• War er wirklich gottesfürchtig? Aber auch darauf einen Eid ablegen zu lassen hatte wenig Sinn. Niemand log die Götter an und auf den Glauben an sie brauchte man keinen Eid ablegen, wenn man nicht an sie glaubte. Ich sah ihn eine lange Zeit schweigend an.


    "Romanus..."


    wiederholte ich den mir genannten Namen. Ich war noch immer ziemlich baff ob der unerwarteten Neuigkeiten...

  • In der ganzen aufregung hatte ich ganz vergessen ihr den Brief unserer Mutter zu zeigen, es war das letzte was sie mir gab bevor sie ihren stichwunden erlag... ich zückte ihn aus meiner Tasche hervor...


    Meine Kinder, Romanus, mein geliebter Sohn, Helena und Licinia, meine wunderhübschen Töchter, ich weiß nicht ob ihr diesen Brief jemals erhalten werdet, ich gebe ihn Romanus mit, für mich gibt es keine Hoffnung mehr, ich hoffe Romanus und ihr, ihr werdet eines Tages wieder vereint, ich werde nun unseren Ahnen beiwohnen, und über euch wachen, genauso wie eure anderen Verwandten, rächt meinen Tod nicht, bringt euch nicht in Gefahr, Romanus wird sich gut um euch kümmern, wenn er euch wieder findet, ich liebe euch meine Kinder, ich liebe euch mehr als mein Leben, bitte verzeiht dass ich euch im Stich lasse, bitte verzeiht. In Liebe, eure Mutter Tertia.


    mit glasigen Augen, voller Tränen werfe ich einen Blick auf die Schrift, am Rand sah man noch die Tränen von Mutter wie sie sich für immer ins Papier eingefügt haben...


    ich gab das Papier an Helena weiter...

  • Fragenden Blickes beobachtete ich ihn, als er aufgeregt begann in seiner Tasche zu kramen, bis er ein Schriftstück herauszog. Ich konnte nur erahnen was auf diesem stehen konnte, bis er mir dieses übergab. Ich begann ihn zu lesen und las ihn ein weiteres Mal. Der Rand war von Wellen geprägt, die den Tränen entspringen mochten, die meine Mutter auf dieses Stück Papier geweint hatte. Etwas in mir regte sich für diese mir doch völlig unbekannte Frau. Tertia. Nein, ich kannte sie nicht. Rediviva Tertia. Ich ließ meinen Arm mit welchem ich den Brief hielt wieder sinken und starrte ins Nichts.


    "Tertia... Ich..."


    Langsam begann ich zu begreifen, dass das alles wahr sein musste. Es musste einfach wahr sein. All unsere Namen tauchten auf und...


    "...du bist dir sicher dass du mich nicht verwechselst?"

  • "Du bist es Helena, du bist meine kleine Schwester, ich werde nie vergessen wie Mutter euch in die arme dieses unbekannten legte welcher mitten in der Nacht wegritt und euch von mir fort riss."


    Traurig durch diese schmerzhaften Erinnerungen sah ich sie an... ich zitterte, meine Zähne klapperten, Tränen sammelten sich in meinen Augen und ließen sie wie einen glasklaren See erscheinen...

  • Ich wusste nicht ob es die Emotionen des Momentes waren oder einfach der Glaube an die Worte dieses Mannes, doch auch in meinen Augen bildeten sich Tränen wo doch von einer völlig unbekannten Welt die Rede war. Ich war nicht allein. Jemand anderes konnte Licinia mit mir teilen. Ich ging auf ihn zu, dies nur mit langsamen Schritten aber beständig.


    "Mein Bruder...?"


    kam es heiser über meine bebenden Lippen. Nach all dem Leid sollte sich ein neuer Weg offenbaren? Wurde dieser mir von den Göttern gezeigt? War dies der Neuanfang für mich? Das Zeichen? Die langersehnte Hoffnung? Ich konnte es kaum glauben. Einen Schritt vor ihm stehen bleibend reckte ich meine Hand in seine Richtung...

  • "Meine Schwester." antwortete ich und lächelte, ich griff ihre Hand, langsam, und sah ihr in die Augen, meine Schwester, ich konnte es kaum glauben, Mutter hatte immer Recht gehabt, aus ihr würde eine wunderschöne junge Frau werden, die Freude ließ mich immer mehr strahlen, auch wenn sie geschockt war, für mich war es der Silberstreif am Horizont...

  • Ich wandte den Blick von seinen Augen und richtete ihn auf die Hand, die nun die meine ergriff. Ein schwaches Lächeln erschien auf meinem Gesicht und langsam wandte ich meinen Blick wieder seinen Augen zu.


    "Was... hältst du von einem Spaziergang...?"


    fragte ich zögerlich, wenn vielleicht auch ein wenig unpassend.

  • "Ich nehme an, du bist mit einem Pferd hier...? Ich habe meines in den Stallungen vor der Stadt. Wenn du möchtest können wir mit den Pferden ein wenig an der Küste entlangreiten bis wir einen schönen Platz gefunden haben..."


    Ich verzog das Gesicht leicht. Und nachher stimmte das alles nicht. Nein, er hatte mir... 'Mutters' Brief geschickt und auf Iuppiter geschworen. Das sollte mir genügen. Niemand log vor Iuppiter.


    "Was meinst du?"

  • "Ja...mein Pferd ist vor der Casa angebunden, ein Stück die Straße runter, gerne mach ich einen Ausritt."


    Nun wurde es mir gewiss, alles würde sich zum guten wenden, und Mutter, bei Iuppiter, sie sieht uns und ist glücklich...

  • "Nein, ich denke ich habe gefunden was ich brauche."
    ich lächelte sie an,
    so wirklich begriff ich selbst noch nicht dass dort die kleine Helena stand, welche ich zum letzten mal sah als ich sie noch auf meinen Arm legen konnte...

  • Bei seinen Worten konnte ich ein leichtes Lächeln einfach nicht verhindern und ich beeilte mich sehr mit dem Umziehen. Ich hatte eine weiße aber sehr warme Tunika angezogen und darüber einen warmen Mantel und ein Schultertuch. Ich wollte mich nicht erkälten.


    "Wir können dann..."


    meinte ich, kaum dass ich das Atrium wieder betreten hatte. Ich war beinahe froh gewesen, dass ich niemanden unterwegs getroffen hatte. Ich wusste nicht, wie sie darauf reagieren würden. Ich wandte mich der Tür zu und gemeinsam machten wir uns auf den Weg.

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