• Brigio merkte, wie Merowech ihn von hinten antippte. Er blickte auf und sah, daß der Decurio eingetreten war. Schnell stand er auf und raunte seinen Kameraden ein kurzes "Achtung" zu. Sofort wurden die Würfel weggeräumt und die meisten Probati standen stramm und salutierten.

  • Sofort verschwanden das lederne Spielfeld, die Würfel und auch das Geld. Lugosix grinste, da er inzwischen fast 3 Sesterzen
    gewonnen hatte und Vibulanus stieß ihn leicht in die Rippen, damit das dämliche Grinsen endlich verschwand. So grüßten nun
    alle den Decurio und zumindest Vibulanus wartete gespannt wie sich wohl der Unterricht gestalten würde.

  • Lucius räusperte sich und entrollte eine Kuhhaut, auf der ein Reiter der Ala zu sehen war. Er hängte sie vorne auf so dass jeder sie sehen konnte.


    "Also Männer, fangen wir an!


    Wir befinden uns hier bei einem sehr wichtigen Teil der römischen Armee, nämlich den Hilfstruppen! Diese gab es allerdings nicht immer, das römische Imperium in seinen Anfängen setzte sein Heer aus eigenen Wehrpflichtigen und den Aufgeboten der Bundesgenossen zusammen! Danach wurden vereinzelt besiegte Feinde in Dienst gestellt. Erst seit dem großen Octavian, den ihr vielleicht als Octavianus Caesar Augustus oder kurz Augustus kennt, nahm die Anzahl der Hilfstruppen in den Armeen Roms zu! Zu dieser Zeit wie auch heute bildeten die Legionen den Kern der Truppen, die Auxiliae hatten lediglich eine unterstützende Rolle inne. Das hat sich bis zum heutigen Tag allerdings etwas geändert. Denn jetzt stehen wir Seite an Seite mit den Legionen im Kampf gegen die Feinde Roms und werden da eingesetzt, wo diese alleine in Schwierigkeiten kämen. Außerdem übernehmen die Auxiliae heutzutage spezielle wichtige Aufgaben, was sie zu gleichwertigen Truppenteilen macht. Aber genug davon, kommen wir zu unserer eigenen Einheit...


    Die ALA II Numidia verdankt ihren Namen den Numidern, einem Kriegervolk, das den Norden Afrikas bevölkert. Aus deren Reitern wurde die Ala einst gegründet.
    Wer bei den Hilfstruppen seinen Dienst abgeleistet hat erhält das römische Bürgerrecht, was nicht nur eine Ehre sondern auch ein Privileg darstellt! Viele derer, die in die Hilfstruppen eintreten, haben das Bürgerrecht allerdings schon inne.
    Die ALA II war einst in Hispania, Tarraco stationiert, wurde aber dann nach Germania verlegt. Hier in Confluentes hat sie im Castellum ihren festen Stützpunkt gefunden.


    Wie ihr sicher bemerkt habt ist die Ala eine reine Reitereinheit und besteht aus 16 Turmae zu je 32 Reitern. So ist das bei allen Alen, abgesehen von den Alae Militariae, die aus 24 Turmae bestehen. Sechzehn mal zweiunddreißig macht insgesamt 512 Reiter! Soweit Fragen?

  • Vibulanus und die meisten anderen Probati schüttelten ihre Köpfe. Zwar gab es einige Unklarheiten, doch keiner traute sich vor den anderen zu fragen.
    Das Bild des Reiters betrachte Vibulanus eher gelangweilt. Einen Eques auf einem Pferd hatte er in den letzten Wochen schon mehr als einmal sehen
    können.

  • Lucius hatte sich irgendwie schon gedacht, dass keiner den Mund aufkriegen würde.


    "Gut, fahren wir mit der Ausrüstung fort, zu der ihr wohl noch ein paar Hinweise gebrauchen könnt! Zunächst einmal wäre da die feminlia, eure lederne Reiterhose. Ihr werdet bemwerkt haben, dass die kurz unter dem Knie endet, und die Waden somit freilässt. Das Leder gibt euch besseren Halt auf dem Pferd, ist allerdings auch schwerer zu reinigen. Dafür ist es windundurchlässig, was ihr besonders im Winter noch zu schätzen lernen werdet.
    Übrigens könnt ihr euch wenn euch während eines frostigen germanischen Winters einmal die Schienbeine abzufrieren drohen Stoff darum wickeln, den ihr mit Lederriemen festbinden könnt. Man nennt diese Wickel tibialia. Ein guter Rat an euch alle: Macht das, sonst friert ihr durchgehend...


    Die nächsten Kleidungsstücke sind die Tuniken, eine kurzärmlige für die wärmere Zeit des Jahres und eine langärmlige für die kalte. Sie reichen wie ihr bemerkt habt nur bis kurz unter die Gürtellinie da sie euch beim Reiten nicht behindern sollen. Sie sind links und rechts senkrecht geschlitzt.


    Eure Füße stecken gewöhnlich in der caliga, der römischen Militräsandale. Da diese doch etwas luftig sein kann ist es im Winter ratsam, die Füße ebenfalls mit Stoff, Filz oder Leder zu umwickeln.


    Zusätzlich können euch paenula, euer Umhang aus gewalkter Wolle, und focale, euer Wollschal, vor Wind, Kälte und Regen schützen. Der Umhang ist vom Hals bis zur Magengrube geschlitzt und hält so den Wind ab, der beim Reiten entsteht.


    Tunika, feminlia, caliga, focale, paenula, spatha und Gürtel bilden eure Uniform in Friedenszeiten, an der euch jedermann in der ganzen Provinz als Reitersoldat der Auxiliae erkennen wird.


    Dazu Fragen?"

  • Lucius nickte. "Ihr dürft die Uniform immer und mit Stolz tragen. Allerdings ist es eure Aufgabe, sie in Ordnung und sauber zu halten. Ein Soldat Roms sollte immer sauber und ordentlich aussehen und sich niemals gehen lassen." war seine Antwort.

  • "Stark beschädigte Ausrüstungsstücke können im Magazin gegen neue umgetauscht werden. Darum gibt es im Magazin oft altes Material, das für die tibialiae benutzt werden kann." Er machte eine kurze Pause bevor er die zweite Frage beantwortete. "In den Krieg ziehen wir schwerer gerüstet, entweder mit dem Schuppenpanzer, der lorica squamata, oder mit dem Kettenpanzer, der lorica hamata. Beide bilden eine Schutzhülle um den gesamten Oberkörper. Die lorica squamata besteht aus vielen überlappenden Bronze- bzw. Eisenschuppen, die auf Leinstoff genäht und mithilfe von Draht miteinander verflochten sind. Die lorica hamata besteht aus ineinander gewebten Eisenringen, zur einen Hälfte geschlossene und zur anderen Hälfte zusammengebogene und vernietete Ringe. Zu diesem Oberkörperschutz kommen ergänzend noch Schulterstücke hinzu. Da beide Rüstungen ohne Untergewand scheuern würden bekommt jeder Mann ein solches aus Filz oder Leinen dazu. Dieses federt zusätzlich Treffer ab und verhindert Verletzungen durch einen beschädigten Panzer.


    Zusätzlich kann jeder Soldat noch Beinschienen tragen, eine Art anatomische Metallplatten die den vorderen Teil des Schienbeines schützen. Man schnallt sie mit Riemen hinten um die Wade an. Zu ihnen gehört eine Kniekapsel mit Scharnier, die das Knie schützt.


    Soweit noch Fragen?"

  • "Die Beinschienen, die man im Magazin bekommt, machen nicht gerade viel her. Außerdem sind sie wohl meist schon ein wenig verbeult und reichen nicht für die ganze Turma. Es ist also ratsam, sich ein paar in der Stadt anfertigen zu lassen. Allzu teuer sind sie nicht."

  • "Schön. Dann machen wir weiter mit den Feldzeichen!" sagte Lucius. "Wie ein paar von euch schon wissen ist das ranghöchste Feldzeichen der ALa das Vexilium!" Er ging zu einer Ecke des Raumes, wo eines der Feldzeichen an der Wand lehnte. "Ihr seht, dass es eigentlich eine Lanze ist! Allerdings haben wir daran dieses Querholz befestigt, an dem ein rechteckiges Tuch hängt! Daran hängen wiederum die metallenen Anhänger in Form eines Efeublattes oder eines Herzens. Auf dem Tuch befinden sich die Angaben zur Einheit, zu der es gehört! Der Feldzeichenträger, der Vexillarius, hat ein hohes Ansehen in der Truppe, denn er trägt schließlich ihr Wahrzeichen in den Kampf! Außerdem ist er für die Truppenkasse zuständig. Auch jede Turma hat ihr eigenes Signum, das von einem der Eques getragen wird. Im Kampf können sich die Milites immer wieder darum sammeln, es stellt somit eine Art Angelpunkt einer Schlacht dar! "

  • Vibulanus saß immernoch in der Schola und hörte dem Decurio zu. Nun waren sie schon bei den Feldzeichen angelangt.
    Er gähnte kurz und schaute sich dann das Feldzeichen an der Wand an. Es sah beeindruckend aus doch im Vergleich mit
    einem Legionsadler würde das Vexilium sicher den Kürzeren ziehen.

  • Plötzlich platzte einer der Eques ins Zimmer und nahm rasch vor dem Decurio Haltung an. "Decurio, verzeih die Störung! Der Praefectus kehrt zurück! Er ist schon fast am Tor!"


    Lucius nickte nur knapp und wandte sich an die Probati. "Wir beenden die Stunde für heute! Alle Mann ab in die Unterkünfte, ich will euch so schnell es geht in volle Ausrüstung auf dem Apellplatz sehen! Abite!"

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