Rundgang durch den Tempelbezirk

Ich nickte bei seinen Worten nur. Ich konnte nichts mehr gegen das Zittern meiner Hände tun und so blieb mir nur noch das verstecken von jenen übrig. Ich wollte nicht, dass er das sah. Nicht, dass er noch ein schlechtes Gewissen bekäme.

"Ich habe den Schrein damals eingeweiht, genauso wie ich die Legion verabschiedete. Und all diese Rituale haben mir damals nicht geholfen, er kam nicht zurück. Darum weiß ich nicht, ob der Dienst an den Göttern so sehr für mich zu empfehlen ist."

Ich musste ein paar Mal blinzeln um die Tränen zurückzuhalten.

"Ich glaube damit sind deine Fragen beantwortet."

Ich drehte mich weg. Ich zog erst jetzt in Erwägung, dass vielleicht die Götter nicht eigensinnig waren, sondern ich einfach nur eine schlechte Priesterin. Vielleicht hatte ich mich einfach nur dumm angestellt, ihren Zorn geweckt...

"Ja, da kann ich allerdings auch nicht viel zu sagen. Ich kann dir aber den Tempel zeigen..."

Ich ging voran und wies auf ein prächtiges Gebäude. Ich musste an Curios Nichte Scribonia Hestia denken. Sie war vermutlich die Willensstärkste gewesen, sie hatte das alles aufgebaut. Doch während er sich den Tempel ansah setzte ich mich auf die Stufen und starrte trübselig auf den Boden. Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen.

Ich sah ihn etwas überrascht an. Ich hatte ihn gar nicht kommen gehört und dachte, er besah sich noch den Aeskulaptempel..

"Nichts, es geht schon. Auch... wenn es schon recht lange her ist, dass er als vermisst gemeldet wurde.. Es gibt häufiger Phasen wo ich das nicht so ganz hinnehmen kann."

Ich stand auf und klopfte meine Tunika aus.

"Aber ich denke das ist ganz normal."

Ich lächelte ihn aufmunternd an. Wäre da nicht das Problem, dass mein Vater nur kurz vorher verstorben war. Aber das musste nun nicht auch noch gewälzt werden.

"Nein. Obwohl ich mich da schon längst für hatte enisetzen wollen. Erst einmal werde ich mich aber um einen Minervatempel kümmern."

Nachdenklich fügte ich an:

"Ich denke ich sollte bald wieder für eine kurze Zeit nach Rom. Es gibt vieles, um das ich mich kümmern sollte. Die Trauer hat mich verblendet. Aber das sollte ich langsam wirklich wieder in den Griff kriegen."

Ich sah Metellus mit einem warmen Lächeln an.

"Wir könnten ja Agrippa mal nachstellen, wegen der Gelder. Er würde den Bau ganz bestimmt als Pater Familias und als Proconsul unterstützen!"

"Nein, es gibt keinen Beweis. Und doch gibt es auch keinen Beweis dafür, dass er je zurückkehren kann. Keinen Lebensbeweis, sie hätten ihn mir gewiss zugetragen."

Ich sah ihn noch immer lächelnd an.

"Den Minervatempel... Er sollte eigentlich erbaut werden, wenn er siegreich zurückkehrt. Die Legionen haben gesiegt, wenngleich er nicht hier ist. Doch vielleicht sehen es die Götter als positiv an, wenn ich diesen Tempel dennoch für ihn erbaue."

Es fiel mir noch immer nicht leicht, darüber zu reden. Doch er hatte Recht, Meridius hatte Recht. Ich durfte nicht mein Leben lang trauern. Doch genauso wie ich dies wusste, wusste ich auch, dass ich den Vorsatz nicht halten könnte.

"Ich danke dir."

fügte ich warm an.

"Es war eine gute Entscheidung, zu meinem Onkel zurückzukehren. Ich glaube in der Gens Octavia wäre es mir nicht viel besser ergangen, als wenn ich in der Tiberia geblieben wäre. Diese Familie ist eine gute Wahl gewesen."

"An der Octavia haften zuviele Erinnerungen. Aber lassen wir das Thema, ich möchte nicht den ganzen Tag über Entbehrungen reden. Schließlich habe ich schon häufig gesagt, dass ich wieder die alte werde."

Ich zwinkerte ihm zu. Das würde ein hartes und auch langes Stück Arbeit. Ja, dort würde Maximus wohl immer bleiben. Und ich würde ihn auch niemals gehen lassen. Doch der Gedanke, dass er in germanischer Gefangenschaft war, gefiel mir fast noch weniger als der Gedanke, dass er tot ist.

"Was möchtest du als nächstes sehen?"

"Im letzten Jahr wurde eine Bibliothek erbaut und die Gladiatoren hier in Hispania sind auch eine recht interessante Erfahrung. Wobei ich da selbst noch nie war."

Ich sah ihn an.

"Sicher! Also zur Gladiatorenschule?"

Ich lächelte und dieses Mal war es ehrlich. Nicht wirklich überschwenglich, aber ich war diesem Metellus doch dankbar für die Ablenkung und das offene Ohr.