Mitten in der Menge blieb Maximian stehen und sah die junge Frau an seiner Seite an, die er erst seit eben kannte und die ihn jetzt nach Strich und Faden ausfragte. Er blinzelte nachdenklich und legte anschließend lang ausatmend den Kopf ein wenig schief.
"Ich wüsste nicht, was es dich angeht."
Aber dann zuckten seine Mundwinkel verräterisch und bald konnten sie ein Grinsen nicht mehr ersticken.
"Nun ja", sagte er, schenkte der Lupa einen vielsagenden Blick und ging weiter.
"Aber es geht dich wirklich nichts an.", widerholte er und zeigte mit einem Finger auf sie, den wichtigen Blick nicht vergessend und die darüber zusammengezogenen Brauen. Dem hielt er einen ganzen Augenblick stand, ehe er wieder grinsen musste und den Finger sinken ließ.
Das Wandern ist des Jünglings Lust?
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Livilla blieb stehen, als sie merkte, dass er nicht mehr neben ihr war, und blickte ihn an. "Schon gut, ich frage nicht weiter", antwortete sie lachend und griff nach seiner Hand, zog ihn mit sich. "Mitten auf dem Forum stehen zu bleiben, ist ein Fehler, mein Lieber", lachte sie und blickte ihn an, als sie wieder in etwas ruhigeren Gefilden waren. "Wann wirst du zum Mann gemacht?"
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Och, einem Schelm wie Maximian machte es nichts aus, wenn sich hinter ihm alles staute, Träger irgendwelcher aufgetürmten Waren in ihren Vordermann liefen und damit den Halt verloren oder das Gedränge so dicht wurde, dass die Leute sich gegenseitig auf die Füße trampelten.
"Hmmmm... bald", sagte Maximian, der das Datum nicht nennen konnte und zuckte mit den Schultern. "In unserer Gens gab es zuletzt so viel zu feiern, dass einfach keine Zeit dafür war." -
"Du steckst wohl gerne in Kinderschuhen?", fragte sie und lehnte sich an eine Säule, die plötzlich einfach da war (:D). Eine Weile blickte sie verträumt in den Himmel, dann wandte sie sich ihm zu. "Du gefällst mir, es ist angenehm, einfach mal mit einem Mann - verzeih, Knaben - zu reden, ohne ans Geschäft denken zu müssen."
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"Das ist eine Unterstellung...", sagte Maximian mit trockenem Tonfall und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Natürlich steckte er nicht gern in der Kindertoga - oder, wie Livilla es ausgedrückt hatte, noch in den Kinderschuhen. Dann wuchs vor ihnen plötzlich eine Säule aus dem Nichts, an die Livilla sich anlehnte. Es war freilich keine freistehende Säule, sondern eine, die ein Dach stützte. Sie standen nämlich vor irgendeinem größeren Haus, ein wenig abseits des Getümmels.
Und als sie ihn ansprach, den Ausdruck Knaben ganz besonders betonte, grummelte er grinsend irgendetwas unverständlich vor sich hin. Als er damit fertig war, verschränkte er die Arme im Nacken und lief halb um die Säule herum.
"Ja, mir bereitet es auch einen ungeheuren Spaß...", neckte er sie und zwinkerte. "Du solltest wirklich einmal nach Valentia reise. Es würde dir sicherlich gut tun, von dem... Geschäft ein wenig Abstand zu gewinnen." -
Livilla blickte auf das Haus, das sich nun langsam an die Säule anschloss. Mit einem Schulternzucken wandte sie sich wieder Maximian zu.
"Abstand gewinnen? Wozu? Ich kann doch Balbus nicht alleine lassen, er würde vor lauter Lust noch umkommen oder irgendwelche Dummheiten machen", zwinkerte sie und gab nun doch ein wenig über den Fechtlehrer preis und wie er "hinter den Kulissen" war. "Außerdem macht es Spaß, zu sehen, wie der Glanz in den Augen der Männer zunimmt und sie regelrecht gierig und hörig gleichzeitig werden."
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Jetzt rollte Maximian doch die Augen und sah sich, immer noch mit im Nacken verschränkten Armen um. Hier waren so viele Menschen und Livilla redete so unbefangen. Gleichzeitig überlegte er, ob es Valeria wohl auch so viel Spaß machte ihn... hörig zu machen? Nein, sie war nicht mit Livilla zu vergleichen. Nicht im Entferntesten.
Spielerisch trat Max noch einen Schritt weg von Livilla und zuckte grinsend mit den Schultern, was lustig wirkte, so wie er da mit den erhobenen Armen stand.
"War ja nur ein Vorschlag...", sagte er und gluckste leise, ein wenig verunsichert vielleicht doch wirklich. "Lass uns nicht über die Männer reden, die zu dir kommen..." -
Livilla blickte ihn aus den Augenwinkeln an und nickte schließlich.
"Lieber über die Frauen, die dich gerne hätten?", griff sie das alte Thema wieder auf und lachte leise. "Viel mehr kann ich nicht - ich kann noch lesen und schreiben, aber sonst habe ich mich immer so durchgeschlagen wie jetzt auch. Erst auf der Straße, jetzt im Lupanar."
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"Nein, auch nicht darüber...", sagte Maximian und schmunzelte vor sich hin, während er die Arme fallen ließ, die dann noch ein Weilchen an den Schultern baumelten, ehe sie ruhig hingen. Als sie ihm aufzählte, was sie so alles getan und gelernt hatte, drifteten seine Gedanken schon ab und schließlich hob und senkte er die Schultern.
"Ich habe einen Vorschlag. Du denkst darüber nach, über was wir uns unterhalten können, das NICHTS mit den Männern, die ins Lupanar kommen und auch NICHTS mit den Frauen zu tun hat, die mich gern hätten. Und dann treffen wir uns wieder hier. Vielleicht morgen zur selben Stunde?"
Er kratzte sich kurz hinterm Ohr.
"Senatorensöhne haben viele Verpflichtungen, weißt du? Ich sollte ihnen nachkommen. Aber einen Spaziergang zur Mittagszeit kann keiner abschlagen. Hm?" -
Livilla hörte ihm zu und kicherte leicht, als er so redete, stieß sich aber von der Säule ab und kam nächer zu ihm, nahm seine Hände.
"Und haben Senatorensöhne auch Spaß?", fragte sie mit einem gewissen Funkeln in den Augen und lehnte sich leicht an dich. "Oder wiegen die Verantwortungen so schwer, dass kein Platz mehr für den Spaß bleibt?", redete sie weiter und drückte sich gegen ihn, legte seine Hände um sich.
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Zuerst registrierte er gar nicht wirklich, dass Livilla direkt auf ihn zuhielt. Als er es erkannte, wollte er zurückweichen, trat jedoch rücklings gegen eine Säule. Er schluckte. Sp-sp-sp-Spaß? Mit aufgerissenen Augen sah er sie an, die sich einen Scherz daraus zu machen schien und ihren weichen Körper an seinen schmiegte, letzendlich die gefangenen Hände noch um sie legte. War das ihr Duft? Herrje. Er blinzelte verdattert.
"Ähm... könntest du.... das ist eng hier... ein Stückchen vielleicht... also... meine Hände.... Luft....", stotterte er und versuchte seine Hände freizufummeln. -
Livilla blickte zu ihm auf und küsste sanft seinen Hals.
"Eng? Ja, das ist es immer bei einer Frau", flüsterte sie und ließ ihn abrupt los. "Überleg es dir, Kleiner, ich warte auf dich", hauchte sie ihm zu und ließ seine Hand noch einmal über ihre Wange gleiten. "Aber lass dich als Senatorensohn nicht erwischen", fügte sie noch hinzu, reckte sich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.
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Er schluckte nochmals und drückte sich gegen den Stein im Rücken, ehe sie ihn Venus sei Dank, die ihre Kräfte zügelte, aus der unfreiwilligen Umarmung schon beinahe entließ. Kein Wort brachte er heraus, ehe sie ihm, der glatt ohnmächtig wirkte, noch einen Kuss auf die Nasenspitze gab.
Dann wurde er wieder Herr über sich, zog die Brauen zusammen und schob Livilla nachdrücklich von sich. Aber er rang noch einige Augenblicke um Fassung, bis die wieder einigermaßen hergestellt war, und auch nach Atem, weil er den unbewusst angehalten hatte.
"Nicht erwischen.... dem war das gerade sicherlich dienlich."
Mit der Miene eines geprügelten Hundes sah er sich um, ob sie angegafft wurden. Aber da Livilla ihn im nächsten Moment seltsam anlächelte und ihre Hüfte wiegte, sah Maximian sie nur wieder groß an.
"Nein, das reicht jetzt....", sagte er mit fast sich überschlagender Stimme und ging rückwärts. "Ich habe nichts mit deinem Geschäft zu tun. Finis. O-o-ond das sollte besser... auch so bleiben. Ja! Also... also tu das besser nie, nie wieder."
Irgendetwas tat Livilla in dem Moment, was ihn nochmals größere Augen bekommen ließ, ehe er sich umdrehte und das Weite suchte. Aber was erwartete er, sie tat nur ihre Arbeit... -
Livilla blickte dem türmenden Senatorensohn nach und lächelte leicht, ehe sie sich wieder an die Säule lehnte und der Menge zusah, die sich auf dem Forum tümmelte. Ihm nachzulaufen kam ihr gar nicht in den Sinn, eine Lupa lief keinem Mann nach - abgesehen davon würde er früher oder später doch zurückkommen, er war eben doch nur ein Mann, der noch in Kinderkleidung steckte.
Eine ganze Weile blieb Livilla noch stehen, ehe sie sich der Kälte wieder unter die Menschen mischte und ziellos umherstreifte.
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