• Am frühen Morgen war ich aufgebrochen, um die Feierlichkeiten zu den beginnenden Saturnalia zu erleben. "Veni Numerii, heute wollen wir feiern !" rief ich meinen Verwalter zu mir, der mich begleiten würde.
    Furnilla hatte kopfschüttelnd abgelehnt. "Nee, danke. Das ist nichts für mich. Macht ihr euch mal auf in die Stadt. Ich bleibe hier." und dann hatte sie sich abgewendet und den armen Meto mit ihrer energischen und temperamentvollen Art - wie sie eben so ist - beinahe eingeschüchtert, weil der einen halben Eimer Milch umgeworfen hat. Sie hatte das Temperament einer Römerin und ihr pechschwarzes, wallendes Haar erinnerte vielmehr an eine Südländerin statt an eine halbe Germanin.


    Es gab auch noch einiges zu tun. Das Mahl für heute abend mußte vorbereitet sein. Da an den Saturnalia die Sklaven und Bediensteten mit uns speißten, fiel das Mahl um einiges größer aus und umso mehr mußte in der Culina geschufftet werden.


    Numerius und meine Wenigkeit hatten uns also recht früh auf den Weg nach Colonia Agrippina gemacht, nachdem uns Furnilla mit dem Besen vertrieben hat, damit sie endlich ihre Ruhe hatte.
    Auf dem Weg nach Colonia Agrippina konnte man die Feiertagsstimmung schon spüren. Die Menschen waren ausgelassener, einige hatten sich Kränze ins Haar gesteckt, wohl mehr aus modischen Schick, statt als rituelle Handlung, und die Flüche der Kutscher waren auch weniger als an einem gewöhnlichen Tage.


    In der Stadt war es sehr voll, was ja zu erwarten war. Auf dem Forum tummelten sich die Leute und an Ständen versuchten clevere Händler an diesem Feiertag mit allerlei Köstlichkeiten und leckeren Speißen ein gutes Geschäft zu machen. Freilich waren auch einige Diebe in der Masse und ich hielt mein braunes Ledersäckchen mit den Kupfermünzen fest in meiner linken Hand.


    An einem Tempel lud ein Priester die Menschen ein zum Gebet. Die Tore standen weit offen und ich drängte mich durch die Menschenmassen, um die Opferzeremonie besser sehen zu können, während Numerius mir folgte.

  • Ich stand hinter Gordianus in der Menschenmasse und beobachtete das Spektakel. Obwohl ich einen römischen Namen hatte, war ich kein Römer und daher mit den religösen Gepflogenheiten derer nicht vertraut.


    Dass dieser Tag etwas besonderes sein sollte für alle Sklaven im römischen Imperium, konnte ich irgendwie nicht ganz glauben. Ich fühlte mich wie immer. Nicht dass mich mein Herr für gewöhnlich geschlagen und getreten hätte, er wußte wohl zu gut, was ich ihm wert war, so dass er mich vielmehr wie einen Angestellten, denn einen Sklaven behandelte.
    Dabei war mein Herr im Umgang mit Sklaven nicht gerade zimperlig. Wenn er schlecht gelaunt war, schikanierte er die Sklaven auf dem Hof, brüllte ihnen ins Gesicht und schlug einumsanderemal zu.
    Insbesondere das junge Küchenmädchen, welches Dankward, dem Koch, bei der Arbeit helfen sollte, triezte er mit Freuden. Manchmal hatte ich das Gefühl, er hätte sich am liebsten über sie hergemacht, wenn ihn die Standesunterschiede nicht dazu zwangen, die Würde und Distanz zu halten. Aber diese Gedanken sprach ich nicht aus. Ich notierte es stillschweigend mit einem verborgenen Lächeln, wenn er wiedermal das Mädchen heftigst am Arm packte und in ihre Kammer sperrte, nur weil sie aus Versehen, die Gefäße mit den Kräutern nicht wieder ordnungsgemäß verschlossen hatte.


    Aber heute war es anders. Mein Herr blieb seit dem Morgen gelassen, wohl auch in der Gewissheit, dass sich Furnilla heute mit den anderen Sklaven herumschlagen durfte, während er in seiner Feiertagstoga sich mit mir im Schlepptau auf den Weg in die Stadt begab.


    Der Priester vor dem Tempel fuchtelte mit den Armen herum. Er schien wohl gerade die Götter zu beschwören. Dann hielt er einen blutigen Kadaver mit der rechten Hand in die Höhe. Ich schluckte kurz darauf, nicht gerade ein appetitlicher Anblick.
    Als das Opfer beendet war, ging aufeinmal ein Ruf durch die Massen, in dessen Klang ich mich sogleich einreihte.


    "Io Saturnalia"

  • Unter die zahlreichen Bewohner der Stadt mischen sich immer mehr Milites. Alle sind freudiger Stimmung, manche zu freudiger Stimmung.


    Doch in diesen Tagen sieht man manchen ihr leicht stürmisches Verhalten nach und so kann Centurio Quintus Tiberius Vitamalacus recht gelassen durch die Strassen gehen. Er hätte auch nur ungern seinen Rang und seine Disziplinargewalt an diesen Tagen eingesetzt.


    Neben Quintus Tiberius Vitamalacus läuft Titus, der hochgewachsene Legionär.


    "Titus, geniesst du die Festtage ?"


    "Jo,.." antwortet Titus,...und greift sich ein Brot mit Wurst, das ihm angeboten wird.

    "Iss nicht zu viel, sonst musst du ein paar extra Einheiten auf dem Exzerierplatz drehen..."


    Quintus Tiberius Vitamalacus sieht sich in den Strassen um, viele Menschen sind trotz der Kälte in den Strassen versammelt, zahlreiche sind darunter, die eher zwielichtig sind, andere probieren die Milites in die Lupanare der Stadt zu locken, oder ihnen die seltsamsten Glücksbringer und Amulette zu verkaufen. Beides fällt nicht schwer.

  • "Io Saturnalia"


    sprach ich es aus und drehte mich gleichzeitig zu Numerius. "Io Saturnalia" wiederholte ich ihm gegenüber und packte ihn freundschaftlich an den Schultern. "Komm, lass uns irgendwo eine Kleinigkeit zu uns nehmen. Das Frühstück heute morgen war doch recht klein. Dort drüben habe ich einen Stand gesehen. Lass uns mal schauen, was uns der Verkäufer so bietet." Wir bahnten uns unseren Weg durch die Menschen und erreichten schließlich den Stand, an dem es lauter kleine und größere Genüsse gab.


    "Such dir was aus !" sprach ich zu Numerius in einer fast gönnerhaften Weise. Das Angebot war vielfältig und reich an erlesenen Waren, die nicht aus der Provinz stammten. Datteln, Feigen, Oliven, Äpfel und Birnen füllten die Obstlagen. Daneben gab es Linsenbrei, Mulsum, einfaches Brot, reichhaltige Sorten an Käse und die ein oder andere Köstlichkeit wie süßer Mohnkuchen oder saftige Melonen.
    Die Auswahl fiel wahrlich nicht leicht und so beguckten wir einige Zeit die Auslagen des Verkäufers, ehe sich Numerius dann für die Datteln und ich mich für den Mohnkuchen entschieden hatte.


    So verließen wir den Stand wieder und setzten und schließlich etwas abseits auf die untersten Stufen zum Praetorium und aßen unsere Speisen.

  • Wir wollten zum Hafen gehen. Das Einlaufen der großen Schiffe, ob römische Galeeren oder wendige Handelsschiffe, war immer ein Spektakel und an so einem Tag hatte man schonmal Gelegenheit die ausgedienten Hafenanlagen der Colonia zu besichtigen. Ich deutete Numerius, er solle mitkommen und er folgte rasch.


    Offenbar waren wir aber nicht die einzigen, die diese Idee hatten und so füllte sich der Weg zum portus. Geschickt versuchten wir uns durch die Menschenmassen hindurchzumanövrieren, als plötzlich eine tiefe Stimme von hinten mich kurz zusammenzucken ließ.


    "Gordiane !"

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