Casa et Taberna Petronia

  • Glabrio war zufrieden. Er hatte jemanden gefunden, der für ihn arbeitete und der zumindest die groben Aufgaben gut erledigen würde. Vorläufig würde er aber sicherheitshalber eine der Frauen, die kochten behalten, damit die Gäste nicht plötzlich etwas essen mussten, das von jemandem kam, der von sich sagte, jeder könne ein bisschen kochen.
    "Dann sind wir im Geschäft!", sagte Glabrio erfreut und reichte dem italischen Griechen die Hand um den Vertrag zu schliessen.
    Dann prostete er ihm mit seinem Wein zu und führte ihr Gespräch fort.
    "Ich werde Dir ein Zimmer einrichten, in dem Du wohnen kannst. Gleich in der Nähe sind gute Thermen, heute ist der Eintritt frei. Du kannst dort gerne hingehen, ich kann Dich leider heute nicht begleiten, da ich noch einiges vorbereiten muss für den erhofften Gästeansturm. Wenn Du gegen Mittag wiederkommst, kann ich Dir alles zeigen und Du könntest gleich heute anfangen. Was hälst Du davon?"

  • Glabrio saß der jungen Frau gegenüber und hörte ihr zu. Dabei beobachtete er sie, es war schön zu sehen, wie gut ihr und auch ihrem Kind das Essen tat, doch auf ihren Dank ging er nicht ein. Er hatte gelernt, dass er jeden Bruder, jede Schwester lieben sollte. Und das Leiden oder die Armut - was mochte wohl der Grund sein, aus dem sie auf der Strasse geschlafen hatten? - dieser beiden schien so ungerecht zu sein, dass er einfach etwas tun musste. Ausserdem - in gewisser Weise fühlte er sich von seinem Herrn zu ihr geleitet.
    "Das sind schöne Namen!", fand Glabrio und stellte sich dann selbst vor. "Ich bin Marcus Petronius Glabrio. Ich bin seit einiger Zeit hier Wirt, vorher habe ich auch in Germanien gelebt, aber du bist nicht dorther, oder?"
    Und obwohl er sie nicht bedrängen wollte, fragte er schliesslich doch nach. "Wieso warst Du so spät auf der Straße? Hast Du keinen Ort zum Schlafen?"
    Heute nacht könnte sie hier bleiben. Ewig ginge das natürlich nicht, aber zuerst einmal ging es für Glabrio auch ein bisschen um die Stillung seiner Neugier.

  • Den Kleinen hatte ich auf den Stuhl neben mir gesetzt. Er war viel zu groß für ihn. Diarmuid kam mir darauf sehr verloren vor. Doch nichtsdestotrotz stillte er eifrig seinen Hunger. Leise schmatzend saß er da und blickte schon etwas zufriedener drein.


    Hättest du bitte etwas Wasser für mein Kind? Er ist den Wein nicht gewohnt.


    Ich hoffte, ich würde nicht unhöflich erscheinen, wenn ich auch noch Extrawünsche für das Kind anmeldete. Es war mehr als großzügig, was dieser fremde Mann für uns tat. Im Grunde hätte ihm unser Schicksal gleich sein können. Vielleicht wartete ich deshalb noch auf den Haken, der sich noch in irgendeiner Form ankündigen würde. Es musste doch einen Anlass geben, weshalb er sich so verhielt! Niemand tat etwas aus reiner Selbstlosigkeit in dieser Stadt. Aber wie es schien, musste ich das selbst herausfinden.
    Der Fremde stellte sich nun auch vor und ich erfuhr auch, dass er der Wirt dieser Taberna war. Das lenkte mich davon ab, weiter zu sinnieren. Eine Möglichkeit, um einige Antworten zu bekommen, war ein Gespräch zu beginnen, womit er auch gleich begann. Ich lächelte verlegen.


    Nein, ich bin nicht von dort! Ich stamme aus Hibernia, die Insel im äußeren Nordwesten. Vielleicht hast du davon schon einmal gehört. Wenn du vorher in Germanien gelebt hast, dann bist du Germane?


    Je mehr ich redete, desto mehr entkrampfte ich mich und bald machte es mir fast gar nichts mehr aus, hier zu sitzen. Nur wollte ich auch nicht so redselig erscheinen und gleich alles über mich preisgeben. Aber schließlich kam die Frage, die kommen musste und die auch ganz ohne Frage ihre Berechtigung hatte.


    Ich bin heute Morgen losgezogen, um mir eine neue Bleibe und Arbeit zu suchen. Leider war ich erfolglos, wie du siehst. Die meisten hatte es gestört, dass ich ein Kind dabei hatte. Es ist sehr schwer, etwas zu finden.


    Mir grauste es bereits schon bei dem Gedanken, morgen wieder hinaus zu müssen und das gleiche Spielchen wie heute erleben zu müssen. Wenn ich letztlich versagte, dann konnte ich wahrscheinlich nicht einmal mehr zu den Flaviern zurück.

  • Natürlich hatte er Wasser und sprang sofort auf um einen Becher voll davon zu holen. Als er wiederkam, reichte er der Frau den Becher, das Kind würde ihn vermutlich noch nicht halten können. Wie alt er wohl sein mochte?
    "Das ist irgendwo bei Britannica, nicht wahr? Ich habe nur gehört, dass es sehr weit weg ist - und nicht zum römischen Reich gehört."
    Er fuhr fort und erzählte ein ganz kleines bisschen zu seiner Geschichte. "Ich bin Römer, ich bin hier auch aufgewachsen, aber später war ich dann in Judäa im Osten, in Hispania im Westen und schliesslich eben auch in Germania im Norden. Jetzt bin ich wieder in meine Heimat gezogen. Ich bin auch erst seit kurzem Wirt, es ist nicht immer leicht, aber die Aufgaben faszinieren mich und es macht mir Spass, Menschen zu Gast zu haben."
    Während ihr Sohn glücklich ass und trank, erzählte Bridhe Glabrio den Grund für ihren späten Aufenthalt auf der Strasse.
    "Aber Du bist doch nicht gerade erst nach Rom gekommen... du sprichst sehr gutes Latein.", fragte er sie und hoffte, nicht zu sehr in ihre private Geschichte einzudringen.
    Dass sie mit Kind nicht angenommen werde, überraschte ihn zuerst. Doch dann fiel ihm ein, dass sie sich vermutlich häufig oder besser die ganze Zeit nebenbei um das Kind kümmern musste. "Könntest Du als Amme arbeiten? Was für eine Arbeit suchst Du überhaupt?"
    Amme, das war sicher nicht schön, aber vielleicht wäre es ein Beruf, in dem die Arbeitgeberin kein Problem mit einem eigenen Kind der Amme hätte. War das nicht sogar unvermeidlich?

  • Tychicus war nicht minder zufrieden als der Petronier. Er hatte es geschafft, in der Taverne eine Arbeit zu finden und damit den Grundstein für seinen eigentlichen Auftrag gelegt.


    "Das ist wirklich zu freundlich von euch!" Die Erleichterung und Freude in seiner Stimme musste er noch nicht einmal spielen - sie waren echt. Er schüttelte beherzt die Hand seines neuen Arbeitgebers und sagte dann:
    "Dann statte ich wohl wirklich am besten als Erstes den Thermen einen Besuch ab. Gegen Mittag soll ich dann spätestens wieder hier sein?"


    Für ihn würde es tatsächlich einer der ersten Thermenbesuche hier in Rom sein, denn als Soldat benutzte er eher die einfachen Waschmöglichkeiten in der Castra und hatte es sich bis jetzt in seiner spärlichen Freizeit nur äußerst selten gönnen können, einmal ein richtiges Badehaus aufzusuchen.

  • Ich sah ihm nach, als er Wasser für den Kleinen holte. Seine Gastfreundschaft war scheinbar grenzenlos, was für mich unerklärbar war. Dankend nahm ich den Becher und versuchte meinem Kind das Wasser schluckweise einzuflößen. Er hatte großen Durst, nachdem er fast den halben Tag nichts zu trinken hatte. Aber ich sah auch, wie Diarmuids Augen immer kleiner wurden. Das Kind war sehr müde und inzwischen auch satt. Er würde bestimmt bald einschlafen, selbst hier auf dem Stuhl. Sanft strich ich ihm über sein Köpfchen, während ich dem Mann zuhörte.


    Ja, westlich davon. Es ist sehr weit weg. Außerhalb eures Imperiums.


    … und unerreichbar für mich. Aber das gehörte nicht hierher. Vielmehr hörte ich der Geschichte des Mannes interessiert zu. Wie mir schien, war er viel herum gekommen und war wieder zurückgekehrt, in seine Heimat. Dort hatte er eine Aufgabe für sich gefunden. Wirklich beneidenswert!
    Jetzt war ich wieder am Zuge. Seine Frage verriet es bereits. Er wollte noch mehr von mir erfahren. Lange konnte ich ihm meine Geschichte nicht mehr vorenthalten. Weshalb sollte ich auch? Ich hatte nichts zu verbergen und es gab nichts, wovor ich mich schämen musste.


    Ich bin schon seit einigen Jahren hier. Männer hatten mich geraubt und von meiner Insel fortgebracht. Ich bin als Sklavin nach Rom gekommen. Bevor mein Kind geboren wurde, bin ich freigelassen worden. Und jetzt möchte ich mein neues Leben beginnen. Allerdings hatte ich bisher wenig Glück.


    Genaugenommen war das Glück mir schon vor längerer Zeit abhanden gekommen. Vielleicht lag es aber auch nur an mir, wie ich meine Umgebung wahrnahm und die allesbeherrschende Freiheit, die mich seit längerem umgab.


    Als Amme? Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, gab ich zu.


    Ich nehme jede Arbeit, die ich bekomme. Also fast jede. Ich weiß, was alles im Haushalt zu tun ist und ich kann auch kochen und backen. Du brauchst nicht zufällig jemanden in deiner Taberna?
    Das wäre gut. Dann konnte ich mich für alles revanchieren, was er für mich tat.

  • "Ja, wenn Du zurückkommst werde ich Dich in die Arbeit hier einführen. Gegen Mittag werden die Bauarbeiter der umliegenden Baustellen kommen und hungrig sein. Gewöhnlich gibt es dann jede Menge Arbeit!"
    Glabrio verabschiedete Timoxenus und begab sich selbst hinter die Theke, wo er begann, Becher bereit zu stellen. Als er in die Küche trat, waren die beiden Frauen bereits dabei, das Mittagessen vorzubereiten. Heute würde es eine Linsensuppe geben. Glabrio begrüsste die Schwestern und fasste dann selber mit an, um ihnen die Arbeit etwas zu erleichtern.

  • Würde Glabrio wohl auch einmal nach Hibernia oder Britannica kommen? Das wäre sicher auch noch einmal interessant. Allerdings fielen ihm auch die teilweise wilden Geschichten ein, die er gelesen und gehört hatte. Die Römer hatten Angst vor den Barbaren. Andererseits wusste er ja selbst sehr gut, dass vieles nur Gerüchte waren. Nicht nur Bridhe, sondern vor allem auch Loki und Eila waren ja keineswegs "Barbaren" im Sinne eines Römers wie zum Beispiel Tacitus.


    Wer wohl der Vater war, fragte sich Glabrio, aber er fragte es nicht. Vermutlich war es ein Mitsklave oder sogar der Herr. Das war leider so üblich, wie er wusste. Als sie erzählte, dass sie Sklavin war, kam ihm ein Gedanke und auch wenn es unpassend scheinen mochte, fragte er doch sofort nach: "Kennst Du eine Sklavin aus Germanien, die Siv oder so ähnlich heisst? Die Wahrscheinlichkeit ist sicher nicht so gross, aber ein Freund hat mich gebeten, mich nach ihr umzuhören..." Die Geschichte war so ungewöhnlich, dass er sie schlecht erklären konnte.


    Nun schien noch einmal das Schicksal - oder Glabrios Gott - einzugreifen. Die junge Frau konnte kochen und backen und suchte nach einer Arbeit.
    Glabrio lächelte breit und zeigte seine Freude: "Ja, ich suche dringend jemanden! Bisher haben mir... Freunde geholfen, aber das kann so nicht mehr lange weitergehen. Hast Du Erfahrungen in der Küche gesammelt? Schmeckt das auch, was Du zustande bringst?"
    Ein neues Leben anfangen... Eine Arbeit und Unterkunft könnte sie hier womöglich finden und wer weiss, wenn sie wollte, wäre sie in der Gemeinde auf jeden Fall auch willkommen und endlich wieder geborgen. Glabrio war glücklich, dass er sie gefunden hatte. Die Angst und die Wut über den Husten und die Sorgen waren wie verflogen und neue Hoffnung keimte in ihm.

  • Ich war gespannt darauf, wie er meine Geschichte aufnehmen würde. Manche hatten sich lustig über mich gemacht, als ich nur leise andeutete, dass meine Freilassung noch vor der Geburt des Kindes war. Andere warfen mir vor, ich hätte mich vorsätzlich schwängern lassen, um somit eine Möglichkeit zu haben, frei zu kommen. Das war natürlich alles Unsinn. Ich wollte nicht meine Freiheit. Alles was ich wollte, war nur die Freiheit für mein Kind. Mehr nicht. Dass ich damit selbst frei kam, aber mir der Weg nach Hause versperrt war, war einfach nur Ironie. Doch alles was kam, war eine Frage nach einer Sklavin.


    Siv? Nein, bei uns gab es keine Siv.


    Doch, der Name sagte mir etwas. Allerdings war es bereits lange her, dass ich ihn zum letzten Mal gehört hatte. Das war noch vor Diarmuids Geburt. Ich versuchte, mir das Gesicht dieser Germanin vor meinem inneren Auge vorzustellen. Aber ich kam nicht drauf, wer diese Siv war.


    Aber warte! Siv, Siv..., den Namen habe ich schon einmal gehört. Ich kann ihn nur nicht...


    Doch dann, wie ein Geistesblitz, fiel es mir wieder ein! Der Unterricht damals, zu dem auch die aurelischen Sklaven in die Villa Flavia gekommen waren. Da war sie dabei gewesen! Jetzt konnteich mich wieder genau an sie erinnern.


    Ja, doch! Ich kenne eine Siv. Natürlich weiß ich nicht, ob es sich um deine Siv handelt. Die Siv, die ich kenne, ist Sklavin in der Villa Arelia.


    Aber ich wusste noch etwas mehr über sie. Genau, es fiel mir wieder ein, wie sie damals, an den Sturnalien mit Severus gesprochen hatte. Hatte er damals nicht gesagt, sie sei vom gleichen Volk, wie er? Doch, das hatte er!


    Diese Siv, die du meinst, ist sie zufällig Chattin? Aber warum willst du das wissen? Kennst du auch Siv?


    Das klang schon etwas mysteriös. Aber vielleicht war es das ja gar nicht, denn selbst wenn seine Siv Chattin war, wäre es purer Zufall gewesen, wenn es die Siv war, die ich kannte. Schließlich gab es unzählige germanische Sklavinnen in Rom, von denen wahrscheinlich auch viele Siv hießen.


    Doch dann schien es, als sei das Glück wieder zu mir zurückgekommen. Glabrio lächelte erfreut, als er hörte, was ich kann und ihn schließlich fragte, ob er mich gebrauchen könnte.


    Ach ja wirklich? fragte ich. Die wage Hoffnung, hier die ersehnte Arbeit zu finden, ließ mein Gesicht erhellen.


    Ich habe früher zu Hause für meine Familie versorgt, nachdem meine Mutter gestorben war. Alles was ich kann, habe ich von ihr gelernt. Wenn du willst, kann ich morgen ja einmal zur Probe kochen.


    Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich seinen Ansprüchen gerecht werden konnte, aber ich wollte mir große Mühe geben und war bereit, auch noch dazu zu lernen.

  • Erfrischt, sauber und voller Tatendrang kehrte Tychicus beziehungsweise Timoxenus kurz vor Mittag zur Taberna Petronia zurück. Er hatte den Besuch bei den Thermen ausgiebig genutzt um sich zu waschen und vor allem - was er seit langem nicht mehr getan hatte, denn der Militärdienst ließ solchen Luxus eigentlich nicht zu - sich einmal völlig zu entspannen und einfach nur im warmen Wasser zu liegen und nachzudenken.
    Es war etwas paradox, schließlich befand er sich gerade mitten in einem äußerst wichtigen und vor allem geheimen Einsatz im Dienste der Cohortes Urbanae, aber er hatte trotzdem an diesem Vormittag die wahrscheinlich ausgiebigste Freizeit seit seiner Rekrutierung genossen - und das war mittlerweile viele Monate her.


    Als der Rediviver eintrat und sich neugierig umsah entdeckte er einige andere Angestellte, die am Morgen noch nicht da gewesen waren, oder die er da einfach noch nicht gesehen hatte.
    Suchend hielt er nach Glabrio Ausschau, der ihn ja in seine neue Arbeit einweisen wollte.

  • Glabrio schien es, als habe er Bridhe etwas mit seiner Frage überrascht - das war schliesslich auch kein Wunder. Er freute sich jedoch, dass er so unverhofft wieder an Lokis Bitte gedacht hatte und um so mehr freute es ihn dann, als die junge Frau sich tatsächlich doch noch an eine Siv erinnern konnte.
    "Ich kenne sie leider nicht.", gab er zu. "Ich suche sie aber für einen gemeinsamen Freund, welcher noch in Germanien lebt. Ich werde auf jeden Fall in der Villa Aurelia Nachforschungen treffen, vielleicht habe ich ja Glück und sie ist es."
    Bridhe kannte nicht nur gesuchte Personen, sie konnte auch noch kochen. Davon war Glabrio überzeugt. Doch ein Probekochen würde klar stellen, ob sie auch römische oder nur die brittanische Küche beherrschte. Die Arbeiter würden nichts kaufen, als das oft so eintönige Essen, das typisch für Rom war.
    "Das wäre sehr schön! Aber jetzt sehe ich Dir... sehe ich EUCH schon an, wie müde ihr seid. Komm, ich führe Dich zu deinem Raum!", sagte Glabrio und stand auf. Bridhe hatte fertig gegessen und dem kleinen Jungen fielen schon fast die Augen zu. Er ging mit einer Öllampe in der Hand voran die Treppe hinauf und wies seinen neuen Gästen eines der Zimmer zu. Es hatte nur ein Bett. Vielleicht könnte man auf längere Sicht eine Wiege oder ähnliches für das Kind finden, aber für heute würde es genügen. Und dann blieb erst einmal abzusehen, was der neue Tag bringen sollte...

  • Zitat

    Original von Marcus Petronius Glabrio


    Ah ja, verstehe!


    Ich nickte und dachte dabei weiter über die Germanin nach, die ich nur wenige Male getroffen hatte. Ich hatte sie als freundliche und stille, fast verschlossene Frau in Erinnerung. Bei unserem ersten Zusammentreffen hatte ich noch geglaubt, sie wäre eine Konkurrentin für mich, weil ich sie mit Severus gesehen hatte. Aber zu diesem Zeitpunkt war keine Frau mehr eine Konkurrentin für mich, wenn es um ihn ging.
    Es war doch einfach unglaublich! Schon wieder ertappte ich mich, wie ich an Severus denken musste. Es war wohl mein Schicksal, niemals ganz von ihm loszukommen, selbst jetzt, wo ich geglaubt hatte, alles hinter mir gelassen zu haben.


    Glabrio war mit meinem Vorschlag einverstanden, mein Können in einem Probekochen zu testen. Ich konnte es kaum glauben, doch noch eine Aussicht auf Arbeit gefunden zu haben. Morgen würde ich mein bestes geben, um ihn zu überzeugen, dass ich gut genug war, um bei ihm arbeiten zu können. Doch vorher sollte ich mich ausschlafen. Auch der Kleine war todmüde.
    Glabrio führte uns in ein Zimmer, in dem nur ein Bett stand. Das war ausreichend für uns. Es war viel mehr, als ich erwartet hatte. Ich dankte ihm vielmals und wünschte ihm noch eine gute Nacht.
    Esdauerte nicht lange und ich schlief sofort ein, nachdem ich in das frische, gutriechende Bett gestiegen war. Auch mein kleiner Sohn hatte bereits die Augen geschlossen und beide verbrachten wir eine erholsame Nacht, die erst endete, als die ersten Sonnenstrahlen in das Zimmer einfielen.

  • Das einfallende Licht der Sonnenstrahlen hatte mich geweckt. Ich streckte mich und rekelte mich noch einmal in dem warmen weichen Bett, ehe ich mich dazu aufraffte, aufzustehen. Diarmuid schlief noch. Ich entschied mich, ihn noch schlafen zu lassen. Er hatte noch viel nachzuholen, nach dem gestrigen Tag.
    Nachdem ich mich gewaschen und angezogen hatte, verließ ich das Zimmer, um nach Glabrio zu suchen. Heute war das große Probekochen, das darüber entschied, ob ich die Stelle als Köchin bekam oder nicht.
    Am Abend zuvor hatte ich kaum etwas von dem Haus gesehen, außer dem Schankraum. Dort sah ich nach, fand aber niemanden. Ich ging weiter und kam in die Küche. Aber auch dort war niemand.
    Wenn ich den Wirt schon nicht fand, wollte ich mich wenigstens hier schon ein bisschen umschauen. Ich wusste nicht, ob ich zuerst noch einkaufen musste, oder ob alles vorrätig war, was ich zum kochen benötigte. Am besten wartete ich hier, bis Glabrio kam.
    Als mir das Warten zu lange wurde, sah ich mich nach den Zutaten um und fand verschiedene Gemüse. Ich begann, die Zwiebeln, die Möhren und den Rest des Gemüses zu waschen, zu schälen und kleinzuschneiden. Dann sah ich mich noch nach anderen Zutaten um und wurde fündig.

  • Später am Abend zeigte mir der Wirt den Schlafraum und ich ging sehr bald zu Bett. Die Reise war anstrengender als gedacht.


    Aber dann am nächsten Morgen, die Sonne ist gerade aufgegangen, fasste ich einen Entschluss: Ich wollte heute mich bei der Armee eintragen. Also sprach ich den Wirt an: Wo finde ich die Castra Praetoria?


    Der Wirt murrte nur und sagte: Am Ende der Stadt, hinter der Stadtmauer ist die Castra Praetoria. Ich dankte für die Auskunft und ging aus der Taberna.

  • Sim-Off:

    Ich führe das hier einfach mal zusammen!



    Am morgen hatte Glabrio Timoxenus getroffen und ihn schliesslich in die Thermen geschickt. Den Rest des Vormittags hatte er sich in der Bibliothek aufgehalten. Einige Bücher mussten noch einsortiert werden - dabei entdeckte er wie üblich wieder interessante Dinge, in die er sich sofort vertiefte. So kam es, dass es schon fast die 5. Stunde/11Uhr war, als er bemerkte, wie stark die Sonne bereits schien. Eilig begab er sich herunter in die Küche. Auf dem Weg traf er Timoxenus wieder und winkte ihm freundlich, mitzukommen. Und in der Küche war tatsächlich schon Bridhe an der Arbeit.
    Sie hatte Gemüse geschnippelt. Glabrio war beeindruckt, dass sie einfach so die Initiative ergriffen hatte. Das war gut. "Na, immerhin bist Du pünktlich - im Gegensatz zu mir. Es wird Zeit!"
    Dann stellte er die beiden einander vor ohne genauer auf ihre Geschichten einzugehen.
    "Timoxenus, könntest Du bitte ein Fass Cervisia aus dem Keller hochholen? Es kann sein, dass wir auch neuen Honigwein brauchen!" Im Keller hatte Glabrio ein nettes Lager eingerichtet. Cervisia gab es, weil es Erinnerungen an Loki weckte - und ganz nebenbei auch bei den Arbeitern recht gut ankam. Der Wein schmeckte ein wenig spanisch. Auch wenn er nur aus Norditalien stammte. Nur einen Feigenwein oder ähnliches aus dem Osten hatte er noch nicht gefunden.
    "Nun zu Dir, Bridhe. Ich sehe, Du hast schon angefangen, das ist gut. Es wird heute eine Suppe geben, Du darfst Dir aussuchen was Du benutzt, aber es müssen die Reste hier aus der Küche verwandt werden. Und für die... besser zahlenden Gäste gibt es Huhn. Bereite es gerne auf brittannische Art zu, wenn Du die Zutaten hier findest - aber es darf nicht zu abstoßend für den römischen Gaumen sein. Ausserdem gibt es jeden Tag etwas mit Fisch - als Spezialität des Hauses. Da darfst Du ruhig kreativ sein." Wie viele Leute würden wohl heute kommen? Es war jeden Tag anders, also wartete ich ab, wie Bridhe diese Frage klären würde.

  • Sim-Off:

    Klar, immer gerne :)


    Neugierig folgte Tychicus auf dessen Wink seinem neuem Arneitgeber in die Küche und entdeckte dort eine junge Frau, die bereits bei der Arbeit war.


    "Salve, Bridhe!", grüßte er seine neue "Kollegin", nachdem Glabrio sie einander vorgestellt hatte.
    Dann machte er sich auf den Weg, um nach der gennanten Cervisia und dem Honigwein im Keller zu sehen - Oder zumindest wollte er das zuerst. Dann fiel ihm jedoch auf, dass er überhaupt nicht wusste, wo sich hier der Eingang zum Keller befand.
    Auf halbem Weg zur Tür drehte er sich wieder zu dem Petronier herum und fragte:


    "Verzeiht, aber ich weiß gar nicht, wo der Keller ist..."


    edit: Name...

  • Die Zwiebeln hatten mir die Tränen in die Augen getrieben. Ich hörte Schritte und auch Glabrios Stimme. Ich drehte mich zu ihm hin und beinahe hätte ich mir die Tränen mit der Hand abgewischt, in der ich zuvor die Zwiebel gehalten hatte. Glabrio kam in die Küche und er war nicht allein. Ich legte das Messer beiseite und wischte die Tränen mit dem Handrücken der anderen Hand weg.
    Glabrios Kompliment ließ mich verlegen lächeln, während der fremde Mann, der Timoxenus hieß, mich begrüßte.


    Salve Timoxenus, erwiderte ich.
    Glabrio teilte dem Mann seine Arbeit zu, die ihn in den Keller führte. Timoxenus machte sich sofort auf den Weg. Ich sah ihm noch kurz hinterher.


    Äh, ja. Ich dachte, ich fange schon einmal an, meinte ich schließlich zu Glabrio, der mir nun meine Aufgaben aufzählte. Die Suppe sollte keine Herausforderung werden und der Fisch auch nicht. Das hatte ich schon oft zubereitet und kannte mich damit auch aus. Dann war schon eher das Huhn eine Hürde, die ich nehmen musste. Bei uns zu Hause hatte es so gut wie nie Huhn gegeben. Das war eine Delikatesse, die für meine Familie nicht erschwinglich war. Ein wenig Erfahrung hatte ich aber in der flavischen Küche sammeln können. Dort gab es solche Speisen täglich.


    Gut, dann werde ich eine Gemüsesuppe kochen. Den Fisch werde ich mit frischen Kräutern füllen und werde ihn anschließend grillen und das Huhn werde ich am besten ganz traditionell römisch zubereiten, damit alle zufrieden sind.


    Im Geiste ging ich schon einmal jeden Handgriff durch, der notwendig war. Doch schon bald stellte sich mir die Frage, mit wie vielen Gästen ich zu rechnen hatte, also in welchen Mengen ich kochen musste.


    Wie viele Gäste kommen denn täglich in deine Taberna?

  • Die beiden Probearbeiter wollten fleissig anfangen zu arbeiten, doch natürlich gab es Fragen. Zuerst zeigte Glabrio Timoxenus den Weg zum Keller. Hinter der Theke gab es eine Falltür, unter der sich eine schräge Leiter befand. Es war eine ziemlich anstrengende Arbeit, die Fässer und Amphoren hoch und auch hinunter zu transportieren, aber der Keller bot Platz und vor allem Kühle, die in Rom ganz und gar nicht immer gewährleistet war.


    Bridhe hatte Tränen in den Augen... Erst nach einem kurzen erschrockenen Moment fiel Glabrio die Zwiebel auf und er musste lachen, als er sich das schlimme Bild so rasch und harmlos erklären konnte.
    Sie erzählte ihm, wie sie die verschiedenen Gerichte zubereiten würde, was er interessiert anhörte. "Das lässt einem ja das Wasser im Mund zusammenlaufen!" Die Idee mit dem römischen Huhn war sicherlich clever. Die Zungen und Mägen von Bauarbeitern, Sklaven und einfachen Leuten vertrugen oft keine Neuerungen. Aussergewöhnlichkeiten waren dann wohl eher etwas für die Reichen und Einflussreichen.


    "Das ist eine gute Frage. Da ich erst vor kurzem geöffnet habe, kann ich das leider noch nicht mit Gewissheit sagen. Ein Dutzend hart arbeitender Männer kommt regelmässig vorbei, oft auch einige mehr. Und an machen Tagen holen sich die Frauen aus der Nachbarschaft, die in ihren Wohnungen nicht kochen können, hier eine warme Mahlzeit. Es ist aber immer unterschiedlich. Vielleicht kannst Du es so anstellen, dass wir die Reste morgen aufwärmen oder wieder verwenden und erneut servieren können, wenn heute kein besonders guter Tag sein sollte."


    Während Timoxenus und Bridhe die harte körperliche Arbeit machten und das Essen vorbereiteten, machte Glabrio seinen Gang durch die Zimmer und räumte ein wenig auf. Gegen die 5. Stunde (11 Uhr) öffnete er den Holzladen vor dem Ausschank. Von innen konnte er nun Mahlzeiten an die Passanten auf der Strasse verkaufen und gleichzeitig den Schankraum im Blick haben. Nachdem er auch die Tür geöffnet hatte - alles war nun bereit für die ersten Gäste - ging er zurück in die Küche um zu sehen, wie weit das Essen war. Es roch schon verlockend.

  • Nachdem er nun endlich anfange konnte, kletterte Tychicus die Leiter zum Keller hinab und fand, nachdem sich seine Augen an das Zwielicht in dem nur durch den Lichtstrahl der Luke in der Kellerdecke beleuchteten Raum gewöhnt hatten, mehrere Fässer Cervisia, von denen er eines vorsichtig unter die Luke rollte. Dann hievte er das schwappende und gluckstende Behältnis die Leiter hinauf, was wirklich als Herausforderung erwies, da das Ding nicht nur ganz schön schwer war, sondern durch die darin herumschwappende Flüssigkeit die ganze Zeit seinen Schwerpunkt verlagerte, sodass der Rediviver auf der nicht sehr langen, aber steilen Leiter mehrmals fast das Gleichgewicht verlor.
    Endlich hatte er es geschafft und beförderte das Fass in die Küche, wo Bridhe ebenfalls fleißig ihre Arbeit aufgenommen hatte.


    Da Glabrio gegangen war, wandte sich Tychicus dann an Bridhe:


    "Weißt du, ob wir noch den Hongiwein brauchen, von dem der Petronier eben gesprochen hat?


    Währenddessen sah er sich bereits suchend im Raum um, um vielleicht herauszufinden, wo hier solche Getränke aufbewahrt wurden.

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