noch mein Kind. Bitte lass es Gesund und kräftig zu Welt kommen. Schenke ihm ein langes und schönes Leben. Ich flehe Dich auf Knien an." Ich sank auf die Knie, was mir mit meinem Bauch nicht leicht viel.
Dann erschien der Popa mitsamt der gereinigten Taube. Mit Mola Salsa besprent und mit dem Opfermesser den Rücken entlangegefahren, übergab der Priester schliesslich dem Popa das Messer. Schnell hatte der Popa das Tier getötet und es ausbluten lassen. Dann fand die Eingeweideschau statt.
Jetzt zitterte ich am ganzen Körper und hoffte inständig auf ein Zeichen der Göttin aller Mütter.
"Bitte Iuno, nimm mein bescheidenes Opfer an."
