[Officium] Marcus Horatius Spartacus

  • Das Officium von Spartacus war inzwischen etwas umgeräumt worden und einem Besprechungszimmer gewischen, von dem man durch vergrößerte Fenster eine gute Aussicht auf die Kämpfer in der Arena hatte. Es gab einen großen Tisch mit mehreren Stühlen, sowie eine gemütliche Sitzgruppe für ungezwungenere Unterhaltungen.

  • Callidus beobachtete den Kampf in der Arena.


    “Sie ist ein schwieriger Fall. Sie riecht nach Ärger und macht ihn teilweise auch. Da Flatateeta nicht eine Sklavin der Schule ist, haben wir sie bisher nur bedingt diszipliniert. So etwas bedeutet zumeist einen Sklaven zu brechen, bevor man ihn wieder neu aufbaut ... oder entsorgt.


    Sie tauchte hier selbstbewußt mit einem Schreiben von Euch auf. Ihre persönliche Vorstellung und die Antworten auf meine Fragen zeigten, daß sie stolz und ungebrochen ist. Eine seltsame Kombination für eine Sklavin, aber eine interessante Herausforderung bei einem Gladiator. Stolz ist oft ein tötlicher Fehler. Sie sah sich als Leibwächterin, was sie in meinen Augen nicht ist. Auch sieht sie ihre Aubildung hier als Strafe an. Das sind keine guten Startbedingungen. Also hatte ich mich entschlossen zunächst einmal ihre Leibwächterausbildung etwas zu vertiefen und diese dann als Überleitung zur eigentlichen Gladiatorenausbildung zu betrachten. Wir wollten ihre medizinischen Kenntnisse erweitern und ließen sie von einem angesehenen Medicus zusammen mit dem Sklaven des Senators Flavius Felix unterweisen. Auch ein Gladiator kann aus solchem Unterricht viel lernen. Vor allem wo er wie gut zu treffen hat. Ihre geistigen Fähigkeiten scheinen nicht sonderlich ausgebildet zu sein. Sie erwies sich gegenüber dem Lehrer als frech, provokant, unaufmerksam. Lesen und Schreiben kann sie wohl auch kaum. Und dem Unterricht konnte bzw. wollte sie nicht folgen. Sie scheint Männer zu verachten. Und sie wurde beobachtet, wie sie heimlich einen Stein nach dem Medicus warf. Diese gesamte Anlage hat überall Augen und Ohren. Ich gedenke sie aus dem Unterricht des Medicus zu entfernen. Aus verschiedenen Gründen habe ich den Vorfall mit dem Stein auf sich beruhen lassen, aber wenn es noh einmal zu übergriffen dieser Art kommt, werde ich sie entweder kreuzigen lassen oder der Schule verweisen. Im Falle der Kreuzigung bekommt Ihr natürlich Schadenersatz von mir.


    Bis dahin würde ich sagen: Zeitverschwendung. Sie wird nie eine gute Amazone, denn Disziplin macht sehr viel aus. Quasi nur ein aufsässiger Esser, an dem die Schule Monat für Monat Geld verdienen wird. Was mir egal sein könnte, solange Ihr zahlt.


    Dann gibt es aber eine drastische Veränderung bei Ihr, sobald sie in der Arena ist. Den Anweisungen folgt sie immer noch sehr widerwillig und es ist auch nur eine Frage der Zeit bis sie wieder Anweisungen und Befehle ignorieren oder verweigern wird. Aber sie hat eine seltene Veranlagung. Sie ist nach derzeitigem Stand des Trainings ein “Zweihänder”. Sie kann also mit links und rechts gleich gut kämpfen und ist geschickt im Umgang mit 2 Waffen gleichzeitig. Das ist ein sehr seltenes und kostbares Talent. Daraus kann man viel machen. Und sie kann kämpfen. Gute Anlagen zum Siegertyp.


    Was wir auch noch nicht ganz ergründet haben ist ihre Motivation. Sie ist nicht übermäßig mit Muskeln bepackt, aber dennoch extrem kräftig und ausdauernd. Sie scheint Ausdauer und Kraft aus einem inneren Feuer zu beziehen, das wir noch nicht kennen. Hass? Rachegedanken? Fluchtgedanken? Das kann sie aber auch verzehren. Oder es erlöscht im falschen Moment. Interessant war auch ihre Reaktion auf das Krokodil. Viele fürchten sich vor einem solchen Tier, da sie es nicht kennen oder sind total fasziniert. Als Ägypterin kennt sie Krokodile, aber ich hatte einen Moment den Eindruck, als ob sie mir dem Tier ein tiefes Heimweh verbindet.”

  • Claudia folgte den Ausführungen aufmerksam und fragte sich an manchen Stellen des Berichtes, ob sie wirklich die gleiche Sklavin meinten.


    "Aufsässig und stolz? Bist du sicher, dass du dich nicht in der Sklavin irrst? Ftatateeta wurde als Sklavin geboren und zeigte Zeit ihres Lebens nie auch nur einen Funken Stolz. Sie führt Anweisungen immer unverzüglich aus und sagt nie auch nur ein Wort zu viel. Das ist die Ftatateeta die ich kenne. Ihre geistigen Fähigkeiten sind eigentlich nicht unbedingt die schlechtesten. Das mit dem Lesen und Schreiben klingt auch nicht nach ihr. Sie scheint sich hier sehr verändert zu haben."


    Über die Verachtung Männern gegenüber musste sie schmunzeln: "Wenn ihr sagt, dass sie euren Medicus angegriffen hat, weil sie Männer verachtet, so kann dies durchaus stimmen. Wobei ich gerne wüsste, woher der Medicus stammt, da dies einiges klären könnte."


    Ftatateetas Fähigkeiten im Kampf hatte sie schon selbst gesehen, daher war sie nicht weiter verwundert.
    "Die Motivation dieser Sklavin? Bisher ging ich immer davon aus, dass diese Motivation aus dem Wunsch zu dienen hervorgeht, da es bisher immer den Anschein hatte, dass dies so ist. Aber dies scheint mir, nach deiner Beschreibung etwas weniger naheliegend zu sein. Es gibt hier ein Krokodil? Dann solltet ihr aufpassen, denn das ist ein Tier, welches in ihrer Gunst sehr hoch steht und das sie nur ungern hinter Gittern sieht."

  • “Nun, in neuer Umgebung verändern sich Menschen, was oft aber auch ein Schutzverhalten ist, weil sie sich unsicher, verängstigt oder alleine fühlen. Und ohne Aufsicht durch die Herrin neigen Sklaven manchmal zu Individualität. Vielleicht versucht sie sich so aber auch nur als Amazone zu positionieren. Wie gesagt, wir beobachten noch. Ich setze die Gladiatorenanwärterinnen nicht in einen bequemen Sessel und führe eine Befragung unter Verwendung von Drogen durch um all meine Antworten zu erhalten. Die Motivation von Ihr können wir für uns nutzen. Warum sollte ein Sklave unbedingt den “Wunsch” haben zu dienen?


    Der Medicus ist Grieche, Athener. Ich bin auch Grieche, aber aus Sparta. Ebenso die ganzen wachen. Nur das Küchenpersonal und viele Bedienstete sind Römer. Hortius Toxis stammt ebenfalls aus dem Raum Ägypten.


    Wenn das Krokodil aus dem Käfig kommt und etwas schief läuft, dann hat Conctor ein ganz gewaltiges Problem. Er will es beim Training einsetzen. Die Viecher sind auch an Land nicht langsam. Ich frage mich nur, wie er das Tier jetzt im kommenden Winter in Bewegung halten will. Ob er es in eine warme Decke einwickeln will? Wehe ich erwische es schwimmend in den Thermen!


    Ich glaube, daß wir aus Ihr eine gute Kämpferin machen können, aber was genau ist Euer Anliegen? Soll sie an öffentlichen Spielen teilnehmen können oder einfach nur eine bessere Kämpferin werden? Auf jeden Fall wird es Zeit kosten. Und damit letztlich auch Euer Geld. Und sie kann bei Spielen auch getötet werden. Diese Gefahr sollte auf keinen Fall unterschätzt werden.”

  • "Sie stammt aus einer Familie von Sklaven und Dienern. Sie ist, wenn ich mich nicht irre, in der 7. Generation eine Sklavin. Ihre weiblichen Ahnen dienten einst den Pharaonen und das Erbe des Dienes wurde in dieser Familie weitergereicht und sie waren sogar stolz darauf dienen zu dürfen."


    Es hörte sich ziemlich merkwürdig an, aber das war das, was sie über Ftatateetas Vergangenheit wusste.


    Als Callidus die Herkunft des Medicus nannte nickte sie: "Da haben wir das Problem. Sie diente mir auch zu einer Zeit in der ich mich in Athen aufhielt. Und aus dieser Zeit rührt eine gewisse Antipathie gegenüber attischen Männern und Frauen. Das ist etwas, was ich ihr immer durchgehen liess, da ich die Gründe dafür sehr gut kenne und nachvollziehen kann. Ich kann an dieser Stelle nur empfehlen, die beiden nicht unbedingt allein zu lassen."


    Das mit dem Krokodil kommentierte sie nicht weiter, auch wenn es sie belustigte.


    "Mein Anliegen. Als erstes soll sie natürlich eine bessere Kämpferin werden. Und als zweites steht die Teilnahme an öffentlichen Spielen, vorrausgesetzt sie eignet sich wirklich dazu. Das es mein Geld kostet weiss ich, doch solltest du bedenken, dass eine gut ausgebildete Gladiatorin dieses Geld durchaus wert ist. Und die Gefahr des Todes kann ihr auch in der Küche begegnen."

  • "Gut, wir werden sie Euren Wünschen entsprechend weiter ausbilden. Welche disziplinischen Maßnahmen sollen wir ergreifen, falls erforderlich?


    Den Medicus und alle anderen Athener werden wir nicht mehr alleine mit Ihr lassen. Ein guter Hinweis. Den Medicus brauche ich noch, denn davon gibt es in Tarraco nicht sehr viele.


    Die "Gefahr des Todes" in der Küche? Verdammt, welche Zustände herrschen in Eurer Küche? Ich empfehle Euch die Rezepte unseres Schulkochs in der Acta. Außerdem können wir sie gegen Aufpreis gerne auch noch als Köchin von Pollux ausbilden lassen."

  • "Du kannst alle Maßnahmen ergreifen lassen, die sie nicht zu stark beschädigen, schliesslich wird sie noch gebraucht und nutzt mir nichts, wenn sie sich nicht mehr bewegen kann."


    Sie lachte innerlich.


    "Du warst scheinbar noch nie in der Küche einer patrizischen Familie. Dort lauert der Tod in Form von Giften und sonstigen Dingen, die sich Feinde der Familie ausdenken. Ich habe schon einige Sklaven verloren, als sie das Essen vorkosteten. Eine weitere Köchin benötige ich zur Zeit nicht."

  • "Nein, ich war noch nie in einer patrizischen Küche. Und gekocht hat für mich immer jemand, der mir gegenüber loyal war, keinen anderen ohne Aufsicht an den Kochtopf ließ und die Hunde sind exzellente Vorkoster. Ich bin nicht so wichtig, als daß ich mir darüber Gedanken machen müßte, daß mich jemand vielleicht vergiften möchte. Und in meiner Gens weiß jeder, daß er ziemlich viel Arbeit erledigen muß, wenn er mich als Pater Familias beerben möchte. Aber ich habe ja auch nur eine sehr kleine Gens ohne Einfluß."

  • "Das wird sich ändern. Warte ab und denke an meine Worte: Mit der Zeit wird der Name deiner Familie Gewicht erlangen und dann wird es auch Neider geben, die zu üblen Mitteln greifen werden."

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