Arbeitsraum des Centurio Claudius Vesuvianus

  • Vesuvius hatte hinter dem alten, aber für ihn neuen Schreibtisch Platz genommen. Er wollte bereits jetzt mit der Planung für den bevorstehenden Übungsmarsch beginnen. Nach Möglichkeit sollte dieser noch vor Beginn der Bauarbeiten am Amphitheater stattfinden, daher auch die vorgezogene Planung. Der Centurio legte sich die Umgebungskarte bereit, ebenso Griffel und Wachstafel. Anschließend rief er nach einem Legionär.


    Als Flavian erschien, erteilte er ihm den Auftrag, Optio Priscus aufzusuchen.

  • "Ah! Salve, Priscus! Nimm bitte Platz.“


    Vesuvius wies auf einen Stuhl.


    "Vorab, ich bin weiterhin Claudius für dich und du bleibst für mich der Priscus, der du immer warst. Was ich damit sagen will … Wir zwei haben eine gemeinsame Dienstzeit hinter uns. Viele Dinge haben wir zusammen gemacht. Ich halte jetzt schlichtweg rein gar nichts davon, dir gegenüber den Vorgesetzten herauszukehren, zumindest so lange wie wir unter uns sind.“


    Claudius wartete nicht erst auf eine Zustimmung, für ihn stand das fest.


    "Der Grund, warum ich dich herbestellt habe, ist folgender: Wie du weißt, gab es etliche Ernennungen, einige Offiziere haben um ihre ehrenhafte Entlassung gebeten. Meine Centurie ist davon besonders betroffen. Zwar kann ich selbst die Lücke, die Aurelius Sophus hinterlassen hat, schließen, doch auf die Schnelle ist der Optioposten nicht zu besetzen. Ich möchte mir auch Zeit bei der Auswahl eines entsprechenden Kandidaten lassen.


    Nun zu dir. Soweit mit bekannt ist, ist für dich in nächster Zeit kein Einsatz als Techniker vorgesehen und so wurde beschlossen, dass du während Übungsmarsch und Probatio der Neulinge meiner Centurie als Optio zur Verfügung stehst.
    Um diesen mit mir zu planen bzw. zu besprechen, dafür bist du heute hier.“


    Abwartend sah Claudius den Optio an. Womöglich hatte dieser Fragen oder wollte etwas loswerden.

  • Priscus nickte bei der Klärung der Anrede. Auch wenn er meistens eher unfreundlich wirkte, so war der Umgang unter langjährigen Kameraden doch recht locker, auch wenn es Unterschiede im Dienstgrad gab.


    Die neue Einteilung zur Arbeit freute ihn, er hatte schon lange nicht mehr bei der Ausbildung mitgeholfen. "Das freut mich. Mal wieder raus mit den Jungs ist sicher eine nette Abwechslung, bevor ich auf der Baustelle wieder die Messlatten schwingen werde.


    Gibt es schon einen Plan für den Marsch?"

  • Claudius nickte zufrieden. Er arbeitete gern mit ambitionierten Männern zusammen.


    Auf Priscus’ Frage hin antwortet er: "Inhaltlich ja. Was das Ziel betrifft, bin ich noch unschlüssig. Die Entfernung soll so bemessen sein, dass sie kein Spaziergang wird. Anderseits soll sie einen Tagesmarsch ebenfalls nicht überschreiten. Ich suche die Nähe einer Stadt, um die Probati mit der Problematik der banalen Verpflegungsbeschaffung zu konfrontieren.“


    Vesuvius beugte sich über die Karte. Sein Zeigefinger wies jeweils auf die Punkte.


    "Verona ist in einem guten Tagesmarsch zu schaffen. Cremona würde schon einen Gewaltmarsch bedeuten. Wenn ich mir die Karte so ansehe, bleiben uns keine anderen Möglichkeiten als diese, wenn ich zusätzliche Marschlager vermeiden möchte. Placentia zum Beispiel würde nach meiner Ansicht die Fähigkeiten unserer Grünschnäbel, die Strecke an einem Tag zurückzulegen, übersteigen. Dabei habe ich durchaus vor, die Probati vorher dahingehend zu trainieren, dass sie bei vollem Marschgepäck 24 miliarius (24 Meilen = 36 km) in fünf Stunden schaffen können.“


    Claudius sah seinen Kameraden an und wartete auf dessen Meinung.

  • Zitat

    Original von Herius Vesuvius Claudius
    "Verona ist in einem guten Tagesmarsch zu schaffen. Cremona würde schon einen Gewaltmarsch bedeuten. Wenn ich mir die Karte so ansehe, bleiben uns keine anderen Möglichkeiten als diese, wenn ich zusätzliche Marschlager vermeiden möchte. Placentia zum Beispiel würde nach meiner Ansicht die Fähigkeiten unserer Grünschnäbel, die Strecke an einem Tag zurückzulegen, übersteigen."


    "Verona ist aber wirklich schon eine sehr große Etappe - über die Straße etwas mehr als 30 Meilen. Sicher eine schöne Übung für Eilmärsche... Willst Du schanzen lassen oder nur ein leichtes Marschlager errichten?"


    Zitat

    Original von Herius Vesuvius Claudius
    "Dabei habe ich durchaus vor, die Probati vorher dahingehend zu trainieren, dass sie bei vollem Marschgepäck 24 miliarius (24 Meilen = 36 km) in fünf Stunden schaffen können.“


    Claudius war so ehrgeizig wie immer, auch mit den Leistungen seiner Probati. "Ja, das muss das Ziel sein. Und wenn sie es doch nur in sechs Stunden schaffen, können wir auch zufrieden sein."

  • Claudius nickte zufrieden. Sie waren sich, was die Anforderungen betraf, also einig.


    "In Anbetracht der Tatsache, dass für mich selbst Cremona länger zurückliegt als Verona, wähle ich als Ziel für unseren Übungsmarsch Cremona aus. Wer das nicht schafft, hat sein Ziel verfehlt und somit nichts in der I. zu suchen.“


    Der Centurio faltete die Karte zusammen und legte sie beiseite.


    "Was deine Frage nach dem Lager betrifft - natürlich schanzen. Das ist zwar insgesamt Hardcore, aber nach meiner Ansicht muss das auch so sein. Sollte der Ernstfall einmal eintreten und die Soldaten sind gezwungen, sich in Schlachten zu beweisen, wird der Gegner auch keine Rücksichten auf ihr Schlafbedürfnis nehmen.“


    Claudius schickte ein kurzes Grinsen zu Priscus und griff anschließend zu einer Wachstafel.


    "Gut. Wir haben also den Marsch als solches, in dem wir die Leistungen der Einzelnen beurteilen können, und den Lagerbau. Auf die Vermittlung diesbezüglicher Kenntnisse lege ich besonderen Wert. Ich plane außerdem die Weiterführung der Ausbildung. Dabei dachte ich an Formationstraining, taktische Manöver und ähnliches, was ich gern in deine Hände legen möchte. Hast du dafür spontan Vorschläge? Ansonsten würde es mir auch reichen, wenn du mir deine Vorstellungen bis morgen mitteilst.
    Was ich in jedem Fall nicht vorhabe einzubinden, ist der Umgang mit Artilleriewaffen. Dafür werde ich unsere Möglichkeiten im Lager nutzen. Unter Umständen nach Abschluss der Grundausbildung.


    Der Übungsmarsch wird sich unmittelbar an das Waffentraining anschließen. Viel Zeit haben wir also nicht mehr.“

  • Zitat

    Original von Herius Vesuvius Claudius
    "Ich plane außerdem die Weiterführung der Ausbildung. Dabei dachte ich an Formationstraining, taktische Manöver und ähnliches, was ich gern in deine Hände legen möchte. Hast du dafür spontan Vorschläge?“


    "Du meinst, während des Marsches? Da würde sich natürlich ein simulierter nächtlicher Alarm eignen. Für die Einübung komplett neuer Formationen oder die Durchführung längerer Manöver dürfte nach einem langen Marschtag und dem Schanzen kaum die nötige Zeit bleiben.


    Oder habe ich dich jetzt missverstanden und Du bezogst dich auf die Ausbildung allgemein?"

  • "Hm, also ich will ja kein Unmensch sein. Nach dem Marsch, der den Männern sicher alles abverlangen wird, und dem Schanzen sollen sie durchaus ihre verdiente Nachtruhe haben, mal abgesehen von den zur Nachtwache eingeteilten Männern, die ja aber auch wechseln. Ein nächtlicher Alarm noch am selben Tag wäre wohl etwas zu viel des Guten.
    Ich plane jedoch zwei, maximal drei Tage in der Nähe von Cremona zu bleiben und diese Zeit für die weitere Ausbildung zu nutzen.“

  • Priscus' verwunderte Mine erhellte sich. "Ach so, ich verstehe. Ja, dann haben wir natürlich ganz andere Möglichkeiten. Da könnten wir dann in der Tat kleinere Formationen üben oder ein kleines Manöver durchführen. Es muss ja nicht immer die übliche Flussüberquerung sein."


    Für einen konkreten Vorschlag hatte er die Geländeverhältnisse dann aber doch nicht gut genug im Kopf. Aber vielleicht würde sich dort ein Hügel finden lassen, den man erstürmen lassen könnte...

  • "Den Ausbildungsabschnitt überlasse ich wie gesagt deiner Planung. Wir sollten uns dann vor Ort absprechen.
    Nein, an Flussüberquerungen dachte ich nicht. Etwas anspruchsvoller sollte es schon sein :D, wenn wir einmal auf anderem Gelände sind. ;) Einen Fluss haben wir ja auch hier.


    Hast du sonst noch Fragen?"


    Sim-Off:

    Frag jetzt bitte nicht nach dem genauen Termin. Ich habe das Aufbautraining begonnen, weil wir nicht fertig waren und ich weiß jetzt nicht, wie schnell ich damit durch bin. Ich werde es nicht unnötig ausweiten.


    Der Centurio fragte sich gerade, ob er denn erwähnt hatte, dass die komplette Centurie am Marsch teilnehmen würde und nicht nur die wenigen ihr zugeteilten Probati, aber er hoffte, der Optio würde sich das denken können. ;)

  • "Nein, dann habe ich keine Fragen mehr. Ich werde mich bemühen, etwas Anspruchsvolles auszusuchen."


    Mit einer ganzen Centurie hatte man natürlich ganz andere Möglichkeiten als immer nur mit einem Dutzend Probati auf dem Exerzierplatz. Man könnte Gruppen bilden, die als Angreifer und Verteidiger gegeneinander kämpften... Oder die Reiterei mit einbinden, und eine Kavallerie-Abwehr-Formation trainieren...

  • Bei seinen nächsten Worten konnte Vesuvius ein Schmunzeln nicht verbergen.


    "Priscus, alles, mit dem du mich selbst überraschen kannst, ist gern gesehen. Du forderst die Centurie, ich fordere dich und du kennst meine Ansprüche." :)


    Immer noch mit der inhaltlichen Planung beschäftigt, schoss Claudius ein Gedanke durch den Kopf. War da nicht ein Fluss, der ihren Weg nach Cremona kreuzen würde?


    "Ohne jetzt noch einmal auf die Karte zu sehen ... Wenn ich mich jetzt recht erinnere, fließt doch ein Nebenfluss des Padus zwischen Mantua und Cremona. Damit haben wir schon mal eine Schwierigkeit mehr zu nehmen.“


    Der Centurio nickte zufrieden. Er wollte diesen Fluss nach bekanntem Vorbild durchqueren.


    "Gut, wenn du keine Fragen hast, dann sind wir am Ende der Besprechung. Freut mich, mit dir zusammenzuarbeiten, Priscus. Du kannst dann wegtreten.“

  • Es war schon spät am Abend und Furianus begab sich nicht direkt zu den Mannschaftsunterkünften, sondern zum Officium des Centurio.


    Seine Entscheidung ward gefällt, sein Entschluss felsenfest. Und so trat er vor die Tür und klopfte.


    Klopf Klopf

  • Furianus hörte das "Herein" und nahm sich noch einmal zusammen, bevor er die Tür aufmachte, hineinschritt, die Tür zumachte und an den Schreibtisch des Centurio kam.
    Er begrüßte ihn militärisch und nahm Haltung an.


    "Legionarus, Lucius Flavius Furianus ersucht euch um eine Bitte."


    Noch immer in strammer Haltung stand er ihm gegenüber und wartete, in seine AUgen blickend, dessen Reaktion ab.

  • Furianus versuchte es ihm zu erklären.


    "Centurio, ich bin Patrizier. So auch ihr. Wie allen wohl bekannt ist, dient ein typischer Patrizier dem Kaiser in der Legion und begibt sich nachher den politischen Dingen hin. Dieser Tradition will ich folgen und habe meinen Dienst am Vaterland und dem Imperator in der Legio I Traiana Pia Fidelis geleistet. Deshalb möchte ich euch um die Gestattung, zu den Vigiles versetzt zu werden, bitten. Und auch um ein Empfehlungsschreiben. Meine Entscheidung die Legio I zu verlassen ist auch aus persönlichen Gründen gefällt worden, da ich in nächster Zeit vor habe eine Familie zu gründen und die Frau, mit der ich das Bündnis der Ehe eingehen will, lebt in Rom. Ich bitte euch diese Gründe zu verstehen."


    Er hoffte bei dem Centurio auf Verständnis und Bereitschaft zu stoßen, doch er kannte ihn nicht allzu gut, um es abschätzen zu können.

  • Der Centurio zeigte sich wenig überrascht. Er rechnete bereits mit dem Fortgang der beiden neu ernannten Legionäre. Seine Männer kannte er sehr genau, er wusste um ihre Gedanken.


    "Ohne große Worte - deinem Gesuch wird stattgegeben, aber lass mich noch etwas sagen."


    Claudius rückte vom Tisch ab und erhob sich. Er überlegte, wie er seine Gedanken am besten in Worte kleiden könnte. Nicht, weil er sich je gescheut hätte, die Dinge beim Namen zu nennen, sondern damit sie der Legionär in die richtige Kehle bekam.


    "Furianus, ich diene seit langem in dieser Einheit. Sie ist unter dem Kommando des Purgitius Macer die herausragendste Legion im gesamten Reich gewesen. Zu meinem Bedauern muss ich zugeben, dass sich binnen zweier Monate vieles geändert hat. Ich muss an dieser Stelle die Gründe für die Beschädigung des Ansehens meiner Einheit nicht formulieren. Es sind dieselben, die dich zu mir führen, um deinen Versetzungsantrag bei mir vorzubringen. Dein Gang zum dafür zuständigen Legatus wäre vergeblich gewesen.


    In einem jedoch sei dir gewiss. Die Offiziere, die seit ihrer Rekrutierung in der LEGIO I dienen und deren Herzblut an dieser Einheit hängt, werden den beschädigten Ruf wieder reparieren, spätestens dann, wenn das Kommando - so die Götter wollen - in die Hände des jetzigen Praefectus übergeht.“


    Claudius kehrte zu seinem Tisch zurück. Er notierte für den Praefectus der Vigiles eine Einschätzung des Legionärs und händigte sie ihm aus.


    "Um die formelle Versetzung kümmere ich mich. Die wird wohl wieder der Praefectus Sophus vornehmen müssen ...
    Ach und noch was ... Du weißt, dass du erst als Stabsoffizier eine Frau ehelichen darfst? Auf jeden Fall ... Die Götter sein mit dir, Furianus.“

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