Reise von Rom nach Misenum

  • In dem Wagen sitzend der von edlen Zuchtpferden die gepflasterte Straße langgezogen wurde, richtete sich der Blick von Eugenius über die landwirtschaftlich genutzten Felder hinweg. Die Reise war recht "holprig", aber Eugenius war das gewohnt und in Gedanken versunken bemerkte er nicht einmal mehr die Erschütterungen der Räder die über das Straßenpflaster fuhren.


    Die Sonne neigte ihren Schein am Horizont als Eugenius Deandra ansprach die ihm gegenüber saß. "Noch sind wir Rom nicht fern, ich hoffe Du hast alles dabei?" Erkundigte er sich.

  • Vier Schimmel zogen die Kutsche, auf der ein goldenes Wappen prangte Richtung Süden. Ich mochte diese Kutschfahrten nicht sonderlich, schaukelten diese Gefährte doch immer so stark. Dankbar für die Ablenkung ging ich gedanklich die einzelnen wichtigen Utensilien durch, die ich stets auf Reise bei mir führte.


    „Hauptsache Samira hat meinen Schminkkoffer eingepackt.“ Ich lachte meinen Onkel an. Der Schalk glitzerte in meinen Augen. Was Onkel Manius wohl von Frauenkosmetik hielt?


    „Am meisten freue ich mich auf die Gesichter, wenn du so unerwartet in Misenum auftauchen wirst. An wen kannst du dich denn noch erinnern?“

  • Frauen und ihre Eigenarten, dachte Eugenius nur, als er Deandras scherzhafte Worte über ihren Schminkkoffer hörte. Er rollte kurz mit den Augen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dann ging er aber auf ihre Frage ein. "Ach weißt Du, wenn ich fern jeglicher Zivilisation durch Wüsten und Wälder reiste, da dachte ich oft an unsere Gens. Ich bin auch auf die Gesichter von Antoninus, Serverina und Maxentius gespannt, wenn wir, vor allem ich, in Misenum so ganz unerwartet auftauchen. Das wird ein Anblick sein." Er konnte sich die Gesichterausdrücke im Geiste schon lebhaft ausmalen, und der Gedanke daran ließ über seine Lippen ein weiteres Grinsen huschen. Mit den Kopf etwas zur Seite geneigt schwengte dann sein Blick erneut über die Felder und Wälder entlang der Straße...


    "Wie ist es in Misenum? Es ist lange her, als ich das letzte Mal dort war."

  • "Misenum soll zu einer Patrizierhochburg werden, so sieht der Plan der Stadtgestalter aus. Nicht zu vergessen das Hochhalten der Religion dort. Misenum wie vor allem auch Mantua sind Städte der Traditionalisten, die sich weitgehend aus Rom zurückgezogen haben, weil in der Stadt der Städte viele neumodische Strömungen tolerirert werden.
    Da flüchtet sich so mancher Einwohner in die Gebiete, in denen das althergebrachte Rollenbild, die überlieferten Strukturen und Traditionen noch Wert und Ansehen besitzen.


    Maxentius war ebenfalls noch recht klein, als du ihn das letzte Mal gesehen haben musst. Ich bin gespannt, ob er dich noch erkennt."


    Von einem Sklaven ließ ich mir etwas Brot reichen. Von den übermäßig gut gefederten Kutschen auf zwar gut ausgebauten, aber dennoch leicht holperigen Straßen wurde mir immer leicht übel.

  • "Das freut mich zu hören; jedoch kann das ewige Ausweichen unseres Standes in andere römische Städte keine Gesamtlösung sein... Du hast von Neumodischen Strömungen gesprochen. Welche Missstände meinst Du genau?"


    Eugenius schlug die ACTA DIVRNA auf und blätterte darin, hielt aber abwechselnd Augenkontakt zu Deandra.


    "Erzähl mir mehr darüber; einiges habe ich mir von Bekannten sagen lassen und anderes entnahm ich der ACTA DIVRNA....


    Maxentius? ...Ja, das werden wir erleben." :D

  • Ich schmunzelte, als ich den Onkel in der Acta blättern sah. Dieses Blatt mochte ich auch über alle Maßen. Kurz sah ich aus dem Fenster. Viele Meilen lagen hinter uns und ebenso die Übernachtung in Staßenstationen. Meine Stimmung wurde nachdenklicher, als ich über Eugenius' Frage nachdachte.


    „Als neumodische Strömung würde ich in erster Linie die unrömischen Strukturen bezeichnen. Frauen erhalten Einlass in die Politik, es sitzen sogar mehrere im Senat. Neumodisch ist auf jeden Fall auch die sträfliche Vernachlässigung der römischen Religion. Hat zu Zeiten unserer Ahnen niemand auch nur einen Entschluss ohne Ansprache an die Götter gefasst, werden mitunter selbst wichtige militärische Entscheidungen von weitreichender Bedeutung ohne Opferungen getroffen.
    Das Reich verkommt, die Traditionen sterben und mit ihnen unser Geschlecht. Das wird der Fortgang der Dinge sein.“


    Obwohl mich diese Dinge sehr bedrückten, versuchte ich sie dennoch weitgehend zu verdrängen. Darüber sprechen zu müssen, empfand ich als belastend.


    „Können wir bitte von etwas Erfreulicherem sprechen? Obwohl ich es nicht vermeiden kann, längst vergangenen Dingen hinterher zutrauern, würde ich doch lieber in eine erfreuliche Zukunft sehen. Was bietet uns die Zukunft. Weißt du es, Onkel Manius?“

  • "Nur die Götter kennen die Zukunft, Deandra. Ich verstehe die Last, den Gedanken daran, das Rom im Begriff ist von all den liberal-progressiven Eingebungen fortgespült zu werden. Und doch: wenn Du nicht nur verstandesgemäß das heutige Leben in Rom betrachtest, sondern zu erfühlen versuchtst, ob nicht doch schon keimende neue wuchshafte Kräfte der Traditionalisten am Werke sind, wirst Du die unerschütterliche Zuversicht haben müssen, daß sich eine innere Umkehr vorbereitet. Ich jedenfalls werde mein weiteres Leben in diesem Sinne nunmehr Rom widmen und versuchen weitere Römer zu finden die so denken und fühlen wie wir es tun."

  • "Ein gutes Vorhaben und zugleich ein schweres. Ich wünsche dir den Beistand der Götter und dass du Erfolg haben mögest."


    Würden sich mehr Bürger in diese Richtung einsetzen, sähe die Zukunft in der Tat rosiger aus. Für den Moment wollte ich daran glauben.

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