Probati, Manipuli, Offiziere!
Hier habe ich euch allen ein kleines Lehrbuch bezüglich dem Aufstieg der Classis Romana zur Verfügung gestellt. Prägt es euch ein, damit ihr versteht, dass Rom ohne seine Classis nicht dort wäre, wo es heute steht!
Die Entwicklung Roms zur Seemacht während des 1. Punischen Krieges 264 - 241 v. u. Z.
Um die Entwicklung der römischen Seefahrtsgeschichte nachvollziehen zu können, ist es sinnvoll, seinen Blick auf die Situation Roms, seines Gegners Karthago, und auf das Geschehen um die Insel Sizilien zur Zeit des 1. Punischen Krieges zu richten.
Jene reiche und fruchtbare Insel, die nur etwa fünfzig Kilometer von Italiens Südspitze entfernt liegt, wurde beherrscht von drei Mächten:
- Zum einen von den Mamertinern, den ,,Söhnen des (römischen Kriegsgottes) Mars", die, zwar etruskischer, also altitalienischer Abstammung waren, sich aber als ehemalige griechische Söldner nunmehr von der Räuberei ernährten. Diese riefen im Nord-Osten der Insel, mit der Hafenstadt Messina, ihren Staat aus.
- Zum anderen vom griechischen Tyrannen König Hieron II, der die Stadt Syrakus und andere griechische Siedlungen, sog. Plantagen, im Süd-Osten Siziliens regierte.
- Auch die Phönizier, welche die Römer ,,Punier" nannten, unterhielten Siedlungen auf der Insel. Karthago, die Hauptstadt der Punier an der nordafrikanischen Küste, nahm um 650 die alten phönizischen Seehandelsstützpunkte im gesamten westlichen Mittelmeerraum auf und baute diese aus als Zwischenstationen ihrer Handelsreisen nach Spanien, wo sie Eisenerze erwarben. Aus dieser Zeit stammten also die karthagischen Provinzen im Westen Siziliens, namentlich die wichtige Hafenstadt Panormus, das heutige Palermo.
Rom ist seit den Jahren um 260 v. u. Z. vorherrschende Macht in ganz Italien. Die römischen Senatoren besannen sich, nach Jahren des Krieges, nun auf die Sicherung ihrer Gebiete und Grenzen. Im Norden, hinter der Po-Ebene mussten die Kelten abgewehrt werden, die östliche
Küste war durch die eroberten griechischen Nachbarn gesichert, und auch die Sicherheit der Westküste war durch einen Staatsvertrag mit den Puniern bereits im Jahr 510 besiegelt worden. Darin wurde den Karthagern das Seehandelsmonopol zugestanden, auf welches die Römer als Bauern und Landratten so gerne verzichtet haben, dass der Vertrag in der folgenden Zeit viermal erneuert wurde, zuletzt im Jahr 279, also gut 15 Jahre vor Beginn des 1.Punischen Krieges. In diesem Vertrag wurde jede militärische und politische Intervention der Römer in Sizilien und den Karthagern in Rom untersagt.
Rom besaß zwar seit dem Jahr 311 eine erste Marinebehörde, um die Händler Etruriens und Griechenlands vor dem Übergriff der Piraten zu schützen. Zwei Flottillen zu je zehn Ruderschiffen wurden jeweils von einem duumvir navalis, einem Flottenherren, bestellt, aber nach dem vergeblichen Versuch, drei Jahrzehnte später, im Jahr 280, zur Zeit des Krieges gegen König Pyrrhus von Epeiros, die Schiffsstreitmacht Tarents anzugreifen, überließen es die Römer den Verbündteten Griechenstädten, mit den Piraten alleine fertig zu werden.
Der Erfolg der römischen Eroberungszüge lag also bis ins Jahr 264 v.Chr. allein im Landkampf.
Der Historiker Ernst Kornemann stellt in seinen Büchern über die römische Geschichte in der Einleitung zum Kapitel über den 1. Punischen Krieg fest, dass Roms Bevölkerung erschöpft war vom Krieg. Die ,,sich in stärkster Vermehrung befindliche Landbevölkerung schreie nach Brot und Bestätigung." Und ,,dem Risiko des Kampfes setzte man sich [der röm. Senat] nicht gerne aus, weil der Schaden des Krieges, wie man erkannt hat, oft größer ist als sein Gewinn."
Trotzdem sollte sich Rom alsbald in einen Krieg verwickeln lassen, der, 23Jahre dauernd, zu einem großen Schritt in seiner Entwicklung und unerwartetem Erfolg führen sollte.
269 v. Chr.
Im Jahr 269 v.Chr. versuchte König Hieron II. sich der nordsizilianischen Hafenstadt Messina zu ermächtigen.
Den Mamertinern blieb keine Wahl, als Hilfsgesuche an seine Nachbarn Karthago im Westen der Insel und der römischen Macht, die auf der gegenüberliegenden Seite der Meeresenge, die die Straße von Messina genannt wird, zu stellen.
Während Rom zögert, schlagen die Karthager Hieron in die Flucht und besetzen die Stadt Messina, breiten ihr Herrschaftsgebiet also nun auch über den Osten der Insel aus und kommen dem römischen Staat gefährlich nahe.
Somit war das Meeresengenproblem aufgerollt. Die Übermacht der karthagischen Flotte in Roms Handelsgebiet bot diesen Grund zur Sorge. Als es nun auch noch dazu kam, dass ein Teil der Mamertiner, die sich mit der karthagischen Besetzung ihrer Stadt nicht einverstanden erklärten und die römischen Senatoren abermals um Hilfe baten, wurde die heikle Sache dem römischen Volk zur Entscheidung übergeben. Und das Volk stimmte für Krieg. Krieg gegen Karthago.
264 v.u. Z.
Im Jahr 264 erhielt der Konsul Appinius Klaudius den Auftrag zur Besetzung Messinas.
Über den Verlauf dieses ersten Angriffes ist nur berichtet, dass die geschlagenen Römer vom karthagischen Führer zurückgeschickt worden seinen, mit den höhnischen Worten : ,,die seebeherrschende Macht Karthago werde es nicht dulden, dass die Römer auch nur ihre Hände im Meer wuschen".
Bei einem zweiten Versuch gelang es Klaudius, die Stadt Messina zu besetzen. Um die Punier aus Messina zu vertreiben, bedurfte es allerdings noch keiner römischen Schlachtflotte. Die Unterstützung der griechischen Verbündeten genügte, und einen großen Krieg mit Karthago wollten die Konsuln vermeiden.
Die Situation änderte sich aber, als Karthago sich mit Hieron verbündete und Messina daraufhin von beiden Mächten eingeschlossen wurde.