Casa et Taberna Petronia

  • Arria war erst sehr spät nach Hause gekommen und auch den meisten Teil des nächsten Morgens hatte sie verschlafen. Sie musste unbedingt noch nach Ostia und ihre Arbeit als Scriba kündigen, jetzt, wo sie sicher in den CD eintreten wollte.


    Noch müde und weder gekämmt noch gewaschen machte sie sich also am späten Mittag auf den Weg ins Triclinum, um ein paar Happen zu sich zu nehmen.

  • Arria rieb sich die Augen und strich die Haare zurück, die, wie jeden Morgen, widerspenstig in ihr Gesicht hingen. Noch ein paar Mal blinzelte sie, ehe sie Brutos nun wirklich erkannte.


    "Guten Morgen, Brutos", meinte sie schließlich und gähnte (natürlich mit Hand vor dem Mund). "Was schreibt er denn?", fragte sie und streckte die Hand nach dem Pergament aus.

  • Brutos stand verlegen da...


    "Schreiben für Arria, ich nicht wissen was steht."


    dann überreichte er ihr das Schreiben...


    Meine liebste Arria, mein Sonnenschein.
    An diesem Morgen wachte ich wieder auf, ohne dich, mir war kalt, ich fühlte mich verloren. Ich küsste dich im Traume, küsste dich tausende Male, doch es waren nur Illusionen. Liebste, ich habe gestern mit deinem Vater geredet, habe ihn gebeten dich mit mir nach Hispania reisen zu lassen. Er hat zugesagt, wie du schon bestimmt weißt. Nun, bald ist es soweit. Bitte bereite dich auf die Reise vor, nimm aber nicht zu viel mit. Die Schiffsreise wird wohl einige Tage dauern. Aber danach werden wir in der Casa Iulia nächtigen und speisen. Darum mache dir keine Sorgen um diese Sachen, es wurde schon alle von mir erledigt.
    Ich warte auf dich in einigen Tagen, am Pier in Ostia. Brutos schicke ich dir an jenem Tage morgens früh noch vorbei, er wird dir beim Tragen in die Kutsche helfen und auch sagen, wann es los geht.
    Wir sehen uns bald Liebste, mein Herz sehnt sich nach dir.


    Mit tausenden Küssen,
    Dein Imperiosus

  • Arria nahm den Brief entgegen und setzte sich auf eine Cline. Nachdem sie ihre Haare vergeblich versucht hatte, zurückzustreichen, öffnete sie das Pergament und fing an zu lesen. Schon nach der zweiten Zeile begann sie von neuem, da sie nicht mehr als einen Buchstabensalat gesehen hatte.


    Langsam breitete sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht aus und sie blickte kurz zu Brutos, dann zu ihrem Vater. Das Gespräch von gestern, natürlich, sie hatte ihren Vater noch immer nicht danach gefragt. Jetzt erhob sie sich und eilte zu ihm, umarmte ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.


    "Danke, Vater", meinte sie fröhlich und schnappte sich eine Traube, die sie auch sofort in den Mund schob.

  • Varus ächzte unter der stürmischen Umarmung seiner Tochter. Als sie ihn wieder losgelassen hatte, schnappte er übertrieben nach Luft und grinste breit.
    "Gern...geschehen", sagte Vaurs zögerlich. Imperiosus hatte Wort gehalten und Arria nichts von seinen Zukunftsplänen erzählt bisher. Das war gut. Aber wusste Arria, dass er nein gesagt hatte zur Hochzeit? Zumindest vorerst?

  • Arria mampfte erst einmal noch eine Mischung aus Trauben und Oliven, ehe sie sich ihrem Vater zuwandte und anfing, mit ihren Fingern ihre Haare zu sortieren und zu entknoten.


    "Wie gefällt er dir? Ist er nicht wunderbar?", fragte sie ihn und strahlte ihn an.

  • Varus trank einen Schluck Wasser, ehe er antwortete.
    "Nun ja, er scheint mir ein tüchtiger, junger Mann zu sein. Und er weiß, was er will. Ich kann verstehen, weshalb du gern mit ihm zusammen bist. Und er hat einen Dickschädel, das muss man ihm lassen", sagte Varus.

  • Arria sah ihn verwundert an. Einen Dickschädel? Nunja, vielleicht anderen gegenüber.


    "Mir hat er bisher jeden Wunsch erfüllt. Er hat sich sogar auf ein Pferd gequält", zwinkerte sie und grinste, als sie daran dachte, wie er geritten war. Er benötigte dringend Reitstunden und Übung. "Worüber habt ihr geredet? Oder darf ich es nicht wissen?", fragte sie, denn die Gespräche, die in Varus' Officium geführt wurden, gingen sie gewöhnlich nichts an, was ihr schon die eine oder andere Strafe eingebracht hatte, weil sie gelauscht hatte.

  • Varus räusperte sich und richtete sich etwas auf.
    "Wieso solltest du es nicht wissen, wo er dich doch vor mir gefragt hat", entgegnete Varus gutmütig lächeln.
    Bevor er aber irgendwas sagte, wartete er ihre Reaktion ab.

  • Arria wurde augenblicklich rot und senkte den Blick.


    "Ich wusste ja nicht, dass er dich gefragt hat. Und vielleicht habt ihr ja noch über anderes geredet. Man muss ja viel klären, wenn es... du weißt schon...", meinte sie verlegen. Imperiosus hatte bei ihrem Vater also wirklich um ihre Hand angehalten. Sie musste zutrauen, sie hatte es nicht erwartet, nachdem er schon ihr gegenüber so schüchtern gewesen war.

  • Varus sagte erst einmal nichts. Zu gern hätte er erfahren, wie Arrias Satz weitergegangen wäre. Um Zeit zu schinden, aß er eine weitere Olive und kaute bedächtig. Dann machte er eine nichtssagende Handbewegung und sprach.
    "Ich habe es nicht gestattet, Arria."

  • Arria biss sich leicht auf die Lippen. Sie hätte es sich ja denken können, ihr Vater wollte sein Töchterlein sicher nicht hergeben. Aber wenn er es nicht gestattete, warum durfte sie dann mit nach Hispania? Wo war da der Zusammenhang, wenn er die Beziehung nicht gut hieß?


    "Aber... wieso lässt du mich mit ihm zur Sponsalia, wenn du doch etwas gegen unser Zusammensein hast?", fragte sie, ohne aufzublicken.

  • "Ich habe nichts gegen euer Zusammensein, Arria. Ich finde es nur sehr überstürzt, innerhalb weniger Tage nach der Hand meiner Tochter zu fragen. Weder du noch ich kennen Imperiosus wirklich. Ich möchte dich nicht blind in etwas hereinschlittern sehen, verstehst du?"

  • Arria schwieg eine Weile. Einerseits verstand sie die Bedenken ihres Vaters natürlich, wer wusste schon, wie Imperiosus sich später zeigen würde. War er vielleicht deswegen so kurz angebunden gewesen an der Tür? Aber warum dann der Liebesbrief? Andererseits wollte sie ihren Bund mit Imperiosus aber auch besiegeln. Sie wollte ihn nicht abweisen, wenn er des Nachts zu ihr kam, sie wollte bei ihm sein, mit ihm eins sein... Schließlich nickte sie jedoch.


    "Ich kann es verstehen... einerseits... aber andererseits... ich will ihn nicht abweisen müssen, Vater", seufzte sie.

  • "Du musst ihn doch nicht abweisen, Arria. Ich möchte ihn lediglich etwas besser kennen lernen. Das ist auch in deinem Sinne. Oder...oder was genau meinst du mit abweisen? Habt ihr etwas schon wieder das Lager geteilt? Du hast doch aufgepasst, ja?" fragte Varus nun, sichtlich besorgt, dass etwas schief gegangen sein konnte.

  • Arria seufzte.


    "Wann hätten wir das Lager teilen sollen, Vater?", fragte sie leise und schüttelte den Kopf. Sie nahm sich eine Traube und drehte sie in ihren Fingern. "Seine Berührungen lassen mich schweben, Vater, es ist so schön. Wenn wir... das Lager wieder teilen, ich weiß nicht, ob ich noch in der Lage bin, aufzupassen", meinte sie schließlich sehr leise.

  • "Arria. Du willst Discipula werden? Du willst der Familia keine Schande bereiten? Nun, ein uneheliches Kind bedeutet Schande. Du weißt das. Wenn ihr wieder miteinander schlaft, sorge dafür, dass aus dem Samen dieses Mannes kein Kind hervorgeht. Nicht, solange ihr noch nicht verheiratet seid."
    Varus fuhr sich durchs Haar.
    "Es ist doch nur zu deinem Besten", murmelte er.

  • Arria nickte. "Ich weiß, Vater. Und ich will nicht schwanger werden, nicht jetzt zumindest. Andererseits... Ein Mann braucht die Vereinigung, oder? Ich meine... du hattest auch Frauen, nachdem Mutter tot war... Manchmal zumindest", antwortete sie und aß die inzwischen angewärmte und lädierte Traube.

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