Petronia Arria

  • Leise trat Andraste an die Tür der Herrin und klopfte dann an. Wenn die Herrin schon wach sein sollte, würde sie sich sicher melden und wenn nicht, dann würde sie eben warten müssen.


    Nun hob sie den Blick wieder etwas an, die Gefahr noch jemandem zu begegnen war hier recht klein und nun war sie ja ohnehin gleich mit ihrer Herrin beschäftigt. Die junge Keltin lächelte sacht, als sie zurückdachte, was für einen Spaß sie mit ihrer Herrin gehabt hatte.


    Doch dann nahm sie gleich wieder ihre normale, demütige Haltung und Miene an, als ein anderer Sklave an ihr vorbeischritt, wohl auch auf dem Wege, seine Arbeit zu verrichten. Sie nickte diesem kurz zu.

  • Arria saß mehr träumend als sich kämmend im Korbsessel und horchte auf, als es klopfte, bestimmt kam Andraste wie versprochen.


    "Herein, die Tür ist offen", rief sie gerade so laut, dass es draußen gut zu hören sein würde.

  • Leise schob sie die Tür auf, trat ein und verschloß die Tür wieder, ehe sie zu Arria sah.


    "Guten Morgen, Herrin. Hast du gut geschlafen?" fragte sie höflich und ging derweilen an den Vorhang, hinter dem die Tuniken Arrias hingen.


    "Die hellblaue, die weiße mit den roten Verzierungen oder die Rote?" fragte sie dann und linste hinter dem Vorhang vor.
    Ihre Augen funkelten voller Tatendrang, sie war wirklich eifrig bemüht, eine gute Sklavin für Arria zu sein und hoffte, das sie deren Erwartungen erfüllen konnte.

  • Arria lächelte ihr zu.


    "Guten Morgen, Andraste. Ja, ich habe dank deiner Behandlung geschlafen wie ein Stein", antwortete sie und überlegte dann einen Moment.


    "Ich denke, ich nehme heute die hellblaue. Sie steckt voller Lebensfreude", erwiderte sie und erhob sich. "Dein Haarpflegemittel ist wirklich prima. Sie fühlen sich immer noch wunderbar weich an."

  • Andraste lächelte, dann verschwand der Kopf mit den gewellten schwarzen Haaren noch einen Moment hinter dem Vorhang, ehe Andraste mit der hellblauen Tunika und einem Paar mit glänzenden Fäden durchzogenen Sandalen zurückkehrte.


    "Das müsste wunderbar zusammenpassen und heute werde ich dir dein Haar frisieren." sagte sie und half Arria dann beim Ankleiden, zog die Falten der Tunika zurecht und band die Sandalen um Arrias schlanke Fesseln. Hiernach stand sie wieder auf, holt die Bürste, die Arria am Sessel gelassen hatte und einige Bänder, so wie eine schmetterlingsförmig gehaltene Klammer. "Setz dich, Herrin." bat sie und stellte sich dann hinter den Stuhl, auf den sie gedeutet hatte.

  • Arria erhob sich und ließ sich beim Ankleiden helfen. So eine eigene Sklavin war wirklich etwas tolles und so erholsam. Und es brachte ihr unglaublich glänzende Haare. Ein Traum für jede junge Frau.


    "Ja, du hast Recht, es sieht sehr hübsch aus. Schade, dass mich Imperiosus nicht sehen kann", seufzte sie leicht, lächelte aber dann wieder und setzte sich, um sich die Haare richten zu lassen. "Wo hast du das alles nur gelernt?", fragte Arria, als Andraste damit anfing, ihre Haare zu kämmen. Die junge Römerin beobachtete jeden Handgriff dabei in ihrem kleinen Spiegel.

  • Andraste begann zunächst, Arrias Haare mit kräftigen Bürstenstrichen durchzukämmen, bis sie schimmernd über den Rücken der Römerin fielen.
    Danach testete sie erst einmal die Bänder, in dem sie diese anhielt, dann aber sacht den Kopf schüttelte und zu der Schmetterlingsspange griff. Sie war recht hell, würde also einen hübschen Kontrast zu Arrias Haar abgeben.


    Andraste kämmte das Haar um Arrias Stirn und die Schläfenpartie zurück und fasste es mit einer Hand zusammen. Ganz leicht drehte sie die Haare etwas zusammen, ehe sie die Spange befestigte und dann mit einigen Haarklämmerchen lose Haare befestigte. Danach nahm sie das einzige hellblaue Band und begann dann, Arrias Haare ab der Schmetterlingsspange einzuflechten. Ein Teil war nun am Hinterkopf zusammengenommen und ab der Spange geflochten, sie band das Haar unten mit dem hellblauen Band zusammen. Der Rest, den sie nicht in den Zopf genommen hatte, fiel offen und glänzend herab.


    Andraste nickte zufrieden. "Das sieht wunderschön aus, Herrin." sagte sie leise, ehe sie sich der Fragen besann. "Meine Mutter hat es mir beigebracht, Herrin."

  • Arria beobachtete die ganze Zeit die sicheren, geübten Bewegungen Andraste und versuchte, es sich einzuprägen, um dies irgendwann selbst zu schaffen. Sie wollte sich selbst auch hübsch machen können, obwohl Andraste natürlich dafür da war in ihrer Tätigkeit als Leibsklavin. Das Staunen wuchs immer mehr, als plötzlich alle lästigen Haarsträhnen aus dem Gesicht waren und sie freie Sicht auf den Spiegel hatte, sie nicht einmal widerspenstig aussahen


    "Das ist unglaublich! Andraste, du bist eine wahre Künstlerin!", platzte es aus Arria heraus, ehe sie sich wieder auf ihr 'Damentum' besann und sich gesittet erhob.


    "Ich hätte auch gerne eine Mutter wie die deine gehabt", antwortete Arria mit einem traurigen Lächeln.

  • "Herrin, hast du deine Mutter nicht gekannt?" fragte sie leise und mitfühlend, obwohl es sich für eine Sklavin sicherlich nicht unbedingt ziemte, mit ihrer Herrin Mitgefühl zu haben. Doch noch waren sie ja in Arrias Zimmer und solange niemand anklopfte, konnte sie schon nachfragen.


    Und so legte sie auch eine Hand auf Arrias Arm, riskierte, das Arria vielleicht doch wütend wurde, weil sie es gewagt hatte, sie zu berühren. Doch bislang hatte sie ihre Herrin immer sanft und freundlich erlebt, warum sollte sie ausgerechnet jetzt böse werden?


    Die dunkelblauen Augen Andrastes ruhten prüfend auf Arrias Gesicht.

  • Arria schloss die Augen und schüttelte den Kopf.


    "Sie hat meine Geburt nicht überlebt", meinte sie erklärend und trat dann ungeachtet Andrastes Hand an das Fenster. Sie stützte sich darauf, blickte hinaus und seufzte. Wie gerne hätte sie eine Mutter gehabt, ein paar Jahre wenigstens. Sie brauchte jemandem, mit dem sie reden konnte, jemand, der ihr eine Mutter war. Oder zumindest eine enge Freundin, aber Helena weilte in Rom und mit Valeria funktionierte es auch nicht so recht. Sie waren zu verscheiden, verstanden sich nicht wirklich, redeten es sich vielleicht nur ein. Eine Mutter hätte ihr vielleicht helfen können, die Tochter zu werden, die Varus in ihr sehen wollte. Sie zu dem machen, was sich Dame nennen konnte.


    Langsam richtete sich Arria wieder auf und spürte ein Ziehen an der Hüfte, dort, wo die kleine Wunde war, die langsam vernarbte. Sie legte eine Hand darauf, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust.


    "Ich frage mich, wie lange der Conventus noch dauern wird. Ich wünschte, Helena wäre wieder hier und meine Ausbildung ginge weiter", murmelte sie völlig ohne Zusammenhang, um die bösen Gedanken zu verscheuchen.

  • Andraste blieb stehen, wo sie war. Sie wagte es einfach nicht, der Herrin nachzugehen. So blickte sie wieder gen Boden, wie so oft und kaute sich leicht auf der Lippe herum, fieberhaft überlegend. Doch es wollte ihr partout nichts einfallen, wie sie der Herrin helfen konnte.


    Langsam trat Andraste dann ein Stück weiter gen Tür und griff nach ihrer kleinen Tasche, welche sie dort abgestellt hatte. Sie nahm die Flöte aus dem feinen, dunklen Holz heraus, die der Herr ihr gegeben hatte. Langsam ließ sie sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder und legte das Instrument an ihre Lippen. Die Melodie, welche erklang, war zunächst traurig, wurde aber dann springender, lebendiger und deutlich fröhlicher. Andraste hatte die Augen geschlossen.


    Ob es helfen würde, das wusste die Keltin nicht. Aber zumindest würde es Arria vielleicht ablenken.

  • Ein Lächeln schlich sich auf Arrias Züge, als sie Andraste dabei beobachtete, wie sie spielte. Die Römerin schloss die Augen, lauschte den Tönen und genoss die wohltuende Wirkung der Musik, ehe sie eine ganze Weile später zu Andraste ging, sich vor ihr niederkniete und sie anlächelte.


    "Was hältst du davon, wenn du deine Herrin noch ein wenig bloßstellst?", grinste sie und meinte damit ihr (noch) stümperhaftes Harfenspiel.

  • Andraste lächelte erneut. Die Melodie hatte ohnehin gerade ihren Abschluß gefunden und so packte sie die Flöte sorgsam wieder weg und holte stattdessen die kleine Harfe aus der Tasche, die dort immer gut gepolstert verpackt lag.


    "Erinnerst du dich noch an die Tonleiter, Herrin? Oder soll ich sie dir nochmal zeigen?" fragte Andraste und stellte das Instrument auf den Boden, ehe sie Arria gespannt ansah. Es freute sie, das sie ihrer Herrin das Harfenspiel beibringen durfte - ein wundervolles Instrument in den Augen der jungen Keltin.

  • Arria lächelte und setzte sich zu Andraste auf den Boden, nahm das Instrument auf ihren Schoß, beschloss dann aber, dass es in einem Sessel sitzend doch einfacher gehen würde, was sie auch gleich in die Tat umsetzte.


    "Ich versuche es und du sagst mir, wenn ich etwas falsch mache", antwortete sie und legte ihre Finger so an die Saiten, wie es die Keltin am Tag zuvor gezeigt hatte. Vorsichtig zupfte sie daran, so dass die ersten Töne durch das Zimmer schwirrten, an den Wänden reflektiert wurden und zu ihr zurückkamen. Sie versuchte nun, die Tonleiter zu spielen, doch der ein oder andere Ton klang etwas schräg.

  • Andraste lauschte einen Moment, dann stand sie auf und legte ihre Hände über die von Arria, um sie nochmals zu führen und ihr zu zeigen, wie es richtig klingen musste.


    "Manche darfst du nur ganz sacht anzupfen." sagte sie lächelnd und setzte sich dann wieder auf den Boden.


    "Versuch es nochmal, Herrin." bat sie dann und sah Arria auffordernd an. Sie war sich sicher, das Arria es schaffen würde.

  • Arria beobachtete aufmerksam, wie Andraste ihre Hände führte und probierte es dann noch einmal, doch diesmal wollte es nicht so ganz klappen. Erst nach etlichen weiteren Versuchen waren zumindest die Töne richtig, wenn sie auch noch nicht gleich lang waren und es somit noch ein wenig unbeholfen klang.


    "Das war richtig, oder?", fragte Arria unsicher, doch sie begann bereits zu strahlen.

  • Andraste nickte lächelnd. "Ja, so war es richtig." sagte sie. "Gleich nochmal." sagte sie und deutete auf die Harfe. "Du solltest das so oft wie möglich üben, Herrin, bis es irgendwann auch gleichmässig klingt. Dann können wir das nächste üben. Es mag vielleicht langweilig klingen, aber wer die Tonleiter beherrscht, der tut sich nachher einfacher." erklärte die Sklavin.

  • Arrias Gesicht erstrahlte beim Lob Andrastes und sie begann sofort, die Tonleiter noch einmal zu spielen. Wieder traf sie die richtigen Töne, wenn auch nicht dir richtigen Längen.


    "Ich finde es nicht langweilig", erwiderte sie schließlich und lächelte Andraste an. "Auch die kleinen Aufgaben müssen erledigt werden und es gehört eben dazu, wenn man lernen will, ein Instrument zu spielen. Das wäre genauso, als würde ich mich lediglich für Ceres interessieren und für keinen der anderen Götter, da hätte ich meine Prüfung nicht geschafft", zwinkerte sie und begann dann wieder, die Tonleiter zu spielen.

  • Andraste lauschte wieder den Tönen und nickte hin und wieder. Auch zu den Worten ihrer Herrin nickte die Keltin und dann hob sie die Hand.


    "Versuch den dritten und den fünften Ton länger zu spielen und den zweiten nur anzuzupfen, dann kriegst du es hin." sagte sie lächelnd und sah Arria an.

  • Arria nickte und hielt einen Moment inne, ehe sie wieder begann, die Töne zu zupfen. Diesmal klang es schon fast so wie bei ihrer Lehrerin, doch perfekt würde sie es wohl erst mit ausreichender Übung schaffen.


    "Würdest du mir erlauben, deine Harfe auszuborgen, damit ich im Officium üben kann?", fragte sie nach etlichen weiteren Versuchen fast schon schüchtern.

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