| Triclinium | Speisezimmer

  • Von Varus sah Cinna zu dem Sklaven, der Wurzeln geschlagen hatte, anstatt sich um die Sauerei zu kümmern. Immerhin verteilte sich mittlerweile ein ganzer Krug Wein am Boden und in den Fützen lagen Scherben, die ihre Form verloren hatten. Es war zum aus der Haut fahren. "Was stehst du da so rum, Sklave?! Aufwischen, und zwar hurtig, sonst setzt es ein paar Schläge!", fuhr Cinna ihn immer noch wutentbrannt an und würdigte die am Boden kauernde Sklavin keines Blickes. Er hoffte für den Sklaven, dass er gleich einen neuen Krug Wein herbeischaffte, denn immer noch hatte Cinna weder etwas gegessen noch getrunken - und das war nicht sonderlich gut. Wieder sah er zu Varus.

  • Iason brauchte einen Moment, bis er realisierte, dass er angesprochen war. Dann ging er schnell hinaus und kam mit einem Lappen wieder. Es war ein vollkommen bizarres Bild. Er kniete über der Pfütze und wischte sie auf, Varus stand da wie angewurzelt und Cinna und Miriam prügelten sich gleichzeitig.
    Cinna war zwar ein Barbar, aber Miriam hatte es einfach zu weit getrieben. Irgendwann musste das ja geschehen...

  • "Schluss damit jetzt!" donnerte Varus, der sich seinen schmerzenden Oberschnkel rieb und Miriam zornentbrannt ansah. Er hatte mitverfolgt, wie die Sklavin versucht hatte, aus der Situation zu entwischen und er hatte auch Iason bemerkt, der nun auf Cinnas Befehl hin den Boden säuberte. Varus war mit drei schnellen Schritten bei Miriam, die auf dem Boden lag wie ein Straßenköter, und Cinna, der über ihr stand wie Iuppiter seilbst. Er bückte sich zu Miriam, packte ihr Kinn und drehte es so, dass sie Iason sehr gut sehen konnte.
    "Findest du es gerecht, wenn andere für deinen Ungehorsam gerade stehen müssen? Ist das für dich angenehm, hm?"
    Varus ließ Miriam los, richtete sich wieder auf und sah Cinna an. Was erwartete er jetzt von ihm? Varus war niemand, der anderen Menschen gern Schmerz zufügte, im Gegenteil, er verabscheute Gewalt. Aber hier half wohl alles gute Zureden nicht mehr.
    "Bestraf sie", meinte er daher nur knapp.
    "Ich weiß nicht, was alles vorgefallen ist, bevor ich kam."

  • Die Hand hatte sie auf der schmerzenden Stelle im gesicht liegen, als dieses wieder einmal grob gepackt wurde am Kinn und zur Seite gefreht wurde. Sie sah sehr deutlich wie der andere Sklave die Scherben aufsammelte und den Wein aufwischte und es war ihr egal. Sie verstand sich nicht gut mit Iason und er konnte auch einmal etwas tun.


    Die Worte von Varus drangen scharf an ihr Ohr aber sie war nicht auf ihre Zunge gefallen und antwortete somit leise: "Er es eh faul und kann auch einmal etwas machen." Danach fiel ihr Blick wieder auf den Boden und sie setzte sich hin, stützte sich aber immer noch mit den Händen auf dem Boden ab.


    Cinna sollte sie bestrafen? Miriam schluckte bei dem Gedanken daran, was er machen könnte. Nie hätte sie damit gerechnet, dass ihr Herr die Bestrafung jemand anderen übertragen würde. Langsam hob sie ihren Kopf und sah zu Cinna und Varus auf, die beide direkt bei ihr standen. Ihr Herz schlug immer schneller und ihr ansonsten zierliches Gesicht war grün und blau mit der Wunde an der Schläfe.

  • Cinnas Augen funkelten, als Varus ihm freie Hand ließ. Er nickte knapp, dann sah er herunter auf die Sklavin, die anscheinend immer noch nicht genug hatte. Ihr würde er schon noch beibringen, wie sie zu spuhren hatte, wenn sie in seiner Gegenwart war. Er trat nach ihr. Nicht sonderlich doll, aber es sollte ein Ruck durch ihren Körper gehen. "Steh auf!", knurrte er. "Ich glaube, ich wüsste da etwas, das für dich nicht mehr so angenehm wäre...."

  • Miriam konnte den Blick des Fremden nicht ertragen und sie wäre sitzen geblieben wenn sie nicht so große Angst gehabt hätte. Der Triit ließ ihr die Arme wegknicken und sie konnte sich eben nur so noch halten. Es kostete sie einige Mühe aufzustehen, aber sie tat es und ging auch gleich ein paar Schritte nach hinten um soviel Abstand zwischen sich und Cinna zu bekommen, wie möglich war.
    Ihre Hände lagen locker neben ihren Körper und sie würde sich gegen ihn wehren, da ab nun alles egal war.
    Mit einem ziemlich rampuniertem Gesicht sah sie Cinna an und in ihren Augen funkelte immer noch der pure Trotz. Bis jetzt hatte sie trotz der Schläge kein einziges mal geweint, da sie ihm diese Genugtuung nicht geben wollte. "Die Götter werden meine Zeugen, ich werde mich für alles rächen" flüsterte sie heiser.

  • "Die Götter?" Höhnisch lachte Cinna sein dröhnedstes Lachen. "Du bist rechtlos, Sklavin, und du bedeutest den Göttern nichts!" Iason rutschte auf dem Boden herum. Beinahe hätte Cinna vor Verärgerung angeordnet, er sollte den Boden mit dem Stoff, den er am Leibe trug, wischen, doch kopfschüttelnd sah er zu Miriam. "Komm her!", donnerte er unvermittelt und mit einem Blick, der allein schon Strafe war, egal ob sie gehorchte oder nicht.

  • Seine Worte stachelten ihre Wut auf diesen Menschen nur noch mehr an und der pure Trotz stieg wieder in ihre dunklen Augen. Sie vergaß schon fast wieder was ihr alles drohen könnte bzw was ihr noch drohen würde wenn er sie erst einmal in die Finger bekam.


    "Ich mag Sklavin sein, aber dennoch bin ich ein Mensch und zwar ein Mensch mit eigenem Willen, den ich mir von keinem brechen lassen werde." Ihre Hände waren wieder zu Fäusten geballt und sie wich noch weiter vor Cinna zurück und dachte nicht daran näher zu ihm zu kommen. Ihr Blick huschte im Raum umher als würde sie nach einer Fluchtmöglichkeit suchen, was allerdings recht schwer sein würde. Nun war sie wieder an dem Punkt wo sie sich fragte warum sie noch nicht versucht hatte zu fliehen. Hier schien das Mädchen niemand zu verstehen.

  • Was sie sagte, fachte nur weiter Cinnas Hohn und Zorn an. Auch, dass sie zurückwich, anstatt zu ihm zu kommen, zerrte an seiner Geduld, die eigentlich eh schon am bersten war. Das war genug. Er würde doch nicht mit einer Sklavin diskutieren. "Los, komm du Drecksstück!", fuhr er sie an und ging im gleichen Moment auf sie los. Er packte sie am Stoff ihres Sklavengewandes, bekam den Arm und wohl abermals ein paar Haarsträhnen zwischen die Finger, die sich eisern um alles schlossen. "Die Zeit deines Widersprechens nimmt jetzt ihr Ende! Ich werde dir zeigen, was passiert, wenn du es wagst noch einmal deine Stimme gegen mich oder irgendwen sonst dieser Familie zu erheben! Beweg dich!" Er stieß sie grob am langen Arm vor sich her. Sollte sie stolpern und fallen, würde er keine Rücksicht darauf nehmen. Er warf Varus noch einen blitzenden Blick zu, dann durchquerte er mit Miriam, die er fest im Griff hielt, und grimmiger Entschlossenheit die Casa. "Du wirst mir als Exempel dienen, Sklavin, damit du und deinesgleichen es nie wieder wagen, auch nur in Gedanken widerspenstig zu sein... Iason! Turia! Zu mir!"

  • Miriam versuchte ihn zu treten, als er auf sie los ging und schrie doch einmal kurz auf, als sich seine Finger in ihre zerwühlten Haare griffen und fest daran zogen und zerrten. Auch ihr Arm wurde mehr als nur grob gefasst und sie wurde mit roher Gewalt nach vorne gedrängt und gestoßen. Sie stolperte weiter und immer weiter und hatte keine Möglichkeiten sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Sie stieß einige Flüche in ihrer Heimatsprache aus und schlug einmal auch nach Cinna.
    "Bereuen wirst du und deine Frau es.....beide!!!" schrie sie ihn histerisch an.

  • Varus wandte sich ab und verließ das Triclinum. Er fühlte sich schlecht, nein mehr noch.... Wenn Arria davon erfuhr, was er erlaubt hatte, würde sie ungehalten werden. Und Varus konnte nichts erwidern, was diese Taten wieder gut gemacht hätten, auch wenn er sie nicht begangen hatte. Er ging in den Garten. Wenigstens Zeuge dieser "Bestrafung" durch seinen Halbbruder wollte er nicht werden, auch wenn Miriam ihn immer wieder zur Weißglut trieb und es wahrlich verdient hatte.

  • Iason ließ die restlichen Scherben liegen und folgte Cinna zögerlich. Miriam war zwar eine Sklavin und hatte sich ungebührlich verhalten - ja geradezu unverschämt, aber trotzdem tat es ihm weh, als er sah, was mit ihr geschah. Sicher würde sich bis auf die Knochen ausgepeitscht werden. Ihm graute vor dem, was er gleich sehen musste.

  • Cinna kam zurück ins Triclinium und tat nun endlich, wofür er vorhin keine Gelegenheit erhalten hatte: Er legte sich auf eine der drei Clinen, stützte den Kopf auf eine Hand und sah das Essen an, das Miriam ihm zuvor gebracht hatte. So recht Appetit hatte er nun keinen mehr, aber er wusste, dass sein Körper hungerte. Er rupfte dem toten Huhn einen Fetzen Fleisch von der Brust, kaute darauf herum. Immerhin schmeckte es gut. Auf einen Brotfladen strich er dazu etwas Moretum und aß das mehr oder weniger lustvoll.
    Natürlich plagten ihn keine Gewissensbisse. Die Sklavin hatte ihn beleidigt, ihm nach dem Mund geredet, ihn angespuckt und Drohungen gegen ihn und gegen andere Petronier gemacht. Und sie hatte dem Pater Familias einen Weinkrug ans Bein geschmissen. Ihre bösen Absichten waren nicht zu übersehen und ebenso wenig zu überhören gewesen. Summa Summarum konnte sie von Glück reden, dass sie noch atmete - und er meinte annehmen zu können, dass so ziemlich jeder Römer dachte, der sich ungern Sklaven hielt, die Anschläge auf ihn ausübten.
    Cinnas Blick verfinsterte sich wieder, zumal der Wein, der er jetzt gern getrunken hätte in einer Fütze am Boden lag. "Verfluchtes Sklavenpack...", brummte er, aß sich satt und blieb hinterher noch sinnend liegen.

  • Es war genug Zeit vergangen und immernoch war kein Sklave aufgetaucht. Normalerweise musste man darauf nicht erst lange warten. Verdächtig. Wo steckten die denn alle? Er hatte Durst. "Bei den Göttern, muss man denn immer erst laut werden, wenn man in diesem Haus etwas haben möchte?!", schnauzte Cinna wohl etwas lauter als beabsichtigt.

  • Gerade kam die fleißige Sklavin aus Arrias Zimmer, als sie Cinnas zornige Stimme brüllen hörte. Sie seufzte kurz, rannte schnell und wohlweißlich in die Küche und brachte vorsichtshalber einen Weinkrug mit, als sie zu Cinna ins Triclinium lief.
    "Verzeih mir, Herr" sagte sie und versuchte ein Lächeln. Aber sie hatte schon Angst vor diesem Mann. Nur hatte Turia stets gehorcht und hoffte, dadurch Miriams Schicksal nicht teilen zu müssen. Hoffentlich verschwand der Bruder des Herrn bald wieder...

  • "Geht doch....", raunte Cinna, als Turia kaum nach seiner Beschwerde auch schon mit neuem Wein kam. Ging widererwartend doch etwas in diesem Hause so, wie es gehen sollte. Er war überrascht und hielt ihr den Becher hin, den sie auffüllte, während sie die Entschuldigung vortrug. Cinna machte eine gleichgültige Handbewegung. Das Lächeln, das nicht glückte, trieb ihn dann jedoch wieder auf die Palme. "Was guckst du mich denn so an?! Hat die Sklavin es denn nicht darauf angelegt, bestraft zu werden?" Sein Blick funkelte, während er schleichend langsam den Blick, der ihr eine Antwort verbot, von der Sklavin nahm und den Becher an die Lippen hielt. "Benimm dich, spure, dann werde ich dich auch nicht strafen."
    War doch wahr... Cinna hatte doch nicht willkürlich gestraft, aber das konnte Turia ja nicht wissen. Er schüttelte den Kopf und trank in großen Zügen den Wein, als wäre die Slavin nicht länger existend.

  • Ria goss dem Petronier Wein ein und stand schließlich vor ihm, eine Hand am Griff der Karaffe, die andere darunter. Sie sah Cinna an und erwiderte trotz seines Blicks "Ja Herr, sie hat es darauf angelegt. So ist Miriam. Du wirst sie nicht brechen können, so sehr du es auch versuchen magst. Manchmal glaube ich, dass es Menschen gibt, die nicht geboren wurden, um Sklaven zu sein. Auch wenn ich mir wünsche, Miriams Schicksal nicht zu teilen, so finde ich doch, dass du richtig gehandelt hast." Nein, das fand sie keineswegs, aber schon immer hatte Turia ein Gespür für heikle Situationen gehabt und es würde Balsam für Cinnas Seele sein, wenn sie als Sklavin ihm beipflichtete.

  • Es war Balsam für Cinnas Seele und ganz nebenbei errettete es die Sklavin vor einer Standpauke. Natürlich war er nicht so dumm, es ihr auch wirklich abzunehmen, was sie da sprach - aber sie verleugnete damit ihre wahren Gedanken und Gefühle, und das brachte Genugtuung. Mit einer fahrigen Handbewegung wunk Cinna die Sklavin weg. "Wisch den Wein auf", sagte er hörbar besänftigt und versank in Grübeleien, während er seinen Becher langsam leerte.

  • "Ja, Herr!" sagte sie und ging, um einen Feutel zu holen. Bald darauf kam sie wieder und sah mit geübtem Blick, dass Cinnas Becher beinahe leer war. Den Lappen noch in der Hand fragte sie "Mehr Wein, Herr?"

  • Cinna seufzte und hielt ihr den Becher hin. Es war doch wirklich nicht schwer ihn zufrieden zu stellen, oder? Ein wenig Aufmerksamkeit, die richtige Anrede und eine Portion Pflichtbewusstsein - dann ging alles problemlos und harmonisch. Als sein Becher aufgefüllt war, zog er einen Mundwinkel hoch, was wohl das Lächeln für Sklaven war, und versank gleich darauf wieder in Gedanken.

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