Villa Rustica Matinia

  • Wieder war der Hauch eines Lächelns auf meinem Gesich, welches melancholisch geworden war.


    "Du kannst ruhig darüber reden, weshalb du nicht ganz hier bist. Die Angst dass du mir nicht vertraust würde mich eher belasten. Es sei denn, du möchtest deinetwegen nicht darüber sprechen, dann sei es akzeptiert."

  • Ich legte sanft meine Hand auf seine Wange und streichelte mit dem Daumen über diese.


    "Es mag sein, dass du es mit dir ausmachen musst und ich möchte auch gar nicht abstreiten, dass du auch traurig sein darfst. Doch dieses Gesicht sieht so ungewohnt an dir aus und ich mache mir Sorgen..."


    Ob ihn das Gleiche beschäftigte wie mich? Was ihm wohl durch den Kopf ging...?

  • Ich sah ihn prüfend an. Nein, auch dieses Lächeln war nicht echt. Die Trauer war in seinen Augen und jene wurden selten von einem falschen Lächeln überspiegelt. Mochte das Gesicht strahlen, ein Blick in die Augen einer Person und man kannte die Wahrheit. So zumindest ging es mir. Doch ich konnte nicht weiter nachbohren.


    "Schau... Es mag deiner Lebensfreude nicht schaden, doch meinem Gewissen. Wie kann ich dich so traurig sehen und zugleich daran glauben dass alles gut ist? Es wäre gelogen."


    Ich wandte den Blick von ihm ab und sah in die Felder.

  • Auch mein Blick verfinsterte sich ein wenig. Hatte er nicht vorhin noch gesagt, er würde nichts bereuen? Mich beschlich das Gefühl, dass er alles verdrängen würde, was vermutlich auch das Beste war. Doch er würde auch mich damit verdrängen, mich mit meinen Gefühlen. Von denen er nichts wusste und besser auch nicht erfahren würde.


    Ich beschloss, ihm diesbezüglich nicht weiter zur Last zu fallen. Es war schließlich meine Schuld, gerade von mir hatte man genug Verantwortungsbewusstsein zugetraut und vorallem genug Vernunft. Und da ich sie bis jetzt nicht gezeigt hatte, sollte ich es jetzt tun, auch wenn ich damit meine Gefühle verleugnete.


    Ich schloss kurz meine Augen um die Tränen zurückzudrängen. Hätte ich schon in der Nacht an all das gedacht würde uns nun dieser Kummer erspart bleiben. Als ich sie wieder öffnete, war die Sicht wieder klarer und das goldene Korn, der klare blaue Himmel und das Meer wieder genauso farbenfroh.


    "Sei nur so gut und handle stets so, wie du fühlst, Metellus, und lüge mich niemals an. Lüge überhaupt niemals jemanden an, aus Angst, dass er bei der Wahrheit verletzt sein könnte."


    Murmelte ich, allerdings laut genug, sodass er es hören konnte.

  • Ich sah mich überrascht zu ihm um.


    "Ich habe nie gesagt und glaube auch nicht dass du lüst!"


    Ich hatte mich unglaublich erschrocken und wusste nicht ob ich ihn oder mich beruhigen wollte.


    "Nein, die Götter mögen meine Zeugen sein, dass es nicht so ist. Ich sagte dies nur aus dem Grund, wie sich alles vielleicht entwickelt. Das können wir noch nicht beurteilen, doch falls du irgendwann einen Entschluss gefasst hast, möchte ich die Wahrheit erfahren."


    Was für einen Entschluss? Ich seufzte und drehte mich wieder fort. Jedes meiner Worte entsprach der Wahrheit, ich wollte nur dass er glücklich war - mehr nicht. Und dabei wollte ich ihm mit meinen Gefühlen nicht im Wege stehen, auch wenn es mich sicher noch sehr verletzen würde.

  • Entschluss? Was erwartete sie von mir? Was wollte sie von mir? War es nicht eigentlich klar, wie wir uns zu verhalten hatten? Doch das war es! Doch den Gefühlen war es nicht klar...


    "Ich werde viel Zeit haben um darüber nachzudenken Helena! Doch was meinst du genau mit Entschluss? Wie hast du dich entschieden?"

  • Ich drehte mich dieses Mal nicht um, während ich ihm eine Antwort gab.


    "Ich kann dir von meinem Entschluss nicht berichten, es tut mir leid. Ich würde zuviel sagen und doch zuwenig. Mir fehlen zuviele Worte dafür. Aber mach du dir darüber keine Sorgen. Für dich würde sich nichts ändern!"


    Ich musste mich zwischendurch einmal Räuspern um nicht abzubrechen. Ich hatte Angst gehabt, dass dieses Gespräch kommen würde und nun war es da.

  • "Ich kann dich beruhigen, hoffe ich zumindest. Es ist auf jeden Fall angebracht dass wir uns normal wie stets weiter benehmen und uns am Besten nichts anmerken lassen. Wie du es vorhin schon sagtest, es sollte und darf niemand erfahren. Ich kann Agrippa in keine unangenehme Situation bringen, denn ich schulde ihm schon jetzt einiges."


    Meine Stimme war ein wenig brüchig geworden, während ich sprach. Es war nicht meine Meinung, doch so würde ich mich benehmen müssen. Wie ich es überstand würde sich später zeigen.

  • Ich wischte schnell den Ansatz einer Träne aus meinen Augenwinkeln. Ich wusste nicht was ich denken, was ich fühlen sollte. Wusste nicht was die Zukunft mir bringen sollte. Wieder würde mir nichts anderes bleiben als in den Tag hineinzuleben und alles zu verdrängen, was mit der Liebe zu tun hatte. Ich hätte Vestalin werden sollen.


    "Wollen wir besser los?"


    Ich drehte mich zu ihm um. Ich lächelte. Lächelte meine Gedanken von dem Fehler fort, ließ mir nichts anmerken, wollte mir nichts anmerken lassen.

  • Ich stand auf und ging zu ihr hinüber. Ich griff nach ihren Händen und legte sie auf meine Brust.


    "Es war schön mit dir und ich wünschte es würde niemals enden. Am liebsten würde ich mit dir fortlaufen. Egal wohin! Dahin wo man uns nicht kennt und auch nicht finden würde... Doch... ich kann es nicht... Vater..."


    Tiefe Trauer erfasste mich.

  • Ich nickte nur leicht, musste erst die Tränen hinunterdrücken, damit sie nicht über meine Wangen liefen.


    "Ja, Marcus. Ich weiß."


    Ich zweifelte, dass er es tun würde und ich konnte nichts dagegen tun. Na, immerhin versuchte er mir das Gefühl zu geben ich sei nicht allein. Ich sah auf meine Hände. Dann lächelte ich wieder, während ich sie fortzog.


    "Der Wille der Götter."


    Ich konnte ebensowenig etwas gegen die Zynik in meiner Stimme tun, doch scheinbar wollten sie nichts von meinem Glück in der Liebe wissen. Und ich wusste nicht, wie er empfand. Seine Worte klangen so ehrlich, doch die Zeit lehrte mich Misstrauen. Was auch viele andere Menschen schon unberechtigt spüren mussten.

  • Ich schaute sie an und fasste mich dann wieder...


    "Der Wille der Götter? hm... Woher willst du das wissen? Wer weiß, was die noch mit uns vorhaben! Also... Kopf hoch!"


    Ich richtete mich zum gehen..


    "Dann lass uns mal wieder..."

  • "Nur der Wille der Götter wird uns großteils leiten und wohl oder übel werde ich mich diesem fügen müssen. Auch mit gesenktem Kopf."


    Ich verbannte die Bitterkeit aus meiner Stimme, ehe ich weitersprach.


    "Ja, zurück ins Leben."

  • Wir ritten dieses Mal in einem mäßigeren Tempo und ich selbst hatte vielen Gedanken nachzuängen. Der Ritt verlief recht schweigsam und so kam mir die Zeit bis Tarraco länger vor als es eigentlich war. Doch bald kamen wir an. Mit jedem Schritt bangte es mir mehr vor seiner Abreise in die Provinz.

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