Ars Medicinae des Cursus Medicinae II

  • Dann kannst du ja das Chirurgische Besteck nehmen und ich das Valetudinarium und Militärärzte.


    Dann blickte Seneca zu Appolonius, um noch eine Frage zu stellen.
    Geht es bei dem Valetuinarium um ein zivilies oder ein militärisches?


    edit: Zusatz

  • An Iulius Seneca gewandt, erwidert Apollonius. "Nun in erster Linie waren die militärischen Einrichtungen gemeint, wenn Du aber auch etwas über Zivile findest, kannst Du gerne noch ein paar Worte dazu verlieren."


    An Valeria gewandt. "Ich hätte jedoch auch noch eine Alternative für Dich, da unsere Bibliothek eher dürftig mit seiner Auflistung von Ärztinnen und Hebammen ist. Das andere Thema wäre 'Das Ärztebild unserer Zeit'!"

  • ~Ars Medicinae~


    „Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit sind eng miteinander verknüpft und wird es immer sein, solange wir als Sterbliche auf der Welt wandeln. Doch wenn uns auch durch Pandora alles Übel auf die Welt gebracht wurde, so bleibt doch das Fünkchen Hoffnung zurück. Die Hoffung eines Kranken liegt bei dem Wissen der Medici. Studiert gut, und euch soll es beschieden sein, die ehrwürdige Kunst des Heilens anzuwenden, die uns die Götter übermittelt haben.


    Heute werden wir uns zuerst mit der vier Säfte Lehre, der Pneumalehre, Prognose und Krankheitstherapien beschäftigen.


    ~Die Vier Säfte Lehre~



    Wie ich schon erzählt habe, ist Empedokles die Grundlage für die heute übliche Vier Säfte Lehre. Empedokles vertrat die Ansicht, dass der Kosmos auf vier Elementen aufgebaut ist, Feuer, Luft, Erde und Wasser. Die führte zu der Ausbildung des Vierer Schemas.


    Verschiedenste philosophische Strömungen fügten der Elementelehre noch verschiedene andere Aspekte hinzu, aber immer vier in der Zahl. Wichtig für die Vier Säfte Lehre sind die Eigenschaften Warm, Trocken, Kalt, Feucht.


    So zeichneten die Elemente jeweils zwei dieser Eigenschaften aus:


    ~Feuer- Warm und Trocken~
    ~Wasser- Kalt und Feucht~
    ~Erde- Kalt und Trocken~
    ~Luft- Warm und Feucht~


    In der Medizin wurden der Elementelehre die vier wichtigen Körpersäfte hinzugefügt. Die Säfte wurden den Elementen zugeordnet, da ihre Eigenschaften mit ihnen übereinstimmten.


    ~Feuer- gelbe Galle~
    ~Wasser- Schleim~
    ~Erde- Schwarze Galle~
    ~Luft- Blut~


    Darausfolgend können wir den vier Säften auch verschiedene Eigenschaften zuordnen:


    ~Gelbe Galle- Warm und Trocken~
    ~Schleim- Kalt und Feucht~
    ~Schwarze Galle - Kalt und Trocken~
    ~Blut- Warm und Feucht~


    Die vier Säfte werden in den vier Wichtigen Organen des Körpers zugeordnet- dem Gehirn, der Leber, der Milz und dem Herzen.


    ~Die Säftebildung~


    Grundlage für die vier Säfte sind die Speisen, die wir zu uns nehmen. Diese werden in den Körper und dem Darm aufgenommen und dort durch Pepsis (Dauung), beziehungsweise durch Coctio (Kochung) in seine verwertbaren und die nicht verwertbaren Bestandteile aufgetrennt.


    Die Milz- Die nicht verwertbaren Teile werden der Milz zugeführt. Die Milz bildet die schwarze Galle aus diesem Teil.


    Die Leber- Der verwertbare Nahrungsbrei wird dann vom Darm aus der Leber zugeführt. Aus dem Nahrungsbrei entsteht in der Leber schließlich das Blut und als Überschuss die gelbe Galle.


    Das Herz- Das Blut wird nun von der Leber ins Herz transportiert. Das Herz ist in zwei Kammern aufgeteilt. Die linke und die rechte Kammer. In der linken Kammer herrscht ein ständiges Feuer, das ständig durch das zugeführte Pneuma angeheizt wird. Im Herzen wird es über das Feuer in der linken Herzkammer erhitzt. Dabei tritt die Hitze über die Herzporen zwischen den beiden Kammern über. Somit erhält das Blut dort seine entgültige Form und wird von dort in die Peripherie des Körpers gebracht, wo es dann versickert. Das Blut muss ständig von der Leber nachproduziert werden.


    Das Gehirn- Dieses Organ bildet den kalten und feuchten Schleim.


    Die Pepsis wird dabei in drei Stadien aufgeteilt, die sogenannte Digestionslehre:


    Die erste Digestion- Dies vollzieht sich im Magen. Dort wird der Nahrungsbrei, chylus, in minderwertige Teile und die reinen Teile getrennt. Die minderwertigen Teile werden in Milz als schwarze Galle aufgearbeitet und dann über Magen und Darm zur Ausscheidung gebracht.


    Die zweite Digestion- Der Ort hierfür ist die Leber. Dort wird aus dem reinen chylus das Blut, gelbe und schwarze Galle gebildet. Der Rest wird über den Harn ausgeschieden.


    Die dritte Digestion- das Blut in der Körperperipherie wird aufgebraucht und die Abfallbestandteile gelangen über den Schweiß aus dem Körper.



    Grob zusammengefasst kann man dem Viererschema jetzt auch die Organe hinzufügen.


    ~Das Herz- Blut- Warm und Feucht- Luft~
    ~Die Leber- Gelbe Galle- Warm und Trocken- Feuer~
    ~Das Gehirn- Schleim- Kalt und Feucht- Wasser~
    ~Die Milz- Schwarze Galle - Kalt und Trocken- Erde~



    Als letztes kann man dem Schema noch vier verschiedene Temperamente hinzufügen. Jeder der vier Säfte und ein Überwiegen dieses Saftes führen zu bestimmten Charaktereigenschaften.


    Bei dem Choleriker ist die gelbe Galle im Überschuss vorhanden. Der Choleriker ist aufbrausend, jähzornig und heftig in seinem Wesen.


    Der Melancholiker zeigt ein trauriges Wesen, eine getrübte Gemütsverfassung, Verstimmung bis hin zum Wahn. Bei ihm ist die schwarze Galle dominant.


    Der Sanguiniker, der oft überreizt, sehr erregt, aber auch heiter ist, hat zuviel des Blutsaftes in sich.


    Der Phlegmatiker wird in seinem Verhalten und seinem Wesen langsamer, zögerlicher und wird oft als oberflächlich eingeschätzt. Ihm ist zuviel Schleim inne.


    Somit hätten wir das Schema im Großen und Ganzen zusammen:


    ~Das Herz- Blut- Warm und Feucht- Feuer- der Sanguiniker~
    ~Die Leber- Gelbe Galle- Warm und Trocken- der Choleriker~
    ~Das Gehirn- Schleim- Kalt und Feucht- der Phlegmatiker~
    ~Die Milz- Schwarze Galle - Kalt und Trocken- der Melancholiker~




    ~Die Pneumalehre~


    Das Pneuma ist der Vitalstoff Luft, was unseren Körper durchzieht und sich vom Lebenspneuma bis zum Seelenpneuma zeigt. Als Lebenspneuma, das im Herzen seinen Sitz hat, als psychisches Pneuma des Gehirns und als physisches Pneuma der Leber. Das Blut dagegen dient hauptsächlich dem Nahrungstransport. Das ursprüngliche Pneuma wird dabei bei jedem Atemzug aufgenommen. Über die Lunge gelangt es dann in die linke Herzkammer. Dort schürt es das Feuer, welches das Blut im Herzen erhitzt. Dort wird der Grundstoff des Pneumas in das rauchige Pneuma zootikon (spiritus vitalis- Lebenspneuma genannt) umgewandelt. Ein Teil davon gelangt über die Lunge wieder nach außen.


    Das Pneuma zootikon liefert jedoch auch den Grundstoff des Pneuma psychikon (spiritus animalis- Seelenpneuma), dass im Gehirn zu dem Seelenpneuma umgearbeitet wird. Dieses Pneuma hat seinen Sitz dabei in den Höhlen des Gehirns, den Ventrikeln.


    ~Krankheit, Prognose und Therapie~


    Da wir nun die Grundlagen des richtigen Körperaufbaus kennen, können wir uns der Krankheit zuwenden. Der Zustand des Patienten, zu dem wir gerufen werden.


    ~Harmonie und Disharmonie~


    Schon die Philosophen vor Sokrates sahen in der Gesundheit die Harmonie des Körpers und das Gleichgewicht der Strömungen. Auch in der Viersäftelehre ist dies Grund und Quell der Gesundheit und der Krankheit. Sind die vier Säfte in einem Gleichgewicht, einem Zustand der Harmonie, der sogenannten Synkrasie oder auch Eukrasie, so ist der Körper und der Mensch gesund. Überwiegt jedoch einer der Säfte, so liegt ein Ungleichgewicht im Körper vor, eine schlichte Mischung, die Diskrasie.


    Diesem Ungleichgewicht heißt es mit dem ärztlichen Wirken entgegenzusetzen und wieder die Harmonie der Säfte zu erwirken. Zu dem Mitteln, wie das Gelingen kann, komme ich bei der Therapie dazu.


    ~Die vier Elemente des ärztlichen Handelns~


    Wie ich schon bei Hippokrates geschildert habe, gibt es vier wichtige Elemente, die unser Handeln bei einem Patienten bestimmen sollte.


    Primus: Die Beobachtung


    Secundus: Einbeziehen mündlicher und schriftlicher Überlieferungen


    Tertius: Die Prognose


    Quartus: Die Therapie


    ~Primus- die Beobachtung~

    „Folgendes waren die Grundlagen unseres Urteils bei Erkrankungen; wir berücksichtigen: Die gemeinsame Natur aller Menschen und die eigentümliche Konstitution jedes Einzelnen, die Krankheit, den Kranken, die Verordnungen, den Arzt, der vorordnet- denn daraus schließen wir auf günstigeren oder schwierigeren Fortgang-, die Einflüsse des Klimas in ihrer Gesundheit, Ausdrucksweise, Verhalten, Schweigen...Verschlimmerungen, Abgänge, Harn, Auswurf, Erbrechen; Schweiß, Frösteln, Kälte, Husten, Niesen, Schlucken. Auf diesen Symptomen muss man erschließen, was durch sie folgt.“
    (Epidemien, Hippokrates)


    ~Die Krankengeschichte:
    Die Krankengeschichte des Patienten sollte erfragt werden. An welchen Krankheiten litt er schon einmal? Gibt es Beschwerden, die immer wieder auftraten? Seit wann hat er die Beschwerden? In welcher Form äußern sie sich?


    ~Die klimatischen Bedingungen:


    Auch darf der Medicus die äußeren Umstände des Patienten nicht vergessen. Wie ist das Klima an seinem Wohnort? Lebt er auf dem Land oder in der Stadt? Lebt er in einer Insula oder in einer Villa? Lebt er an einem Sumpf oder am Meer?


    ~Die äußeren Umstände:


    Auch in welchen Lebensumständen sich der Kranke befindet. Welcher Arbeit geht er nach? Fragen über seine Familienverhältnisse sind auch nicht verkehrt und nach den Belastungen, die er täglich ausgesetzt ist.


    ~Die Beobachtung des Patienten:


    Als letztes ist natürlich eine genaue Untersuchung des Patienten von Nöten. Welche Symptome äußert er? Wie ist seine Hautfarbe? Blass, Rot oder zeigt sie Veränderungen in ihrer Struktur?


    Es gibt drei Techniken dabei:


    1. Die Inspektion: Das Auge erkennt die Zeichen der Krankheit


    2. Die Palpation: Was das Auge nicht erkennt, ertastet die Hand


    3. Die Auskultation: Der Patient wird leicht geschüttelt, um die Säfte hörbar zu machen.


    Somit sind Augen, Hände und Ohren die wichtigen Instrumente der Beobachtung.


    Weiter wichtig ist in diesem Zusammenhang:


    1. Der Puls-


    Wie zeigt er sich? Schnell, langsam, unregelmäßig?


    2. Der Urin-


    ~Welche Konsistenz hat der Urin?


    Klar und gelb, wie es sein sollte? Oder dunkel? Oder voller fester Elemente?

    ~ Welchen Geruch hat er?


    Übermäßig bitter? Oder eher viel zu süß?


    Gerade beim Urin gibt es einen Test, den ich noch gerne an dieser Stelle erwähnen will. Es gibt eine Krankheit, die sich oftmals in übermäßigem Schwitzen, großem Durst und schließlich der Bewusstlosigkeit des Patienten äußert. Unbehandelt führt diese zum Tod.


    Um herauszufinden, ob der Patient an dieser Krankheit leidet, nimmt man etwas von seinem Urin. Schließlich stellt man diesen zu Bienen. Fangen die Bienen an, diesen Urin zu trinken, kann man sicher sein, dass es sich um die Krankheit handelt, da der Urin übermäßig süß, wie bei Honig ist (Diabetes Mellitus).

    ~Secundus- Beurteilung~


    Einbeziehen mündlicher und schriftlicher Überlieferungen und Erfahrungen der bisherigen empirischen Medizin. Kam die Krankheit in der Form schon einmal vor? Welche Erfahrung hatte die Medizin mit dieser?


    Greift auf Eure Erfahrungen zurück und auf die Erfahrungen älterer Mediziner. Oftmals kann dort noch die Lösung für die Prognose des Patienten und die Möglichkeit der Therapie gefunden werden.


    Dieser Prozess ist jedoch oftmals schon mit der Prognose in Zusammenhang zu bringen, denn der Schritt vom eigenen Wissen über die Krankheit und dem Verlauf der Krankheit ist nur ein sehr kleiner.


    ~Tertius- Die Prognose~


    Erstellen einer Prognose aufgrund der bisherigen Erfahrungen. Wie wird die Krankheit verlaufen? Was charakterisiert sie und wie wird die Krankheit sehr wahrscheinlich ausgehen?


    Nicht am Namen der Krankheit, an der Ursache ist der Patient interessiert. Nein, er möchte wissen, wie lange er unter der Krankheit zu leiden hat.


    Wird er wieder gesund? Wird die Krankheit tödlich verlaufen?


    ~Die Krisis~


    Im Verlauf einer Krankheit wird es bei fast allen Patienten eine sogenannte Krisis geben. Die Krisis ist der Höhepunkt eines Krankheitsverlaufs. Dies war die entscheidende Phase der Krankheit. Hier entschied sich, ob der Patient mit Hilfe des Arztes oder der Vis Medicatrix Naturae (Die Heilkraft der Natur) die Krankheit überwinden konnte oder ob er sterben würde.


    Bei bestimmten Krankheitsverläufen ist dies vom Beginn der Krankheit an vorbestimmt. So gelten der 4., 7., 11., 14., 20., 34., 40. und der 60. Tag als besonders kritisch in Hippokrates’ verfasstem Prognosticon.


    ~Quartus, die Therapie~


    Erstellen einer genauen Therapie, entweder durch einen Ernährungs- und Lebensplan (Diätisch), durch Pflanzen (Medikamentös) oder mittels des Messers (Chirurgisch). Auf Letztes sollte jedoch nur zurückgegriffen werden, wenn die ersten beiden Lösungen versagen. Die therapeutischen Maßnahmen zielen darauf den Körper wieder in die Harmonielage der Säfte zurückzuführen. Durch Coctio versucht der Körper die Säfte wieder loszuwerden. Darus resultiert das typische Fieber und die Rötung. Gelingt es dem Körper nicht, die Säfte zu beseitigen, können diese sich als Geschwüre im ganzen Körper ausbreiten (Metastasen)


    Die Therapie und ihre drei Möglichkeiten:


    ~Primus~ Das Beseitigen des überschussigen Saftes.


    Die Wiederherstellung der Eukrasie kann dem Arzt durch evakuierende Maßnahmen gelingen. Der Saft wird dabei aus dem Körper abgeführt und der Körper kann sich danach wieder erholen.


    Solche Maßnahmen sind:


    ~Schröpfen mittels der Schröpfköpfe


    ~Abführen und Erbrechen durch Einsatz von Brech- und Abführmittel


    ~ Harnablass durch Förderung der Harnentleerung


    ~Schwitzen


    ~Niesen



    ~Secundus~ Diaita (Diät) und Medikation


    Ergänzen für die evakuierenden Maßnahmen dient auch die Diaiti. Das einfache und doch wirksame Konzept in der Diaiti Medikation zielt auf der contraria contrariis. Das Gegenteil der Disharmonie führt somit zu dem Gleichgewicht zurück, da beides sich gegenseitig ausschließt.


    Die Diätetik war neben der Chirurgie die erste Wahl in der Therapie. Sie umfasste jedoch nicht nur einen Ernährungsplan zu erstellen, der auf die Diskrasie ausgerichtet war, sondern auf fast alle Bereiche des Lebens. Eine Ordnung des Lebens, die Ennomia, sollte wiederhergestellt werden. Diese „sex res nonaturales“ war auf Licht und Luft, Speise und Trank, Arbeit und Ruhe, Schlafen und Wachen, Ausscheidungen und Absonderungen und die Zustände des Gemütes bezogen.


    Nur eine Betrachtung der „res naturales“, das heißt die Säfte, die Elemente und die Konstitution wäre für die Therapie ungenügend.


    ~Tertius~ Die Chirurgie


    Manche Krankheiten sind durch die Diati und durch Pflanzenmittel nicht mehr zu heilen. Hier muss nun das Messer des Chirurgen zum Einsatz kommen. Ein solcher Eingriff ist jedoch immer mit großem Risiko verbunden und in einigen Fällen auch mit tödlichem Verlauf. Es gibt viele Operationen, die heutzutage getätigt werden. Am Auge, in den Eingeweiden bis hin zu Operationen am Schädel und dem Gehirn.

  • Als der Meister nach dieser langen Lektion innehielt, wagte ich es an die offenstehede Tür zu klopfen...


    "Salve, verehrter Apollonius! Verzeiht die Störung, doch ich konnte nun nicht mehr länger warten! Seit Tagen nun verfolge ich durch das Fenster, das ihr geflissentlich offen stehn ließet, die Unterweisung in die ars medicinae... Ich möchte euch demütig bitten, mich als Gasthörer zuzulassen - als candidatus des res vulgeres bin ich hinlänglich qualifiziert und bringe auch den nötigen Eifer mit..."


    Mein Blick ging unruhig im Saal umher und mein Gehirn hatte alle Mühe, die Hitze meines Pulses zu kühlen.


    Da war ein bekanntes Gesicht und ein kurzes Lächeln umspielte mein angespanntes Gesicht, während ich auf des Apollonius Antwort wartete...

  • Apollonius ließ sich gerade den Wasserbecher reichen als der Neuankömmling eintrat. Hochgezogener Augenbrauen sah er von seinem Podest auf ihn runter.


    "Seit Tagen? Ja, warum kommt Ihr denn nicht rein?" Er schüttelte leicht den Kopf. "Setzt Euch!" wieß er ihn an.


    An die Schüler gewandt, meinte Apollonius. "Im Prinzip sind wir mit der Theorie jetzt durch! Wenn keine Fragen bestehen, dann seid ihr für heute entlassen. Morgen früh sehen wir uns gleich im unteren Saal für das Tirocinium."


    Er wendete sich an Cicero. "Ihr bleibt bitte noch kurz...!"

  • Valeria war schon recht früh hier gewesen und hatte alles vorbereitet. Nun wartete sie, bis die anderen eintrafen. Als endlich alle da waren, räusperte sie sich und trat vor die versammelte Mannschaft hin. Sie war schrecklich nervös, war sie doch die erste, die ihr Referat hielt; und sie wusste somit auch nicht, was Apollonius so richtig erwartete. Dennoch versuchte sie, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken und mit klarer, deutlicher Stimme zu sprechen.


    "So, ähm....guten Morgen euch allen. Ich halte heute mein Referat. Es besteht aus zwei Teilen; zum einen werde ich euch etwas über das Ansehen der Medici erzählen, zum anderen habe ich eine kleine Auflistung von Heilmitteln und Hilfsmitteln bei Frauenleiden vorbereitet. Jeder von euch wird eine Abschrift erhalten und ich werde diese Liste auch in die Bibliotheca der Schule stellen."


    Sie sah von einem zum anderen, dann zu Apollonius und schließlich auf die Notizen auf ihrer recht langen Pergamentrolle. Und dann begann sie ihren Vortrag.


    "Nach Platon gibt es zwei verschiedeneTxpen von praktizierenden Ärzten.


    1. den wortkargen, erfahrenen Praktikus
    Der Praktikus war ein durch Praxis geschulter Arzt und kümmerte sich zur Zeit Platons um Kranke, die einen niedrigen sozialen Stand inne hatten, da diese meist nicht genug Geld hatten, um eine langwierige (und damit eventuell genauere) Behandlungsmethode zu bezahlen. Heute würden wir einen solchen Arzt wohl eher Heilpraktiker nennen.


    2. Iatrós akrós, also eine Koryphäe oder einen Facharzt
    Der Facharzt konzentrierte sich auf die Kranken der höheren Stände, aber nicht des Geldes wegen, sondern weil er sich bei vermögenden Patienten mehr Zeit für Beobachtung, Untersuchungen und Gespräche nehmen konnte. Dadurch konnte er dem Kranken viel besser effektive Heilmethoden zuzusichern und wurde auch dem Therapieziel des Hippokrates, nämlich dem, dass der Erkrankte zusammen mit dem Arzt gegen die Krankheit kämpfen sollte, gerecht.



    De medicina


    Nach Platon war Medizin eine Technik, die „auf fachliches Wissen, berufliche Erfahrung und hohes Können gegründet ist, über zuverlässige Methoden mit voraussehbaren Ergebnissen verfügt und wie etwa auch die Bildhauerei von einem Meister gegen entsprechendes Lehrgeld oder Honorar erlernbar ist“. Hiermit unterscheidet sich also die ärztliche Kunst von der Tempelmedizin, wie sie früher weitverbreitet war, und damit auch von der „bloßen Routine“ einer Krankheitsbehandlung. „Echte“ Ärzte gehen immer wieder individuell auf den Erkrankten ein, beraten und behandeln ihn, wie sein Körper es verlangt, wohingegen besagte Priestermediziner immer wieder so behandeln, wie sie es einst erlernten.


    Hippokrates ist natürlich auf jeden Fall den sich weiterbildenden Ärzten zuzuordnen, wie wir auch schon in der Vorlesung hier erfahren haben. In seiner Schrift „De medico“ skizziert er seine Vorstellung eines guten Arztes:


    „Die Heilkunst umfasst dreierlei: die Erkrankung, den Kranken, den Arzt. Der Arzt ist der Diener der Heilkunst. Der Kranke muss zusammen mit dem Arzt sich gegen die Krankheit wehren.
    Zum Arzt gehört Autorität. Im Aussehen wird er von guter Farbe und gesundem Fleischansatz sein, soweit es seine Konstitution erlaubt.
    Diejenigen, die körperlich nicht gut dran sind, gelten nämlich bei der Menge als unfähig, für andere zu sorgen. In der Kleidung soll er auf Reinlichkeit und auf ein anständiges Gewand halten, auf wohlriechende Salben mit unaufdringlichem Duft. Durch all das fühlen sich die Patienten angenehm berührt, darauf muss man Wert legen. Was die innere Haltung betrifft: Er sei maßvoll, nicht allein durch Zurückhaltung im Sprechen, sondern überhaupt ausgeglichen in der Lebensführung. Darin liegen nämlich die größten Vorteile für die Gewinnung von Ansehen. Im Charakter ein Edelmann, als solcher gegen alle gemessen, freundlich, redlich.
    Im Ausdruck des Gesichtes sei er nachdenklich, ohne abweisend zu sein, sonst erscheint man eigenwillig und menschenfeindlich. Wer leicht in Lachen ausbricht oder zu aufgeräumt ist, wird als ordinär empfunden. Davor muss man nicht am wenigsten auf der Hut sein. In allem Verkehr mit den Menschen muss der Arzt gerecht sein, denn oft muss Gerechtigkeit ihm aushelfen. Auch stehen die Kranken in einem besonderen Verhältnis zum Arzt, geben sie sich doch in seine Hand, und zu jeder Stunde kommt er mit Frauen, Mädchen und wertvollstem Besitz zusammen. All dem gegenüber muss er an sich halten.“


    Der Arzt war also in erster Linie eine ernste Autoritätsperson mit großem medizinischem Wissen, großem Ansehen und genügend Praxiserfahrung.



    Nationalität und Stand


    Nationalität und Stand spielten in der Antike für einen Medicus eine bedeutende Rolle. Griechische Ärzte waren in Rom lange Zeit verpönt; Plinius war der Meinung, dass sich jeder als Arzt ausgeben könne und man ihm sogleich Glauben schenken würde. Das berge eine große Gefahr in sich, denn ein sogenannter Arzt könne ohne Angst vor Konsequenzen die Menschen morden oder als Versuchstiere benutzen. Zusammen mit Cato ärgerte sich Plinius allerdings am meisten darüber, dass der griechische Einfluss auf wissenschaftlichem und geistigem Gebiet generell mächtiger war als der römische. Die Römer selbst taten ihr möglichstes, griechische Medici im eigenen Volk weiterhin in Misskredit zu bringen, indem sie ihnen oftmals die sofortige römische Staatsbürgerschaft verliehen und kostenlose Logis zukommen ließen.


    Zudem war es dem Stand eines Civis nicht würdig, den Beruf des Medicus auszuüben, war dies doch eher ein Amt, das Peregrini, Freigelassene und Sklaven bekleiden sollten. Sie wurden von zumeist griechischen Ärzten grob in die Kunst der Medizin eingeführt und durften schon recht bald selbstständig praktizieren, wobei sie natürlich eher Platons Bild der Praktiker entsprachen als seinem Bild der Fachärzte. Dies führte dazu, dass das Image der Heilkunst im alten Rom ziemlich schlecht war."


    Sie hielt inne und sah sich einen Moment im Raum um, ob es Fragen gab. Dann lächelte sie zaghaft und versuchte erneut, ihre zitternden Hände zu beruhigen. Einen Blick zu Apollonius zu werfen, vermied sie - vorerst zumindest.... Ohne ein Wort verteilte sie die Abschriften, die sie für jeden Schüler und ihren Lehrer gemacht hatte, dann machte sie weiter.


    "So, hier habe ich nun eine Liste für euch. Ihr fragt euch sicher, was diese Aufzählung mit dem ersten Teil des Referats zu tun hat. Nun, das kann ich euch sagen: nichts. Mein Thema war ja eigentlich die Frauenheilkunde, doch nachdem ich lediglich diese wenigen Auszüge in Dioskurides Büchern fand, gab mir Apollonius ein anderes Thema. Dennoch will ich euch diese Liste nicht vorenthalten.



    Der Kyklaminos soll einer schwangeren Frau, wenn sie über die Wurzel hinwegschreitet, eine Fehlgeburt machen, umgebunden die Geburt beschleunigen.


    Die grosse Drakontia erweckt mit Wein getrunken den Reiz zum Beischlaf. Der Geruch der Wurzel und des Krautes tötet den Fötus der im ersten Stadium Schwangeren, ebenso dreissig Körner der Frucht mit Essigwasser genommen. Auch der Geruch der Blüte nach dem Verwelken soll im ersten Stadium der Schwangerschaft den Embryo töten. Die Wurzel ist erwärmend und bewirkt leichten Auswurf der Feuchtigkeit aus der Brust, wenn sie gekocht oder geröstet mit Honig genossen wird.


    Man sagt, dass, wenn eine Schwangere über das Kraut der Onosma hinwegschreite, sie eine Fehlgeburt mache.


    Es kann ein Abortivwein gemacht werden, indem neben die Weinstöcke Nieswurz, Springgurke oder Purgirwinde gleichzeitig mitgepflanzt wird. Von diesen nimmt die Traube die Kraft an und der aus dieser bereitete Wein bewirkt Fehlgeburt. Er wird den Frauen, nachdem sie vorher erbrochen haben, nüchtern mit Wasser gemischt in der Gabe von 8 Bechern gereicht.


    Eisenrost adstringirt, im Zäpfchen eingelegt stellt er den Fluss der Frauen ein, innerlich genommen verhindert er die Empfängnis.


    Myrthenbeerenwein ist sehr adstringierend und gut für den Magen, nützlich bei Magen- und Bauchfluss, ebenso gegen innere Geschwüre und Fluss der Frauen. Er färbt aber auch das Kopfhaar schwarz.


    Geharzter Wein hilft ebenfalls beim Fluss der Frauen. Bei Geschwüren im Unterleibe dienen sie zum Klistier. Der dunkle Harzwein ist adstringirender als der weisse.


    Blutstein vermengt mit Wein wird gegen Harnverhaltung und Frauenfluss getrunken.


    Das auf Felsen wachsende Felsensymphyton wird mit Wein gekocht gegen Dysenterie und den rothen Fluss der Frauen getrunken.


    Die fein gestossene Frucht des schwarzen Nieswurz, in einem Essignäpfchen voll mit Wein getrunken, hat die Kraft, bei Dysenterie und Magenleiden zu helfen und den rothen Fluss der Frauen zu einzustellen.


    Die Abkochung der Zweigspitzen der Brombeere, getrunken, stellt den Bauch und hält den Fluss der Frauen auf, ebenso wie die ldäische Wurzel.


    Der gepresste Saft der Ranken und Blätter des Weinstockes hilft bei falschem Appetit schwangerer Frauen.


    Nieswurzwein reinigt die Frauen nach dem Wochenbett oder auch nach einer Fehlgeburt, treibt den Embryo aus und wirkt gegen Gebärmutterkrämpfe.


    Gebrannter Weinabsatz hemmt den Fluss der Frauen als Kataplasma auf den Unterleib und die Scham. Er zerteilt noch nicht schwärende Drüsen an Scham und Achseln und Geschwülste; mit Essig aufgestrichen schränkt er strotzende und die Milch ergiessenden Brüste ein. Am besten nimmt man den Weinabsatz von altem italienischem Wein, sonst aber auch von einem anderen ähnlichen, denn der vom Essig hat eine zu grosse Kraft.


    Der Morochthosstein ist mit Wasser genommen ein gutes Mittel gegen Blutspeien, Unterleibs- und Blasenleiden, ebenso auch im Zäpfchen gegen Frauenfluss.


    Die aufbewahrten Trester der in Wasser eingelegten Rosinen dienen mit Salz als Umschlag bei Entzündungen, Verhärtungen und Anschwellungen der Brüste. Die Abkochung der Trester ist als Injection von Nutzen bei Dysenterie, Magenleiden und Fluss der Frauen, auch zum Sitzbade und zur Ausspülung wird sie genommen.


    Das fein gestoßene Oberteil des Blüthenschirmes der Garbe verklebt blutige Wunden und hält Entzündung ab und stillt Blutungen, solche aus der Gebärmutter, wenn er im Zäpfchen eingelegt wird. Auch die Abkochung desselben ist als Sitzbad heilsam für solche Frauen, die am Fluss leiden.


    Lärchenschwamm fördert die Menstruation und wird auch im gleichen Gewicht mit Erfolg den Frauen gegeben, welche all Aufblähen der Gebärmutter leiden.


    Die Abkochung der trockenen Dolde und der Frucht des Anethum fördert als Trank die Milchabsonderung, lindert Leibschneiden und Blähungen, reinigt den Bauch und stillt leichtes Erbrechen, treibt den Harn und beruhigt den Schlucken, bei anhaltendem Genuss aber schwächt sie das Gesicht und unterdrückt die Zeugungskraft. Von Nutzen ist seine
    Abkochung als Sitzbad für hysterische Frauen.


    Die Abkochung der Blätter des Foeniculum als Trank befördert die Milchabsonderung und reinigt die Frauen nach der Geburt.


    Die Blätter des Marrubium samt den Samen mit Wasser gekocht oder grün zu Saft ausgepresst wird den Frauen verordnet, denen die Reinigung fehlt, um die Menstruation und die Nachgeburt zu fördern, ebenso auch denen, die eine schwere Geburt haben.


    Abgekocht sind die Blüten der Valentia ein gutes Mittel zu Sitzbädern für Frauen zur förderung der Katamenien, der Nachgeburt und des Embryos, ebenso auch gegen Verschluss und Entzündung der Gebärmutter, wie zum Zertrümmern des Steins und gegen Urinverhaltung. Das Kraut, reichlich auf den Unterleib gelegt, treibt die Menstruation. Der ausgepresste Saft, mit Myrrhe gemischt und als Zäpfchen eingelegt, zieht aus der Gebärmutter Alles wie das Sitzbad. Auch der Blütenstand wird zur Wegschaffung desselben getrunken.


    Die Wurzel des Knabenkraut wird gekocht gegessen wie die Zwiebel. Auch von dieser erzählt man, dass die grössere Wurzel, von Männern verzehrt, die Geburt von Knaben bewirke, die kleinere aber, von Frauen genossen, die Geburt von Mädchen. Weiter berichtet man, dass die Frauen in Thessalien die zartere mit Ziegenmilch trinken, um die Liebeslust anzuregen, die feste aber zur Unterdrückung und Abschwächung der Liebesgelüste, ferner, dass durch den Genuss der einen die Wirkung der anderen aufgehoben werde.


    Das Gänse- und Hühnerfett ist ein gutes Mittel bei Frauenleiden.


    Das Menstrualblut der Frauen scheint die Empfängnis der Frauen zu hindern, wenn sie sich rings herum damit bestreichen, oder wenn sie darüber hinschreiten.


    Die Ziegenküttel, am besten die von Bergziegen, vertreiben, mit Wein getrunken, die Gelbsucht, mit Gewürz genommen befördern sie die Menstruation und treiben den Fötus aus; trocken fein zerrieben und mit Weihrauch als Zäpfchen eingelegt halten sie den Fluss der Frauen zurück, stellen mit Essig auch die anderen Blutflüsse.


    Abgekochtes Foenum graecum ist als Sitzbad bei Frauenleiden angezeigt, wo es sich um Entzündungen oder Verstopfung des Muttermundes handelt.


    Der Samen der Lactuca silvatica verhindert Pollution und Beischlaf.


    Zerstampfte Wurzeln der Iris, mit Honig als Paste eingeführt, ziehen sie den Embryo heraus.


    Innerlich eingenommener Zimt fördert die Menstruation und hilft gegen alle inneren Entzündungen und endlich den Frauen im Sitzbade und in der Räucherung zur Erweiterung des Muttermundes.


    Der Saft des Balsams eignet sich zu Räucherungen für Frauen, und in der Abkochung zum Sitzbade öffnet er den Muttermund indem er die Feuchtigkeit in sich zieht. Das Holz hat dieselbe Kraft wie die Frucht, nur schwächer.


    Lilium candidum (Salböl) hat erwärmende, erweichende, gegen Verstopfung und Entzündung der Gebärmutterumgebung gerichtete Kraft und überhaupt ist es von allen am nützlichsten bei Frauenkrankheiten.


    Der Saft des wilden Ölbaums, im Zäpfchen angewandt, hält den Blutfluss und den Ausfluss der Frauen zurück.


    Dattelpalme beruhigt die Hämorrhoiden.


    Gut..ähm...Ich danke euch, dass ihr so aufmerksam zugehört habt... Das war es dann. Habt ihr noch Fragen?"


    Valeria biss sich angestrengt auf die Unterlippe und sah zu Apollonius hinüber. Vielleicht konnte sie ja an seinen Gesichtszügen und Reaktionen erkennen, wie gut sie abgeschnitten hatte.


    Quelle 1
    Quelle 2

  • ~Noch etwas vor dem Vortrag~


    Cicero bekam nach dem Unterricht die Themen, die er seinen Mitschülern vortragen sollte, ehe auch er aus dem Unterricht wieder entlassen wurde.


    ~Valerias Vortrag~


    Apollonius hat etwas hinter den anderen Schülern gesessen und seine Arme vor seiner Brust verschränkt. Sein Blick war aufmerksam auf Valeria gerichtet, wobei er während des Vortrages seine Miene weder verzog, noch irgendwelche Unmutszeichen äußerste. Aber auch in die andere Richtung wirkte sein Verhalten gemäßigt.


    Als Valeria geendet hatte, nickte er langsam. "Sehr schön, Valeria. Ein sehr guter Vortrag, aus dem sicher alle noch lernen konnten. Auch der Vortrag über Dioskurides Bücher war gut. Aber vielleicht erklärst Du noch einige Begriffe, die wohl nicht jedem hier klar sind?"


    Er kratzt sich am Bart. "Adstringierend, Kataplasma und Dysenterie!"




    /[SIZE=7]Edit: Verflixte Rechtschreibung[/SIZE]

  • Valeria wurde ganz warm, als sie das Lob hörte, dass Apollonius da zu vergeben hatte. Mit einem mal fiel die Nervosität von ihr ab und sie nickte lächelnd.


    "Ja, gern. Also, adstringierend bedeutet "die Poren zusammenziehend", ein Kataplasma ist ein heißer Breiumschlag, der den Schmzer lindern soll und Dysenterie ist...nun ja, Durchfall."
    Sie grinste und sah sich im Raum um.

  • So, und ich werde euch etwas über die Militärärzte und das Valetudinarium erzählen, meinte Seneca nach Valerias gelungenem Vortrag.
    Er trank noch einen Schluck Wasser, stand auf und stellte sich nach vorne.
    Dann begann er.



    "Bevor ich zu den verschiedenen Rängen der Ärzte im Militär komme, möchte ich euch erläutern, wie diese Ärzte oder auch Lehrlinge überhaupt in die Armee gelangten.



    Wenn Capsarii(Sanitäter), zu denen ich später noch kommen werde, nicht in der jeweiligen Einheit zu Ärzten ausgebildet werden, werden entweder Zivilärzte in Notfallsituationen oder in Krisenzeiten durch Verträge verpflichtet. Auch können Ärzte durch Verträge angestellt werden. Als andere Möglichkeit ist auch noch die ganz normale Verpflichtung von Ärzten in der Armee heranzuziehen.



    Sehen wir uns nun die Verschiedenen Ränge in der Armee an.



    Da wäre zunächst einmal der Sanitätslehrling(discentes capsariorum).
    Der Sanitätslehrling nimmt die niedrigste Stufe in der medizinischen Laufbahn beim Militär ein. Er befindet sich in der Ausblidung und wird aus den normalen unteren Rängen beim Militär rekrutiert, also z.B. aus den Legionäre.



    Weiter gibt es die Sanitäter(Capsarii), welche sich aus den Sanitätslehrlingen rekrutieren.
    Die Capsarii sind Immunes, die in den hinteren Reihen einer Schlachtformation stehen und zur Erstversorgung und Bergung der Kameraden dienen. Sie rücken nur dazu. Anbei eine Begriffserklärung: Immunes sind Soldaten, welche Sonderaufgaben nachgehen.
    In Friedenszeiten dienen die Capsari als Krankenpfleger in den Valetudinarien.



    Als nächstes wäre da in der Rangordnung der Sanitätsunteroffizier (miles medicus)
    Der Miles Medicus steht in der Rangordnung über den Capsarii und ist mit dem miles immunis vom Rang her gleichgestellt. Der Miles Immunis ist ein einfacher Soldat aus der Truppe.



    Machen wir nun einen Sprung zur Flotte, nämlich zum Schiffsarzt (medicus duplicarius)
    Der medicus duplicarius wird bei der Flotte als Schiffsarzt und bei der Legion mit dem Namen medicus sesquiplicarius eingesetzt. Bei der Flotte bekommt er den doppelten Sold, bei der Legion den ein einhalbfachen Sold.



    Leiter des nicht- medizinischen Personals im Lazarett (Optio Valetudenarii)
    Der Optio Valetudenarii ist der Leiter des nicht- medizinischen Personals im Lazarett. Er ist teils mit Befugnissen gegenüber dem unteren medizinischen Personal ausgestattet. Er erhält den doppelten Sold.



    Zum Schluss dieser Rangordnung kommt der Medicus Ordinarius
    Der Medicus Ordinarius ist der medizinische Leiter eines Lazaretts in einem Legionslager oder eines Flottenstützpunkts. Er ist der Vorgesetzte aller Arztsoldaten und Sanitäter und hat die Privilegien eines Centurios.


    Dies war die Rangordnung innerhalb der römischen Armee.
    Komen wir nun zum Valetudinarium, dem Krankenhaus in einem Armeeslager.



    Das Valetudinarium besteht aus einem Innenhof und einem einstöckigen Bau.
    Beim Eingangstrakt befindet sich der Operationssaal, welcher durchschnittlich 550 qm groß ist. Der Innenhof dient als Sammelplatz für Verwundete und Geräte oder als Aufenthaltsplatz für Patienten. Die Verwundeten konnten von dort aus zu alle Seiten verteilt werden.

    Das Zentrum des Valetudinariums bilden die Korridore mit den Krankenstuben. Durch das gesamte Gebäude verläuft der Hauptkorrider, von welchem sich die gerade genannten Korridore abzweigen.
    Zwischen den Korridoren und den Stuben liegen noch „Windfänge“, kleine Nischen, in denen das gerade benötigte Material lagert.
    Als Beleuchtung für die Stuben und den Behandlungssaal werden immer große Fenster eingebaut.
    Ein durchschnittliches Valetudinarium in einem Legionslager ist 4.500 qm groß, besitzt durchschnittlich 60 Stuben und ist für 300 Patienten geeignet. Die meisten Stuben sind als Dreiergruppen zusammengefasst und fünf mal drei Meter groß.
    Damit Infektionen sich nicht noch besser verbreiten können, sind die Stuben großzügig belüftet.
    Im Süden des Valetudinariums befindet sich eine Bade- und Toilettenanlage für die Patienten."



    Seneca stoppte und machte deutlich, dass er seinen Vortrag beendet hatte. Dann trank er einen Schluck Wasser und ließ das Gesagte erstmal auf die Zuhörer wirken.



    Quelle1
    Quelle2
    Quelle3

  • Ich räusperte mich und wartete, bis der Saal ganz still war.


    Dann begann ich zu sprechen:


    Verehrtes Auditorium, ich versuche heute eine kurze Einführung in die Materia Medica des Dioskurides zu geben und will euch nicht vorenthalten, warum!


    Die Materia Medica, im grichischen Original „peri hyles iatrikes“, übersetzt „Medizinischer Stoff“, ist in unseren Tagen noch nicht zu dem ihr gebührenden Ruhm gekommen. Zwar ist sie bekannt, doch noch immer treiben sogenannte Medici ihr Unwesen, die sich auf nichts anderes berufen, als was ihr geringer Geist hervortreibt, oder aber auf alles, was Effekt und Eindruck auf die Unwissenden, Kranken und Gebrechlichen macht: namentlich die Polypharmazie ist es, deren ausschweifenden Mischungen mehr Krankheiten befördern als bekämpfen und damit die gesamte Wissenschaft in üblen Leumund stellen!


    Der erste, der sich diesem großen Problem unserer Medizinischen Kultur widmet, ist Pedanios Dioskurides von Anazarbus mit seiner Materia Medica, die endlich auf die Stoffe selbst eingeht und Ordnung in die wichtigsten Dinge bringt, um der Scharlatanerie den Garaus zu machen.



    - pars prima -


    Zur Person des Dioskurides


    Nicht viel ist bekannt, nur, was er selbst und mitteilt. Er stammt aus der Stadt Anazarbus im kleinasiatischen Kilikien. Er begeisterte sich schon früh für die Wissenschaften. Im Prologus seines Werkes spricht er von seiner Kriegerischen Laufbahn, die ihn hat viele Länder kennenlernen lassen - und man kann annehmen, dass er als Römischer Militär Medicus unter Claudius (41-54) und Nero (54-68 ) tätig war - Caius Iulis Seneca hat uns die Ränge geschildert, leider weiß man’s beim Dioskurides wirklich nicht... ja, manche behaupten, er sei gar der Leibarzt des Nero gewesen, aber wie gesagt, sicher ist das nicht! Wahrscheinlich studierte Dioskurides zu Tarsos und Alexandrien. Man nimmt an, dass es jetzt ein Vierteljahrhundert her ist, dass er das Werk niederschrieb. Wann er aber tatsächlich lebte - ob er möglicherweise noch unter uns weilt - das konnte ich leider nicht herausbekommen, weiß es Meister Apollonius vielleicht?



    - pars secunda -


    Zur Einzigartigkeit des Werkes und Weisheit des Dioskurides


    Es meinen ja manche, in unserer heutigen Zeit sei der oberflächliche Dilettantimus am Zuge, und das gerade in unserem Fache der Medizin, der Heilmittellehre. Heute seien die Werke auf einen schnellen Erfolg aus und es gebe keine wirkliche Tüchtigkeit mehr. Ob das wohl so ganz richtig ist?


    Eines ist sicher: Das des Dioskurides Werk überragt in allen seinen Teilen deutlich andere Machwerke, und möchte man meinen, sein Autor sei nicht von blinder Ruhmsucht getrieben, die dort wo sie nicht weiß sich aufs Behaupten verlegt! Denn Dioskurides zieht dann das Schweigen vor. Zuviel weiß er, als dass er sich in gelehrten Phantastereien ergehen müsste!


    In Fünf großen Büchern sammelte Dioskurides die gesamte Arzneimittellehre
    unserer Zeit, und beschreibt nicht nur die Kräuter, sondern auch andere Pflanzen und ihre Früchte, die tierischen Erzeugnisse und gar die Metalle. So umfasst er alles, was uns auf Erden medizinisch-therapeutisch nutzbringend umgibt. Alles wichtige und nützliche zu den Stoffen teilt er uns mit, ohne zu verhehlen, dass andere Autoren möglicherweise anderer Meinung sind. Häufig weist er aber den blanken Irrtum seiner Vorgänger nach. Dioskurides selbst gehört offenbar keiner Schule an und er bezieht sich nicht sehr häufig auf die Vier-Säfte-Theorie oder Pneumalehre - allerdings ist er natürlich vertraut mit beiden und läßt das manchemal auch deutlich werden.



    - pars tertia -


    Von der Darstellungsweise der Materia Medica


    Das Werk beschreibt rund 1000 Stoffe und gar 4700 Anwendungen derselben - daraus wird ersichtlich, dass ein kurzer Vortrag sich nur im Allgemeinen bewegen und die ein oder andere Bosonderheit und Auszeichnung herausgreifen kann, wenn der Rahmen desselben nicht gesprengt werden soll. Zugeben will ich auch, dass es mir als Studenten noch erheblich an jenen Kentnissen ermangelt, die mich in den ehrwürdigen Stand eines Medicus von der Größe des Dioskurides versetzen könnten, um mit Leichtigkeit alles und jedes zu erklären...


    Deciam Valeria hat schon einen guten Einblick in die Weise gegeben, mit
    der Dioskurides Stoff, Herstellung und dessen mögliche Anwendung beschreibt - ergänzend möchte ich euch hier zunächst einen Überblick über
    den Aufbau des ganzen Werkes geben: Wie schon gesagt, es sind fünf Bücher.


    Das Erste beschreibt die Aromen, die Salben und Öle, die Bäume und deren Säfte und Früchte.


    Das Zweite beschäftigt sich mit den tierischen Dingen, Milch, Fett, Seeigel, Wanzen, Purpurschnecke, auch Honig, Urin und Kot fallen darunter. Besonderen Wert legt er hier auf die Fette, Schmalz und Talg - und ich glaube er ist der Erste der die Produktion und Anwendung des so wichtigen Wollfettes so präzise beschreibt. Aber auch Pflanzen tauchen nochmals auf: Getreide, verschiedene Gemüse, die scharfen Pflanzen, wie Knoblauch, Senf, Ingwer und Pfeffer.


    Das Dritte schildert die Wurzeln und wie man die sogenannten Säfte gewinnt: durch Pressungen und Mazerierung. Er kommt darüber hinaus auf die Kräuter und Samen zu sprechen und stellt sie in ihrer arzneilichen Wirkung dar; etwa Rhabarber und Cannabis.


    Das vierte geht auf die restlichen Kräuter und Wurzeln ein, worunter auch die Schwämme und Pilze fallen. Er warnt vor dem Genuss der Brom- und Himbeere, dem Schlafmohn und dem Holunder, die Erstickung und Cholera (!) hervorrufen.


    Das fünfte und letzte der Bücher erwähnt ausführlich die anorganischen Substanzen, Erze und Salze, wie Quecksilber, Grünspan, Blei, Kupferblüte, Eisenrost. Aber wichtig für uns alle ob Medicus oder nicht, sind seine Erläuterungen zum Weinstock und seiner Frucht, dem Wein, der die vielfätigsten Wirkungen - auch arzneilicher Art - hat.


    Soviel zur Aufteilung der Bücher. Ich komme jetzt zur Weise der Darstellungen der Stoffe oder auch Präparate:
    Zunächst wird der Name des Stoffes genannt, auch wie er in anderen Provinzen oder Reichen heißt, dann wo man ihn findet und welche Charakteristika er hat. Es schließt sich eine Beschreibung der gewöhnlichen und arzneilichen Wirkungen an und endlich schildert Dioskurides die Rezepturen und Herstellungswege des Präparates. Manchesmal folgen hierauf Hinweise auf die zu nutzenden Geräte zur Verarbeitung und Lagerung.


    Er hält sich aber nicht sklavisch an diesen Ablauf, sondern folgt immer dem, was es zu sagen gilt und gibt dem, was er zu sagen weiß den Vorzug. Am Beispiel des Wollfettes schildert Dioskurides folgendermaßen:


    Cap. 84. Wollfett.
    Lanolinum, Adeps lanae
    Oisypos nennt man das Fett aus schweissig-schmutziger Wolle. Du sollst es auf folgende Weise herstellen: Nimm weiche schmutzig-schweissige Wolle und wasche sie ohne Verwendung von Seifenkraut mit heissem Wasser, und presse sämmtlichen Schmutz aus. Diesen gib in ein weites Becken und
    giesse Wasser dazu, schöpfe es mit einer Kelle zurück unter kräftigem durchrühren, bis es schäumt, oder rühre mit einem Holzspatel tüchtig, bis sich viel Schmutz und Schaum gesammelt hat, dann besprenge ihn mit Seewasser, und wenn das obenaufschwimmende Fett sich gestellt hat, so nimm es in ein anderes irdenes Gefüss auf, giesse Wasser in das Becken, rühre wiederum und besprenge mit Meerwasser den Schaum und nimm ihn heraus; und dieses thue, bis nach Entfernung des Fettes den Schaum mehr entsteht. Den nun gesammelten Oisypos knete mit den leiden und entferne, wenn er etwa Unreinigkeit enthalten sollte, diese sofort, indem
    du das erste Wasser ausdrückst, anderes hinzugiessest und mit den Händen knetest, bis er an die Zunge gebracht nicht beisst, aber massig adstringirt, fett und rein und weiss erscheint. Sodann gib ihn zum Aufbewahren in einen irdenen Topf. Alles aber muss bei Sonnenhitze geschehen. Einige aber seihen das Fett durch und waschen es in kaltem Wasser, wobei sie es mit den Händen reiben wie die Frauen die Pormade, ein solches wird weisser. Noch Andere waschen die Wolle und pressen den Schmutz ab, kochen dann mit Wasser in einem Kessel über gelindem Feuer, nehmen das oenaufstehende Fett ab und waschen es mit Wasser, wie angegeben ist. Auch seihen sie es durch in ein flaches irdenes Geschirr, welches heisses Wasser enthält, verschliessen es ringsum mit einem Deckel aus losem Leinen und setzen es in die Sonne, bis es hinreichend consistent und weiss geworden ist. Einige nehmen nach zwei Tagen das erste Wasser weg und giessen anderes zu. Der bessere ist der ohne Seifenwurzel erhaltene, geschmeidige, welcher den Geruch nach schweissiger Wolle hat, mit kaltem Wasser in einer Muschel verrieben, weiss wird und in sich nichts Hartes oder Festes enthält, wie der mit Wachssalbe oder Talg verfälschte. Er hat die Kraft, zu erwärmen, Geschwüre auszufüllen und zu erweichen, besonders am After und an der Gebärmutter mit Steinklee und Butter. In Wolle (als Zäpfchen) eingeführt treibt er den Embryo aus und befördert die Menstruation; mit Gänsefett hilft er bei Geschwüren in den Ohren und an der Scham. Ferner wirkt er bei angefressenen und krätzigen Augenwinkeln, auch bei verhärteten und solchen Augenlidern, welche die Haare verlieren. Gebrannt wird er in einem neuen irdenen Gefässe, bis er zu Asche geworden ist und die Fettigkeit verloren hat. Es wird aber auch Russ daraus gesammelt, wie wir angegeben haben, welcher zu Augenmitteln sich eignet.


    Man sieht, er ist ein wahrer Kenner nicht nur der Stoffe, sondern auch ihrer therapeutischen Anwendung und Herstellung. Zu letzterer ist aber unbedingt noch eines zu sagen, was Dioskurides selbst für so dringlich empfand, dass er es an den Anfang, in den Prologus seines Werkes aufnahm. Ich zitiere:



    Vor Allem ist es nothwendig, mit Sorgfalt bedacht zu sein auf die Aufbewahrung und das Einsammeln eines jeden (Mittels) zu der ihm angepassten geeigneten Zeit. Denn davon hängt es ab, ob die Arzneien irksam sind oder ihre Kraft verlieren. Sie müssen nämlich bei heiterem immel gesammelt werden; denn es ist ein grosser Unterschied darin, ob die Einsammlung bei trockenem oder regnerischem Wetter geschieht, wie auch, ob die Gegenden gebirgig, hochgelegen, den Winden zugängig, kalt und dürr sind, denn die Heilkräfte dieser (Pflanzen) sind stärker. Die aus der Ebene, aus feuchten, schattigen und windlosen Gegenden sind zumeist kraftloser, um so mehr, wenn sie zur ungeeigneten Zeit eingesammelt oder aus Schlaffheit hingewelkt sind. Auch ist freilich nicht ausser Acht zu lassen, dass sie oft durch die gute Bodenbeschaffenheit und das Verhalten derJahreszeit früher oder später ihre volle Kraft haben. Einige liebe die Eigenthümlichkeit, dass sie im Winter Blüthen und Blätter treiben, andere blühen im Jahre zweimal. Wer hierin Erfahrung sammeln will, der muss dabei sein, wenn die neuen Sprossen aus der Erde kommen, wenn sie sich im vollen Wachsthum befinden und wenn sie verblühen. Denn weder kann er, welcher zufällig nur das Hervorspriessen beobachtet, die volle Kraft (der Pflanze) kennen lernen, noch der, welcher nur eine vollblühende Pflanze gesehen hat, diese beim Hervorspriessen erkennen. Daher verfallen wegen der Veränderungen an den Blättern, an der Grösse der Stengel, an den Blüthen und Früchten und wegen irgend anderer Eigenthümlichkeiten diejenigen über dieses und jenes in grossen Irrthum, welche nicht in solcher Weise Beobachtungen gemacht haben. Aus diesem Grunde wenigstens haben einige Schriftsteller sich täuschen lassen, wenn sie behaupten, einige (Pflanzen) brächten weder eine Blüthe, noch einen Stengel, noch eine Frucht hervor, wie beim Grase, beim Huflattich und Fünffingerkraut.


    Ich denke, es ist deutlich geworden, dass erst das langjährige und ausgedehnte Studium der Stoffe, ihrer Herstellung zum Präparat und schließlich deren therapeutische Anwendung bei Krankheiten dem Medicus
    Erfolg versprechen kann. Ich bitte euch also, nicht gleich zu Ziegenkütteln zu greifen, wenn ihr etwa die Menstruation befordern wollt - ihr müsst mehr darüber wissen und die Bergziegen, die die Küttel spenden besser kennen! Auch wann ihr die Küttel sammelt ist von großer Bedeutung, denn was die Ziegen fressen, hängt von den Jahreszeiten und dem Wetter ab!


    Ich beschließe den Vortrag mit einem Tip für den Alltag:


    Die Eigenschaft der Weine nach ihrem Alter.
    Die alten Weine sind für die Nerven und die übrigen Sinneswerkzeuge schädlich, für den Geschmack aber angenehmer, deshalb von denjenigen, bei denen irgend ein innerer Theil leidet, zu vermeiden. Zum Gebrauch in gesunden Tagen dagegen wird er in kleinen Quantitäten und verdünnt ohne Schaden genommen. Der junge erzeugt Blähungen, ist schwer verdaulich, verursacht böse Träume und treibt den Harn; der mittleren Alters ist frei von beiden Fehlern, darum ist er zum Gebrauch in gesunden wie in kranken Tagen zu wählen.


    ...und für die Soldaten unter uns:


    Das Leder von alten Schuhsohlen, gebrannt und fein gestossen, heilt als Umschlag Feuerbrandwunden, Wolf und die durch den Druck der Schuhe
    bewirkte Entzündung, lehrt Dioskurides. Schließlich hilft auch der Gewürzte Wein wenn Ihr lange Märsche in Kälte und Frost Germaniens machen müsst - auch verschafft er eine gute und gesunde Hautfarbe!


    Aber in Maßen, meine Herren Legionäre! Denkt immer auch an den Geldbeutel!" :D


    "Fast hätte ich es vergessen", schob ich noch nach "Dioskurides, wie sich leicht denken läßt behandelt alle uns bekannten Krankheiten und leiden, sofern eine arzneiliche Linderung desselben möglich ist. Über 4700 Anwendungen, wie ich oben schon sagte. Um nun aber zu wissen, was man wann wie anwenden soll, zum Nutzen des Leidenden, muss der verantwortungsvolle Medicus natürlich den gesamten Dioskurides kennen!
    An anderer Stelle möchte ich mich daher diesem Werke widmen, um es zu erleichtern, von dem Krankheitsbild, wie es sich dem Medicus bietet, auch zu einer angemessenen Medikation zu gelangen."



    ... das war es, zunächst jedenfalls, und es klebt mir die Zunge am Gaumen. Hätte ich nur nicht vom Würzwein gesprochen! Als Matinier unterlag man seiner Natur und bekam beim Gedanken an Wein stechenden Durst!


    Ich sammelte die Schriftrollen zusammen und ging etwas angespannt, aber erleichtert an meinen Platz zurück. Was würde Apollonius sagen?




    Quelle 1
    Quelle 2
    Quelle 3

  • ...etwas ungeduldig, da ich noch eine wichtige Verabredung hatte, zu der ich keinesfalls zu spät kommen durfte, ging ich, wie mit Apollonius besprochen, nach vorne und begann mein zweites Referat...



    "Verehrte Zuhörer,


    Apollonius bat mich, euch von den Künsten der Ägypter zu sprechen, ich bejahte diese ehrenvolle Aufgabe natürlich; und angesichts einer guten väterlichen Bibliothek schien mir das Unterfangen ein leichtes zu sein. Allein, vom alten Lande der Ägypter ist uns nur sehr wenig bekannt. Aufschluss könnten die in Stein gehauenen Bilder in ihren Tempeln geben, denn möglicherweise sind sie heilige Schriftzeichen - das Volk der Ägypter war zu seiner Zeit das gläubigste auf Erden und auch ihre Heilkunst war also wahrscheinlich etwas Heilges; was uns aber die Zeichen erzählen könnten, es weiß kein Sterblicher.


    Und denke ich an die vorgesetzte Aufgabe, die Heilkunst der Ägypter zu beschreiben, so wollte ich wohl verzweifeln, wenn mir nicht der weitgereiste Historicus Herodotos, der ihr Land vor über 500 Jahren bereiste, zu Hilfe geeilt wäre. So weiß er zu berichten:


    Die Ägypter sind, gleichwie ihr Himmel fremder Art ist, und gleichwie ihr Fluß eine ganz andere Natur hat als die übrigen Flüsse, auch in ihren Sitten und Gebräuchen gerade umgekehrt wie alle anderen Völker. (35)


    Um aber von den Ägyptern selber zu reden, so üben die, welche in dem ackerbaren Lande wohnen, von allen Völkern ihr Gedächtnis am meisten, und sind daher bei weitem am erfahrensten in den Geschichten unter allen Leuten, die ich kennen gelernt habe. Ihre Lebensart ist wie folgt: Sie brauchen Abführungsmittel drei Tag hinter einander in jedem Mond, und sorgen für ihre Gesundheit durch Speimittel und Klystiere, denn sie sind der Meinung, von den Speisen, die man zu sich nähme, entständen alle Krankheiten unter den Menschen. (77)


    Nun möchten wir Heutigen schnell mit der Meinung sein, das sei alles Rückständig und der Römer unwürdig. Allein stößt man bei Herodotos auf allerlei Interessante Details und vor allen anderen auf dieses:


    Die Heilkunde ist bei Ihnen also verteilt: Jeder Arzt ist nur für eine bestimmte Krankheit und nicht für mehrere, und ist alles voll von Ärzten. Denn da gibt es Ärzte für die Augen, Ärzte für den Kopf, Ärzte für die Zähne, Ärzte für den Magen und Ärzte für andere innere Krankheiten. (84)


    Das ist ganz neu und erinnert aus der Ferne an die Vorgehensweise des Dioskurides, der ja verlangte, wir sollten uns lange mit den Stoffen auseinander setzen: Was wenn man nun sagte, wir sollten uns auch lange mit den spezifischen Krankheiten auseinander setzen?

    Ich wage also die Frage zu stellen: Ist es möglich, dass uns die Bildzeichen auch von einer Medizin-Kunst sprechen könnten, die die unserige vielleicht nicht im allgemeinen, aber in einigen Bereichen weit übertrifft?


    Aber, ihr Reich und ihr Wissen sind untergegangen. Die Zeit wird darüber hinweg gehen und es wird nichts bleiben, als der Nilos und Sand.


    Danke für eure Aufmerksamkeit."


    ... und etwas matt ging ich zurück auf meinen Platz.






    Sim-Off:


    ...Quintus' diesbezüglicher Pessimismus erhielt sich in Europa noch etwa 1720 Jahre, bis es Champollion 1822 gelang, die Hieroglyphen zu dechiffrieren. Damit war der allesentscheidende Schritt zum Verständnis des alten Ägypten getan.

    Durch die von Champollions Bruder verfasste "Ägyptischen Grammatik" gelang es Georg Ebers den sogenenannten "Papyrus Ebers", eine der ältesten ägyptischen Aufzeichnungen über Pharmazie, Krankheit und Therapie, verfasst etwa 1600 v. Chr., zu übersetzen.


    http://upload.wikimedia.org/wi…a/en/e/ee/Papyrus4233.png


    Es umfasst 110 Seiten und beinhaltet 700 Rezepte, meist magische. Außerdem eine Sektion über das Herz und seine Gefäße, das die Ägypter für das Zentrum aller Körperflüssigkeiten ansahen; Geisteskrankheiten hatten auch dort ihren Sitz. Den Nieren schien keine große Bedeutung beigemessen worden zu sein.
    Desweiteren führt es Parasiten, Darm-, Augen- und Hauterkrankungen, gynäkologische Angelegenheiten, Zahnheilkunde, chirurgische Behandlung von Abszessen und Tumoren, das Richten von Knochen und Verbrennungen auf.


    Außerdem gibt Aufschluss das Edwin Smith Papyrus, ein Papyrus, gleichen Alters, wie das Ebers', von dem angenommen wird, es sei zu großen Teilen die Transskription eines sehr viel Älteren, das 3000 v. Chr. verfasst worden sei.


    http://upload.wikimedia.org/wi…aPlateVIandVIIPrintsx.jpg


    Inhalt des Papyrus: Vorderseite: 48 Diagnosen des "Wundenbuches" (moderne Bezeichnung) (erster Schreiber); Fall 1: Die zerstörte Überschrift nannte eine Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht; Fall 2: Diagnose für eine Wunde am Kopf; Fall 3: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht; Fall 4: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht, mit einem Spalt des Schädels; Fall 5: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, mit einem Bruch des Schädels; Fall 6: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht, mit Bloßlegung des Gehirns; Fall 7: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kopf, die bis auf den Knochen geht, mit einem Loch der tp3w des Schädels; Fall 8: Diagnose für einen Bruch am Schädel unter der Haut des Kopfes; Fall 9: Diagnose für eine Wunde an der Stirn, mit einem Bruch der Scherbe des Schädels (mit Angabe eines Zauberspruches); Fall 10: Diagnose für eine Wunde an der Spitze der Augenbraue; Fall 11: Diagnose für einen Bruch des Pfeilers der Nase; Fall 12: Diagnose für einen Bruch in der Kammer der Nase; Fall 13: Diagnose für einen Bruch in der Nase; Fall 14: Diagnose für eine Wunde in der Nase (im Nasenloch ?); Fall 15: Diagnose für ein Loch in der Wange; Fall 16: Diagnose für einen Spalt in der Wange; Fall 17: Diagnose für einen Bruch in der Wange; Fall 18: Diagnose für eine Wunde im Jochschläfenbein; Fall 19: Diagnose für ein Loch im Jochschläfenbein; Fall 20: Diagnose für eine Wunde im Jochschläfenbein, die bis auf den Knochen geht, mit einem Loch im Jochschläfenbein; Fall 21: Diagnose für einen Spalt im Jochschläfenbein; Fall 22: Diagnose für einen Bruch im Jochschläfenbein; Fall 23: Diagnose für eine Wunde am Ohr; Fall 24: Diagnose für einen Bruch im Unterkiefer; Fall 25: Diagnose für eine Verrenkung am Unterkiefer; Fall 26: Diagnose für eine Wunde in der Lippe; Fall 27: Diagnose für eine klaffende Wunde am Kinn; Fall 28: Diagnose für ein Wunde am Vorderhals; Fall 29: Diagnose für eine klaffende Wunde an einem Wirbel des Nackens; Fall 30: Diagnose für eine Bruchverletzung an einem Wirbel des Nackens; Fall 31: Diagnose für eine Verrenkung an einem Wirbel des Nackens; Fall 32: Diagnose für eine Verstauchung an einem Wirbel des Nackens; Fall 33: Diagnose für eine Quetschung an einem Wirbel des Nackens; Fall 34: Diagnose für eine Verrenkung an den Schlüsselbeinen; Fall 35: Diagnose für einen Bruch an den Schlüsselbeinen; Fall 36: Diagnose für einen Bruch im Oberarm; Fall 37: Diagnose für einen Bruch im Oberarm mit einer offenen Wunde darauf; Fall 38: Diagnose für einen Spalt im Oberarm; Fall 39: Diagnose für Abszesse (?) an der Brust; Fall 40: Diagnose für eine Wunde an der Brust (die bis auf den Knochen geht, mit einem Loch im Brustbein); Fall 41: Diagnose für eine schlimme Wunde an der Brust; Fall 42: Diagnose für eine Bruchverletzung an den Rippenknochen der Brust; Fall 43: Diagnose für eine Verrenkung der Rippenknochen der Brust; Fall 44: Diagnose für einen Bruch an den Rippenknochen der Brust (mit einer offenen Wunde auf ihr); Fall 45: Diagnose für Abszesse auf der Brust; Fall 46: Diagnose für Geschwülste (?) an der Brust; Fall 47: Diagnose für eine klaffende Wunde an der Achsel; Fall 48: Diagnose für eine Bruchverletzung eines Wirbels des Rückgrats. Bei dem Wundenbuch handelt es sich möglicherweise um ein Lehrbuch: Es ist methodisch aufgebaut, indem der Verfasser stets vom Kopf in logischer Abfolge der Körperteile abwärts geht und indem er sich von den einfachen zu den komplizierten Wunden und Brüchen bewegt. In der vorliegenden Form ist es auch zum Auswendiglernen geeignet, um den Wissenstand eines Arztes zu erweitern.
    Rückseite: Verschiedene Rezepte (erster und zweiter Schreiber): 1. Eine Folge von 8 Sprüchen gegen eine j3dt (Pest ?) genannte Schädigung; 2. "Wenn du untersuchst eine Frau, die an ihrem Magen leidet, deren Menstruation nicht kommen kann"; 3. "Rezept, die Haut umzukehren"; 4. "Anderes, das Gesicht zu verschönern"; 5. "Buch vom Machen einen alten Mann zu einem jungen"; 6. "Wenn du betrachtest einen Mann, der an seinem After leidet".


    Für die Inhaltsangabe des Papyrus Ebers und anderer medizinischer Papyri, sowie Literatur einfach mal >>HIER<< klicken.



    Grundsätzlich kann von einer außerordentlich hohen medizinischen Kultur hinsichtlich der Behandlung von Verletzungen gesprochen werden, also der Chirugie. Viele Funde
    medizinischer Instrumente scheinen das zu Belegen; aber es wird noch gestritten...
    http://www.mein-altaegypten.de…_Site/images2/spitzen.gif
    Klingen
    http://www.mein-altaegypten.de…Site/images2/pinzette.gif
    Pinzetten
    http://www.mein-altaegypten.de…Site/images2/skalpell.gif
    Skalpelle


    Anders verhält es sich mit inneren Krankheiten, die vornehmlich mit Göttern in Verbindung gebracht werden. So oblag es den Priestern, als mit den Göttern in Verbindung stehenden, die Heilung herbeizu führen. Neben solchen Priester-Ärzten, den "Wabu", sind weiters Laienärzte, "Sunu", und Heiler zu nenne, während die Sunu eine wissenschaftliche Ausbildung durchliefen (aber keinem der Götter gebunden waren), führten die Heiler primär magische Rituale durch und besaßen daruberhinaus keinerlei Qualifikation.
    An erster Stelle sind also die Priester, bzw. die Priester-Ärzte, zu nennen und mit ihnen die Schutzgöttin der Ärzte, Sachmet, die nebenbei auch die Göttin des Krieges, des Todes un der Krankheit ist. Sie allein kann geben und nehmen.
    Aber auch andere Götter stehen mit Krankheiten, Körperregionen oder besonderen Aufgaben mit der Medizin in Verbindung. Im Groben gilt:


    Thot: den Augenärzten


    Re: wie auch Thot, Leitung angehender Ärzte

    Isis: Verletzungen, auch bezüglich Mutter/Kind =Geburt etc., bei Gebrechlichkeit (so konnte sie durch ihre Flügel Lebenskraft zufächeln)


    Horus: (der Arzt schlchthin, der Thaumturg): Schlangenbisse, Skoprionsstiche, aber ganz allgemein auch das Heil und die Heilung


    Sachmet (Mut-Sachmet): Schutzgöttin der Arzte, Veterinärmedizin

    Bes: Vertreiben böser Geister, Schutz der Schwangeren und Kinder.

    Heket: Schutz der Schwangeren, des ungborenen Lebens wie auch der Geburt

    Thoeris: Schutz der jungen Mutter nach der Entbindung



    Es wird dem angenommen, dass die meisten hohen Ärzte aus den Reihen der Sachmet-Priester stammten und entsprechende Titel führten, wie "Oberster Priester der Sachmet" und "Oberster der Ärzte".
    http://www.uni-leipzig.de/~egy…iaca/Loewin/Sachmet_1.jpg
    Sachmet


    Es heißt, ihre Tempel hätten zu großem Ruhm kommen können, wenn ihre Heilungserfolge entsprechend waren. Einer dieser Tempel war der Tempel zu Dendera, der allerdings der Hathor geweiht war (und im 1. Jhrd. v. Chr erbaut wurde), der Göttin der Freude, des Tanzes, der Liebe und der Fruchtbarkeit. Die wabu der Hathor kannten vornehmlich zwei Heilmethoden: die magische Wasserkur und den Heil- oder Tempelschlaf. (Auf Wunsch liefere ich eine Beschreibung für die magische Wasserkur nach; der Tempelschlaf gleicht im Prinzip dem des Askleipos-Kultes.)

    Aber diese Methoden sind es nicht, die Ägypten zum Ursprung der modernen Medizin avancieren ließen. Es ist das Novum einer "wissenschaftlichen" Chirurgie, die schriftlich fixiert, mit Fallbeispielen und Behandlungsvorschlägen, ertmals in der Menschheitsgeschichte auftaucht.



    __________________
    Einige semi-tolle Links:


    http://www.selket.de/aegypten.htm
    http://www.meritneith.de/goetter-medizin.htm
    http://www.mein-altaegypten.de…ten_2/heilkundeframe.html
    http://www.erkenntnis.org/lexikon_i.php
    http://www.medgesch.uni-hd.de/…Aegypten_Indien_China.pdf
    http://www.amuseum.de/pharmazi…altaegyptischemedizin.htm


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    Zu Herodot:


    Die Geschichten des Herodot, Reclam, Leipzig 1885
    Angeführte Passagen sind zu finden im 1.Teil, 2. Buch, Euterpe, die eingeklammerten Zahlen hinter den Absätzen geben die Kapitel wieder
    Digitalisiert, leider ohne Suchfunktion online unter:
    http://www.gasl.org/refbib/Herodotos__Geschichten.pdf

  • Apollonius hatte wieder den Platz hinten im Saal eingenommen und hörte dem Vortrag von Seneca aufmerksam zu. Ab und an nickte er, hob interessiert die Augenbrauen und nickte wieder.


    Als Senca den Vortrag beendet hatte, stand der Medicus auf und trat vor die Schüler. Er blickte zu Seneca und nickte nochmals zufrieden. "Ein sehr guter Überblick. Ich denke, dass wir noch alle was daraus lernen konnten. Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich mich mit den internen Strukturen im Militär nur grob auskenne!" gab Apollonius zu.


    Apollonius besah sich seine Schüler, ob sie fragende Gesichter zeigten, die offenbarten, dass sie noch Fragen hatten. Dann sah er zu Cicero, dass er seinen Vortrag halten konnte.

  • Apollonius hatte wieder seinen hinteren Platz eingenommen und lauschte Cicero aufmerksam. Sein Gesicht zeigte keine Regung während des Vortrages, wenn ihm auch kein Wort entging.


    Als Cicero mit seinem ersten Teil zu Ende war, nickte Apollonius zufrieden. "Ein hervorragender Vortrag! Ich kann mich dem nur in der Empfehlung anschließen, die Werke des Dioskurides aufmerksam zu studieren." Er kratzte sich am Bart. "Ja, ich bin Dioskurides vor vielen Jahrzehnten als ich selber noch ein Schüler war begegnet. Wo und ob er sich heute noch herumtreibt, kann ich leider nicht sagen. Ich bezweifel es jedoch stark, dass er noch unter den Lebenden weilt."


    Dann hörte er wieder den Vortrag zu, der dieses Mal etwas kürzer war. Schließlich stand er wieder auf. "Mein alter Lehrer in Alexandria erwähnte mir gegenüber einst..." begann er zu sprechen als er vor ihnen angelangt war. "...dass der Heilkult des Asklepios und der Heilkult des Imhotep, der Gott der ägyptischen Ärzte, in enger Verbindung einst standen. Es heißt auch, dass der Tempelschlaf und einige anderen Heilmethoden in den Heilzentren von Ägypten stark beeinflusst waren. Nur soviel noch zu dem Thema." Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken. "Aber ergänzend muss ich noch eines hinzufügen. Die Aufteilung der Ärzte in verschiedene Fachrichtung, wie die des Artzes für Augen, für Chirurgie oder die Inneren Leiden, gibt es auch heute im römischen Reich und auch der hellenistischen Welt. Diese Spezialisierung ist durchaus weit verbreitet und war nicht nur bei den Ägyptern üblich."


    Er blickte zu den Schülern. "Fragen bis jetzt?"

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