• schlenderte ich durch Tarraco. Ich brauchte frische Luft. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, ein wenig mehr mit anderen Menschen zu machen, denn vorallem das Gespräch mit meinem Adoptivbruder hatte mich ein wenig entspannt.

  • An dem Stand eines Händlers blieb ich stehen und ich betrachtete seine Waren. Lange sah ich auf diese, es schienen Waffen aus Germanien zu sein.


    Als mich jemand anrempelte schien ich wie aus einer Trance aufzuwachen und eilte so schnell es nur ging weiter. Fort von diesem schrecklichen Anblick, der...


    Ich wusste nicht wohin ich so schnell geeilt war, doch ich lehnt mich an eine Wand um heftig durchzuatmen und um die Tränen zu bekämpfen.

  • "Halt, Bürschen!"


    sprach ich und packte den Kerl an der Schulter. Der Kleine blickte auf und erkannte mein Gesicht. Als Wiederholungstäter hatte ich ihn schon ein paar mal aus dem Verkehr gezogen und wäre er nicht der Neffe meiner Vermieterin gewesen, er hätte seine Hand wohl längst verloren oder wäre irgendwo an einem Kreuz geendet. Mit einem verlegenen Grinsen senkte er den Kopf und rückte mir die Geldbörse heraus. Dann ließ ich ihn los und so schnell ihn seine Füsse trugen machte er sich aus dem Staub.


    [...]


    "Ihr habt das hier verloren!"


    sprach ich wenig später zu der Dame und trat mit einem Lächeln hinzu...

  • Ich schrak auf als ich eine Stimme vernahm, doch als ich denn Mann erblickte, beruhigte ich mich wieder ein wenig. Ich und meine Schreckhaftigkeit.


    "Vielen Dank. Ich schätze ohne Euch wäre es auch verloren gegangen."


    Noch waren es nur sehr weniger Worte die ich sprach, denn ich hatte noch immer ein wenig mit meine Selbstbeherrschung zu kämpfen.

  • Ich blickte die Frau etwas genauer an. Irgendwoher kannte ich das Gesicht, doch woher nur? Dann fiel es mir ein.


    "Helena Tiberia, stimmt es? Ich wusste doch, dass ich Dich irgendwoher kannte. Es war damals in der Villa Tiberia, ich klopfte an die Türe..."


    Ich lächelte ihr freundlich zu, bemerkte jedoch, dass sie nicht sehr glücklich schien.


    "Alles in Ordnung?"

  • Es stach erneut ein heftiges Mal, als er mich beim Namen Tiberia nannte. Ja, doch lang wars her. Oder auch nicht allzu lang. Leise und doch lächelnd antwortete ich:


    "Matinia. Helena Matinia. Aber es stimmt, kennen tust du mich noch aus der Villa Tiberia."


    Hoffentlich würde er nicht auch noch nachhaken, weshalb denn nun die Matinia. Na, vielleicht würde er ja von meines Mannes Verschwinden gehört haben.


    "Mir geht's ganz gut. Nur ein wenig erschöpft."

  • Also war sie nun mit dem Proconsul verwandt. Ich nickte mit dem Kopf um Mitgefühl auszudrücken, auch wenn ich nicht wusste, wofür ich dieses Mitgefühl ausdrücken sollte oder konnte. War ihr Gemahl gestorben? Gar gefallen? Ich erinnerte mich dunkel an einen Praefecten bei der Legio IX Hispana, der dort nach meiner Tribunenzeit angefangen hatte.


    "Kann ich Dir irgendwie helfen?
    Dich nach Hause begleiten?
    Eine Sänfte rufen lassen?"

  • "Nein, vielen Dank! Ich bin eigentlich hier um mal etwas anderes als die Villa zu sehen. Einfach mal raus aus den Wänden. Mal wieder unter Menschen. Nur musste ich wieder einmal feststellen, dass ich nicht ganz gefeit war!"


    Ich rang mr ein weiteres Lächeln ab, was mir allerdings besser gelang als zuvor.


    "Vielleicht möchtest du mir ein wenig Gesellschaft leisten? Mag sein, dass ich im Moment eine eher schlechte Gesellschafterin bin, aber.. das wird man dann im Laufe des Gesprächs sehen."

  • Sie suchte also einen Zuhörer. Da ich gerade nichts zu tun hatte und die Arbeit im Officium sowieso warten würde, entschloss ich mich, der Dame etwas Gesellschaft zu leisten. Sie war nett, gut anzuschauen und hilflos, im Ganzen also das, was ich - ohne es zu wissen - gesucht hatte. Ich lächelte.


    "Es wäre mir ein Ehre, Helena."


    Ich neigte mein Haupt.


    "In welche Richtung darf ich Dich geleiten?"

  • Ich beobachtete ihn eine kurze Weile. Ich konnte mich an sein Gesicht, an seinen Namen und an seinen Beruf erinnern, doch unser damaliges Gespräch war vollkommen versunken. Nun, wer hatte auch schon damit gerechnet, dass ich ihn einmal nicht beruflich treffen würde? Das Lächeln erwiedernd antwortete ich:


    "Ich überlasse dir die Führung! Ich würde mich vermutlich öfter verlaufen als mir lieb ist, denn eigentlich war ich schon lange nicht mehr unterwegs. Mich würde es nicht wundern, wenn sich die Häuser verschoben hätten!


    Ich werde mich überraschen lassen! Mein einziges Ziel war wie gesagt einmal jemand anderen als meine Kinder und mein Spiegelbild zu sehen!"

  • Sie hatte also keine festen Vorstellungen und war aus dem Haus gegangen, bevor ihr die Decke auf den Kopf fiel. Ich kannte solche Tage zu Genüge und wusste, was es galt. Ich selbst - an ihrer Stelle - hätte wohl die Gesellschaft gemieden, sie jedoch entschied sich für den anderen Weg.


    "Nun, als Regionarius kenne ich die Stadt hier inn- und auswendig. Es gibt keine Gasse, es gibt kein Haus, das mir verborgen bliebe."


    Ich blickte sie an.


    "Wie wäre ein Spaziergang auf die Märkte?"

  • "Ah da habe ich doch einen besseren Vorschlag!"


    Ich dachte schaudernd an den vorigen Tag als ich noch mit meinem Cousin über die NMärkte 'geschlendert' bin. Es war ein grausamer Akt gewesen.


    "Wie wäre es mit einem Spaziergang am Hafen oder gar durch den Stadtpark? Auf dem Markt ist mir momentan entschieden zuviel Rummel..."


    Ich grinste leicht. Die Märkte waren einfach tödlich.

  • Zuviel Rummel? Sie kannte wohl die Märkte nicht. Es gab durchaus Passagen die ruhiger waren, und es war unglaublich wieviel Platz man haben konnte, wenn man in Begleitung des Regionarius unterwegs war. Ich ließ mir jedoch nichts anmerken.


    "Nun, Dein Wunsch ist Befehl. Ich schlage den Stadtpark vor. Im Hafen dürften zur Zeit doch zuviele Schiffe anlegen und Dockarbeiter nehmen auf niemanden Rücksicht..."


    Ich wies ihr mit einer Handbewegung elegant den Weg.

  • Mit einer leichten Verneigung und einem Lächeln auf den Lippen folgte ich seiner Aufforderung. Ich schwieg eine kurze Weile, doch ich versuchte allerdings trotzdem ein Thema zu finden. Ich wollte meine Prophezeihung nicht unbedingt in die Tat umsetzen, dass ich kaum sprach.


    "Geschieht eigentlich sehr viel während deines Tages was du aufklären musst oder hält es sich in Grenzen?"

  • Wir schlenderten gemütlichen in Richtung des Stadtpark. Ich betrachtete sie etwas genauer und gestand ihr zu, dass sie schön aussah, auch wenn sie nicht mehr jugendlich war. Sie war eine reife Frau.


    "Oh, es passiert jeden Tag eine Unmenge. Tarraco ist eine große Stadt und ich bin genau genommen nicht alleine für Tarraco zuständig. Alle Städte der Regio Tarraconensis fallen in meinen Zuständigkeitsbereich. Wenn ich nicht überall Informanten und Spitzel sitzen hätte, wäre dies ein Ding der Unmöglichkeit..."


    Ich blieb kurz stehen.


    "Und in der Tat, Tarraco alleine würde schon ausreichen. Wir haben einen großen Hafen, einen großen Markt. Tarraco ist Verwaltungssitz. Es ist immer etwas los."

  • Ich bemerkte seinen Blick und sah ebenfalls zu ihm. Ich betrachtete ihn eine kurze Weile. Doch ich vermochte ihn kaum einzuschätzen. Eigentlich gar nicht. Mein erster Eindruck war ein pflichtbewusster und sehr freundlicher Mann - ob es sich bewahrheiten würde? Vermutlich, sonst wäre er kein Regionarius...


    "Was kommt dir eigentlich häufig vor? Verträumt schlendernde Frauen die sich einfach mal eben den Geldbeutel vom Gürtel ziehen lassen und es dabei nichtmal bemerkten?"


    Ich lächelte und musste mit dem Blick auf dem Boden den Kopf über meine eigene Torheit schütteln. Wäre mir nur recht geschehen, wenn das Geld fort gewesen wäre.

  • Ich musste lachen.


    "Taschendiebstahl ist ein ernstes Problem. Ich gestehe, dass ich es schon fast aufgegeben habe jeden dieser Burschen zu fangen. Einige von ihnen dulde ich und sie wissen sich zu revangieren. Anders komme ich nicht an die Informationen, die ich brauche um an die Großen ranzukommen."


    Ich blickte seitlich zu ihr hinüber. Ich wusste nicht, ob sie sich für das Thema wirklich interessiert, oder ob sie das Interesse nur vorspielte. Sie war einsam, das sah man ihr an, und einsame Menschen taten viel um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.


    "Es sind nicht nur schöne, veträumt schlendernde Frauen, die bestohlen werden. Du brauchst Dich also nicht zu schämen. Erst neulich hätte es mich beinahe selbst erwischt."

  • Ich sah ihn überrascht an und musste lachen.


    "Dich? Das ist ja unglaublich dreist. Ich meine, die werden doch schon wissen, dass du der Regionarius bist, oder sehe ich das falsch? Und dass du gemeinsame Sache mit den Kleinen machst... Ts...!"


    Ich zwinkerte ihm zu. Bei einem Regionarius hätte ich mit einer solchen Überraschung nicht gerechnet. Doch ich fand es vernünftig. Man konnte nicht jeden von ihnen einsperren, es würde sich nicht rentieren. Und wenn sie ihm sogar bei schlimmeren Dingen halfen...


    "Aber so richtig üble Dinge passieren hier weniger, oder? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie die Leute das in Rom hinbekommen. Sicher, sie haben dort vermutlich deutlich mehr Leute, aber bei der Größe und vorallem den vielen Winkeln..."

  • Sie hatte eine schönes Lachen. Sie lachte nur so selten. Ich blieb stehen.


    "Ja, Rom ist eine Geschichte für sich. Ich komme ursprünglich aus Rom und dort gibt es Viertel, wo sich ungelogen nicht einmal die Praetorianer alleine hinwagen. Unter einer Centuriae marschieren die dort nicht rein. Ich kann mich noch an eine Schlägerei erinnern, keine Ahnung in welcher Taverne das losging, aber es gab Dutzende Tote. Und wenn nach den Spielen erst die Strassenschlachten losgehen... Da hat man es hier in Tarraco beschaulicher. Auch wenn ich gestehen muss, dass es auch hier schwere Verbrechen gibt."


    Ich dachte an die Mordserie, hatte jedoch nicht vor, ihr davon zu erzählen.

  • "Schwere Verbrechen? Die werden aber wirklich gekonnt verborgen, denn etwas wirklich ernstes habe ich noch nicht mitbekommen. Das schlimmste war Taschendiebstahl und Betrug, derlei Sachen halt. Aber man kann bei den Quellen nicht einmal sicher sein, ob es überhaupt stimmt..."


    Ich konnte genausowenig wie mein Blick verhehlen, dass mein Interesse geweckt war, doch ich wusste nicht ob er überhaupt genauere Informationen geben durfte und darum hakte ich nicht weiter nach. Ich hoffte er würde von allein berichten, wenn da noch etwas interessantes und erlaubtes war.


    "Ich muss auch ehrlich sagen, dass es mir in Tarraco wesentlich besser als in Roma gefällt. In Rom ist das ganze noch viel überfüllter. Ich bin dort geboren, aber ich muss ehrlich gestehen - nicht dort aufgewachsen."

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