Unser zweier Cannae?

  • Ich fühlte mich plötzlich ein wenig einsam. Sie schienen mich nicht ernst zu nehmen. Kein Stückchen. Ich war schockiert obwohl ich es eigentlich kennen sollte, doch meine 10 Jahre in Achaia und die 6 darauffolgenden in patrizischen Kreisen hatten mich anderes gelehrt.


    "Ihr zieht den Zorn der Götter und Romas auf euch!"


    Schrie ich einen der Männer an, der es gewagt hatte, schlecht über Agrippa zu sprechen. Ich verehrte Agrippa, nicht unbedingt als Vater, aber als Mensch und vor Allem Onkel als Helfer in der Not. Mir könnten Tränen der Wut, ja, des Hasses in die Augen steigen wenn ich die Menschen so reden hörte.


    Doch sie schienen mich noch immer nicht ernst zu nehmen. Ich ließ meine Schultern hängen und sah mich verzweifelt um. Ich war wütend, ungemein wütend und ich wusste, würde ich meine Amtsinsignientragen und in Kleidung der Priester herumlaufen, dann würden sie ihr blaues Wunder erleben.


    Doch so? So war ich klein und unbedeutend. Fast traurig sah ich mich um und die Geräusche klangen ferne als ich hilflos den Ringenden zusah, alles schien langsamer zu sein.

  • Und es kam, wie es kommen musste: Der Dicke lag jetzt oben und begann mit der Inbrunst eines Tieres den Untenliegenden zu würgen. Es sah aus, als hätte er seinen letzten Atemzug ausgehaucht.


    Es ging ein Raunen durch die Menge und es wurde still.


    Ich rief: "Tiberius! Sieh mal, das ist doch die Priesterin!"


    Dem Jüngeren traten die Augen hervor und langsam schob er seine Hand zwischen sich und den dicken Leib des Würgers...


    Abermals rief ich: "Ja, das ist sie doch, bei den Göttern!"


    ... und zog ein Messer hervor, das er jetzt, ganz langsam...

  • Ich erstarrte bei dem Anblick der sich mir da bot. Der eine schien nachzugeben. Bei den Göttern und ich hatte es nicht verhindern können. Warum nur hatten sie sich so gekabbelt? Ich stand mittlerweile direkt neben dem Koloss und dem Kleinen. Nein, es schien doch noch zu gehen.


    Doch als ich erblickte was er vorhatte, rief ich noch einmal laut in die eingetretene Stille:


    "Hört mich an! Hört auf. Ihr erspart euch alle einen Heidenärger mit dem Regionarius und vor Allem mit den Göttern. Wollt ihr es tatsächlich mit ihnen aufnehmen?"


    Meine Stimme klang beschwörend, doch der Jüngere schien nicht ablassen zu wollen. Ich sah den Stahl blitzen und noch im gleichen Augenblick reagierte ich und trat ihm das Messer aus der Hand, wobei es allerdings meinen oberen Fuß streifte, doch das Brennen nahm ich gerne in Kauf.


    Der Kleine schien ziemlich intrigant zu sein und der Große einfach nur dumm und aufgebracht. Ich war kein Regionarius und doch beschloss ich, diese Angelegenheit an meinen Freund Balbus weiterzuleiten. Bei den beiden sich scheinbar hassenden schien Müdigkeit aufzukommen.

  • Der Dicke schnaufte wie ein Stier und ließ nun vom Hals des unter ihm Liegenden ab, sein Gegner schien keine Gegenwehr mehr leisten zu können. Er griff ihm in die Tunika und brachte einen Beutel zum Vorschein, den er gierig zu öffnen versuchte; dabei entglitt er ihm und es kullerte sein Inhalt quer über die Szenerie.
    Eilig griffen die Umstehenden nach prächtig glitzernden bunten Steinchen...
    Der alte war außer sich und fuhr die Leute an: "Laßt die Steine liegen! Laßt die Steine liegen, ihr Elenden!" Dabei krabbelte er von links nach rechts und rechts nach links... Dem jungen Dieb fuhren bei diesem Anblick die Lebensgeister zurück in seinen geschundenen Körper, und er versuchte abermals sein Glück.


    Ich rempelte mich zu Helena durch und bat sie: "Es ist vorbei! Wir wollen dieses Pack jetzt seiner Habsucht überlassen. Helena, bitte, komm!"

  • Mein Herz schien stillzustehen, als auch der Atem des Jungen stillzustehen schien, als ich sah, was da über den Boden rollte. Ich bückte mich und hob staunend einen der Steine hoch und betrachtete ihn. Für soetwas war sich jemand nicht zu schade, andere zu töten? Verächtlichen Blickes warf ich den Stein zu den beiden Streithammeln und sagte abschließend:


    "Ein äusserst unwürdiges Verhalten..."


    als ich Quintus' Stimme hörte. Vermutlich hatte er recht. Ich fühlte mich ein wenig zerschlagen als ich nickte und wir uns gemeinsam aus der Traube drängelten. Wobei es weniger ein Drängeln war, denn nun machten mir doch manche Platz. Ich schwieg bedrückt...

  • Ich fühlte mich, als hätte ich drei Tage nichts gegessen. Zitternd legte ich meinen Arm um Helena. Wer hier Zuwendung brauchte, war gar nicht so klar...


    "Was Dir hätte passieren können! Du hast Dich ganz unnötig in Gefahr gebracht!", mein Ton war nicht so vorwurfsvoll wie er hätte sein sollen, Die Angst um sie war noch nicht verflogen - Die Leute stritten sich nun darum, wer welchen Stein zuerst gesehen hätte und wem das Recht auf ihn zustünde...


    Ich lenkte unsere Schritte in eine schmale, friedliche Gasse.

  • Ich hörte seine Worte, doch ich wusste nichts darauf zu erwidern. Er schien sich zu sorgen und schlechtes Gewissen wollte ich zu Worte melden. Zumindest das hätte ich vermeiden können, wenn ich mich nicht eingemischt hätte.


    "Nein, unnötig war es nicht. Eher vergebens."


    widersprach ich kleinlaut aber doch noch im Glauben recht gehandelt zu haben. Ich war dankbar für den Arm auf meinen Schultern, doch ich fühlte seine Angst. Er zitterte und ich ärgerte mich, dass ich auf ihn nicht mehr Rücksicht genommen hatte. In der schmalen Gasse lehnte ich mich aufatmend an die Wand, schloss kurz die Augen und wandte mich dann Quintus zu.


    "Ist alles in Ordnung?"


    fragte ich eigentlich ebenso unnötigerweise wie ich eben gehandelt hatte. Ich sah und fühlte gleichermaßen, dass eben das nicht der Fall war. Und doch beließ ich es erst einmal dabei.

  • Offenbar war sie völlig geschafft, sie hatte eine Stärke demonstriert, die über ihre Kräfte ging... Ich verehrte sie für diese Tapferkeit.


    "Alles ist in Ordnung mit mir, ja. Aber nicht mit Dir! Dein Fuß ist verletzt!", bemerkte ich.


    "Wie schlimm ist es? Zeig!", ich bückte mich, um die Wunde zu begutachten. Schlimm sah es nicht aus, aber das hatte nichts zu sagen.


    "Das muß gereinigt werden!"

  • Mein Fuß...? Ich sah ihn etwas überrascht an, erst jetzt wo er es sagte fiel mir ein, dass ich ja Schmerzen hatte. Bei den ganzen Aufregungen musste ich den Gedanken daran weit zurückgeschoben haben.


    "Ja, stimmt..."


    sagte ich etwas geistesabwesend und folgte ihm mit meinen Blicken als er vor mir niederging. Zeit für eine Antwort hatte ich nicht gehabt, gleich darauf war ja der Befehl gekommen, dass ich es zeigen solle.


    "Ja, aber ist nicht weiter dramatisch. Mach dir keine Sorgen."


    Ein wenig Blut war aus der Wunde herausgeglitten und als wir gelaufen waren, war noch etwas nachgekommen. Doch mehr konnte ich beim besten Willen nicht erkennen.


    "Das Blut wird die Wunde schon reingewaschen haben und nun wird sie ja auch durch die Kruste und das Heilwasser verdeckt werden. Es hätte schlimmer kommen können."


    Ja, das hätte es wohlwahr und vermutlich wusste er es noch weitaus besser als ich. Mit einem warmen Lächeln fügte ich an.


    "Und nun komm wieder hoch, ich sehe doch auch dir an, dass nicht alles in Ordnung ist."

  • Übertrieb ich und hatte sie recht? Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass ein Messer ihre Haut auch nur berührt hatte. Sonst war ich eigentlich nicht so zimperlich...


    "Gut, wenn Du es sagst -", murmelte ich als ich mich erhob.


    Wer würde jetzt schlapp machen, nur weil der Pöbel sich nicht benehmen konnte? Besonders tapfer schien mir das nicht zu sein, auch wenn ich noch immer etwas zitterte. Hatte ich Angst gehabt, so sicher nicht um mich. Denen hätte ich's wohl gezeigt... So log ich mir ganz a bisserl in die Tasche - und es half ganz gut.


    "Dann lass und eine kleine Stärkung nehmen, ich verhungere!"


    Und reichte ich ihr meinen Arm...


    Sim-Off:

    Taberna Luculli? :D

  • Lächelnd hakte ich mich ein, doch ein wenig verunsichert schien er dnenoch zu sein... Genau wie ich.


    "Ja, ich bin mir sicher dass es bald völlig aufhört zu bluten und in ein paar Tagen nicht einmal mehr eine Narbe auf diese Verletzung hinweisen wird!"


    Beinahe unbewusst tastete ich zu meinem Hals: Dort war immer noch ein schmaler heller Streifen. Als mir der Pirat damals sein Messer an die Kehle gedrückt hatte, war diese Narbe entstanden. Ertasten allerdings konnte man sie nicht - zum Glück. NUn machten wir uns auf dem Weg in eine Taberna...

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