• [Blockierte Grafik: http://img224.imageshack.us/img224/9027/00kanalisation8pu.jpg]



    Es war einer dieser verdammten Tage. Ich war gerade auf dem Weg zum Forum gewesen, als mich einer meiner Männer ansprach und mir mitteilte, dass in der Straße der Taverne "Zum gallischen Hahn" ein Menschenauflauf sei und ich unbedingt hinzu kommen sollte. Er selbst konnte mir nicht sagen um was genau ging, also beschloss ich, mir die Sache selbst anzusehen. Kaum war ich jedoch dort, hätte ich am liebsten meinen Kopf gegen eine der Hauswände gedonnert.


    Eine junge Frau - sie schien Mutter zu sein - schrie und weinte wie am Spieß und erst nach längerem Zureden und Einreden auf die anderen Passanten und Anwohner konnte ich erfahren um was es genau ging. Ihr Sohn, so sagte man mir, sei verschwunden, und einer wollte gesehen haben, wie er hinten an der Casa Fabella in der Nähe des Kontrollhäuschens der städtischen Wasserversorgung gespielt habe. Die Wand des Gebäudes sei jedoch schon seit einiger Zeit marode und es gebe ein Loch dort und er könne bei den Göttern schwören, der Junge sei dahein verschwunden.


    "Wo hinein?"


    fragte ich und der Mann bestätigte es nocheinmal.


    Es half alles nichts. Alle waren davon überzeugt, dass sich der kleine Junge in der Kanalisation befände, die Nachbarn sprachen auf mich ein, die Mutter weinte und sah mich flehend an und ein hinzugetretener ehemaliger Senator verpflichtete sich der Dame, dass er persönlich alle Hebel in Bewegung setzen würde, um den Knaben wieder heil zu ihr zurück zu bringen.


    Ich sah ihn ungläubig an, dann jedoch wurde es mir schlagartig bewusst, und ehe ich reagieren konnte, wandte er sich zu mir und sprach mich an. "Regionarius!" sagte er und erzählte etwas von Pflichtbewusstsein, "Regionarius, ich erwarte, dass Du selbst, den Jungen suchst. Ich will keine Ausflüchte, ich stehe bei der Dame im Wort." Ich sah ihn nur an und hätte ihn am liebsten gewürgt.


    Es auf einen Mann meiner Stadtwache abzuschieben hätte nichts gebracht. Womöglich hatte sich der Mann ebenfalls verlaufen. Also nickte ich nur mit dem Kopf, gab einem meiner Männer die Anweisung Verstärkung zu organisieren, besorgte mir am nächsten Laden eine Fackel und schlug dann den Weg zu besagtem Häuschen ein.


    Und in der Tat: Die Wand war brüchig, es befand sich bereits ein Loch darin und es war nicht auszuschließen, dass der Knabe darin verschwunden war. Vermalledeiter Crassus, dachte ich mir, für Blüten und Blumen zu Ehren der Augusta hatte er Geld freigeschaufelt, doch die Kanalisation von Tarraco stank hier aus dem Boden und verschlang kleine Jungen.


    Ich blickte zu den beiden Männern, zündete die Fackel an, schloss das Gebäude auf und nahm die schmale Treppe nach unten.

  • Es war dunkel, kalt und rutschig. Der Gestank hielt sich in Grenzen, dennoch wollte ich am liebsten wieder umkehren. Doch was sein musste, musste sein. Ich streckte die Fackel aus, ein Spann schwebte zu Boden, schwamm kurz in einer Lache und ging dann erlöschend unter. Ein passendes Symbol für alle jene, welche von der Gesellschaft in die Gosse abstiegen.


    "Pass auf, wo du hintrittst!"


    sprach ich zu meinem Nebenmann.


    "Und nicht erschrecken, wenn Du auf ein paar dunkle Gestalten triffst. Hier unten kann sich alles mögliche herumtreiben. Am besten hast Du schon mal dein Gladius griffbereit..."


    Ich lachte trocken, und verdrängte das mulmige Gefühl.

  • Wir kamen nur langsam vorran, da der schmale Gang recht und links der Kanalisation ziemlich rutschig war und ich nicht die Absicht hatte in den Ausscheidungen der Stadt baden zu gehen. Bei aller Liebe zu meinem Pflichtbewusstsein, hatte dieses auch eine Grenze.


    "Verdammt nochmal..."


    flüsterte ich, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein kleiner Junge freiwillig hier rein klettern würde.


    "Kannst Du Dir vorstellen, dass ein kleiner Junge freiwillig hier rein klettert und dann verschwindet?
    Das glaubt doch keine Sau..."


    wandte ich mich an einen der beiden und schüttelte den Kopf.


    "Regionarius, wir könnten wieder umkehren."


    meinte dieser.


    "Der Bursche ist sicher nicht hier und spielt wahrscheinlich in irgendeinem Hinterhof.
    Die Suche hier bringt nichts. Vermutlich hat man ihn oben längst wieder gefunden."


    Ich stoppte und drehte mich um.


    "Wir gehen noch bis zur nächsten Station und verlassen die Kanalisation DORT.
    Ich habe keine Lust umzukehren. Die Strecke ist die selbe..."


    Er nickte.

  • Wie ich vermutet hatte, war weder ein kleiner Junge, noch sonst irgendetwas Interessantes auf der ganzen Strecke zu sehen gewesen. Bei der nächsten Station nahmen wir die Treppe nach oben und begaben uns wieder an das Tageslicht. Die Suche war ergebnislos verlaufen und ich überlegte wie es weitergehen sollte. Mit Sicherheit war der Bursche nicht in die Kanalisation gestiegen. Davon konnte ich ausgehen. Nichts desto trotz, man musste etwas tun. Ich schickte einen der beiden Männer zum Stadtbauamt um die Schäden zu melden und den zweiten zur Stadtwache um weitere Männer in dem besagten Gebiet nach dem Kind suchen zu lassen.


    Ich selbst begab mich zurück zu der Menschenansammlung, welche immer noch die Mutter zu trösten versuchte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!